Wie Sprachen Laute benutzen

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(Ortsmerkmale)
(Phonemische Regeln und Silbenstruktur)
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Formal wird diese Regel so aufgeschrieben: A → B / X__Y<br/>
 
Formal wird diese Regel so aufgeschrieben: A → B / X__Y<br/>
 
(A wird zu B in der Umgebung nach X und vor Y)<br/>
 
(A wird zu B in der Umgebung nach X und vor Y)<br/>
X und Y können dabei bestimmte Laute mit bestimmten Merkmalen sein oder Silben- Morphem- oder Wortgrenzen.<sup>*</sup> Silben werden dabei als $ dargestellt, Morpheme als + und Worte als #.  
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X und Y können dabei bestimmte Laute mit bestimmten Merkmalen sein oder Silben- Morphem- oder Wortgrenzen.<sup>*</sup> Silben werden dabei als $ dargestellt, Morpheme als + und Wörter als #.  
  
 
Eine anschauliche Regel ist die Auslautverhärtung im Deutschen: /b d g v z ʒ/ → [p t k f s ʃ] / __$<br/>
 
Eine anschauliche Regel ist die Auslautverhärtung im Deutschen: /b d g v z ʒ/ → [p t k f s ʃ] / __$<br/>
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Wer nun nach oben zu den Unterscheidungsmerkmalen guckt, sieht, dass es sich jeweils um stimmhafte Obstruenten handelt, und diese die Merkmale [-son, +sth] tragen (also keine Sonoranten und nicht stimmlos sind). Wir können also verallgemeinert schreiben: [-son, +sth] → [-sth] / __$<br/>
 
Wer nun nach oben zu den Unterscheidungsmerkmalen guckt, sieht, dass es sich jeweils um stimmhafte Obstruenten handelt, und diese die Merkmale [-son, +sth] tragen (also keine Sonoranten und nicht stimmlos sind). Wir können also verallgemeinert schreiben: [-son, +sth] → [-sth] / __$<br/>
 
Also alle Laute, die die Merkmale [-son] und [+sth] tragen, werden am Ende einer Silbe stimmlos. Und da wir sehen, dass [+/-sth] das Merkmal ist, das geändert wird, können wir auch noch kürzer [-son] → [-sth] / __$ schreiben, da stimmlose Laute dadurch einfach nicht verändert werden.
 
Also alle Laute, die die Merkmale [-son] und [+sth] tragen, werden am Ende einer Silbe stimmlos. Und da wir sehen, dass [+/-sth] das Merkmal ist, das geändert wird, können wir auch noch kürzer [-son] → [-sth] / __$ schreiben, da stimmlose Laute dadurch einfach nicht verändert werden.
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Auf die gleiche Weise kann übrigens auch sprachgeschichtlicher Lautwandel dargestellt werden.
  
 
===Phonemische Prozesse===
 
===Phonemische Prozesse===
*Angleichung und Entähnlichung ((Fern-)Assimilation und Dissimilation)
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Neben der Auslautverhärtung gibt es noch andere phonemische Prozesse. Damit sind Veränderungen gemeint, die generell in Sprachen ablaufen können. Die Regeln lassen sich daher in die einzelnen Prozesse eingliedern.
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*Angleichung und Entähnlichung:<br/>Diese beiden Prozesse sind die häufigsten. Befindet sich ein Laut in der Nähe eines anderen Lautes, so kann sich dieser zugunsten der einfacheren Aussprache oder der besseren Verständlichkeit verändern. Es werden also ein oder mehrere Merkmale eines Lautes angepasst. Bei der Angleichung übernimmt der eine Laut Merkmale des angrenzenden Lautes. Wobei der angrenzende Laut nicht direkt angrenzen muss, sondern auch mehrere Laute entfernt sein kann. Ein Beispiel für die Angleichung im Deutschen ist, dass aus der Vorsilbe "an", wenn ein [b] folgt, [am] wird. Allgemeiner können wir sagen, aus einem [n] wird ein [m] wenn ein bilabialer, nicht kontinuierlicher Laut folgt: [KOR, +nas] → [LAB] / __[LAB, -kont]. Da die Regel auch bei einem folgenden [p] oder [m] funktioniert, ist die Regel so auch vollständig. Beim [m] wird das [n] sogar komplett angeglichen, sodass es nicht mehr vom [m] zu trennen ist.<br/>Natürlich kann die Angleichung auch in die umgekehrte Richtung verlaufen, also dass der vorhergehende Laut den nachfolgenden Laut verändert.<br/>Ein anderes Beispiel für die Angleichung ist die Vokalharmonie, wie sie zum Beispiel im Türkischen existiert. Hierbei sind die Laute, die angeglichen werden, nicht direkt beieinander, sondern in verschiedenen Silben zu finden. Der Plural kann im Türkisch die Endung "lar" oder "ler" haben, was davon abhängt, wie der vorhergehende Vokal ist: [-kons, +appr] → [-hint] / [-kons, +appr],[-hint]•X__ (Ein nicht konsonantischer, approximantischer Laut wird zu einem vorderen Laut, wenn der nächste nicht konsonantische, approximantische Laut vorne gebildet wird.)<br/>Die Entähnlichung funktioniert genau analog zur Angleichung und wird meistens eingesetzt, um einen Kontrast deutlicher zu machen, wie dies bei dem Wort "sechs" der Fall ist: /x/ → [k] / __[s] (Aus dem Phonem /x/ wird ein [k], wenn ein [s] folgt.)
 
*Einfügung (Epenthese) und Tilgung (Nichts: Ø)
 
*Einfügung (Epenthese) und Tilgung (Nichts: Ø)
*Neutralisierung
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*Neutralisierung (Auslautverhärtung)
 
*Vertauschen (Metathese)
 
*Vertauschen (Metathese)
  

Version vom 3. Dezember 2012, 17:13 Uhr

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