02.11.2003, 22:36
(14:15 Uhr )
Als Jeb weiter herunter eiferte, konnte er von Weitem etwas erkennen, dass ihm bekannt vorkam. Es war Kim! Von hinten genauso unverwechselbar wie von vorne, dank seiner auffälligen Frisur, die aber nicht weniger auffällig war, als die von Jeb selbst. "Kim...da bist du ja!...", rief er lauf aus, während er seinem Ziel näher kam.
Kim zuckte ob der Nennung seines Namens heftig zusammen, stolperte die letzten Stufen regelrecht hinunter, ehe er sich nahezu panisch umdrehte, und erst dann etwas beruhigte. Es war sein Kumpel Jeb gewesen, der ihn da so gerufen hatte. Mit vorsichtiger Stimme fragte er ihn nach der Schreckenssekunde: "Was ist denn?"
"Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so schreckhaft.", erwähnte Jeb, der fast schon neben seinen Freund stand und von weitem sein Aufschrecken verfolgt hatte. Er sah erschöpft aus, es wurde langsam Zeit, dass Kim ein Bett aufsuchte, bevor er ihm noch ganz umkippte. Er blickte hinunter, sah den Zettel in Kims Hand. "Was ist denn das?...hat dir die Alte an der Apotheke keine Medikamente gegeben?", sagte er, weil er meinte, dass Kim immer noch das Rezept von Sab in der Hand hielt.
"Doch.. die hab ich.. das.. das ist was anderes.", erwiderte Kim etwas ruhiger, seinem Kameraden das Papier hinhaltend, damit dieser es selbst anschauen konnte. Stockender brachte er dann auf Jebs vorangehende Fragen hervor: "Der Verrückte, er war .. da."
Interessiert sah er sich das hingehaltene Blatt genauer an. "Ein Drogentest?...wer kommt den auf so eine dumme...", Jeb wollte sein Satz soeben weiterführen, doch bei den Worten seines Kumpels hielt er abrupt inne. "Lass mich raten...an der Apotheke?", er sah Kim etwas unschlüssig an, "...was ist denn passiert?...die Apothekerin war ganz schön sauer auf dich."
"Nicht jetzt, Jeb, bitte.", sprach der punkig aussehende Student, als er den Zettel einsteckte und langsam zum Wartesaal los ging. Ihm war nicht danach, dies hier zu erzählen. Ihm war nach überhaupt nichts im Moment.
"Sorry...", sprach Jeb leise aus, während er seinem Kumpel langsam in den Wartesaal folgte. Er versprach sich selbst, Kim nicht die nächste Zeit danach zu fragen, was geschehen war, er schien schon genug belastet worden zu sein. Als er den Raum betrat, sah er schon von weitem Sab, die geduldig auf ihnen gewartet hatte. "Hier sind wir wieder...", sprach er, als er vor dem sitzenden Mädchen stand.
"Schon gut...", murmelte Kim, kramte langsam die zwei Schachteln heraus und betrat den Wartesaal, ging ziemlich stumm zu Sab hinüber und meinte dann sich zusammenreißend "Hier, sorry, wenns lange gedauert hat... aber.. ich wurd'.. ähm aufgehalten.."
Sab freute sich, als die beiden Jungen nach doch einigen Minuten endlich wieder zurückkehrten. Doch die Freude hielt nicht lange allzudeutlich an. Kim schien es nicht besser eher schlechter zu gehen. Etwas, dass sie nur auf den, welchen sie zuvor zu sehen glaubte zurückführen konnte. Innerlich hätte sie die Sache vielleicht etwas belustigt, wäre da nicht die bedrückte Stimmung Jebs und dessen Kumpels Kim. "Ich danke dir, dass du sie für mich abgeholt hast Kim.", sprach sie freundlich, den beiden wieder Platz auf dem Bank machend als sie die Schachteln entgegennahm. Was sie sonst hätte sagen sollen, sagen können, wusste sie nicht, schwieg daher lieber.
Jeb blieb stehen, obwohl im der Platz angeboten wurde und er auch gerne neben Sab gesessen wäre, jedoch schwirrten ihn wieder andere Gedanken um den Kopf und irgendwie befürchtete er, dass sie ihn noch mehr verwirren würden, wenn er sich nun auf dem Stuhl setzen würde. "Wie lange muss du noch hier bleiben Sab?", fragte Jebediah leise und irgendwie angesteckt von der Stimmung seines Kameraden.
"Wie lange ich muss und wie lange ich es tue sind zwei Sachen, Jeb, die haben nichts miteinander gemein.", erklärte Isabel, "Und ich denke, zweiteres dürfte lang vor ersterem stattgefunden haben.", damit hatte sie die zwei Schachteln in ihrer Plastiktasche verstaut und schickte sich an sich zu erheben.
Jeb schwieg dazu. Es war die Entscheidung Isabels gewesen, nicht seine. Sie musste wissen ob ihr Fuß nun belastbar war oder auch nicht, aber das war wahrscheinlich nicht das entschiedenste gewesen für sie. Er vermutete, dass es die Atmosphäre war, die das Krankenhaus ausstrahlte, von innen wie von außen und er persönlich fand diese Kliniken auch nicht besonders...anziehend. Jebediah reichte ihr freundlich und zuvorkommend die Hand, damit sie sich daran festhalten konnte. "Hoffentlich kommt uns die Schwester nicht in die Quere, sonst bin ich geliefert...", sprach Jeb ironisch und versuchte seine niedergedrückte Stimmung ein bisschen zu erheben.
Dankbar nahm sie die Hilfe an und trat so an die Seite des Jungen, während sie Kim nur kurz neuerlich bedauernd ansah. Sab konnte sich in etwa vorstellen, was ihn ihm vorging, aber es ging nunmal nicht anders. "Hast du heute eigentlich keine Vorlesung oder dergleichen, die du besuchen solltest, Jeb?", fragte sie ihn nach einigen Schritten, da sie nicht recht glauben konnte, dass der Student einen Freien Tag mitten in der Woche hatte, jedoch auch nichts anderes fand, dass sich als Gespräch eignete.
Kim stiefelte etwas hinter den beiden her, dachte nach. Ihm war nicht danach seine Wohngenossen zu finden, jedoch, was anderes konnte er auch tun? Was wäre, kehrte er in die Wohnung zurück? Nein, dorthin würde er keinesfalls alleine gehen wollen. An einen der üblichen Orte würde er derzeit ohnehin nur dann gehen, wenn es nötig würde. Also dann blieb doch nur die Suche nach Renia und Irina, oder? "Jeb,", fragte er leise, "hast du nochwas vor jetzt?"
"Eigentlich ja...", sprach Jeb etwas gedrückt und drehte seinen Kopf zur Seite, als er die Stimme seines, hinter ihm laufenden Kumpels hörte. "Macht es dir etwas aus, wenn wir zuerst Sab nach Hause begleiten?", sprach er, eine Gegenfrage stellend. Er wusste, das sie noch etwas zu erledigen hatten, schließlich hatten sich Renia und Irina immer noch nicht gemeldet, nicht mal an seinem Handy.
"Nein, natürlich nicht.", erwiderte Kim aufrichtig, dieser Vorschlag gefiehl im wirklich, da man ihn dort wohl auch kaum suchen würde, da man damit doch kaum auch schon gerechnet hatte. Dazu freute es ihn, dass Jeb ihn indirekt dazu auch schon eingeladen hatte, ob Sab damit allerdings einverstanden war, wusste er nicht, konnte es nur vermuten, dass die Zwei darüber schon zuvor gesprochen hatten.
