21.12.2019, 00:07
Es ist noch rechtzeitig!!!
Viel Spass damit!
Ron fand sich auf einem bis auf das Zeitportal fast völlig leeren Sandstrand im Licht des Vollmondes wieder. "Liam, meinen Sie wirklich, ein Badeurlaub jetzt ist angebracht?", fragte er.
Liam grinste schief. "Ist Ihre Sache, ob Sie baden gehen oder nicht. Ihre Badehose hängt übrigens da drüben." Er wies auf ein Gebüsch, an dem drei Badehosen und ein Bikini noch von Ha'gels Rettung hingen.
Ron seufzte. "Sie sind absolut unverbesserlich ..."
"Wie lange bleiben wir hier?", fragte Lili.
"Bis wir besprochen haben, was wir im nächsten Durchgang anders machen. Dann reisen wir unmittelbar nach unsere Abreise in der Zukunft und ich löse den Reset aus." Liam setzte sich kurzerhand dort, wo er stand, in den Sand. "Ich habe tatsächlich nicht das überwältigende Bedürfnis, durchs Meer zu toben oder tatsächlich schon wieder eine Sandburg zu bauen - oder die da drüben zu erweitern." Er wies auf sein Meisterwerk, das hier noch immer stand, wenngleich etwas vom Wind erodiert.
Vorjak hockte sich nieder, nun ungetarnt, und ließ sich eine Handvoll Sand durch die Finger rieseln. "Es wäre schade um diese Welt", sagte er, "aber ich nehme an, Liam, dass Sie jegliche Zerstörung sofort rückgängig machen würden."
"Absolut", bestätigte der Kimerahybrid.
"Leben Sie Ihr Leben dauerhaft in Zeitschleifen?"
"Es läuft immer eine über acht Tage", sagte Liam, "Sind sieben vergangen, richte ich eine neue über die nächsten acht ein. Auf diese Weise bin ich immer abgesichert, falls Synodenführer R'am eventuell beschließt, meine Heimatstadt dem Erdboden gleich zu machen oder etwas in der Art." Er sah Vorjak an. "Oder falls irgendjemand anderes angreifen sollte, natürlich."
"Ich verstehe." Vorjak strich sorgfältig den Sand von seiner Hand, dann setzte er sich, die anderen setzten sich ebenfalls dazu. "Die wichtigste Änderung für den nächsten Durchgang haben wir auf dem Mutterschiff bereits besprochen", sagte der Jaridian, "Der Replikant wird sich selbst beteiligen und erst im Tank die Verletzungen nachbilden."
Lili räusperte sich. "Rayna zu holen, das dürfen Sie ohne mich machen. Mich wirft sie sonst nur wieder gegen die Wand."
"Ohne mich auch", ergänzte Liam, "Ich werde die Zeit überspringen und Sie nachher einsammeln. Noch einmal rekapituliere ich meine Geburt nämlich definitiv nicht."
Melody legte den Kopf schief. "Kontakt mit den Einheimischen ist zu vermeiden", sagte sie, "Auch die vier Kiffer sollten unbehelligt bleiben. Vorjak braucht eine andere Gestalt." Sie sah dem Hybriden in die Augen. "Deine wäre zu der Zeit ja frei, oder?"
"Er sollte mich nachbilden", ergriff Ava das Wort, "Zwei morgens spazierende Frauen fallen absolut nicht auf." Sie runzelte die Stirn und sah zum Jaridian. "Rayna sollte allerdings andere Kleidung nachbilden als ihren silbernen Anzug. Vielleicht Lilis? Geht das? Nur die Kleidung?"
"Kein Problem", sagte Vorjak, "Meinen Sie, eine einzelne Frau würde auffallen?"
"Eher, aber eigentlich auch nicht."
"Ich werde unsichtbar hingehen", beschloss er, "für alle Fälle. Und mit dem Replikanten auch unsichtbar zurückkommen."
"Sie finden den Weg?", fragte Liam.
"Definitiv."
Er nickte zufrieden, dann sah er zu Ronald.
"Sehen Sie mich nicht an", gab dieser zurück, "Ich kann mich an diese Besprechung dann ja nicht erinnern." Er seufzte. "Und an Ihre Wiedergeburt leider auch nicht ..."
Da blieb Liam nur, ausgiebig mit den Augen zu rollen.
"Sonst noch irgendetwas?", fragte er dann.
In der Runde nur Schweigen.
"Will jemand schwimmen gehen?
Weiterhin schweigen. Liam zuckte mit den Schultern und stand auf, dann legte er seine Hand in die Einbuchtung des Portals und löste den Reset aus.
Die Zeitreisenden fanden sich auf einer vermüllten engen Gasse wieder, und es war taghell und schon relativ wohltemperiert.
"Ach, hier sind wir wieder", stellte Ron fest.
Liam grinste ihn breit an. "Zum zweiten Mal."
Ron seufzte. "Was habe ich alles vergessen?"
"Ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir einen Plan haben. Schon im letzten Durchgang hätte es beinahe geklappt." Der Hybrid wandte sich Ha'gel zu und fragte: "Wie ging es bei dir weiter?"
"Gegenüber Sandoval konnte ich Zo'ors Rolle spielen, schon alleine, weil ich Zo'or aus Sandovals Sicht kenne. Gegenüber den Taelons ... nicht so. Ich habe die gesamte Synode gegen mich aufgebracht. Ma'or und Qo'on votierten dafür, mich umzubringen, Da'an war dagegen, J'dan und R'am wollten die Sitzung vertagen und abwarten, wie T'than votiert, sobald er von der Front zurück ist. Die übrigen Taelons wollten offenbar sehen, in welche Richtung die Tendenz geht, und dann ihr Fähnlein in den Wind hängen."
"Wieso konntest du Zo'or nicht spielen?", fragte Melody verdutzt, "Du hattest doch sein Gedächtnis!"
"Nein. Jedenfalls nur einen Teil. Ich hatte Zugriff auf das, was Zo'or selbst erlebt hatte, aber das genetische Gedächtnis war mir verschlossen. Ohne das war ich allerdings kein sehr überzeugender Zo'or und am Ende habe ich auch ganz allgemein als Taelon nicht überzeugt ..."
"Was ist passiert?"
"Ich habe die halbe Synode erschossen, der Rest ist panisch geflohen."
Vorjak lachte laut auf. "Oh, das gefällt mir! Das sollten wir immer so machen!"
"Wieso hattest du sein genetisches Gedächtnis nicht?", fragte Melody verwirrt.
"Zo'or ist offenbar in einiger Hinsicht besonders", sagte Ha'gel, "Er ist der jüngste Taelon, er ist steril und er hat tatsächlich Shaqarava, obwohl er es geheim hält."
"Da wäre die Frage, ob er von überdurchschnittlich vielen Kimeravorfahren abstammt", überlegte Liam, "aber ich bezweifle, dass er das weiß." Er straffte sich. "Allemal: Wenn alles geklärt ist, können wir anfangen."
Ron musste sich an Liam halten, er wusste ja nicht, was geplant war. Vorjak machte sich unsichtbar, Liam aktivierte das Zeitportal und alle außer dem Jaridian gingen hindurch, auch Ron.
Die Zeitreisenden fanden sich auf derselben vermüllten engen Gasse wieder, es sah so aus, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Sie warteten, Ron runzelte die Stirn.
"Worauf warten wir?"
"Auf Vorjak und Rayna", sagte Liam, "Sie müssten langsam hier sein."
Sie warteten. Niemand kam.
Auf der vielbefahrenen Straße schepperte und quietschte es, dass die Zeitreisenden aus der Gasse rannten, um nachzusehen. Es war eine Massenkarambolage, deren teilnehmende Fahrzeuge nun von einem metallisch-grünen Ungetüm der Reihe nach abgeschossen und zur Explosion gebracht wurden.
Die Zeitreisenden eilten in Richtung der Sonde, in deren Nähe sich am Boden aus nicht ersichtlichem Grund eine schwarzbraune Flüssigkeit ausbreitete. Entgegen Rons erstem Instinkt, das für Öl zu halten, war es wohl eher das Blut eines Jaridians.
