Wie Sprachen Laute benutzen

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K (Wie stelle ich ein realistisches Lautinventar zusammen?)
(Wie stelle ich ein realistisches Lautinventar zusammen?: Typologie Vokalsysteme)
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* Alle Sprachen haben Plosive an mindestens drei verschiedenen Artikulationsstellen. Die Grundlage bilden fast immer /p t k/; Hawaiianisch hat statt dessen /p k ʔ/, einige nordamerikanische Indianersprachen haben /t k ʔ/. Wenn einer der drei grundlegenden Plosive fehlt, ist dies üblicherweise /p/; oft (wie im Arabischen) ist dann allerdings ein stimmhaftes Gegenstück /b/ vorhanden.
 
* Alle Sprachen haben Plosive an mindestens drei verschiedenen Artikulationsstellen. Die Grundlage bilden fast immer /p t k/; Hawaiianisch hat statt dessen /p k ʔ/, einige nordamerikanische Indianersprachen haben /t k ʔ/. Wenn einer der drei grundlegenden Plosive fehlt, ist dies üblicherweise /p/; oft (wie im Arabischen) ist dann allerdings ein stimmhaftes Gegenstück /b/ vorhanden.
 
* Fast alle Sprachen haben ein /s/. Bis auf wenige Ausnahmen ist dieser Laut nur in vielen Sprachen der Ureinwohner Australiens und Neuguineas nicht vorhanden (wie übrigens auch alle anderen Frikative); es wird vermutet, dass das mit einer in diesen Bevölkerungsgruppen verbreiteten Ohrenkrankheit zusammenhängt.
 
* Fast alle Sprachen haben ein /s/. Bis auf wenige Ausnahmen ist dieser Laut nur in vielen Sprachen der Ureinwohner Australiens und Neuguineas nicht vorhanden (wie übrigens auch alle anderen Frikative); es wird vermutet, dass das mit einer in diesen Bevölkerungsgruppen verbreiteten Ohrenkrankheit zusammenhängt.
* Frikative an anderen Artikulationsorten sind seltener, als man annehmen würde. Nur sehr wenige Sprachen (darunter Englisch und je nach Zählweise auch Deutsch) unterscheiden mehr verschiedene Frikative als Plosive. Im Gegenteil ist /s/ sogar oft der einzige Frikativ überhaupt; manchmal kommt auch die Kombination /s/ und /z/ vor. Labiale Frikative kommen nur in etwa 60% aller Sprachen vor, postalveolare Frikative in knapp 45% aller Sprachen, velare Frikative in knapp 30% der Sprachen, und uvulare Frikative in etwa 10% der Sprachen. Dentale Frikative (also die in typischen Fantasy-Namen recht beliebten englischen "th-Laute") sind sogar noch seltener, sie gibt es nur in etwa 7,5% aller Sprachen.
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* Frikative an anderen Artikulationsorten sind seltener, als man annehmen würde. Nur sehr wenige Sprachen (darunter Englisch und je nach Zählweise auch Deutsch) unterscheiden mehr verschiedene Frikative als Plosive. Im Gegenteil ist /s/ sogar oft der einzige Frikativ überhaupt; manchmal gibt es auch die Kombination /s/ und /z/. Labiale Frikative kommen nur in etwa 60% aller Sprachen vor, postalveolare Frikative in knapp 45% aller Sprachen, velare Frikative in knapp 30% der Sprachen, und uvulare Frikative in etwa 10% der Sprachen. Dentale Frikative (also die in typischen Fantasy-Namen recht beliebten englischen "th-Laute") sind sogar noch seltener, sie gibt es nur in etwa 7,5% aller Sprachen.
 
* Nasale kommen in fast allen Sprachen vor, meistens sowohl /n/ als auch /m/. Der velare Nasal /ŋ/ existiert in etwa 50% der Sprachen (davon bei etwa 20% nur am Silbenende, wie auch im Deutschen). Den palatalen Nasal /ɲ/ (das spanische ''ñ'') findet man in gut 30% aller Sprachen.
 
