Wie Sprachen Laute benutzen

Aus WB-Sprachtutorial
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Phonemische Regeln und Silbenstruktur)
K (Phonemische Prozesse)
Zeile 278: Zeile 278:
 
; Angleichung und Entähnlichung:
 
; Angleichung und Entähnlichung:
 
: Diese beiden Prozesse sind die häufigsten. Befindet sich ein Laut in der Nähe eines anderen Lautes, so kann sich dieser zugunsten der einfacheren Aussprache oder der besseren Verständlichkeit verändern. Es werden also ein oder mehrere Merkmale eines Lautes angepasst. Bei der Angleichung übernimmt der eine Laut Merkmale des angrenzenden Lautes. Wobei der angrenzende Laut nicht direkt angrenzen muss, sondern auch mehrere Laute entfernt sein kann. Ein Beispiel für die Angleichung im Deutschen ist, dass aus der Vorsilbe "an", wenn ein [b] folgt, [am] wird. Allgemeiner können wir sagen, aus einem [n] wird ein [m] wenn ein bilabialer, nicht kontinuierlicher Laut folgt:
 
: Diese beiden Prozesse sind die häufigsten. Befindet sich ein Laut in der Nähe eines anderen Lautes, so kann sich dieser zugunsten der einfacheren Aussprache oder der besseren Verständlichkeit verändern. Es werden also ein oder mehrere Merkmale eines Lautes angepasst. Bei der Angleichung übernimmt der eine Laut Merkmale des angrenzenden Lautes. Wobei der angrenzende Laut nicht direkt angrenzen muss, sondern auch mehrere Laute entfernt sein kann. Ein Beispiel für die Angleichung im Deutschen ist, dass aus der Vorsilbe "an", wenn ein [b] folgt, [am] wird. Allgemeiner können wir sagen, aus einem [n] wird ein [m] wenn ein bilabialer, nicht kontinuierlicher Laut folgt:
[KOR, +nas] → [LAB] / __[LAB, -kont]
+
<blockquote>[KOR, +nas] → [LAB] / __[LAB, -kont]</blockquote>
 
: Da die Regel auch bei einem folgenden [p] oder [m] funktioniert, ist die Regel so auch vollständig. Beim [m] wird das [n] sogar komplett angeglichen, sodass es nicht mehr vom [m] zu trennen ist.<br/>Natürlich kann die Angleichung auch in die umgekehrte Richtung verlaufen, also dass der vorhergehende Laut den nachfolgenden Laut verändert.<br/>Ein anderes Beispiel für die Angleichung ist die Vokalharmonie, wie sie zum Beispiel im Türkischen existiert. Hierbei sind die Laute, die angeglichen werden, nicht direkt beieinander, sondern in verschiedenen Silben zu finden. Der Plural kann im Türkisch die Endung "lar" oder "ler" haben, was davon abhängt, wie der vorhergehende Vokal ist:
 
: Da die Regel auch bei einem folgenden [p] oder [m] funktioniert, ist die Regel so auch vollständig. Beim [m] wird das [n] sogar komplett angeglichen, sodass es nicht mehr vom [m] zu trennen ist.<br/>Natürlich kann die Angleichung auch in die umgekehrte Richtung verlaufen, also dass der vorhergehende Laut den nachfolgenden Laut verändert.<br/>Ein anderes Beispiel für die Angleichung ist die Vokalharmonie, wie sie zum Beispiel im Türkischen existiert. Hierbei sind die Laute, die angeglichen werden, nicht direkt beieinander, sondern in verschiedenen Silben zu finden. Der Plural kann im Türkisch die Endung "lar" oder "ler" haben, was davon abhängt, wie der vorhergehende Vokal ist:
[-kons, +appr] → [-hint] / V[-kons, +appr, -hint]•C<sub>1</sub>__
+
<blockquote>[-kons, +appr] → [-hint] / V[-kons, +appr, -hint]•C<sub>1</sub>__</blockquote>
 
: (Ein nicht konsonantischer, approximantischer Laut wird zu einem vorderen Laut, wenn der nächste nicht konsonantische, approximantische Laut vorne gebildet wird.) Der Punkt ist bei dieser Regel nur der Übersichtlichkeit halber eingefügt, die kleine 1 bedeutet, dass mindestens ein Laut dazwischen liegt.<br/>Die Entähnlichung funktioniert genau analog zur Angleichung und wird meistens eingesetzt, um einen Kontrast deutlicher zu machen, wie dies bei dem Wort "sechs" der Fall ist:
 