Liam rannte, zwischen seinen Händen entflammte ein grellweißer Energieball, den er dann auf den Replikanten warf, dass dieser kurzerhand verdampfte.
Die Menschen, die panisch Deckung gesucht hatten, wagten sich wieder hervor.
Ron zückte seinen FBI-Ausweis und schickte sie alle zu den Polizisten, die bereits heran eilten. Nur die Helfer, die Verletzte versorgten, durften bleiben. Er selbst und Liam hockten neben der Lache nieder und tasteten über den unsichtbaren Körper.
Da war Bewegung, dann waberte die Luft und Vorjak war zu sehen. Sein Körper war verdreht, es war anzunehmen, dass auch Jaridians ihren Rücken brechen konnten, und das war wohl passiert. Da waren etliche offene Wunden, von der linken Hand hatte sich offenbar Shaqarava den Arm hochgefressen, der Anzug war verbrannt und es glühte unter der gestreiften Haut.
"Ich ... überlebe ... das ... nicht."
Liam nickte knapp und legte Vorjak eine Hand auf die Brust. Einen Moment später fraßen sich seine Energie und die eigene des Jaridian durch dessen Körper und Vorjak zerfiel buchstäblich zu Asche.
Dann stand Liam auf und sagte: "Ich löse den Rücksprung aus."
Die Zeitreisenden fanden sich auf einer vermüllten engen Gasse wieder, und es war taghell und schon relativ wohltemperiert.
"Ach, hier sind wir wieder", stellte Ron fest.
Liam grinste ihn breit an. "Zum dritten Mal."
Ron seufzte. "Was habe ich alles vergessen?"
"Ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir einen Plan haben. Schon im vorletzten Durchgang hätte es beinahe geklappt."
"Und im letzten?", fragte er.
"Im letzten hatte Vorjak als Unsichtbarer einen Autounfall. Das ist ja diesmal leicht zu vermeiden."
"Richtig", knirschte Vorjak, dann richtete er den Lichtstrahl aus seinem Tarngerät zunächst auf Lili, dann auf Ava, die Gestalt letzterer nahm er dann auch an und machte sich, diesmal sehr sichtbar, auf den Weg.
Liam aktivierte das Zeitportal und alle anderen gingen hindurch, auch Ron.
Die Zeitreisenden fanden sich auf derselben vermüllten engen Gasse wieder, es sah so aus, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Sie warteten, Ron runzelte die Stirn.
"Worauf warten wir?"
"Auf Vorjak und Rayna", sagte Liam, "Sie ..." Es erklangen Schritte, Rayna mit Lilis Kleidung und ein Ron völlig unbekannter Mann mit brauner Jacke, also vermutlich Vorjak, kamen um eine Ecke. "Gut", sagte Liam und aktivierte gleich wieder das Portal. "Ha'gel", sagte er, "Du bleibst im Portal. Deine natürliche Gestalt wird das Mutterschiff erkennen."
Die Zeitreisenden, tatsächlich ausgenommen Ha'gel, fanden sich in einer Nische eines violetten Korridors wieder, hinter einer weißen Trennwand mit leuchtendem Rand relativ gut versteckt.
"Ist das jetzt etwa derselbe Schleifendurchgang?", fragte Ron verdutzt.
Liam nickte. "Richtig. Innerhalb einer Schleife können wir durchaus auch normale Zeitreisen machen. Normalerweise ist es nicht nötig, aber diesmal schon, sonst können wir Rayna nicht mitnehmen."
Rayna, die Sonde, stand teilnahmslos neben dem Portal und starrte unbeweglich geradeaus.
Liam wies auf eine Membrane in der Wand, Melody wischte mit einem Finger hindurch, dass die Membrane sich auflöste, dann legte sie ihre Hand auf den Nervenknoten dahinter. Sie legte den Kopf schief. "Ich habe den Alarm wegen unserer Ankunft unterdrückt und die Aufzeichnung gelöscht. Außerdem habe ich diesen Korridor als wegen Selbstheilungsarbeiten temporär ohne Gravitation markiert." Sie schwieg kurz. "Boones Heiltank wird soeben vom Hangar in einen mit irdischer Energieversorgung ausgestatteten Raum gebracht. Zo'or befindet sich nicht auf dem Mutterschiff, aber wir müssen kurz warten, bis Agent Ronald Sandoval vom Heiltank weggeht." Sie öffnete die Augen
"Ja. Qo'on wird einen Bericht verlangen", sagte Ron, "Wir ..."
"Ja, siebeneinhalb Minuten", unterbrach sie ihn, "Wissen wir." Sie ließ den Nervenknoten los und setzte sich in Bewegung. "Folgen Sie mir!"
Ihre Begleiter eilten ihr nach. Ron vertraute darauf, dass sie wusste, wie sie unbemerkt hin kämen, und tatsächlich blieben sie in einem anderen Korridor dann stehen.
Ein Nervenknoten war da, Melody ignorierte ihn und zückte ihr Global, sie ließ es aufschnappen und starrte auf die Uhrzeitanzeige."Jetzt!", sagte sie nach einigen Momenten und lief los.
Sie rannte um die Ecke und durch eine Türmembrane, die alle Mühe hatte, sich rechtzeitig aufzulösen, die anderen sieben ihr hinterher wie eine aufgescheuchte Herde Gazellen.
"Repliziere ihn!", wies Vorjak Rayna an.
"Intakt oder beschädigt?"
"Vorerst intakt, bereite aber die Verletzungen für etwas später vor."
"Befehl akzeptiert. Bitte warten."
Melody und Liam unterdessen öffneten den Heiltank. Jetzt, wo sie auf Raynas Transformation warteten, schien sie allerdings ewig zu dauern. Melody, mit dem Blick auf ihr Global gerichtet, nickte zufrieden.
"Löse den Verletzten von der Lebenserhaltung und nimm seine Position ein", befahl Vorjak, "Dann repliziere die Verletzungen."
"Befehl akzeptiert", sagte der Replikant, dann sprang er mit einem Satz nach oben auf den Tank, glitt hinein und tauchte unter, um in atemberaubender Geschwindigkeit alle Kabel und Schläuche zu lösen. Ronald und Lili zogen den Schwerverletzten dann von oben heraus, Vorjak und Ava nahmen ihn unten am Boden entgegen.
Der Jaridian hielt den echten Commander Boone und legte ihm sogleich eine sachte glühende Hand auf die Brust, Ava zog kurzerhand ihren Mantel aus und begann, damit die Pfützen aufzuwischen.
Der Replikant schloss unterdessen, erneut mit atemberaubender Geschwindigkeit, alle Kabel und Schläuche wieder an, danach bildeten sich die tiefen Wunden, die auch der echte William Boone zeigte.
Vorjak und Melody stützten diesen, der inzwischen vage bewusst war. Ronald sprang vom Tank, ebenso Lili, dann eilten sie alle hinaus.
Ava zuletzt, und sie zog dabei ihren Mantel auf dem Boden hinter sich her, für alle Fälle.
Kaum später hatte Melody die Gruppe in einen Korridor in der Nähe geführt und dort einen Nervenknoten gefunden, mit dem sie nun in Kontakt stand. "Agent Sandoval ist noch nicht zurück", sagte sie, "wir haben ... wieder keinen direkten Weg, nur den, den wir auch das letzte Mal hatten. Bitte bereithalten!"
Boone fasste sich und atmete tief durch. "Funktioniert es diesmal?", fragte er matt.
Liam grinste. "Sieht so aus, ja."
Melody stand auf, schloss den Zugang zum Nervenknoten, zückte ihr Global und sah auf die Uhrzeitanzeige. Lange Sekunden wartete sie geduldig ab, dann rannte sie los. Wie sie rennen konnte! Und das mit Highheels!
Liam rannte hinterher, Vorjak und Ronald zogen Boone mit sich, Lili und Ava machten den Schluss.
Melody erreichte eine Abzweigung, folgte ihr und öffnete eilige eine Türmembrane, und als alle durch den Durchgang geschlüpft waren, schloss sie sie wieder. Noch immer hielt sie den Blick auf ihr Global gerichtet. Sie wartete ab, und sie wartete. Und dann öffnete sie die Türe wieder, ließ alle hinaus, schloss sie und rannte wieder voran.
Sie lief hinter eine weiße Trennwand, gerade einen Moment, bevor Qo'on um die Ecke kam. Der Taelon stolzierte vorbei und betrat einen Raum.
Melody rannte wieder los, quer über eine Korridorkreuzung, nach dieser allerdings verlangsamte sie. Gemächlich folgten sie dem Korridor, bogen um eine Ecke und schlüpften dort hinter eine Trennwand.
Das Portal stand unbeeindruckt da. Liam legte seine Hand in die Einbuchtung und alle sieben traten hindurch.
Ron fand sich auf einem bis auf das Zeitportal fast völlig leeren Sandstrand im Licht des Vollmondes wieder. Sieben weitere Zeitreisende traten aus dem Portal, diesmal auch Ha'gel. "Liam, meinen Sie wirklich, ein Badeurlaub jetzt ist angebracht?", fragte Ron.
Liam grinste schief. "Ist Ihre Sache, ob Sie baden gehen oder nicht. Ihre Badehose hängt übrigens da drüben." Er wies auf ein Gebüsch, an dem drei Badehosen und ein Bikini noch von Ha'gels Rettung hingen.
Ron seufzte. "Sie sind absolut unverbesserlich ..."
"Nein. Wir sind hier, weil wir jetzt nach der Rekrutierung der Sonde sind", sagte Liam, "Die Schleife kann nur aufgelöst werden, wenn keine inneren kausalen Ereignisse später stattfinden."
"Also ... von ganz am Ende", verstand der Implantant.
"Grob gesagt, ja." Liam zuckte mit den Schultern. "Außerdem sollten wir die Badehosen mitnehmen. Kunstfaser auf einer einsamen Insel ist dann doch eine gewisse Umweltsünde ..."
"Ach ..."
Der Hybrid grinste, rannte und holte die Badebekleidung vom Gebüsch, dann aktivierte er das Portal und alle traten hindurch.
Und sie fanden sich im Hauptraum unter der Kirche wieder. Es hatte geklappt.
Vorjak und Ron ließen den Verletzten auf das Sofa sinken, Ava breitete ihren Mantel über ihm aus. Liam stand noch mit sachte glühender Hand beim Portal. Melody stöckelte in die Küche.
Vorjak richtete sich auf und griff sich an den Kragen, der Mann mit der braunen Jacke verschwand, der Jaridian im Kampfanzug erschien.
"Ich hole Kleidung", sagte Lili und verschwand im Gästezimmer.
"Was tust du, Liam?", fragte Ha'gel.
"Ich habe eine Schleife über die nächsten acht Tage eingerichtet", sagte der Hybrid, "Wir sind wieder im normalen Zeitverlauf, aber natürlich mit Absicherung."
Ron setzte sich Boone gegenüber auf einen Sofasessel und runzelte die Stirn. "Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen", sagte er, "und ich muss mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie es mir nicht mit gleicher Münze heimgezahlt haben."
"Sehr offensichtlich ist Ihr Motivationsimperativ nicht mehr intakt", sagte Boone, "und ohne Motivationsimperativ sind Sie ein anständiger Mensch, das durfte ich zuvor bereits einmal erleben."
Es blieb Ron nichts anderes übrig, als das so zur Kenntnis zu nehmen. Sehr gesprächseifrig wirkte Boone nämlich nicht.
"Ich werde bald zur Grenzstation zurückkehren", ergriff der Jaridian nun das Wort.
"Sie sollten davon absehen, Ihre Gefangenen umzubringen", sagte Liam energisch, "Ich würde es Ihnen übel nehmen."
Vorjak sah ihn durchdringend an. "Sie haben mir nicht zu befehlen!"
"Ich kann es aber jedes mal rückgängig machen."
"Sie erpressen mich mit Ihrem Zeitportal!"
"Funktioniert es?" Liam grinste. "Allemal, ich werde dafür sorgen, dass Sie alles Nötige für die Hypno-Kur erhalten. Und den Taelon lassen Sie eben eingesperrt."
Vorjak knirschte mit den Zähnen und war offensichtlich dankbar, als Lilis Ankunft mit einem Satz Kleidung ein anderes Thema in den Vordergrund brachte.
"Ich hoffe, es ist ihnen nicht zu klein", sagte sie und überreichte Boone einen Jogginganzug, "Ist zwar von Liam, aber wohl dehnbar."
Der Implantant schob Avas Mantel von sich, schlüpfte erst ins Oberteil, dann in die Hose, beides spannte etwas. "Danke, es passt gut genug."
"Wie fühlen Sie sich?", fragte Lili jetzt.
"Wie gerädert."
Ha'gel kam nun auch zum Sofa und setzte sich neben den Verletzten, dann legte er ihm eine Hand auf die Brust. "Ich werde es irgendwann anrichten, das tut mir sehr leid."
"Verausgaben Sie sich nicht", sagte Boone, wies aber die heilende Hand nicht zurück. "Wie lange ist die Schießerei für Sie her?"
"Einige Stunden nur."
"Für mich deutlich länger!", erklang von der Galerie oben, "Und es ist gar nicht so einfach, einen Zielzeitpunkt zu finden, der nicht in einer Schleife steckt und die Anreise untersagt! Aber euer kurzer Abstecher, um Boone zu retten, hat genügt."
Liam blickte verdutzt hoch. "Ha'gel!"
"Ich lasse das Portal hinten im Lagerraum stehen. Es gibt jetzt halt eine Weile lang zwei davon." Der Kimera kam die Treppe herunter und grinste in die Runde, dann sah er zu Ronald. "Ihre Gestalt bräuchte ich bitte", sagte er.
Ronald schüttelte energisch den Kopf. "Nicht schon wieder der schöne Anzug verloren!", brachte er entsetzt heraus.
"Daran führt kein Weg vorbei. Ich muss genau diese Kleidungsstücke darstellen, damit ich passend aussehe."
Er seufzte und fiel etwas in sich zusammen. "Also schön ..."
Der jüngere Ha'gel legte den Kopf schief, Vorjak wirkte verwirrt. Lili sah vom einen Ha'gel zum andern und wieder zurück und beschloss dann offenbar, dass Melody in der Küche Hilfe brauchte.
Boone hatte sichtlich begriffen, was gerade geschah. Er hatte ja erlebt, was für Ha'gel, für beide Ha'gels, noch Zukunft war.
Ron atmete tief durch, stand auf und legte sein Global auf den Sofasessel. "Dann los", forderte er den Kimera auf, dieser trat zu ihm und legte ihm die glühenden Hände ins Gesicht. Rons Haut kribbelte, ihm blieb die Luft weg, bald fühlte er sich völlig losgelöst, als würde er schweben.
Im nächsten Moment kam das Gefühl der verkrusteten Haut, es juckte. Ron ballte die Fäuste und krümmte sich, und der Kokon bröckelte von ihm ab in den Sand der Insel. Von seinem etwas jüngeren Ich bekam er sogleich den Mantel, den er natürlich sofort anzog und zuband.
Er sah Augur, Ava, sich selbst und zweimal Liam, und seine eigene Gestalt, die der gerettete Ha'gel gerade noch ebenfalls hatte. Einer der Liams, der jüngere, sagte gerade: "Gib Ronald Sandovals Gestalt auf. Er muss aufwachen, sonst werden die Taelons wissen, dass du lebst."
Ha'gel wirkte zwar recht verwirrt und überrascht, aber er gehorchte. Außer dem Global in seinen Händen war schnell nichts mehr von Ron an ihm, es hockte dann ein filigranes, hellgrün-blaues Energiewesen im Sand einer Insel der Seychellen.
"Ronald, bitte erklären Sie ihm das alles", bat der jüngere Liam, "Ich gehe und schieße mir eine Kokosnuss." Damit stand er auf und schlug sich in die hiesige Botanik.
Das war wohl Rons Stichwort. "Wir sind Zeitreisende", sagte er, während er sich noch einige Kokonbrösel aus den Haaren strich, "Sie wurden von einer älteren Version Ihrer selbst ersetzt, er ist statt Ihnen in der Kirche gestorben."
"Weshalb ist er nicht ausgewichen? Er wusste, wohin der Implantant schießt!"
"Die Zeit lässt sich nicht ändern", kam von Liam, "Was gesehen wurde, ist geschehen. Was nicht gesehen wurde ... nun, es ist auch geschehen, aber niemand wusste bisher, dass da Zeitreisende involviert waren."
"Übrigens ist es auch nicht so, als hätte Boone Sie erschießen wollen", brachte Rons jüngeres Ich ein, "Er wusste, leider, worauf die ganze Schießerei hinausläuft, aber ändern konnte er es auch nicht."
"Er ist auch Zeitreisender?", fragte Ha'gel.
"Er hat diesen Tag bereits einmal erlebt. Er hat auch bereits mit Ihnen gesprochen."
"Beim Frühstück", bestätigte der ältere Liam, "Ich weiß, das ist recht konfus für Zeitreiseanfänger." Er trat näher. "Du bist hier sicher. Du wirst aber auch diese Leute in ihre Zeit ein Jahr in der Zukunft begleiten. Nur Ronald", er wies auf den Ron, der nur den Mantel trug, "und ich stammen aus noch einer anderen Zeit noch weiter in der Zukunft."
Er wandte sich um und stapfte von dannen, zum zweiten Zeitportal.
Ron ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen. Im Grunde war es überhaupt nicht verwunderlich, aber ein wenig staunte er doch, dass sich alles genau so entwickelt hatte, wie in seiner perfekten Erinnerung. "Ich muss weg", sagte er dann noch und ging mit Liam durch das Portal.
Vorjak und Ha'gel erwarteten sie direkt am Portal, aus dem Gästezimmer kam Ava mit Rons Ersatzkleidung. Lili redete etwas abseits mit Augur, der inzwischen offenbar nicht mehr die Notwendigkeit sah, woanders zu sein, und vor allem überaus glücklich über Boones Anwesenheit, der Implantant lag langgestreckt und bequem auf dem Sofa, war.
Melody deckte den Tisch und es duftete nach irischem Eintopf.
"Ich brauche einen Tee", sagte Liam und stapfte in die Küche.
Vorjak sah ihm nach, blieb aber stehen. "Was denken Sie, Ronald?", fragte er.
"Ich freue mich, dass ich meinen Mantel wiederhabe", sagte Ron, "das denke ich gerade."
Der Jaridian musterte besagten Mantel verdutzt, dann straffte er sich. "Was würden Sie mit einem gefangenen Taelon in seiner eigentlichen Form machen?", fragte er.
"Hinter Gittern versauern lassen. Genau das machen wir gerade mit T'than und Zo'or, in Zo'ors Fall machen wir es sogar mit einem Taelon im Menschenkörper."
"Aber mit Melody nicht."
"Nein. Melody ist ... hilfreich, aber ich traue ihr nicht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Ma'el als Taelon war, damals, vor achttausend Jahren."
"Aber ihr müsst ihr nicht trauen", stellte Vorjak fest, "Ihr habt das Zeitportal und könnt alles rückgängig machen, was sie gegebenenfalls anrichtet."
"Richtig."
Der Jaridian lachte kurz leise auf. "Und denselben Status habe ich. Hilfreich, aber nicht ohne Sicherheitsnetz." Er griff in eine Tasche seines Kampfanzuges und zog eine quadratische dunkelgrüne Plakette heraus. "Das hier, in Kombination mit Shaqarava, identifiziert einen hochrangigen Jaridian für die Replikanten. Liam, Ha'gel und, leider, Melody, aber Sie dürfen ihr das nicht sagen, sind damit in der Lage, den Replikanten Befehle zu erteilen."
"Nur haben wir keinen Replikanten."
Jetzt grinste Vorjak. "Oh doch. Ich habe im letzten Durchgang zwei Kopien verlangt, nicht nur eine, und die zweite in Schläfermodus geschickt. Sie ist dort, wo damals das Zeitportal stand, unsichtbar, und bewegt sich nur bei drohender Kollision."
"Oh", machte Ron.
"Sie dürfen Liam ausrichten, dass ich die gefangenen Implantanten zumindest vorerst nicht töten werde", sagte der Jaridian, "Ich habe ausreichend Hinweise darauf, dass die Implantate nicht so zuverlässig zu taelonischer Herrschaft führen wie bisher angenommen."
"Das freut mich", sagte Ron, "schon um meiner selbst willen."
"Auch die beiden Taelons werde ich am Leben lassen, allerdings nicht ganz so bereitwillig", fuhr Vorjak fort, "Ich verlasse mich darauf, dass ich im Falle eines Problems mit den Taelons von Liam Unterstützung, auch zeitreisender Art, erhalte."
"Ich bin mir sicher, dass er sich dazu gerne bereiterklärt."
"Ich nehme an, es läuft gerade eine Schleife?"
Ron sah Richtung Küche. "Ich gehe auch davon aus, gesagt hat er es aber nicht."
Vorjak sah zum jetzt gedeckten Tisch. "Da dort Schüsseln für neun Personen stehen, werde ich vor meiner Rückkehr nach Qa'shava noch testen, ob die Nahrung dieses Planeten für Jaridians ungiftig ist."
Das klang doch nach einem guten Plan, fand Ron. "So sieht offenbar auch Melody es vor", bemerkte er, "und ich muss sagen, zumindest für meine absolut menschlichen Geschmacksknospen, kocht sie sehr gut."
"Solche Nahrungszubereitung war mir bisher fremd. Ich wusste, dass es auf nicht wenigen Planeten praktiziert wird, aber ... von einem Taelon ...? Es überrascht mich, dass sie es nicht als zu primitiv, um sich damit abzugeben, ansieht."
Hinter dem Jaridian erklang ein Räuspern, er wandte sich um. Ava sah ihn streng an. "Kochen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Essen ist sinnliches Erlebnis, und lieblose Zubereitung ist eine Schande für den, der die Nahrung zubereitet, und den, der sie isst." Sie trat noch einen Schritt näher. "Was essen Jaridians denn so?"
"Die Nahrung wird nach molekularen Vorgaben repliziert. Geschmack und Nährstoffgehalt wurden durch lange Forschung optimiert."
"Optimiert", wiederholte sie, "Das bezweifle ich dann doch. Richtiges Essen schmeckt besser als Retortenfutter."
"Avas jedenfalls", warf Ron ein, "und Melodys auch." Er überlegte kurz. "Liams auch."
"Noch ein Grund mehr, die Nahrung zu testen", sagte Vorjak, "Ich muss jedenfalls zugeben, dass die benötigte Zeit zur Zubereitung auf Wertschätzung des Ergebnisses schließen lässt, ansonsten würde Melody hier etwas ... Repliziertes servieren. Repliziert?"
Ava schnaubte. "Industriezubereitung in tonnenschweren Kochtöpfen, abpacken, sterilisieren oder kühlen, ausliefern, und kurz vor dem Essen warm machen."
Der Jaridian nickte. "Verstehe." Er wandte sich jetzt dem Tisch zu und suchte sich einen Sitzplatz. Ron und Ava folgten ihm, nahmen aber mit etwas Abstand zu ihm Platz.
Melody setzte sich Vorjak direkt gegenüber und grinste. "Soweit ich weiß sind keine der Zutaten für Jaridians giftig. Du darfst also unbesorgt essen."
"Wir werden sehen", sagte er.
Sie griff nach dem Schöpflöffel und klatschte ihm eine großzügige Portion in seine Schüssel. Er nahm den Löffel und schaufelte sich etwas vom Eintopf in den Mund. Und dann noch etwas. Und noch etwas.
Ron lächelte zufrieden. Ein Taelon im Menschenkörper hatte gekocht, und dem Jaridian schmeckte es.
Viel Spass damit!
Ron fand sich auf einem bis auf das Zeitportal fast völlig leeren Sandstrand im Licht des Vollmondes wieder. "Liam, meinen Sie wirklich, ein Badeurlaub jetzt ist angebracht?", fragte er.
Liam grinste schief. "Ist Ihre Sache, ob Sie baden gehen oder nicht. Ihre Badehose hängt übrigens da drüben." Er wies auf ein Gebüsch, an dem drei Badehosen und ein Bikini noch von Ha'gels Rettung hingen.
Ron seufzte. "Sie sind absolut unverbesserlich ..."
"Wie lange bleiben wir hier?", fragte Lili.
"Bis wir besprochen haben, was wir im nächsten Durchgang anders machen. Dann reisen wir unmittelbar nach unsere Abreise in der Zukunft und ich löse den Reset aus." Liam setzte sich kurzerhand dort, wo er stand, in den Sand. "Ich habe tatsächlich nicht das überwältigende Bedürfnis, durchs Meer zu toben oder tatsächlich schon wieder eine Sandburg zu bauen - oder die da drüben zu erweitern." Er wies auf sein Meisterwerk, das hier noch immer stand, wenngleich etwas vom Wind erodiert.
Vorjak hockte sich nieder, nun ungetarnt, und ließ sich eine Handvoll Sand durch die Finger rieseln. "Es wäre schade um diese Welt", sagte er, "aber ich nehme an, Liam, dass Sie jegliche Zerstörung sofort rückgängig machen würden."
"Absolut", bestätigte der Kimerahybrid.
"Leben Sie Ihr Leben dauerhaft in Zeitschleifen?"
"Es läuft immer eine über acht Tage", sagte Liam, "Sind sieben vergangen, richte ich eine neue über die nächsten acht ein. Auf diese Weise bin ich immer abgesichert, falls Synodenführer R'am eventuell beschließt, meine Heimatstadt dem Erdboden gleich zu machen oder etwas in der Art." Er sah Vorjak an. "Oder falls irgendjemand anderes angreifen sollte, natürlich."
"Ich verstehe." Vorjak strich sorgfältig den Sand von seiner Hand, dann setzte er sich, die anderen setzten sich ebenfalls dazu. "Die wichtigste Änderung für den nächsten Durchgang haben wir auf dem Mutterschiff bereits besprochen", sagte der Jaridian, "Der Replikant wird sich selbst beteiligen und erst im Tank die Verletzungen nachbilden."
Lili räusperte sich. "Rayna zu holen, das dürfen Sie ohne mich machen. Mich wirft sie sonst nur wieder gegen die Wand."
"Ohne mich auch", ergänzte Liam, "Ich werde die Zeit überspringen und Sie nachher einsammeln. Noch einmal rekapituliere ich meine Geburt nämlich definitiv nicht."
Melody legte den Kopf schief. "Kontakt mit den Einheimischen ist zu vermeiden", sagte sie, "Auch die vier Kiffer sollten unbehelligt bleiben. Vorjak braucht eine andere Gestalt." Sie sah dem Hybriden in die Augen. "Deine wäre zu der Zeit ja frei, oder?"
"Er sollte mich nachbilden", ergriff Ava das Wort, "Zwei morgens spazierende Frauen fallen absolut nicht auf." Sie runzelte die Stirn und sah zum Jaridian. "Rayna sollte allerdings andere Kleidung nachbilden als ihren silbernen Anzug. Vielleicht Lilis? Geht das? Nur die Kleidung?"
"Kein Problem", sagte Vorjak, "Meinen Sie, eine einzelne Frau würde auffallen?"
"Eher, aber eigentlich auch nicht."
"Ich werde unsichtbar hingehen", beschloss er, "für alle Fälle. Und mit dem Replikanten auch unsichtbar zurückkommen."
"Sie finden den Weg?", fragte Liam.
"Definitiv."
Er nickte zufrieden, dann sah er zu Ronald.
"Sehen Sie mich nicht an", gab dieser zurück, "Ich kann mich an diese Besprechung dann ja nicht erinnern." Er seufzte. "Und an Ihre Wiedergeburt leider auch nicht ..."
Da blieb Liam nur, ausgiebig mit den Augen zu rollen.
"Sonst noch irgendetwas?", fragte er dann.
In der Runde nur Schweigen.
"Will jemand schwimmen gehen?
Weiterhin schweigen. Liam zuckte mit den Schultern und stand auf, dann legte er seine Hand in die Einbuchtung des Portals und löste den Reset aus.
Die Zeitreisenden fanden sich auf einer vermüllten engen Gasse wieder, und es war taghell und schon relativ wohltemperiert.
"Ach, hier sind wir wieder", stellte Ron fest.
Liam grinste ihn breit an. "Zum zweiten Mal."
Ron seufzte. "Was habe ich alles vergessen?"
"Ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir einen Plan haben. Schon im letzten Durchgang hätte es beinahe geklappt." Der Hybrid wandte sich Ha'gel zu und fragte: "Wie ging es bei dir weiter?"
"Gegenüber Sandoval konnte ich Zo'ors Rolle spielen, schon alleine, weil ich Zo'or aus Sandovals Sicht kenne. Gegenüber den Taelons ... nicht so. Ich habe die gesamte Synode gegen mich aufgebracht. Ma'or und Qo'on votierten dafür, mich umzubringen, Da'an war dagegen, J'dan und R'am wollten die Sitzung vertagen und abwarten, wie T'than votiert, sobald er von der Front zurück ist. Die übrigen Taelons wollten offenbar sehen, in welche Richtung die Tendenz geht, und dann ihr Fähnlein in den Wind hängen."
"Wieso konntest du Zo'or nicht spielen?", fragte Melody verdutzt, "Du hattest doch sein Gedächtnis!"
"Nein. Jedenfalls nur einen Teil. Ich hatte Zugriff auf das, was Zo'or selbst erlebt hatte, aber das genetische Gedächtnis war mir verschlossen. Ohne das war ich allerdings kein sehr überzeugender Zo'or und am Ende habe ich auch ganz allgemein als Taelon nicht überzeugt ..."
"Was ist passiert?"
"Ich habe die halbe Synode erschossen, der Rest ist panisch geflohen."
Vorjak lachte laut auf. "Oh, das gefällt mir! Das sollten wir immer so machen!"
"Wieso hattest du sein genetisches Gedächtnis nicht?", fragte Melody verwirrt.
"Zo'or ist offenbar in einiger Hinsicht besonders", sagte Ha'gel, "Er ist der jüngste Taelon, er ist steril und er hat tatsächlich Shaqarava, obwohl er es geheim hält."
"Da wäre die Frage, ob er von überdurchschnittlich vielen Kimeravorfahren abstammt", überlegte Liam, "aber ich bezweifle, dass er das weiß." Er straffte sich. "Allemal: Wenn alles geklärt ist, können wir anfangen."
Ron musste sich an Liam halten, er wusste ja nicht, was geplant war. Vorjak machte sich unsichtbar, Liam aktivierte das Zeitportal und alle außer dem Jaridian gingen hindurch, auch Ron.
Die Zeitreisenden fanden sich auf derselben vermüllten engen Gasse wieder, es sah so aus, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Sie warteten, Ron runzelte die Stirn.
"Worauf warten wir?"
"Auf Vorjak und Rayna", sagte Liam, "Sie müssten langsam hier sein."
Sie warteten. Niemand kam.
Auf der vielbefahrenen Straße schepperte und quietschte es, dass die Zeitreisenden aus der Gasse rannten, um nachzusehen. Es war eine Massenkarambolage, deren teilnehmende Fahrzeuge nun von einem metallisch-grünen Ungetüm der Reihe nach abgeschossen und zur Explosion gebracht wurden.
Die Zeitreisenden eilten in Richtung der Sonde, in deren Nähe sich am Boden aus nicht ersichtlichem Grund eine schwarzbraune Flüssigkeit ausbreitete. Entgegen Rons erstem Instinkt, das für Öl zu halten, war es wohl eher das Blut eines Jaridians.
Liam rannte, zwischen seinen Händen entflammte ein grellweißer Energieball, den er dann auf den Replikanten warf, dass dieser kurzerhand verdampfte.
Die Menschen, die panisch Deckung gesucht hatten, wagten sich wieder hervor.
Ron zückte seinen FBI-Ausweis und schickte sie alle zu den Polizisten, die bereits heran eilten. Nur die Helfer, die Verletzte versorgten, durften bleiben. Er selbst und Liam hockten neben der Lache nieder und tasteten über den unsichtbaren Körper.
Da war Bewegung, dann waberte die Luft und Vorjak war zu sehen. Sein Körper war verdreht, es war anzunehmen, dass auch Jaridians ihren Rücken brechen konnten, und das war wohl passiert. Da waren etliche offene Wunden, von der linken Hand hatte sich offenbar Shaqarava den Arm hochgefressen, der Anzug war verbrannt und es glühte unter der gestreiften Haut.
"Ich ... überlebe ... das ... nicht."
Liam nickte knapp und legte Vorjak eine Hand auf die Brust. Einen Moment später fraßen sich seine Energie und die eigene des Jaridian durch dessen Körper und Vorjak zerfiel buchstäblich zu Asche.
Dann stand Liam auf und sagte: "Ich löse den Rücksprung aus."
Die Zeitreisenden fanden sich auf einer vermüllten engen Gasse wieder, und es war taghell und schon relativ wohltemperiert.
"Ach, hier sind wir wieder", stellte Ron fest.
Liam grinste ihn breit an. "Zum dritten Mal."
Ron seufzte. "Was habe ich alles vergessen?"
"Ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir einen Plan haben. Schon im vorletzten Durchgang hätte es beinahe geklappt."
"Und im letzten?", fragte er.
"Im letzten hatte Vorjak als Unsichtbarer einen Autounfall. Das ist ja diesmal leicht zu vermeiden."
"Richtig", knirschte Vorjak, dann richtete er den Lichtstrahl aus seinem Tarngerät zunächst auf Lili, dann auf Ava, die Gestalt letzterer nahm er dann auch an und machte sich, diesmal sehr sichtbar, auf den Weg.
Liam aktivierte das Zeitportal und alle anderen gingen hindurch, auch Ron.
Die Zeitreisenden fanden sich auf derselben vermüllten engen Gasse wieder, es sah so aus, als wäre überhaupt keine Zeit vergangen. Sie warteten, Ron runzelte die Stirn.
"Worauf warten wir?"
"Auf Vorjak und Rayna", sagte Liam, "Sie ..." Es erklangen Schritte, Rayna mit Lilis Kleidung und ein Ron völlig unbekannter Mann mit brauner Jacke, also vermutlich Vorjak, kamen um eine Ecke. "Gut", sagte Liam und aktivierte gleich wieder das Portal. "Ha'gel", sagte er, "Du bleibst im Portal. Deine natürliche Gestalt wird das Mutterschiff erkennen."
Die Zeitreisenden, tatsächlich ausgenommen Ha'gel, fanden sich in einer Nische eines violetten Korridors wieder, hinter einer weißen Trennwand mit leuchtendem Rand relativ gut versteckt.
"Ist das jetzt etwa derselbe Schleifendurchgang?", fragte Ron verdutzt.
Liam nickte. "Richtig. Innerhalb einer Schleife können wir durchaus auch normale Zeitreisen machen. Normalerweise ist es nicht nötig, aber diesmal schon, sonst können wir Rayna nicht mitnehmen."
Rayna, die Sonde, stand teilnahmslos neben dem Portal und starrte unbeweglich geradeaus.
Liam wies auf eine Membrane in der Wand, Melody wischte mit einem Finger hindurch, dass die Membrane sich auflöste, dann legte sie ihre Hand auf den Nervenknoten dahinter. Sie legte den Kopf schief. "Ich habe den Alarm wegen unserer Ankunft unterdrückt und die Aufzeichnung gelöscht. Außerdem habe ich diesen Korridor als wegen Selbstheilungsarbeiten temporär ohne Gravitation markiert." Sie schwieg kurz. "Boones Heiltank wird soeben vom Hangar in einen mit irdischer Energieversorgung ausgestatteten Raum gebracht. Zo'or befindet sich nicht auf dem Mutterschiff, aber wir müssen kurz warten, bis Agent Ronald Sandoval vom Heiltank weggeht." Sie öffnete die Augen
"Ja. Qo'on wird einen Bericht verlangen", sagte Ron, "Wir ..."
"Ja, siebeneinhalb Minuten", unterbrach sie ihn, "Wissen wir." Sie ließ den Nervenknoten los und setzte sich in Bewegung. "Folgen Sie mir!"
Ihre Begleiter eilten ihr nach. Ron vertraute darauf, dass sie wusste, wie sie unbemerkt hin kämen, und tatsächlich blieben sie in einem anderen Korridor dann stehen.
Ein Nervenknoten war da, Melody ignorierte ihn und zückte ihr Global, sie ließ es aufschnappen und starrte auf die Uhrzeitanzeige."Jetzt!", sagte sie nach einigen Momenten und lief los.
Sie rannte um die Ecke und durch eine Türmembrane, die alle Mühe hatte, sich rechtzeitig aufzulösen, die anderen sieben ihr hinterher wie eine aufgescheuchte Herde Gazellen.
"Repliziere ihn!", wies Vorjak Rayna an.
"Intakt oder beschädigt?"
"Vorerst intakt, bereite aber die Verletzungen für etwas später vor."
"Befehl akzeptiert. Bitte warten."
Melody und Liam unterdessen öffneten den Heiltank. Jetzt, wo sie auf Raynas Transformation warteten, schien sie allerdings ewig zu dauern. Melody, mit dem Blick auf ihr Global gerichtet, nickte zufrieden.
"Löse den Verletzten von der Lebenserhaltung und nimm seine Position ein", befahl Vorjak, "Dann repliziere die Verletzungen."
"Befehl akzeptiert", sagte der Replikant, dann sprang er mit einem Satz nach oben auf den Tank, glitt hinein und tauchte unter, um in atemberaubender Geschwindigkeit alle Kabel und Schläuche zu lösen. Ronald und Lili zogen den Schwerverletzten dann von oben heraus, Vorjak und Ava nahmen ihn unten am Boden entgegen.
Der Jaridian hielt den echten Commander Boone und legte ihm sogleich eine sachte glühende Hand auf die Brust, Ava zog kurzerhand ihren Mantel aus und begann, damit die Pfützen aufzuwischen.
Der Replikant schloss unterdessen, erneut mit atemberaubender Geschwindigkeit, alle Kabel und Schläuche wieder an, danach bildeten sich die tiefen Wunden, die auch der echte William Boone zeigte.
Vorjak und Melody stützten diesen, der inzwischen vage bewusst war. Ronald sprang vom Tank, ebenso Lili, dann eilten sie alle hinaus.
Ava zuletzt, und sie zog dabei ihren Mantel auf dem Boden hinter sich her, für alle Fälle.
Kaum später hatte Melody die Gruppe in einen Korridor in der Nähe geführt und dort einen Nervenknoten gefunden, mit dem sie nun in Kontakt stand. "Agent Sandoval ist noch nicht zurück", sagte sie, "wir haben ... wieder keinen direkten Weg, nur den, den wir auch das letzte Mal hatten. Bitte bereithalten!"
Boone fasste sich und atmete tief durch. "Funktioniert es diesmal?", fragte er matt.
Liam grinste. "Sieht so aus, ja."
Melody stand auf, schloss den Zugang zum Nervenknoten, zückte ihr Global und sah auf die Uhrzeitanzeige. Lange Sekunden wartete sie geduldig ab, dann rannte sie los. Wie sie rennen konnte! Und das mit Highheels!
Liam rannte hinterher, Vorjak und Ronald zogen Boone mit sich, Lili und Ava machten den Schluss.
Melody erreichte eine Abzweigung, folgte ihr und öffnete eilige eine Türmembrane, und als alle durch den Durchgang geschlüpft waren, schloss sie sie wieder. Noch immer hielt sie den Blick auf ihr Global gerichtet. Sie wartete ab, und sie wartete. Und dann öffnete sie die Türe wieder, ließ alle hinaus, schloss sie und rannte wieder voran.
Sie lief hinter eine weiße Trennwand, gerade einen Moment, bevor Qo'on um die Ecke kam. Der Taelon stolzierte vorbei und betrat einen Raum.
Melody rannte wieder los, quer über eine Korridorkreuzung, nach dieser allerdings verlangsamte sie. Gemächlich folgten sie dem Korridor, bogen um eine Ecke und schlüpften dort hinter eine Trennwand.
Das Portal stand unbeeindruckt da. Liam legte seine Hand in die Einbuchtung und alle sieben traten hindurch.
Ron fand sich auf einem bis auf das Zeitportal fast völlig leeren Sandstrand im Licht des Vollmondes wieder. Sieben weitere Zeitreisende traten aus dem Portal, diesmal auch Ha'gel. "Liam, meinen Sie wirklich, ein Badeurlaub jetzt ist angebracht?", fragte Ron.
Liam grinste schief. "Ist Ihre Sache, ob Sie baden gehen oder nicht. Ihre Badehose hängt übrigens da drüben." Er wies auf ein Gebüsch, an dem drei Badehosen und ein Bikini noch von Ha'gels Rettung hingen.
Ron seufzte. "Sie sind absolut unverbesserlich ..."
"Nein. Wir sind hier, weil wir jetzt nach der Rekrutierung der Sonde sind", sagte Liam, "Die Schleife kann nur aufgelöst werden, wenn keine inneren kausalen Ereignisse später stattfinden."
"Also ... von ganz am Ende", verstand der Implantant.
"Grob gesagt, ja." Liam zuckte mit den Schultern. "Außerdem sollten wir die Badehosen mitnehmen. Kunstfaser auf einer einsamen Insel ist dann doch eine gewisse Umweltsünde ..."
"Ach ..."
Der Hybrid grinste, rannte und holte die Badebekleidung vom Gebüsch, dann aktivierte er das Portal und alle traten hindurch.
Und sie fanden sich im Hauptraum unter der Kirche wieder. Es hatte geklappt.
Vorjak und Ron ließen den Verletzten auf das Sofa sinken, Ava breitete ihren Mantel über ihm aus. Liam stand noch mit sachte glühender Hand beim Portal. Melody stöckelte in die Küche.
Vorjak richtete sich auf und griff sich an den Kragen, der Mann mit der braunen Jacke verschwand, der Jaridian im Kampfanzug erschien.
"Ich hole Kleidung", sagte Lili und verschwand im Gästezimmer.
"Was tust du, Liam?", fragte Ha'gel.
"Ich habe eine Schleife über die nächsten acht Tage eingerichtet", sagte der Hybrid, "Wir sind wieder im normalen Zeitverlauf, aber natürlich mit Absicherung."
Ron setzte sich Boone gegenüber auf einen Sofasessel und runzelte die Stirn. "Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen", sagte er, "und ich muss mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie es mir nicht mit gleicher Münze heimgezahlt haben."
"Sehr offensichtlich ist Ihr Motivationsimperativ nicht mehr intakt", sagte Boone, "und ohne Motivationsimperativ sind Sie ein anständiger Mensch, das durfte ich zuvor bereits einmal erleben."
Es blieb Ron nichts anderes übrig, als das so zur Kenntnis zu nehmen. Sehr gesprächseifrig wirkte Boone nämlich nicht.
"Ich werde bald zur Grenzstation zurückkehren", ergriff der Jaridian nun das Wort.
"Sie sollten davon absehen, Ihre Gefangenen umzubringen", sagte Liam energisch, "Ich würde es Ihnen übel nehmen."
Vorjak sah ihn durchdringend an. "Sie haben mir nicht zu befehlen!"
"Ich kann es aber jedes mal rückgängig machen."
"Sie erpressen mich mit Ihrem Zeitportal!"
"Funktioniert es?" Liam grinste. "Allemal, ich werde dafür sorgen, dass Sie alles Nötige für die Hypno-Kur erhalten. Und den Taelon lassen Sie eben eingesperrt."
Vorjak knirschte mit den Zähnen und war offensichtlich dankbar, als Lilis Ankunft mit einem Satz Kleidung ein anderes Thema in den Vordergrund brachte.
"Ich hoffe, es ist ihnen nicht zu klein", sagte sie und überreichte Boone einen Jogginganzug, "Ist zwar von Liam, aber wohl dehnbar."
Der Implantant schob Avas Mantel von sich, schlüpfte erst ins Oberteil, dann in die Hose, beides spannte etwas. "Danke, es passt gut genug."
"Wie fühlen Sie sich?", fragte Lili jetzt.
"Wie gerädert."
Ha'gel kam nun auch zum Sofa und setzte sich neben den Verletzten, dann legte er ihm eine Hand auf die Brust. "Ich werde es irgendwann anrichten, das tut mir sehr leid."
"Verausgaben Sie sich nicht", sagte Boone, wies aber die heilende Hand nicht zurück. "Wie lange ist die Schießerei für Sie her?"
"Einige Stunden nur."
"Für mich deutlich länger!", erklang von der Galerie oben, "Und es ist gar nicht so einfach, einen Zielzeitpunkt zu finden, der nicht in einer Schleife steckt und die Anreise untersagt! Aber euer kurzer Abstecher, um Boone zu retten, hat genügt."
Liam blickte verdutzt hoch. "Ha'gel!"
"Ich lasse das Portal hinten im Lagerraum stehen. Es gibt jetzt halt eine Weile lang zwei davon." Der Kimera kam die Treppe herunter und grinste in die Runde, dann sah er zu Ronald. "Ihre Gestalt bräuchte ich bitte", sagte er.
Ronald schüttelte energisch den Kopf. "Nicht schon wieder der schöne Anzug verloren!", brachte er entsetzt heraus.
"Daran führt kein Weg vorbei. Ich muss genau diese Kleidungsstücke darstellen, damit ich passend aussehe."
Er seufzte und fiel etwas in sich zusammen. "Also schön ..."
Der jüngere Ha'gel legte den Kopf schief, Vorjak wirkte verwirrt. Lili sah vom einen Ha'gel zum andern und wieder zurück und beschloss dann offenbar, dass Melody in der Küche Hilfe brauchte.
Boone hatte sichtlich begriffen, was gerade geschah. Er hatte ja erlebt, was für Ha'gel, für beide Ha'gels, noch Zukunft war.
Ron atmete tief durch, stand auf und legte sein Global auf den Sofasessel. "Dann los", forderte er den Kimera auf, dieser trat zu ihm und legte ihm die glühenden Hände ins Gesicht. Rons Haut kribbelte, ihm blieb die Luft weg, bald fühlte er sich völlig losgelöst, als würde er schweben.
Im nächsten Moment kam das Gefühl der verkrusteten Haut, es juckte. Ron ballte die Fäuste und krümmte sich, und der Kokon bröckelte von ihm ab in den Sand der Insel. Von seinem etwas jüngeren Ich bekam er sogleich den Mantel, den er natürlich sofort anzog und zuband.
Er sah Augur, Ava, sich selbst und zweimal Liam, und seine eigene Gestalt, die der gerettete Ha'gel gerade noch ebenfalls hatte. Einer der Liams, der jüngere, sagte gerade: "Gib Ronald Sandovals Gestalt auf. Er muss aufwachen, sonst werden die Taelons wissen, dass du lebst."
Ha'gel wirkte zwar recht verwirrt und überrascht, aber er gehorchte. Außer dem Global in seinen Händen war schnell nichts mehr von Ron an ihm, es hockte dann ein filigranes, hellgrün-blaues Energiewesen im Sand einer Insel der Seychellen.
"Ronald, bitte erklären Sie ihm das alles", bat der jüngere Liam, "Ich gehe und schieße mir eine Kokosnuss." Damit stand er auf und schlug sich in die hiesige Botanik.
Das war wohl Rons Stichwort. "Wir sind Zeitreisende", sagte er, während er sich noch einige Kokonbrösel aus den Haaren strich, "Sie wurden von einer älteren Version Ihrer selbst ersetzt, er ist statt Ihnen in der Kirche gestorben."
"Weshalb ist er nicht ausgewichen? Er wusste, wohin der Implantant schießt!"
"Die Zeit lässt sich nicht ändern", kam von Liam, "Was gesehen wurde, ist geschehen. Was nicht gesehen wurde ... nun, es ist auch geschehen, aber niemand wusste bisher, dass da Zeitreisende involviert waren."
"Übrigens ist es auch nicht so, als hätte Boone Sie erschießen wollen", brachte Rons jüngeres Ich ein, "Er wusste, leider, worauf die ganze Schießerei hinausläuft, aber ändern konnte er es auch nicht."
"Er ist auch Zeitreisender?", fragte Ha'gel.
"Er hat diesen Tag bereits einmal erlebt. Er hat auch bereits mit Ihnen gesprochen."
"Beim Frühstück", bestätigte der ältere Liam, "Ich weiß, das ist recht konfus für Zeitreiseanfänger." Er trat näher. "Du bist hier sicher. Du wirst aber auch diese Leute in ihre Zeit ein Jahr in der Zukunft begleiten. Nur Ronald", er wies auf den Ron, der nur den Mantel trug, "und ich stammen aus noch einer anderen Zeit noch weiter in der Zukunft."
Er wandte sich um und stapfte von dannen, zum zweiten Zeitportal.
Ron ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen. Im Grunde war es überhaupt nicht verwunderlich, aber ein wenig staunte er doch, dass sich alles genau so entwickelt hatte, wie in seiner perfekten Erinnerung. "Ich muss weg", sagte er dann noch und ging mit Liam durch das Portal.
Vorjak und Ha'gel erwarteten sie direkt am Portal, aus dem Gästezimmer kam Ava mit Rons Ersatzkleidung. Lili redete etwas abseits mit Augur, der inzwischen offenbar nicht mehr die Notwendigkeit sah, woanders zu sein, und vor allem überaus glücklich über Boones Anwesenheit, der Implantant lag langgestreckt und bequem auf dem Sofa, war.
Melody deckte den Tisch und es duftete nach irischem Eintopf.
"Ich brauche einen Tee", sagte Liam und stapfte in die Küche.
Vorjak sah ihm nach, blieb aber stehen. "Was denken Sie, Ronald?", fragte er.
"Ich freue mich, dass ich meinen Mantel wiederhabe", sagte Ron, "das denke ich gerade."
Der Jaridian musterte besagten Mantel verdutzt, dann straffte er sich. "Was würden Sie mit einem gefangenen Taelon in seiner eigentlichen Form machen?", fragte er.
"Hinter Gittern versauern lassen. Genau das machen wir gerade mit T'than und Zo'or, in Zo'ors Fall machen wir es sogar mit einem Taelon im Menschenkörper."
"Aber mit Melody nicht."
"Nein. Melody ist ... hilfreich, aber ich traue ihr nicht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Ma'el als Taelon war, damals, vor achttausend Jahren."
"Aber ihr müsst ihr nicht trauen", stellte Vorjak fest, "Ihr habt das Zeitportal und könnt alles rückgängig machen, was sie gegebenenfalls anrichtet."
"Richtig."
Der Jaridian lachte kurz leise auf. "Und denselben Status habe ich. Hilfreich, aber nicht ohne Sicherheitsnetz." Er griff in eine Tasche seines Kampfanzuges und zog eine quadratische dunkelgrüne Plakette heraus. "Das hier, in Kombination mit Shaqarava, identifiziert einen hochrangigen Jaridian für die Replikanten. Liam, Ha'gel und, leider, Melody, aber Sie dürfen ihr das nicht sagen, sind damit in der Lage, den Replikanten Befehle zu erteilen."
"Nur haben wir keinen Replikanten."
Jetzt grinste Vorjak. "Oh doch. Ich habe im letzten Durchgang zwei Kopien verlangt, nicht nur eine, und die zweite in Schläfermodus geschickt. Sie ist dort, wo damals das Zeitportal stand, unsichtbar, und bewegt sich nur bei drohender Kollision."
"Oh", machte Ron.
"Sie dürfen Liam ausrichten, dass ich die gefangenen Implantanten zumindest vorerst nicht töten werde", sagte der Jaridian, "Ich habe ausreichend Hinweise darauf, dass die Implantate nicht so zuverlässig zu taelonischer Herrschaft führen wie bisher angenommen."
"Das freut mich", sagte Ron, "schon um meiner selbst willen."
"Auch die beiden Taelons werde ich am Leben lassen, allerdings nicht ganz so bereitwillig", fuhr Vorjak fort, "Ich verlasse mich darauf, dass ich im Falle eines Problems mit den Taelons von Liam Unterstützung, auch zeitreisender Art, erhalte."
"Ich bin mir sicher, dass er sich dazu gerne bereiterklärt."
"Ich nehme an, es läuft gerade eine Schleife?"
Ron sah Richtung Küche. "Ich gehe auch davon aus, gesagt hat er es aber nicht."
Vorjak sah zum jetzt gedeckten Tisch. "Da dort Schüsseln für neun Personen stehen, werde ich vor meiner Rückkehr nach Qa'shava noch testen, ob die Nahrung dieses Planeten für Jaridians ungiftig ist."
Das klang doch nach einem guten Plan, fand Ron. "So sieht offenbar auch Melody es vor", bemerkte er, "und ich muss sagen, zumindest für meine absolut menschlichen Geschmacksknospen, kocht sie sehr gut."
"Solche Nahrungszubereitung war mir bisher fremd. Ich wusste, dass es auf nicht wenigen Planeten praktiziert wird, aber ... von einem Taelon ...? Es überrascht mich, dass sie es nicht als zu primitiv, um sich damit abzugeben, ansieht."
Hinter dem Jaridian erklang ein Räuspern, er wandte sich um. Ava sah ihn streng an. "Kochen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Essen ist sinnliches Erlebnis, und lieblose Zubereitung ist eine Schande für den, der die Nahrung zubereitet, und den, der sie isst." Sie trat noch einen Schritt näher. "Was essen Jaridians denn so?"
"Die Nahrung wird nach molekularen Vorgaben repliziert. Geschmack und Nährstoffgehalt wurden durch lange Forschung optimiert."
"Optimiert", wiederholte sie, "Das bezweifle ich dann doch. Richtiges Essen schmeckt besser als Retortenfutter."
"Avas jedenfalls", warf Ron ein, "und Melodys auch." Er überlegte kurz. "Liams auch."
"Noch ein Grund mehr, die Nahrung zu testen", sagte Vorjak, "Ich muss jedenfalls zugeben, dass die benötigte Zeit zur Zubereitung auf Wertschätzung des Ergebnisses schließen lässt, ansonsten würde Melody hier etwas ... Repliziertes servieren. Repliziert?"
Ava schnaubte. "Industriezubereitung in tonnenschweren Kochtöpfen, abpacken, sterilisieren oder kühlen, ausliefern, und kurz vor dem Essen warm machen."
Der Jaridian nickte. "Verstehe." Er wandte sich jetzt dem Tisch zu und suchte sich einen Sitzplatz. Ron und Ava folgten ihm, nahmen aber mit etwas Abstand zu ihm Platz.
Melody setzte sich Vorjak direkt gegenüber und grinste. "Soweit ich weiß sind keine der Zutaten für Jaridians giftig. Du darfst also unbesorgt essen."
"Wir werden sehen", sagte er.
Sie griff nach dem Schöpflöffel und klatschte ihm eine großzügige Portion in seine Schüssel. Er nahm den Löffel und schaufelte sich etwas vom Eintopf in den Mund. Und dann noch etwas. Und noch etwas.
Ron lächelte zufrieden. Ein Taelon im Menschenkörper hatte gekocht, und dem Jaridian schmeckte es.
Don't diagnose and drive.