* Nasale kommen in fast allen Sprachen vor, meistens sowohl /n/ als auch /m/. Der velare Nasal /ŋ/ existiert in etwa 50% der Sprachen (davon bei etwa 20% nur am Silbenende, wie auch im Deutschen). Den palatalen Nasal /ɲ/ (das spanische ''ñ'') findet man in gut 30% aller Sprachen.
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* Vokalsysteme haben bei Abbildung im Vokaltrapez der IPA-Tabelle meistens eine "dreieckige" Form, es gibt also in den allermeisten Sprachen jeweils mehr Unterscheidungen bei den geschlossenen Vokalen als bei den offenen. Das einfachste Beispiel wäre ein System /i a u/ wie z.B. im Quechua, aber auch das spanische /i e a o u/ und das italienische /i e ɛ a ɔ o u/ haben diese Form. Bei Sprachen mit mehr als sieben Vokalqualitäten werden meistens ein oder zwei weitere "Linien" in der Mitte eingefügt, also z.B. vordere gerundete Vokale oder hintere ungerundete. Auch das deutsche System /i ɪ e ɛ y ʏ ø œ a ə ɔ o ʊ u/ (ohne Vokallänge) lässt sich daher als Dreieck begreifen.<br> Alternativ gibt es in einigen Sprachen auch eine "rechteckige" Form, bei der es bei jedem Offenheitsgrad die gleiche Zahl an vorderen und hinteren Vokalen gibt, wie z.B. in der Sprache Chamorro mit /i e æ ɑ o u/.<br> In den meisten Sprachen ist das Vokalsystem relativ symmetrisch. Wenn nicht, dann gibt es fast immer mehr vordere Vokale als hintere. Deutsch ist ein Beispiel hierfür, ein anderes wäre das in nordamerikanischen Indianersprachen weit verbreitete System /i e a o/. Eine der bekanntesten Ausnahmen ist das Mongolische mit /i e a ɔ o ʊ u/.<br> <small>Einen guten Überblick über die Typologie der Vokalsysteme bietet [http://gesc19764.pwp.blueyonder.co.uk/vowels/vowel_systems.html diese Seite (englisch)].</small>
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* Vordere gerundete Vokale wie im Deutschen, Französischen, Türkischen oder Finnischen gibt es nur in weniger als 10% aller Sprachen, die meisten davon in Europa und dem nördlichen Asien. Hintere ungerundete Vokale gibt es laut UPSID mit etwa 13% sogar etwas häufiger, aber meist weniger systematisch, weil oft nur das /u/ eben ungerundet als [ɯ] ausgesprochen wird. Ein Kontrast zwischen gerundeten und ungerundeten hinteren Vokalen kommt nur in knapp 5% der Sprachen vor.
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* Unter den zusätzlichen Vokaldimensionen ist die Länge in etwa 11% aller Sprachen bedeutungsunterscheidend, Nasalierung in etwa 25%, und die Tonhöhe in etwa 45% der Sprachen (davon rund 25% mit nur zwei unterschiedlichen Tönen, die übrigen 20% mit drei oder mehr; die höchste bekannte Zahl an Tonunterscheidungen liegt bei fünf reinen Tonhöhen bzw. neun Tönen insgesamt, wenn man Konturtöne mitzählt). Andere Phonationen (stimmlose Vokale, Hauchstimme, Knarrstimme etc.) sind nur in einzelnen Sprachen bedeutungsunterscheidend, hängen aber manchmal mit dem Tonsystem zusammen (z.B. im Vietnamesischen).
 
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:<sup>4</sup> Wenn man einmal außer Acht lässt, dass es zum nach hinteren Vokalen gesprochenen "Ach-Laut" [χ] im Standarddeutschen auf phonetischer Ebene durchaus ein stimmhaftes Gegenstück gibt, nämlich das ''r'' geschriebene [ʁ]: ''fluche'' /fluːxə/ [fluːχə] vs. ''Flure'' /fluːrə/ [fluːʁə]. Allerdings verhält sich dieser Laut im Deutschen nicht wie ein Frikativ, und ein stimmhaftes Gegenstück zum "Ich-Laut" [ç] kommt in der Standardsprache tatsächlich nicht vor.
 
:<sup>4</sup> Wenn man einmal außer Acht lässt, dass es zum nach hinteren Vokalen gesprochenen "Ach-Laut" [χ] im Standarddeutschen auf phonetischer Ebene durchaus ein stimmhaftes Gegenstück gibt, nämlich das ''r'' geschriebene [ʁ]: ''fluche'' /fluːxə/ [fluːχə] vs. ''Flure'' /fluːrə/ [fluːʁə]. Allerdings verhält sich dieser Laut im Deutschen nicht wie ein Frikativ, und ein stimmhaftes Gegenstück zum "Ich-Laut" [ç] kommt in der Standardsprache tatsächlich nicht vor.
:<sup>5</sup> Datenbasis: [http://www.wals.info World Atlas of Language Structures (WALS)] sowie [http://typo.uni-konstanz.de/archive The Universals Archive]
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:<sup>5</sup> Quellen: [http://www.wals.info World Atlas of Language Structures (WALS)], [http://web.phonetik.uni-frankfurt.de/upsid_find.html UPSID Database] sowie [http://typo.uni-konstanz.de/archive The Universals Archive]
 
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===Phonotaktik===
 
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{{fehlt|Wie wirkt sich die Verteilung der Laute auf die Ästhetik der Sprache aus?}}
 
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Version vom 30. Juli 2013, 10:42 Uhr

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