: (Ein nicht konsonantischer, approximantischer Laut wird zu einem vorderen Laut, wenn der nächste nicht konsonantische, approximantische Laut vorne gebildet wird.) Der Punkt ist bei dieser Regel nur der Übersichtlichkeit halber eingefügt, die kleine 1 bedeutet, dass mindestens ein Laut dazwischen liegt.<br/>Die Entähnlichung funktioniert genau analog zur Angleichung und wird meistens eingesetzt, um einen Kontrast deutlicher zu machen, wie dies bei dem Wort "sechs" der Fall ist:
/x/ → [k] / __[s]
+
<blockquote>/x/ → [k] / __[s]</blockquote>
 
: (Aus dem Phonem /x/ wird ein [k], wenn ein [s] folgt.)
 
: (Aus dem Phonem /x/ wird ein [k], wenn ein [s] folgt.)
 
; Einfügung und Tilgung:
 
; Einfügung und Tilgung:
 
: Die Begriffe sagen es schon, hierbei werden Laute eingefügt oder entfernt. Als Beispiel für die Einfügung kann man die rheinische Schwa-Einfügung nehmen:
 
: Die Begriffe sagen es schon, hierbei werden Laute eingefügt oder entfernt. Als Beispiel für die Einfügung kann man die rheinische Schwa-Einfügung nehmen:
Ø → [ə] / [+kons, +son]__[f, ç]
+
<blockquote>Ø → [ə] / [+kons, +son]__[f, ç]</blockquote>
 
: Hierbei wird ein Schwa eingefügt (aus Nichts (Ø) wird [ə]), wenn ein konsonantischer, sonoranter Laut (also /m/, /n/, /l/ und /r/ und theoretisch auch das /ŋ/, nur dass das aufgrund anderer Regeln so nicht vorkommt) und ein [f] oder [ç] aufeinander folgen. (Hier habe ich mir jetzt die lange Liste an Merkmalen gespart, die nötig wären, um [f] und [ç] als Gruppe darzustellen.
 
: Hierbei wird ein Schwa eingefügt (aus Nichts (Ø) wird [ə]), wenn ein konsonantischer, sonoranter Laut (also /m/, /n/, /l/ und /r/ und theoretisch auch das /ŋ/, nur dass das aufgrund anderer Regeln so nicht vorkommt) und ein [f] oder [ç] aufeinander folgen. (Hier habe ich mir jetzt die lange Liste an Merkmalen gespart, die nötig wären, um [f] und [ç] als Gruppe darzustellen.
  
 
: Für die Tilgung kann als Beispiel das Schwa vor einem Nasal im Deutschen gelten, wie etwa bei "reden". Das Schwa wird hier üblicherweise nur dann ausgesprochen, wenn man besonders deutlich spricht. Für die Alltagssprache können wir jedoch davon ausgehen, dass die zugrunde liegende Regel lautet:
 
: Für die Tilgung kann als Beispiel das Schwa vor einem Nasal im Deutschen gelten, wie etwa bei "reden". Das Schwa wird hier üblicherweise nur dann ausgesprochen, wenn man besonders deutlich spricht. Für die Alltagssprache können wir jedoch davon ausgehen, dass die zugrunde liegende Regel lautet:
[ə] → Ø / __[+kons, +nas]
+
<blockquote>[ə] → Ø / __[+kons, +nas]</blockquote>
 
: (Das Schwa wird getilgt vor einem konsonantischen, nasalen Laut.)
 
: (Das Schwa wird getilgt vor einem konsonantischen, nasalen Laut.)
  
Zeile 298: Zeile 298:
  
 
: Ein weiteres Beispiel für die Neutralisierung finden wir im Russischen. Hier wird aus "Лес" ['lɛs] (Wald) im Plural Леса [li'sa] (Wälder). Analog dazu geschieht das auch mit dem /ɔ/, das zu einem [a] wird. Die Regel lautet also:
 
: Ein weiteres Beispiel für die Neutralisierung finden wir im Russischen. Hier wird aus "Лес" ['lɛs] (Wald) im Plural Леса [li'sa] (Wälder). Analog dazu geschieht das auch mit dem /ɔ/, das zu einem [a] wird. Die Regel lautet also:
/ɛ ɔ/ → [i a] / _<u>[-betont]</u>_
+
<blockquote>/ɛ ɔ/ → [i a] / _<u>[-betont]</u>_</blockquote>
 
; Vertauschen:
 
; Vertauschen:
 
: Metathese
 
: Metathese

Version vom 4. Dezember 2012, 12:59 Uhr

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge