14.12.2019, 16:57
so erstemal das von Gestern, neue Fassung. Vergesst alles was ihr unter 8.2. gelesen hattet. Hex-Hex.
Hoffentlich war das der richtige Zauberspruch.
Kapitel 8.2
Als sie wieder zu sich kam, lag sie eingekuschelt unter Liams Decke auf dem Roten Seidenbezug ihres Bettes und der große breite Mann saß im Schneidersitz neben ihr, anscheinend meditierend.
„Hey“ sagte Liam sanft „Guten Morgen“
„Wieviel Zeit ist vergangen?“ fragte Aero verschlafen und gähnte und streckte sich behaglich
„Du warst mindestens einige Stunden weg, das Sharing selbst hat eine halbe Stunde gedauert. Es ist Abend“
„Hm“ sagte sie leichthin „Ich dachte ich sei besser im Aufnehmen von Informationen als meine Leute, das macht meinem Stolz gerade ganz schön zu schaffen, weißt du?“
„Kann ich mir vorstellen“ antwortete er „aber die Geschwindigkeit, mit der du neues Wissen verarbeiten kannst, hängt ja immer davon ab, mit welchen bereits vorhandenen Informationen in deinem Geist du die neuen Informationen verknüpfen kannst. Die nächsten Sessionen werden besser, und wir sollten uns beeilen. Dein Vater wartet nicht ab, ob wir ihn besiegen können“ Liam
Sie trat an das Pult und sah an sich herunter „Oh“ sagte sie enttäuscht „Ich bin immer noch so klein. So ein Mist“ Liam setzte sich nicht neben sie, sondern blieb auf dem Bett „Willst du nicht herkommen, dich mal hinsetzen?“ fragte Aero irritiert
„Ich hatte viel Zeit und habe bereits ausprobiert, ob ich in dieser Gestalt in die Stühle passe, das ist nicht der Fall“ antwortete er ihr leise lachend „Willst du immer noch groß werden? Es hat nicht nur Vorteile, wie du gerade merkst“
Sie hatte inzwischen durch die Gardinen gesehen und einige Geräte überprüft, ausserdem etwas Mana gegessen „Das ist keine Entscheidung für mich, sondern ein Muss. Wenn ich den Taelons gegenübertrete, will ich nicht in der Gestalt eines Pubertiers tun“
„Es kann viel schiefgehen bei selbst ausgelösten Wachstumsschüben, Aero. Ich denke ich würde einen Weg finden, wenn du unbedingt willst, aber ich werde es nicht tun bevor ich sicher nicht bin, dass es für dich ungefährlich ist, und dafür muss ich viel mehr über dich wissen“
„Aber du konntest doch einfach alles aus meinem Geist lesen vorhin! Du weißt doch jetzt alles“ sagte sie, das Mana wie einen Joghurt in sich hineinlöffelnd.
„Nur weil ich es hätte tun können heißt das nicht das ich es auch getan habe“ sagte Liam ernst „Du hattest es mir vorher nicht erlaubt, also habe ich es gelassen. Unser Deal bezog sich darauf das wir zusammenarbeiten, um die Bedrohung durch deinen Vater zu besiegen“
Sie sah ihn aus großen Augen an und schüttelte theatralisch den Kopf „Weißt du, du bist einfach zu gut für diese Welt!“ Dann sah sie an die Decke „Ich denke, meine Leute haben abgestimmt. Ich werde mal Versuchen, Kontakt zu ihnen aufzunehmen“ Mit diesen Worten machte sie einen Lotussitz in ihrem Stuhl und legte beide Hände mit der Handinnenfläche nach oben auf die Kniee. Kleine Energiepartikel lösten sich sichtbar aus ihren Handinnenflächen. Liam begleitete ihren Geist zu ihren Leuten. Sie waren ja nur wenige Meter über ihnen- Er konnte das Summen des geistigen Netzes um sie herum hören.
Liam runzelte die Stirn, es war so unruhig! „Was ist in eurem Gemeinwesen los?“
„Vielleicht die Abstimmung“ sagte Aero abwesend, sich ebenfalls konzentrierend
Ensigos Geist kam auf sie zu, er öffnete sich ihnen „Seid ihr Wohlauf? Gut. Die anderen finden die Bilder von den Lebenden Häusern in deinen Gedanken faszinierend und wollten es ausprobieren; sie haben die von mir entwickelten Mana-Kollektoren“ Er zeigte Bilder von langen, auf dem Wasser schwimmende Röhren deren obere Hälfte durchsichtig war „so verändert, das diese auch Plastikpartikel miteinbindet. Dadurch entsteht eine der Substanz der Taelongebäude ähnliche Matrix. Wir hofften, dass ihr beide bald wiederauftaucht“ der alte Mensch schickte einen neugierigen, abtastenden Gedanken in Richtung Aero, den diese mit einem kurzen Impuls der Ungeduld abblockte.
Alle drei bauten gleichzeitig eine Verbindung in das Geistige Netz der Räte auf.
Aero sah in den Geistern der Begeisterten Menschen Bilder von ihrem Haus. Alle Räte zeigten mehr oder weniger die gleichen Bilder, sich selbst umgeben von vielen kleinen undefinierbaren, in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Klumpen. In der Mitte stand eine Art Springbrunnen, deren lange Röhren wohl die von Ensigo beschriebenen Mana-Kollektoren waren. Aus ihren Enden sprudelten wie Rasierschaum, kullerten wie harte kleine Murmeln oder platschte wie das eigentliche Mana diese seltsame, schillernde Substanz.
„Sofort aufhören!“, rief Aero entsetzt in die Geistige Verbindung „Ihr macht ja eine Riesensauerei!“
Die Menschen vor Ort zuckten schuldbewusst zusammen. Sogar Nooma wirkte etwas geknickt.
Sie stellte die Wasserzufuhr des Brunnens ab und verschränkte missmutig die Arme.
Liam beobachtete die Szene neugierig und spürte die in kindliche Begeisterung über diese neue Idee hinein, die überhaupt erst diese Gruppendynamik ausgelöst hatte.
„Was ist mit meinen Babies?“ Die kleine Lady bekam die Bilder aus den Seelen zweier junger Mädchen gezeigt, mit denen sie anscheinend ein inniges Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Gott sei Dank hatten die beiden Menschen dieses etwas gruselige Zeugs von den Kleinen ferngehalten. Sie seufzte erleichtert.
Dann bedachte sie ihre Leute mit einem hochoffiziellem Gefühl und sogar Liam spürte das Bedürfnis, sich ihr unterzuordnen. Es wurde ruhiger in ihrer Geistigen Umgebung „Wir haben keine Zeit für Ablenkung; Berichtet mir von der Abstimmung“
„Es gab zwei Gegenstimmen. Boreos und Altreos, gegen die Fortführung des Experimentes mit dem Mana unter diesen Bedingungen. Die beiden haben sich in einem Einbaum Richtung der nächsten Müllsiedlung von dannen gemacht. Sie richten euch freundliche Grüße aus und wünschen euch viel Glück mit eurem weiteren Weg, aber sich in Gefahr zu bringen nochmal den Taelons in die Hände zu fallen konnten sie nicht akzeptieren.“
Aero seufzte sanft und schüttelte den Kopf „Ich habe damit gerechnet. Haben sie ihren Lohn erhalten?“
„Mehr als genug. Auch einige der leichten Mädchen haben sich überschwänglich bei ihnen bedankt.“
Aero zog- nur für Liam sichtbar- eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts dazu „Dann lasst uns Ihnen auf dem weiteren Lebensweg alles Gute wünschen, auf das sie ihr inneres Gleichgewicht nie wieder verlieren“ Sie klatschte in die Hände „Nun, der Rest will den Weg fortsetzen, sehe ich das richtig?“
„Als wir diese Entscheidung getroffen haben, haben wir uns überlegt, was die Alternative wäre.“ Dachte Nala mit überraschender Härte in ihrer geistigen Stimme „Und da sich keiner von uns von den Menschen sonderlich geliebt fühlte, erschien uns deine Nähe wichtiger als die Nähe zur Menschheit“
Aero wollte zu sprechen ansetzen und musste vor Rührung erstmal schlucken „Ihr seid so süß!“
Ensigos Geist brummte, begleitet von einem Gefühl von Verlegenheit und Rührung „Viele hier sind von den Menschen auch nicht anders behandelt worden als Wegwerfartikel. Ich kann ehrlich nicht mehr nachvollziehen, wieso die Menschheit sich für soviel besser hält. Nach allem was wir bei unseren Ausflügen in das Gemeinwesen über die Taelons gelernt haben war bei denen nie Gier, Neid oder Lust das Hauptargument, sie sind tatsächlich weniger verderbt als die Menschen.“
Liam musste jetzt doch ein Veto einlegen „Wenn man von den Gefühlen der Taelons gegen die Jaridians- und natürlich umgekehrt- einmal absieht, sind sie logischer als wir, gefühlskälter. Aber auch ihre Gefühlskälte, gegenüber allem was nicht Taelon ist, ist nicht unbedingt bewundernswert. Ihr habt die Schreie der von ihnen erschaffenen und zahlreichen Tests unterworfenen Hybriden vernommen, nicht wahr?“
Aero erblaute, ganz wie ein Taelon „Ich werde alles verhindern was ich verhindern kann, aber ich kann euch da nicht raushalten. Ich kann nicht einmal garantieren, dass ihr verschont werden würdet, wenn ich mich von euch trenne und dem Gemeinwesen der Taelons beitrete. Ich weiß von euch und die Taelons werden eure Existenz wahrscheinlich aus meinen Gedanken lesen“
Liam hatte ein Deja Vu. Aero war in exakt der gleichen Position wie er. Er machte eine Grimasse „Auch ich werde versuchen, Schaden von euch abzuwenden. Ich bin zumindest solange sicher, bis mein Kind von der Synode gerichtet wird, ob es ein Taelon sein kann oder nicht“
Ensigo wandte sich Respektvoll an die beiden Jüngeren „Ich habe eine Bitte, Liam, Aero“
Beide Hybriden sahen ihn an „Ja?“
„Der Gedanke an lebende Häuser und die Idee diese aus den sowieso im Meer befindlichen Mikroplastik wachsen zu lassen hat uns elektrisiert. Also ich meine elektrisiert im übertragenen Sinne- bitte zeigt uns in Gedanken, wie das funktionieren könnte. Wenn wir echte im Riff verankerte Häuser hätten wären wir zumindest sicher vor dem Sinken. Unsere Versuche zeigen, dass es durchaus möglich ist die Chemischen Komponenten der Taelonstrukturen, die die Erde nicht bereitstellen kann durch Plastikmüll zu ersetzen“ Er deutete auf das Chaos in Aeros Hütte.
„Wie genau sollen wir euch etwas ‚zeigen‘ was wir selbst nicht wissen?“ fragte Aero
„Ich glaube, sie meinen eine ganz bestimmte Erinnerung“ sagte Liam mit aneinandergelegten Fingerspitzen und teilte die Erinnerung mit der Gruppe.
Einen Moment dachten sie Alle darüber nach. Dann musste Liam an sein Kind denken und an die Bedrohung, der es ausgesetzt war „Ich denke ich habe euch alles gegeben, um alleine weiter zu machen, jetzt muss ich darum bitten, das wir uns deinem Vater zuwenden und der Aufgabe, die vor uns liegt, Aero. Ihr anderen passt auf euch auf. Sandoval – oh. Verzeihung“ Liam machte eine zerknirschte Geste vor Ensigo „Also ich meine den hier“ und er teilte eine Erinnerung von DEM Sandoval bei einer ihrer vielen Einsätze gegen den Widerstand „Wird wohl früher oder später herkommen und euch durchsuchen. Wie gedenkt ihr, euch zu schützen?“
„So wie wir uns immer geschützt haben!“ antworteten die Menschen und zeigten ihm- durchaus beeindruckende- Bilder der vielen Überfälle auf Sodom und Ghomorra und wie sie jeweils entkommen waren.
Aero beendete die Zusammenkunft. Sie und Liam setzten sich auf das Bett und gingen wieder in das Sharing ein. Beim letzten Mal, erinnerten sie sich gemeinsam, war sie einfach irgendwann eingeschlafen, weil die Informationen zu viel für sie waren. Dann verbrachten sie viele Stunden damit, in Aeros Geist zumindest eine rudimentäre Geschichte der Taelons und Wissen über deren Sprache und Schrift zu vermitteln. Zusammen mit einigen relevanten aktuellen Informationen, wie das Mutterschiff aufgebaut war zum Beispiel. Aeros Abneigung gegen die Taelons, das spürte Liam, war nicht wirklich dauerhaft oder ernst gemeint. Im Gegenteil, sie sehnte sich nach Kontakt zum Gemeinwesen, zu den Taelons. Sie verzehrte sich so sehr danach, dass sie eine Gruppe von Menschen verändert hatte, um diesen Kontakt zu ersetzen.
Ein Schattend der Schuld war in ihrem Geist auszumachen. Einige Menschen, vorrangig die, die mit Krankheiten infiziert waren, waren auch gestorben durch die Einnahme von Mana- der Körper wurde durchlässiger für Materie und damit auch Keime und Giftstoffe.
Sie debattierten auch über ihr Vorgehen auf dem Mutterschiff und der Mondbasis- Aero konnte ihre Eltern dort spüren und kamen schließlich zu einem einigermaßen erfolgversprechenden Plan, auch die Menschen in Aeros Gruppe betreffend.
Hoffentlich war das der richtige Zauberspruch.
Kapitel 8.2
Als sie wieder zu sich kam, lag sie eingekuschelt unter Liams Decke auf dem Roten Seidenbezug ihres Bettes und der große breite Mann saß im Schneidersitz neben ihr, anscheinend meditierend.
„Hey“ sagte Liam sanft „Guten Morgen“
„Wieviel Zeit ist vergangen?“ fragte Aero verschlafen und gähnte und streckte sich behaglich
„Du warst mindestens einige Stunden weg, das Sharing selbst hat eine halbe Stunde gedauert. Es ist Abend“
„Hm“ sagte sie leichthin „Ich dachte ich sei besser im Aufnehmen von Informationen als meine Leute, das macht meinem Stolz gerade ganz schön zu schaffen, weißt du?“
„Kann ich mir vorstellen“ antwortete er „aber die Geschwindigkeit, mit der du neues Wissen verarbeiten kannst, hängt ja immer davon ab, mit welchen bereits vorhandenen Informationen in deinem Geist du die neuen Informationen verknüpfen kannst. Die nächsten Sessionen werden besser, und wir sollten uns beeilen. Dein Vater wartet nicht ab, ob wir ihn besiegen können“ Liam
Sie trat an das Pult und sah an sich herunter „Oh“ sagte sie enttäuscht „Ich bin immer noch so klein. So ein Mist“ Liam setzte sich nicht neben sie, sondern blieb auf dem Bett „Willst du nicht herkommen, dich mal hinsetzen?“ fragte Aero irritiert
„Ich hatte viel Zeit und habe bereits ausprobiert, ob ich in dieser Gestalt in die Stühle passe, das ist nicht der Fall“ antwortete er ihr leise lachend „Willst du immer noch groß werden? Es hat nicht nur Vorteile, wie du gerade merkst“
Sie hatte inzwischen durch die Gardinen gesehen und einige Geräte überprüft, ausserdem etwas Mana gegessen „Das ist keine Entscheidung für mich, sondern ein Muss. Wenn ich den Taelons gegenübertrete, will ich nicht in der Gestalt eines Pubertiers tun“
„Es kann viel schiefgehen bei selbst ausgelösten Wachstumsschüben, Aero. Ich denke ich würde einen Weg finden, wenn du unbedingt willst, aber ich werde es nicht tun bevor ich sicher nicht bin, dass es für dich ungefährlich ist, und dafür muss ich viel mehr über dich wissen“
„Aber du konntest doch einfach alles aus meinem Geist lesen vorhin! Du weißt doch jetzt alles“ sagte sie, das Mana wie einen Joghurt in sich hineinlöffelnd.
„Nur weil ich es hätte tun können heißt das nicht das ich es auch getan habe“ sagte Liam ernst „Du hattest es mir vorher nicht erlaubt, also habe ich es gelassen. Unser Deal bezog sich darauf das wir zusammenarbeiten, um die Bedrohung durch deinen Vater zu besiegen“
Sie sah ihn aus großen Augen an und schüttelte theatralisch den Kopf „Weißt du, du bist einfach zu gut für diese Welt!“ Dann sah sie an die Decke „Ich denke, meine Leute haben abgestimmt. Ich werde mal Versuchen, Kontakt zu ihnen aufzunehmen“ Mit diesen Worten machte sie einen Lotussitz in ihrem Stuhl und legte beide Hände mit der Handinnenfläche nach oben auf die Kniee. Kleine Energiepartikel lösten sich sichtbar aus ihren Handinnenflächen. Liam begleitete ihren Geist zu ihren Leuten. Sie waren ja nur wenige Meter über ihnen- Er konnte das Summen des geistigen Netzes um sie herum hören.
Liam runzelte die Stirn, es war so unruhig! „Was ist in eurem Gemeinwesen los?“
„Vielleicht die Abstimmung“ sagte Aero abwesend, sich ebenfalls konzentrierend
Ensigos Geist kam auf sie zu, er öffnete sich ihnen „Seid ihr Wohlauf? Gut. Die anderen finden die Bilder von den Lebenden Häusern in deinen Gedanken faszinierend und wollten es ausprobieren; sie haben die von mir entwickelten Mana-Kollektoren“ Er zeigte Bilder von langen, auf dem Wasser schwimmende Röhren deren obere Hälfte durchsichtig war „so verändert, das diese auch Plastikpartikel miteinbindet. Dadurch entsteht eine der Substanz der Taelongebäude ähnliche Matrix. Wir hofften, dass ihr beide bald wiederauftaucht“ der alte Mensch schickte einen neugierigen, abtastenden Gedanken in Richtung Aero, den diese mit einem kurzen Impuls der Ungeduld abblockte.
Alle drei bauten gleichzeitig eine Verbindung in das Geistige Netz der Räte auf.
Aero sah in den Geistern der Begeisterten Menschen Bilder von ihrem Haus. Alle Räte zeigten mehr oder weniger die gleichen Bilder, sich selbst umgeben von vielen kleinen undefinierbaren, in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Klumpen. In der Mitte stand eine Art Springbrunnen, deren lange Röhren wohl die von Ensigo beschriebenen Mana-Kollektoren waren. Aus ihren Enden sprudelten wie Rasierschaum, kullerten wie harte kleine Murmeln oder platschte wie das eigentliche Mana diese seltsame, schillernde Substanz.
„Sofort aufhören!“, rief Aero entsetzt in die Geistige Verbindung „Ihr macht ja eine Riesensauerei!“
Die Menschen vor Ort zuckten schuldbewusst zusammen. Sogar Nooma wirkte etwas geknickt.
Sie stellte die Wasserzufuhr des Brunnens ab und verschränkte missmutig die Arme.
Liam beobachtete die Szene neugierig und spürte die in kindliche Begeisterung über diese neue Idee hinein, die überhaupt erst diese Gruppendynamik ausgelöst hatte.
„Was ist mit meinen Babies?“ Die kleine Lady bekam die Bilder aus den Seelen zweier junger Mädchen gezeigt, mit denen sie anscheinend ein inniges Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Gott sei Dank hatten die beiden Menschen dieses etwas gruselige Zeugs von den Kleinen ferngehalten. Sie seufzte erleichtert.
Dann bedachte sie ihre Leute mit einem hochoffiziellem Gefühl und sogar Liam spürte das Bedürfnis, sich ihr unterzuordnen. Es wurde ruhiger in ihrer Geistigen Umgebung „Wir haben keine Zeit für Ablenkung; Berichtet mir von der Abstimmung“
„Es gab zwei Gegenstimmen. Boreos und Altreos, gegen die Fortführung des Experimentes mit dem Mana unter diesen Bedingungen. Die beiden haben sich in einem Einbaum Richtung der nächsten Müllsiedlung von dannen gemacht. Sie richten euch freundliche Grüße aus und wünschen euch viel Glück mit eurem weiteren Weg, aber sich in Gefahr zu bringen nochmal den Taelons in die Hände zu fallen konnten sie nicht akzeptieren.“
Aero seufzte sanft und schüttelte den Kopf „Ich habe damit gerechnet. Haben sie ihren Lohn erhalten?“
„Mehr als genug. Auch einige der leichten Mädchen haben sich überschwänglich bei ihnen bedankt.“
Aero zog- nur für Liam sichtbar- eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts dazu „Dann lasst uns Ihnen auf dem weiteren Lebensweg alles Gute wünschen, auf das sie ihr inneres Gleichgewicht nie wieder verlieren“ Sie klatschte in die Hände „Nun, der Rest will den Weg fortsetzen, sehe ich das richtig?“
„Als wir diese Entscheidung getroffen haben, haben wir uns überlegt, was die Alternative wäre.“ Dachte Nala mit überraschender Härte in ihrer geistigen Stimme „Und da sich keiner von uns von den Menschen sonderlich geliebt fühlte, erschien uns deine Nähe wichtiger als die Nähe zur Menschheit“
Aero wollte zu sprechen ansetzen und musste vor Rührung erstmal schlucken „Ihr seid so süß!“
Ensigos Geist brummte, begleitet von einem Gefühl von Verlegenheit und Rührung „Viele hier sind von den Menschen auch nicht anders behandelt worden als Wegwerfartikel. Ich kann ehrlich nicht mehr nachvollziehen, wieso die Menschheit sich für soviel besser hält. Nach allem was wir bei unseren Ausflügen in das Gemeinwesen über die Taelons gelernt haben war bei denen nie Gier, Neid oder Lust das Hauptargument, sie sind tatsächlich weniger verderbt als die Menschen.“
Liam musste jetzt doch ein Veto einlegen „Wenn man von den Gefühlen der Taelons gegen die Jaridians- und natürlich umgekehrt- einmal absieht, sind sie logischer als wir, gefühlskälter. Aber auch ihre Gefühlskälte, gegenüber allem was nicht Taelon ist, ist nicht unbedingt bewundernswert. Ihr habt die Schreie der von ihnen erschaffenen und zahlreichen Tests unterworfenen Hybriden vernommen, nicht wahr?“
Aero erblaute, ganz wie ein Taelon „Ich werde alles verhindern was ich verhindern kann, aber ich kann euch da nicht raushalten. Ich kann nicht einmal garantieren, dass ihr verschont werden würdet, wenn ich mich von euch trenne und dem Gemeinwesen der Taelons beitrete. Ich weiß von euch und die Taelons werden eure Existenz wahrscheinlich aus meinen Gedanken lesen“
Liam hatte ein Deja Vu. Aero war in exakt der gleichen Position wie er. Er machte eine Grimasse „Auch ich werde versuchen, Schaden von euch abzuwenden. Ich bin zumindest solange sicher, bis mein Kind von der Synode gerichtet wird, ob es ein Taelon sein kann oder nicht“
Ensigo wandte sich Respektvoll an die beiden Jüngeren „Ich habe eine Bitte, Liam, Aero“
Beide Hybriden sahen ihn an „Ja?“
„Der Gedanke an lebende Häuser und die Idee diese aus den sowieso im Meer befindlichen Mikroplastik wachsen zu lassen hat uns elektrisiert. Also ich meine elektrisiert im übertragenen Sinne- bitte zeigt uns in Gedanken, wie das funktionieren könnte. Wenn wir echte im Riff verankerte Häuser hätten wären wir zumindest sicher vor dem Sinken. Unsere Versuche zeigen, dass es durchaus möglich ist die Chemischen Komponenten der Taelonstrukturen, die die Erde nicht bereitstellen kann durch Plastikmüll zu ersetzen“ Er deutete auf das Chaos in Aeros Hütte.
„Wie genau sollen wir euch etwas ‚zeigen‘ was wir selbst nicht wissen?“ fragte Aero
„Ich glaube, sie meinen eine ganz bestimmte Erinnerung“ sagte Liam mit aneinandergelegten Fingerspitzen und teilte die Erinnerung mit der Gruppe.
Einen Moment dachten sie Alle darüber nach. Dann musste Liam an sein Kind denken und an die Bedrohung, der es ausgesetzt war „Ich denke ich habe euch alles gegeben, um alleine weiter zu machen, jetzt muss ich darum bitten, das wir uns deinem Vater zuwenden und der Aufgabe, die vor uns liegt, Aero. Ihr anderen passt auf euch auf. Sandoval – oh. Verzeihung“ Liam machte eine zerknirschte Geste vor Ensigo „Also ich meine den hier“ und er teilte eine Erinnerung von DEM Sandoval bei einer ihrer vielen Einsätze gegen den Widerstand „Wird wohl früher oder später herkommen und euch durchsuchen. Wie gedenkt ihr, euch zu schützen?“
„So wie wir uns immer geschützt haben!“ antworteten die Menschen und zeigten ihm- durchaus beeindruckende- Bilder der vielen Überfälle auf Sodom und Ghomorra und wie sie jeweils entkommen waren.
Aero beendete die Zusammenkunft. Sie und Liam setzten sich auf das Bett und gingen wieder in das Sharing ein. Beim letzten Mal, erinnerten sie sich gemeinsam, war sie einfach irgendwann eingeschlafen, weil die Informationen zu viel für sie waren. Dann verbrachten sie viele Stunden damit, in Aeros Geist zumindest eine rudimentäre Geschichte der Taelons und Wissen über deren Sprache und Schrift zu vermitteln. Zusammen mit einigen relevanten aktuellen Informationen, wie das Mutterschiff aufgebaut war zum Beispiel. Aeros Abneigung gegen die Taelons, das spürte Liam, war nicht wirklich dauerhaft oder ernst gemeint. Im Gegenteil, sie sehnte sich nach Kontakt zum Gemeinwesen, zu den Taelons. Sie verzehrte sich so sehr danach, dass sie eine Gruppe von Menschen verändert hatte, um diesen Kontakt zu ersetzen.
Ein Schattend der Schuld war in ihrem Geist auszumachen. Einige Menschen, vorrangig die, die mit Krankheiten infiziert waren, waren auch gestorben durch die Einnahme von Mana- der Körper wurde durchlässiger für Materie und damit auch Keime und Giftstoffe.
Sie debattierten auch über ihr Vorgehen auf dem Mutterschiff und der Mondbasis- Aero konnte ihre Eltern dort spüren und kamen schließlich zu einem einigermaßen erfolgversprechenden Plan, auch die Menschen in Aeros Gruppe betreffend.