Gut, Kim war also einverstanden. Jeb nickte und drehte seinen Kopf wieder zurück zu seiner eigentlichen Aufgabe, schließlich wäre es jetzt am wenigsten von Nutzen, wenn er stolpern würde. In Folge dessen, müsste Isabel vielleicht nochmals zurück ins Krankenhaus, dachte sich der junge Mann, als sie die Schwelle dessen gerade durchschritten hatten und sich nun außerhalb befanden. "Wo wohnst du eigentlich?", erkundigte sich Jeb, der überhaupt keine Ahnung hatte, wo das Mädchen überhaupt lebte. Sie hatte ihm zwar gesagt, mit wem sie lebte, wo aber, hatte sie dabei übersprungen.
"Derzeit unten, praktisch vor Chinatown.", sagte Sab kurz, "Wir können also mit derselben Linie in der wir uns kennenlernten in entgegengesetzer Richtung fahren.. ". Danach ging sie stumm ein paar Schritte weiter und meinte dann mit leicht trauriger Stimme, die eigentlich lieber anderes sagen wollte: "Nur kann ich euch da nicht viel anbieten, ich bin dort wie gesagt, nur zur Untermiete..."
"Du brauchst uns nichts anbieten...", sagte Jeb spontan und warf ihr einen aufmerksamen Blick zu, "...wir müssen dann wieder weiter, wir möchten noch sämtlich Krankenhäuser nach unserer Freundin abklappern." Auf eine nachdenkliche weise senkte sich sein Kopf und seine Augen starrten etwas bekümmert Richtung Boden, der wie im Fluge an ihm vorbeizugehen schien.
Sab nickte, meinte dann aber doch etwas erstaunt tuend: "Eure Mitbewohnerin? Was ist den passiert? Ein.. Unfall?"
"Ja...", brachte Jeb nur kurz und leise heraus, weil er seine Gedanken einfach nicht fassen konnte. Er wusste nicht einmal, ob Renia überhaupt noch lebte, das wäre natürlich noch ein weiterer Schicksalsschlag, wenn das passieren würde. Und er machte sich auch Sorgen um Irina, die ihre Freundin ins Krankenhaus begleitet und sich bis jetzt nicht gemeldet hatte.
Sab ging einige schweigende Schritte weiter, ehe sie mehr vor sich hin als zu einem der Beiden gewandt meinte: "Ihr werdet wohl gleich überhaupt nicht verschont..."
Kim selbst hörte dem Gespräch kaum zu, er war anderswo, faltete abwesend den Zettel in seiner Jackentasche zusammen.
Jeb blieb stumm, er wusste nicht, wie er weiter darauf reagieren sollte, zu sehr quälten ihn seine Empfindungen, die gleichzeitig in solch einem Hoch waren und doch so platt auf dem Boden lagen, dass er nicht mehr wusste, was er überhaupt fühlen sollte. Er hielt Isabels Hand etwas fester in seinem Griff, jedoch nicht so, als ob er ihr wehzutun versuchte, sein Griff zeigte vielmehr, dass er vielleicht jemand brauchte, der ihn festhielt, auch wenn er äußerlich vielleicht gesund war, innerlich war er zerrüttet und aufgelöst.
Sab sagte nichts, ging leicht hinkend weiter auf die nahe U-Bahnstation zu, in der einen Hand den Stock als Stütze, daran die Plastiktasche, in der andern ewiderte sie freudig den festeren Griff Jebs.
In seinem Pulli herrschte wieder Leben. Celesta fiepte leise freudig. Endlich, jener Geruch, bei welchem Stillschweigen geboten war, war verflogen. Langsam tapste sie aus seinem Kreuz nach vorne und lugte aus einem Loch hervor, stieg dann eiligst auf eine der ihr entgegenkommenden Hände und drehte sich darauf aufgeregt zweimal um sich selbst. Sie hatte hunger. Hunger, und dies wusste Kim auch. Sanft nahm er sie höher vor sein Gesicht und flüsterte ihr beruhigend zu: "Gleich kriegste was Kleine, wenigstens du kriegst
heute noch was runter. Brav.", strich ihr dabei dreimal sanft über ihr glattes, geschmeidiges Fell bevor er mit der rechten, freien Hand in der Hosentasche nach ihrem Studentenfutter suchte, welches sie sich üblicherweise gemeinsam teilten. Doch ihm war nicht danach, nicht jetzt. Er entnahm dem Beutel noch in der Tasche nuschelnd einige Nüsse und Rosinen, reichte dann im weitergehen hinter den anderen Beiden Celesta ein Stück nach dem andern und streichelte sie anschließend noch etwas. Dann drückte er sie sanft an seine Brust. Dies beruhigte vor allem ihn, Cel selbst war längst wieder ruhig geworden, als sie von ihm beachtet wurde, sie fühlte zwar instinktiv, dass längst nicht alles in Ordnung war, doch wenigstens durch ihre Anwesenheit schien es sich für ihn etwas zu bessern. Und ja richtig, von unten heraufblickend konnte das kluge Tier sogar endlich sehen, wie Kim wieder etwas lächelte.
Jeb fiel es schwer, dass in Worte umzufassen, was er gerade erlebte, deshalb schwieg er. Kim lief melancholisch hinter ihnen, er hatte sein Kopf ein paar Mal schon in seine Richtung gedreht. Wie nur, würde er seinen Freund wieder aufmuntern können? Vielleicht war Ablenkung das beste. Er hörte die Worte seines Freundes, drehte noch einmal seinen Kopf und konnte Celesta erblicken. Wenigstens eine, die Kim beruhigen konnte, Jeb lächelte. "Sieh an, sieh an...da ist jemand aufgewacht.", ertönte es aus Jebs Mund, ehe er wieder sein Kopf auf sein Ziel richtete: Die Treppen der U-Bahnstation, die nur noch wenige Meter entfernt lagen.
Sab folgte Jebediah Smith Blicken hin zu Kim, als er etwas sagte und sie erschrak leicht im ersten Moment. Eine Ratte! Sie hatte noch nie eine aus der Nähe gesehen. Vielleicht hätte sie jetzt eben leicht geschrien, wüsste sie sich nicht stets gut unter Kontrolle. So lächelte sie denn auch nur leicht als sie fast schüchtern fragte: "Ist das.. deine, Kim? Wie ... heißt sie?"
Kim fiel gar nicht auf, dass man mit ihm sprach, so genoss er den Halt, denn er bei Celesta fand. Lächelnd erwiderte er dann: "Jap, dieser Schatz gehört zu mir, sie heisst Celesta.", dann schwieg er für zwei weitere Schritte, in denen er seine Ratte sanft weiterstreichelte und meinte dann noch etwas auf Jebs Worte hin, "Und glaub ihm nicht, dass sie geschlafen hat, sie ist nur sehr klug und wusste somit, dass sie absolut still sein sollte, doch sie hat aufgepasst.", wobei er bei den letzten Worten breit grinste.
"Manchmal denk ich wirklich, wenn Cel sprechen könnte, würde sie ebenfalls studieren.", sprach Jeb frech zu seinem Kumpel, ehe er die erste Stufe der Treppe erreicht hatte und hinunter gelaufen war, dabei gleich Sab helfend zur Seite stehend, weil er wusste, das Treppen für sie jetzt vielleicht ein schwieriges Hindernis werden könnten.
"Sie studiert doch bereits, mit mir!", konnte Kim darauf nur erwidern, als er ebenfalls die Treppen erreichte. Jene Treppen, an denen er heute Morgen dem Verrückten gefolgt war. Er schütteltete leicht den Kopf und blickte wieder hinunter auf die schnellatmende Nase Celestas um nicht wieder daran zu denken. Es half.
Sab sah noch kurz das Tier an, sagte dann aber nichts weiter dazu, allein schon, weil Kim gerade sehr damit beschäftigt schien und es ihm wohl auch gut tat. Als sie aber die Treppe betrat, achtete sie wieder wohin sie ging. Die ersten Stufen brachte sie so auch ohne Schwierigkeiten hinter sich, so dass sie es weiter unten dann auch kurz wagte zu Kim zurückzublicken, noch während sie mit dem linken Fuss den nächsten Schritt tat. Ein Fehler wie sie sogleich mitbekam, als sie keinen festen Halt durch den Schuh verspürte. Sie glitt aus, schnell blickte sie wieder nach vorne und fasste instinktiv Jebs Hand noch fester.
Als sie die hälfte der Treppe schon überwunden hatten, spürte Jeb plötzlich, wie ihm Sab aus seinem Griff entglitt, zwar hielt sich Sab nur noch fester an seiner Hand, weil sie selbst gemerkt hatte, dass sie rutschte, aber Jeb war sich nicht sicher, ob das ausreichen würde, um einen schweren Sturz zu vermeiden. Er reagierte schnell und versuchte mit seiner noch freien Hand sie zusätzlich zu unterstützen, indem er sie an ihrem Rücken anlegte. Grade noch so, konnte er sie halten.
Sab fing sich wieder, dank Jebs Hilfe und machte sich sofort daran, sich wieder aufzurichten. "Ich sollte wohl mehr darauf achten wo ich hintrete.", meinte sie leicht grinsend. "Danke, dir Jeb.", wobei sie es dieses Mal für angebracht hielt ihren Kopf näher an den seinen zu bringen und schnell, ehe Jebediah ihn vielleicht doch noch zurückziehen würde können setzte sie ihre Lippen sanft auf seine auf ihrer Seite liegende Wange. Doch ebensoschnell wie sie ihr Geschenk abgesetzt hatte, zog sie den Kopf wieder zurück und sah ihm noch kurz ins Gesicht um zu erfahren, wie es angenommen wurde, wandte ihn dann aber ab, um zu zeigen, dass sie wusste, dass sie zuschnell voranging, wessen sie sich aber bereits absolut klar gewesen war, als sie die Idee des Kusses gefasst hatte. Dies wiederum aber brauchten die beiden Jungs nicht zu wissen.
Ihre weichen Lippen hatten sich an seiner Wange gedrückt, um ihn Dankbarkeit zu geben. Jeb blieb sprachlos stehen, obwohl er sehr überrascht aussah, glänzten seine Augen vor Begeisterung. Die Schmetterlinge in seinen Bauch flatterten vor Ekstase. Er konnte sich in den ersten paar Sekunden nicht zusammenreißen, auch wenn er sich noch so drum bemüht hätte, sein Blick blieb an den blonden Mädchen kleben, wie Sekundenkleber. Erst als er merkte, wie peinlich er in diesem Moment er gerade aussehen musste, verfärbte sich sein Gesicht ein wenig rot. "Ähm...keine Ursache, das... mach ich doch gern.", brachte er leise hervor, sich dabei bewusst werdend, dass sein Kumpel hinter ihm, die Lage wohl begriffen haben musste.
Kim, der hinter den Beiden ging, erkannte sofort, dass er nicht eingreifen konnte, war daher froh, das Jeb seiner Freundin rasch genug zu helfen wusste, wofür er wie er grinsend feststellen musste, fürstlich entlöhnt wurde. Zugleich aber kam er sich mit seiner momentanen Stimmung nun noch stärker wie das fünfte Rad am Wagen vor, davon aber ließ er sich so gut er konnte nichts anmerken, dachte nur wieder daran wie Jeb reagierte und grinste weiter. Irgendwann würde sein Kumpel sich sicher daran gewöhnen und bis dahin, ja bis dahin würde er daran jedesmal seine eigene Freude haben.
Sab schwieg mit Absicht einige Momente, wandte sich dann wieder Jeb zu, sagte nichts, sondern nahm stattdessen ihre zweite Hand hinzu und fasste so, so gut sie konnte mit beiden Händen fest die sie haltende und unterstützende Hand, drückte sie fest und sah sie an, während ihr Gesicht unter den blonden Haaren kräftig daran war, die überschüßige Wärme ihres Blutes abzustrahlen. Es hatte geklappt, genauso wie sie es sich erhofft hatte, doch wusste sie, sie durfte ihre innere Erleichterung darüber nicht preisgeben, sie würde falsch gedeutet. Still blieb sie stehn, darauf wartend, dass einer von ihnen das Zeichen zum weitergehen geben würde, als von unten das Geräusch einer einfahrenden U-Bahn erklang und damit einhergehend ein warmer Wind von unten nach oben strömte. Der Zeitpunkt war von ihr wahrlich ideal gewählt gewesen.
Der Kopf unter dem mehrfarbigen Kamm zwang sich nicht zu offensichtlich zu Grinsen. Er hatte nicht vor seinem Kumpel da raus zu helfen. Ruhig blieb er die zwei Stufen hinter den beiden eindeutig Verliebten stehen und tat als wäre er mit Celesta äußerst beschäftigt, so dass ihm die ganze Geschichte nicht wirklich aufgefallen wäre. Sanft streichelte er das sichtlich verschmuste Tier und blickte hochkonzentriert darauf, während er weiterhin gespannt war, was weiter passierte.
Jeb senkte seinen Kopf, sah hinunter auf ihre kleineren warmen Hände, die sich um seine geschlungen hatten. Erst zögernd nahm er noch seine andere Hand hinzu, strich kurz und sanft über ihre, dabei seinen Kopf wieder hebend. Er sah sie mit einem aufgeregten Blick an und lächelte sanft. Verdammt, konnte er sich in solchen Situationen nie in den Griff kriegen? Als er den warmen Wind spürte, dass von unterhalb kam, wurde sein Kopf wieder klarer, als hätte die luftige Strömung diesen Augenblick mit fort gerissen. "Das könnte unser Zug gewesen sein...", sprach er, machte jedoch keine Anstalten, die Treppen hinunter zu rasen, um diesen noch zu erreichen, da er wusste, dass sie ihn sowieso nicht gekriegt hätten.
"Könnte es..", sagte Isabel einzig auf die Worte des Studenten vor sich, als auch sie seinen Blick wieder direkt erwiderte.
Der junge Mann nahm seine Hand wieder zu sich, die andere jedoch, die sie schon zuvor in ihrem Griff hatte, ließ er an der gleichen Stelle ruhen. "Sollen wir nicht besser runter gehen?", fragte er, wobei er schon einen Schritt nach unten trat.
Still folgte ihm Isabel nach, dabei weiterhin lächelnd.
Sie waren unten angekommen. Wie er vermutet hatte, war der Zug längst wieder abgefahren. Jeb suchte nach einem freien Platz an den Bänken, die an den bunt gesprayten Wänden der U-Bahn standen. "Möchtest du dich setzen?", war seine nächste Frage, als sein durchstreifender Blick einen idealen Sitzplatz gefunden hatte.
"Wegen der einen Minute, bis die nächste kommt?", grinste Sab, bei ihrer Gegenfrage, da sie im Gegensatz zu Jeb kurz auf die Anzeige geblickt hatte, "Ich vertraue deinem Halt in dieser Zeit, ich darf doch, oder?". Wobei sie neben ihm stehn blieb und ihn anblickend wartete.
Kim zerriss es fast vor grinsen, welches er verbergen wollte, als er ihnen weiter folgte und ihnen stets einen angemessenen Abstand gewährte, damit sie nicht gestört wären. Seiner Meinung nach, hatten sich hier wirklich zwei gefunden, welche nicht weiter gestört werden sollten. Um sich selbst von der ganzen Sache etwas abzulenken und diesemal von der Komik zu beruhigen, fütterte er wieder etwas Celesta, die bereits tapsend auf sich aufmerksam zu machen
versuchte.
Jeb nickte. "Wie dir lieber ist", meinte er, dabei einen Blick auf Kim werfend, der sich kaum das Grinsen verkneifen konnte. Sollte ihm das peinlich sein? Wenigstens konnte er damit Kim auf andere Gedanken bringen, was besser war, als ihn ständig niedergedrückt zu sehen.
Die drei blieben die restliche, bald verstrichene Minute wartend stehen, ehe der Zug einfuhr und sie einstiegen. Da der Wagen zum einen bereits recht voll war und zum anderen nach und vor ihnen weitere Menschen einstiegen, kam es, dass Kim, der sowieso nur noch am grinsen, welches nahe an einem Lachanfall war, war, den Anschluss nicht sofort fand und somit von Sab und Jeb getrennt wurde. Ihm machte es zu diesem Zeitpunkt nicht allzuviel aus, besonders, da er nicht weiter stören wollte, jedoch sah er sich sofort nach einem ihm nur zu bekannten asiatischen Gesicht um, entspannte sich dann erst wieder, als er selbiges nirgends ausmachte, auch sonst nichts verdächtiges zu entdecken war. "Komm Cel, ich glaube wir lassen die beiden Herzchen da ein wenig alleine.", meinte er dabei in scherzendem Tonfall an seine Ratte gewandt, als er diese anwies in den Pullover zurückzukehren, wo ihr nichts geschehn möge.
Jeb hatte sich beeilt, noch mit Sab in dem Zug einzusteigen. Er war so damit beschäftigt, Sab zu stützen, damit sie nicht im wilden Gedrängel geschupst, oder gar umgestoßen wurde, dass er erst im nachhinein bemerkt hatte, das Kim nicht hinter ihnen war. Fragend sah er sich um, er konnte sein Freund nicht entdecken, weil ihm die Menschenmenge das Sichtfeld beschränkte. Zum Glück hatte er Sab nicht verlieren können, da sie sich gegenseitig in einem festen Griff hatten. Neben ihnen saß ein Mann, der sich breitbeinig und seine Zigarette rauchend eine Zeitung ansah. "Entschuldigen sie...", machte sich Jebediah bemerkbar und tippte ihn kurz an die Schulter, "...könnten sie diesen Platz entbehren, es ist besser wenn dieses Mädchen hier sitzt." Er deutete kurz auf Sab
"Ja, was hat sie denn? Ich gebe meinen Sitzplatz nicht so schnell an wildfremde Menschen, wahrscheinlich seid ihr nur zu faul zu stehen!" Er starrte Sab nicht allzu freundlich an.
"Wie bitte?", ertönte es ungläubig und etwas sauer aus Jeb heraus, "erstens ich brauche keinen Sitzplatz und zweitens...sehen sie denn nicht das sie etwas am Fuß hat?"
"Na gut, aber wehe, ihr habt mich belogen, bei euch jungen Leuten weiss man ja nie...!" Umständlich faltete der Mann seine Zeitung zusammen, stand auf und blieb direkt neben "seinem" Sitzpaltz stehen.
Zum Glück hatte der Mann doch sein Platz noch vergeben, Jeb hatte schon befürchtet, etwas strenger darum kämpfen zu müssen. Ohne noch ein weiteres Wort mit diesem zu tauschen - er hatte ja schon genug mit ihm geredet, seinen Geschmack nach- führte Jeb mit einer Hand die junge Frau zu ihrem Stuhl, damit sie sich dort niedersetzen konnte.
Sab war Jebediah bis eben still gefolgt, beobachtete mit innerlichem Interesse, wie dieser sich verhielt, mit anderen Umging. Freundlich nickend bedankte sie sich dann auch bei dem Herrn, welcher seinen Platz freigab und setzte sich etwas ungeschickt in der fahrenden Underground hin. Hier ließ es sich kaum miteinander sprechen, die Strecke war zu laut, so sah sie denn auch nur schweigend und dankbar zu Jeb hoch und ließ sich durchrütteln, das Kim nicht mehr neben Jeb stand, hatte sie fast schon vermutet, doch konnte sie so auch näher an Jebediah kommen und vielleicht über diesen dann auch mehr Kims Vertrauen erhaschen.
Jeb lächelte, er konnte nicht anders, das Gefühl, was ihm Sab gab war kaum zu beschreiben. Es war frisch, es bebte ihn ihm, jede kleinste Ader war damit aufgesogen, als würde sie ihm etwas geben, was er unbedingt zum leben brauchte, als wäre sie die Luft, die er einatmete. Das, was sie vorhin gegeben hatte das war für ihn unglaublich schön gewesen. Das Gerüttel, ging ih , während er Isabel anblickte, gehörig auf die Nerven, so dass er beschloss, vor ihr in die Hocke zu gehen, um dann hastig ihre Hände zu erhaschen. Sie waren warm, warm und weich, wie ihre Lippen. Er ging etwas näher an das Gesicht des Mädchens heran, damit sie ihn besser verstehen konnte. "Schade, das ich dich daheim abliefern muss.", sagte er traurig, dabei Sab mit einem bekümmerten Blick ansehend. Er wusste das er sie vermissen würde und wären es nur Stunden, die er von ihn getrennt war. "Ich hätte dich gern noch ein paar Stunden behalten.", sagte er ehrlich, jedoch mit einem scherzenden Unterton, um nicht die Stimmung zu vermiesen, die selbst produziert hatte.
Sab drückte die Hände Jebediahs liebevoll und fest. Schwieg dann eine Weile, in der sie nachdenklich wirkte, ehe sie meinte: "Zuhause wartet nichts auf mich, doch ich verstehe, dass du deine Verünglückte Mitbewohnerin suchen willst, wünsche dir dabei.. auch viel Erfolg und hoffe, es steht nicht allzuschlimm um sie. Auch ich hätte gehofft, dass die Zeit mit dir noch lange wäre, Jebediah... ", wobei sie verstummte und sich nach vorne beugte, so gut dies bei dem wackelnden Gang, den die Linie drauf hatte, ging und löste eine ihrer Hände aus Jebs Griff um damit sanft durch die Dreadlocks zu streifen, während sie sich seinem Gesicht nochweiter näherte.
Es wurde ihm innerlich heiß, kalt...dann wieder heiß. Der sanfte Griff Sabs, der sich von
seiner Hand löste, deutete ihn schon fast darauf hin, dass er wieder aufstehen sollte, jedoch hatte er nicht damit gerechnet, dass sie damit etwas anderes vor hatte. Er fühlte, wie ihre Hand seine Haare steifte, ihn fast schon am Hinterkopf erfasste, um ihn anzudeuten näher zu kommen. Jeb, der sich nicht sicher war, ließ einfach sein Bauch reagieren und rückte ein Stück näher an die junge Frau heran, machte es ihr nach und strich ihr sanft über die Wange, ehe er ihr über die Haare fuhr. Er konnte das schöne blau in ihren Augen erkennen, die ihm nun näher waren, als jemals zuvor. Sollte er wirklich? Er überlegte nicht lange, ergriff einfach die Initiative und drückte seinen Mund auf ihren, der sich nun noch weicher anfühlte, um ihr einen einfachen und dennoch so viel bedeutenden Kuss zu schenken. Langsam löste er sich wieder, seine Hand, die nun zitternd vor Aufregung seinen Griff löste, konnte sich nicht ganz von ihr entfernen und so blieb sie an ihre Wange, um diese noch mal zärtlich zu berühren.
Seine Nase näherte sich der ihren, sanft streiften sie sich, bevor die Lippen einander fanden. Isabel schloss die Augen, rief sich den ganzen Morgen noch einmal in Erinnerung, von dem Moment, wo man sie geweckt hatte an, bis sie in der U-Bahn auf Jeb stieß und von da an sich einsetzte, bis sie hier in der U-Bahn sassen. Seine Lippen zeigten ihr seine Jugendhaftigkeit, zeigten sie mit jeder noch so feinen Bewegung. Erst als er sich etwas von ihr entfernte, öffnete sie die Augen wieder und sah in seine Augen, sie zeigten wie er sich fühlte und bestätigten ihr, was sie wollte. Nur zögernd nahm auch sie ihre Hand hinter seinem Kopf hervor und strich seinen Unterarm hinauf zu dessen Hand, welche immer noch an ihrer Wange lag um sie zu nehmen und zwischen ihnen beiden zu halten. "Jebediah Smith, ", flüsterte sie langsam, es sich regelrecht auf der Zunge zergehen lassend, "ich hätte.. nie gedacht, dass eine nächtliche Erscheinung... zwei Menschen..", den Rest des Satzes brauchte sie wohl kaum mehr auszusprechen, besser war es, die wenigen Sekunden des haltenden Wagens so zu genießen.
"Erst erbetteln sie meinen Sitz, und dann wissen sie nichts besseres zu tun als in aller Öffentlichkeit rumzuknutschen, die heutige Jugend!" Da er sich in der vollgestopften U-Bahn kaum bewegen konnte, musste er wohl oder übel neben den zwei jungen Leuten stehenbleiben, nur gerade den Kopf konnte er abwenden, "um das grässliche Geturtel nicht länger beobachten zu müssen", wie er es genannt hätte, hätte jemand ihn gefragt.
"Ach, muss Liebe schön sein, allerdings, so romantisch ist es hier nicht gerade, naja, immerhin, DIE hat nen Freund", das junge Mädchen, das im Abteil nebenan sass, seufzte in sich hinein und begann zu träumen. "Wenn ich dann mal nen Freund hätte... ob der mir wohl auch nen Sitz freistreiten würde, wenn ich verletzt wäre? Naja.... im Moment sah sowieso nichts nach Freund aus, warum also sich solche Gedanken machen?" Sehnsuchtsvoll warf das Mädchen noch einen letzten Blick auf Jeb und Sab, bevor sie aus der bahn ausstieg.
Erst lächelte er, als er merkte, dass es ihr wohl gefallen haben musste, als sie jedoch wieder auf die Erscheinung von gestern Nacht zurückführte, verflüchtigte sich sein Ausdruck, wurde etwas ernster, seine Blick blieb dabei trotzdem an ihr hängen. "Das gestern Nacht...muss dir viel bedeuten...", sprach er, dabei nahm er ihre Hand ein wenig zu sich und streichelte sie sanft.
"Du bedeutest mir viel, Jebediah, weit mehr, als dieses Geschehnis in dieser Nacht.", beschwichtigte Isabel Otis den Jungen liebevoll, die Berührung durch seine Hand dabei sichtlich genießend. Leise fügte sie jedoch an: "Und doch, auch jenes ist bedeutungsvoll, anders hätten wir uns vielleicht nie getroffen, anders wäre ich vielleicht nicht morgens in die U-Bahn eingestiegen....", eine Strähne ihres Haars schlich sich nach vorne, rasch nahm sie ihre nun freie Hand und strich sie elegant zurück hinters Ohr, damit diese sie nicht im Gesicht zu kitzeln vermochte. "Doch lass und jetzt nicht weiter reden...", meinte Sab dann noch weiter, als sie kurz auf die Stationsdurchsage geachtet hatte. Die nächste Station noch konnten sie sitzen, dann wäre es an der Zeit auszusteigen.
Irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, dass ihn Sab etwas verschwieg, vielleicht etwas, was vielleicht mit der vorherigen Nacht zu tun hatte, doch wollte er nicht weiter nachhacken, es wäre zu unhöflich und gar nicht seine Art gewesen. Außerdem schien es wohl offensichtlich, dass Sab lieber darüber schweigen wollte. Er hatte die kräftige Frauenstimme
gehört, die sich kurz vor jeder Station meldete, jedoch hatte er kaum etwas verstanden, denn das Gewirr um ihn herum war zu laut, als das er es hätte enträtseln können. Immer noch hielt er Isabels Hand, die ihm soviel unsichtbare Kraft schenkte, dass er sich gar nicht traute, diese wieder freizugeben. Doch er musste es tun, genauso musste er auch Sab Zuhause absetzen, doch er hoffte, dass er sie so schnell wie möglich wieder besuchen konnte. Langsam und ein wenig bekümmert ließ er ihre zierliche kleine Hand wieder los, kniete immer noch vor ihr, wobei er sich nun mit seiner freien Hand an ihre Stuhllehne festkrallte, um besseren Halt zu kriegen. In diesem Moment wusste er gar nicht, was er sagen sollte, er blickte sie einfach nur schweigend an, wobei das funkeln in seinen dunklen Augen, immer noch zu erkennen war.
Sab strich über Jebs Hand an der Stuhllehne zu ihrer Seite. Lächelte ihn verliebt an, während sie die andere Hand noch immer in seinem Griff ließ. Bis, ja bis sie aufstehen musste. Laut, um nicht überhört zu werden, aber dennoch sanft: "Unsere Station.", machte sich sogleich daran, aufzustehen und sich an ihrem Stock zu stützen, bereits nach einer zweiten Stütze suchend, da der Wagen hier öfter zu beiden Seiten hin ausschlug.
Jeb stand von seiner knienden Haltung auf, griff Sabs Hand, weil er wusste, dass sie vielleicht ohne Hilfe nicht schnell genug aufstehen konnte, um noch rechtzeitig aus der U-Bahn zu gelangen, gleichzeitig klammerte er sich an den Haltegriff, das oben direkt neben den Sitzen angebracht worden war, um die stehenden Gäste nicht beim Bremsen in Stich zu lassen. Ein feines Lächeln huschte ihn über die Lippen, er konnte eben nicht lange genug ohne ihre Hand auskommen. "Du kannst dich gern an mir festhalten.", deutete Jeb mit einen Augenzwicker, dabei auf die schon vergangene Szene in der vorletzten U-Bahn erinnern wollend.
Mit dankbaren Augen sah Isabel Jeb an, als sie sich an seinen Schultern festhielt und nun von der Türe aus gesehen hinter ihm stand. "Würde es nur mehr solche wie dich geben, Jebediah.", flüsterte sie ihm regelrecht ins Ohr, als ihre Nase von hinten dicht daran vorbei strich, da das Bremsen des Wagens sie nach vorne zu ihm hin warf.
Jeb grinste, versuchte gleichzeitig sein Gewicht auf das rechte Bein zu verlagern, um so besser den bremsenden Zug zu überwinden. Er hörte die leisen Worte, die sie ihm zuflüsterte und lächelte dabei noch mehr. Ihre Nase streifte an seinem Ohr vorbei, kitzelte ihn wie eine weiche Feder. Erst als der Zug endgültig angehalten hatte, griff er mit seiner Linken auf seine rechte Schulter, dort, wo Sab sich festgehalten hatte und nahm ihre Hand, um sie dann hinauszuführen.
Sab wurde noch enger an Jeb hingedrückt, was nur zum Teil ihr Verschulden war, zu einem weiteren dass der vielen weiteren Zuggäste. Als die Zugtüren sich aber öffnete und Jeb sie wieder an der Hand fasste, folgte sie ihm, wobei sie jedoch sofort stockte. Ihr Fuss. Isabel Otis hatte gar nicht mitbekommen, dass ihr Gefühl weiter zurückgekehrt war. Sie zwang sich weiterzugehen, musste schließlich den Wagen noch rechzeitig verlassen. So biss sie auf die Zähne und folgte dem Studenten und seiner Führung durch die Masse nach.
Fast schon würden sie von der Masse hinter sich hinausgedrückt. Jeb hatte Mühe, sich einen Weg aus der Menge zu bahnen und als sie endlich aus dem Wagon ausgestiegen waren, schritt er noch ein paar Meter von dem Wagen weg. Die Menschen schienen sich schnell in die verschiedenen Richtungen aufzulösen. Jeb drehte sich lächelnd wieder zu Isabel um, doch dieses verschwand, als er merkte das mit ihr irgendetwas nicht stimmen konnte. "Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?", brachte er gleich, mit einem besorgten Gesichtsausdruck hervor, der zeigte, wie ernst es ihm war und blickte nach unten, zu dem vermuteten Übeltäter.
Sab blieb auf einem Bein stehen, sich auf dem Stock stützend und den schmerzenden Fuss nur dicht über dem Boden haltend und sah Jeb hilflos an. "Es ist unglaublich, wie etwas, dass nicht mehr drin ist, doch noch schmerzen kann.", spielte sie die Pein, welche sie gerade bei jedem Schritt ausgestanden hatte, herunter.
"Oh, das kann es, sehr gut sogar.", stieß Jeb hervor, der nun neben Sab stand und sie immer noch besorgt anblickte. "Ich kann auch gern bis zur nächsten Sitzmöglichkeit tragen, dann kannst du dich dort ausruhen.", sagte er hilfsbereit.
"Nur bis zur Nächsten?", erwiderte sie auf sichtlich gespielte Weise traurig klingend, "Die ist doch schon gleich dort drüben an der Wand... ", endete dann aber mit diesem Tonfall und hüpfte leicht näher an ihn heran, löste ihre Hand aus seinem Griff und wechselte den Stock in diese. Anschließend schlang sie die nun freie Hand stattdessen hinten um seinen Rücken auf die ihr entfernter liegende Schulter, wo sie sich dann festhielt. Dabei umging sie dessen auf einer Schulter hängenden Rucksack geschickt und meinte: "Wir könnens sonst auch mit ein paar Schritten hüpfen versuchen.". Indirekt aber drückte sie damit schon aus, dass getragen werden wohl das Beste im Moment sei, sie es ihm allerdings nicht zumuten wollte und schon gar nicht einfach so verlangen würde.
Jeb grinste frech und sah sie nur an, als ob er schon eine andere Entscheidung getroffen hätte. Geschwind schling sich sein Arm unter den Kniekehlen durch, während der andere um Sabs Rücken herum ging. Mit einem Ruck hatte er das Mädchen nach oben gebracht und umfasste diese mit beiden Armen. "Nun...wo ist die nächste Türschwelle? ", bemerkte er scherzend.
Überrascht von Jebs schneller Handlung hätte Isabel beinahe ihren Stock fallengelassen, musste dann aber, wie sie so in der Luft hing, herzhaft lachen, während sie noch versuchte, den Stock besser zu halten. Schnell aber hatte sie sich wieder gefangen, entschied dann auch, den Stock, wenn Jeb sie schon tragen wollte, so auf sich zu nehmen, dass er an ihrem Kopf vorbei ging, während sie sich selbst um sich sicherer und wohler zu fühlen, ihre Arme um seinen Hals legte. "Du willst mir also wirklich tragen? Nun.. Schwellen sind hier rar auf den Strassen, was ich dir bieten kann, ist diese Treppe dort vorne, über diese müssten wir nämlich.", sagte sie verspielt, wie sie ihn aus ihrer Postition heraus direkt anblickte.
"Nichts leichter als das Miss...", sagte Jeb, der das Mädchen fest in seinem Griff hatte. Schon bevor er seine Worte ausgesprochen hatte, fing er an in Richtung Treppe zu laufen. Nicht lange dauerte er, bis er die Stufen nach oben überwunden hatte. Als er draußen stand, musste er seine Augen zupressen, weil ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. "Okay...also...wo geht's denn lang?", fragte er und sah sich um, sein Kopf wanderte von Links nach Rechts und von Rechts nach Links. Hohe, jedoch etwas älter aussehende Bauten ragten aus den Boden heraus, ließen das Stadtbild in einer anderen Atmosphäre eintauchen, als die eigentlichen Bilder, die Jeb sonst von New York gewöhnt war.
"Siehst du den Zeitschriftenladen dort vorne? Nachdem über diese Strasse, dann weiter nach rechts, zwei Blöcke, dann in die Gasse rein, und dann zeig ich dir mein Fenster.", erklärte sie mit Absicht so klingend, als würde sie jemandem den Weg beschreiben, ohne diesen zu begleiten. "Also, einfach einmal geradeaus, ich werd dir's dann schon Schritt für Schritt sagen, Jebediah.", flüsterte sie dann wieder in ihrer eigentlichen Weise. Sab schlang sich nun noch enger an Jeb, da hier auch eher mal rüpelhaftere Mitbürger unterwegs waren und sie eigentlich für heute genug an notwendigen Schmerzen erlitten hatte.
"Ok...", sagte Jeb nur kurz, dabei lächelnd, weil er merkte dass sich Sab noch enger an ihn gedrückt hatte. Wie beschrieben lief er an den Zeitungsstand vorbei, über die Straße, die er zuvor natürlich erst vorsichtig besichtigt hatte, um nicht von einem unachtsamen Fahrer überfahren zu werden. Vielen Leuten musste er auf dem Gehsteig ausweichen, weil diese einfach blindlings nur mit ihren Sachen beschäftigt waren und den Kopf woanders hatten, als auf der Straße. Ohne dass Sab ihm wieder den Weg erklären musste, ging er wie beschildert weiter, Sab konnte ihn ja noch rechtzeitig dazwischen funken, wenn er einen falschen Weg einschlagen würde.
Noch einen halben Block hatte er noch vor sich, doch langsam merkte er, wie seine Kraft nachließ, auch wenn er es ungern ausgesprochen hätte. Als er endlich die Gasse erreichte hatte und darin eingebogen war, lief er etwas langsamer, dabei links und rechts die Häuserblocks betrachtend, die alle gleich in Reih und Glied hintereinander standen und nicht gerade den Eindruck machten, frisch gestrichen worden zu sein. Der Ruß und der Dreck hatte sich über Jahre an den Wänden festgesetzt, deshalb der graue, unübersehbare Staub.
Für Sabs Fuss war zwar auch diese Art der Fortbewegung nicht die angenehmste, doch sicherlich weitaus schmerzfreier, als wenn sie selbst gegangen wäre. Stumm legte sie ihren Kopf dicht an Jebs Schulter, hörte seinen Pulsschlag und seine Atmung. Ihre Beine zog sie gleichsam enger an, damit nicht allzu viele dagegen stießen. Interessiert beobachtete sie dann aber mit halboffenen Augen, wie gut sich der Student den Weg eingeprägt hatte, welchen sie ihm eigentlich nur knappest beschrieben hatte. Kein einziges Mal brauchte sieh ihn zu korrigieren, er fand bis in die Gasse. "Dort vorne links, da ist es.", meinte sie dann leise, als das Haus näher kam, wobei sie ihren Kopf einzig kurz drehte und mit der Hand auf eines der Gebäude zeigte, ehe sie sich wieder ganz an den Jungen schmiegte. Es schien ihn bisher nicht gestört zu haben, eher das Gegenteil glaubte Sab nun eindeutig zu erkennen.
Jeb lief bis zur angegebenen Tür, blieb dann dort stehen und blickte auf sie. "Welcher Stock?", fragte er Sab, die er nicht mehr so leicht aus seinen Armen geben wollte.
"Wart, du brauchst den Schlüssel, ist besser.", sagte
sie, statt die Frage zu beantworten, als sie Jeb etwas lockerer Umarmte und andeutete, runtergelassen zu werden.
Stillschweigend ließ er sie wieder auf dem Boden zurück und wartete ab, bis Sab ihren Schlüssel rausgekramt hatte.
Isabel nahm den Stock wieder an ihre Seite, klemmte ihn mit ihrem Oberarm ein und suchte mit der linken Hand nach dem kleinen Bund, als sie es in den Händen hatte und dieser leicht klimperte, hüpfte sie rasch die fehlenden drei Schritte, ohne sich auf die Krücke zu stützen an die Tür, wo sie aufschloss und drehte sich dann zu Jeb. "Kommst du mit nach oben?", fragte sie nahezu überflüssigerweise, tat es aber doch, weil es die Form so verlangte.
Jeb ging etwas langsamer die drei Schritte bis zur Tür. "Ich würde herzlichst gerne, aber... ich muss wieder los...", sprach er mit bedauernden Worten.
Traurig blieb Sab an der offenen Tür stehen und blickte Jeb an. "Ich.. ich verstehe.. deine Mitbewohnerin und Kim, du machst dir Sorgen um die beiden.", fing sie langsam verstehend zu sprechen an, machte dann eine kurze Pause ehe sie meinte, "Ich finds schade, dass du gehen musst.. kann ich den deine Telefonnummer oder so haben? Ich mein.. ich will es nicht bei .. heute belassen, Jebediah..", sie wurde zusehends ratloser wie sie sich ausdrücken sollte, gab dann aber auf es in Worten zu versuchen, sondern legte den Stock von innen so in den Türgriff, dass die Tür am schließen gehindert wurde und hüpfte etwas näher an ihn heran, wo sie ihn noch einmal fest umarmte und ihn dann nicht ganz aus ihrem Griff entließ um zu erkennen, ob er einem weiteren Kuss einwilligte.
Jeb nickte, sie hatte das in Worte gefasst, was er eigentlich hatte sagen wollen. "Natürlich kannst du...meine Nummer haben.", sprach es leise und lächelte, ehe er sich von Sab in den Arm nehmen ließ. Zärtlich streichelte er ihr übers blonde Haar, das ihr über die Schultern hing. Er wollte nicht weg von hier und er fühlte sich fast erschlagen, als sich die junge Frau aus der Umarmung lockerte, ihn jedoch nicht ganz aufzugeben haben schien und das wahrscheinlich auch nicht wollte. Ihre Blicke trafen sich. Diese wunderschönen Augen, Jeb wusste nicht, ob es ihm erlaubt war, in diese hineinzublicken, aber er tat es einfach, weil sie ihn so anzogen, wie ein Metallnagel ein Magnet. Sollte er es erneut wagen? Er zögerte wenige Sekunden, schaute sie einfach nur an schwieg. Dann aber, hob er seine Hand, strich Sab über ihre Wange und beugte sich vor, um ihr ganz nah zu kommen, so dass er ihr Atmen hören konnte. Erst schenkte er ihr einen einfachen Kuss, wie er es zuvor noch in der U-Bahn gemacht hatte, ehe ihn sein Verlangen packte und er sie einfach nur intimer küsste.
Sie genoss seine Berührungen, labte sich fast daran. Seinen Kuss erwiderte sie ohne ein Anzeichen von Hemmung, es war ja auch sie, die ihn dazu einlud. Ihre Finger strichen inseine Dreadlocks hinein, hielten sich daran fest, zogen seine Kopf auf sanfte Weise noch näher. Dann, endlich, der Beweis, dass ihre Bemühungen nicht umsonst waren. Schon bei der ersten Berührung seiner Zunge an ihren Lippen, luden diese auf verspielte Art dazu ein, weiterzumachen, während sich ihre eigener Muskel ebenfalls aufmachte dem seinen zu begegnen. Es war ihr, als führten ihre Zungen einen innigen Tanz aus, bei dem jede zeigte, was sie konnte. Sab drehte ihren Kopf, um ihm noch näher zu sein, ihre offenen Münder trafen sich, als ihre Zungen immer fester aneinanderrieben, versuchten die des anderen zu sich zu holen und mit dieser, alles was dazugehörte. Erst wie ihnen der Atem wirklich zur neige ging, endete die intensive Berührung. Doch so rasch wollte sie nicht zurückweichen. Sie verharrte noch in dieser Nähe, verglich dabei unwillentlich diesen Kuss mit jenen anderer, frührer, bei denen sie es gerne tat. Er reihte sich in dessen Mittelfeld ein. Etwas, womit Isabel durchaus gut leben konnte.
Stillschweigend stand er nur da und er musste zugeben, dass er seit langem kein Mädchen so geküsst hatte, denn er war schon mittlerweile 2 Jahre her, seit seine damalige Freundin ihn verlassen hatte. Er war darüber nur schwer hinweggekommen, zum Glück war sein Mitbewohner Kim für ihn da gewesen, sonst hätte er wahrscheinlich vor lauter Frust sein Studium geschmissen und wäre wieder jobben gegangen. Noch einmal strich er sanft mit seiner Hand über ihre weiche Wange, ehe er sie wieder umarmte und dabei leise und traurig flüsterte: "Ich muss los Kleine..." Langsam befreite er sich aus der Umarmung, die diesmal etwas länger anhielt als zuvor, weil Jeb nicht den Mut fand, sie einfach so allein hier zu lassen. Als ihm wieder einfiel, dass Sab seine Nummer haben wollte, holte Jeb sein Rucksack hervor, kramte darin herum und holte einen kleinen Zettel und ein Stift hervor, um seine Nummer auf Papier zu bringen. Er übergab Isabel die kleine Notiz. "Du kannst mich jederzeit erreichen...egal ob Tag oder Nacht.", sagte er, während er Sab das Papierchen hinhielt.
Als Jeb weiter herunter eiferte, konnte er von Weitem etwas erkennen, dass ihm bekannt vorkam. Es war Kim! Von hinten genauso unverwechselbar wie von vorne, dank seiner auffälligen Frisur, die aber nicht weniger auffällig war, als die von Jeb selbst. "Kim...da bist du ja!...", rief er lauf aus, während er seinem Ziel näher kam.
Kim zuckte ob der Nennung seines Namens heftig zusammen, stolperte die letzten Stufen regelrecht hinunter, ehe er sich nahezu panisch umdrehte, und erst dann etwas beruhigte. Es war sein Kumpel Jeb gewesen, der ihn da so gerufen hatte. Mit vorsichtiger Stimme fragte er ihn nach der Schreckenssekunde: "Was ist denn?"
"Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so schreckhaft.", erwähnte Jeb, der fast schon neben seinen Freund stand und von weitem sein Aufschrecken verfolgt hatte. Er sah erschöpft aus, es wurde langsam Zeit, dass Kim ein Bett aufsuchte, bevor er ihm noch ganz umkippte. Er blickte hinunter, sah den Zettel in Kims Hand. "Was ist denn das?...hat dir die Alte an der Apotheke keine Medikamente gegeben?", sagte er, weil er meinte, dass Kim immer noch das Rezept von Sab in der Hand hielt.
"Doch.. die hab ich.. das.. das ist was anderes.", erwiderte Kim etwas ruhiger, seinem Kameraden das Papier hinhaltend, damit dieser es selbst anschauen konnte. Stockender brachte er dann auf Jebs vorangehende Fragen hervor: "Der Verrückte, er war .. da."
Interessiert sah er sich das hingehaltene Blatt genauer an. "Ein Drogentest?...wer kommt den auf so eine dumme...", Jeb wollte sein Satz soeben weiterführen, doch bei den Worten seines Kumpels hielt er abrupt inne. "Lass mich raten...an der Apotheke?", er sah Kim etwas unschlüssig an, "...was ist denn passiert?...die Apothekerin war ganz schön sauer auf dich."
"Nicht jetzt, Jeb, bitte.", sprach der punkig aussehende Student, als er den Zettel einsteckte und langsam zum Wartesaal los ging. Ihm war nicht danach, dies hier zu erzählen. Ihm war nach überhaupt nichts im Moment.
"Sorry...", sprach Jeb leise aus, während er seinem Kumpel langsam in den Wartesaal folgte. Er versprach sich selbst, Kim nicht die nächste Zeit danach zu fragen, was geschehen war, er schien schon genug belastet worden zu sein. Als er den Raum betrat, sah er schon von weitem Sab, die geduldig auf ihnen gewartet hatte. "Hier sind wir wieder...", sprach er, als er vor dem sitzenden Mädchen stand.
"Schon gut...", murmelte Kim, kramte langsam die zwei Schachteln heraus und betrat den Wartesaal, ging ziemlich stumm zu Sab hinüber und meinte dann sich zusammenreißend "Hier, sorry, wenns lange gedauert hat... aber.. ich wurd'.. ähm aufgehalten.."
Sab freute sich, als die beiden Jungen nach doch einigen Minuten endlich wieder zurückkehrten. Doch die Freude hielt nicht lange allzudeutlich an. Kim schien es nicht besser eher schlechter zu gehen. Etwas, dass sie nur auf den, welchen sie zuvor zu sehen glaubte zurückführen konnte. Innerlich hätte sie die Sache vielleicht etwas belustigt, wäre da nicht die bedrückte Stimmung Jebs und dessen Kumpels Kim. "Ich danke dir, dass du sie für mich abgeholt hast Kim.", sprach sie freundlich, den beiden wieder Platz auf dem Bank machend als sie die Schachteln entgegennahm. Was sie sonst hätte sagen sollen, sagen können, wusste sie nicht, schwieg daher lieber.
Jeb blieb stehen, obwohl im der Platz angeboten wurde und er auch gerne neben Sab gesessen wäre, jedoch schwirrten ihn wieder andere Gedanken um den Kopf und irgendwie befürchtete er, dass sie ihn noch mehr verwirren würden, wenn er sich nun auf dem Stuhl setzen würde. "Wie lange muss du noch hier bleiben Sab?", fragte Jebediah leise und irgendwie angesteckt von der Stimmung seines Kameraden.
"Wie lange ich muss und wie lange ich es tue sind zwei Sachen, Jeb, die haben nichts miteinander gemein.", erklärte Isabel, "Und ich denke, zweiteres dürfte lang vor ersterem stattgefunden haben.", damit hatte sie die zwei Schachteln in ihrer Plastiktasche verstaut und schickte sich an sich zu erheben.
Jeb schwieg dazu. Es war die Entscheidung Isabels gewesen, nicht seine. Sie musste wissen ob ihr Fuß nun belastbar war oder auch nicht, aber das war wahrscheinlich nicht das entschiedenste gewesen für sie. Er vermutete, dass es die Atmosphäre war, die das Krankenhaus ausstrahlte, von innen wie von außen und er persönlich fand diese Kliniken auch nicht besonders...anziehend. Jebediah reichte ihr freundlich und zuvorkommend die Hand, damit sie sich daran festhalten konnte. "Hoffentlich kommt uns die Schwester nicht in die Quere, sonst bin ich geliefert...", sprach Jeb ironisch und versuchte seine niedergedrückte Stimmung ein bisschen zu erheben.
Dankbar nahm sie die Hilfe an und trat so an die Seite des Jungen, während sie Kim nur kurz neuerlich bedauernd ansah. Sab konnte sich in etwa vorstellen, was ihn ihm vorging, aber es ging nunmal nicht anders. "Hast du heute eigentlich keine Vorlesung oder dergleichen, die du besuchen solltest, Jeb?", fragte sie ihn nach einigen Schritten, da sie nicht recht glauben konnte, dass der Student einen Freien Tag mitten in der Woche hatte, jedoch auch nichts anderes fand, dass sich als Gespräch eignete.
Kim stiefelte etwas hinter den beiden her, dachte nach. Ihm war nicht danach seine Wohngenossen zu finden, jedoch, was anderes konnte er auch tun? Was wäre, kehrte er in die Wohnung zurück? Nein, dorthin würde er keinesfalls alleine gehen wollen. An einen der üblichen Orte würde er derzeit ohnehin nur dann gehen, wenn es nötig würde. Also dann blieb doch nur die Suche nach Renia und Irina, oder? "Jeb,", fragte er leise, "hast du nochwas vor jetzt?"
"Eigentlich ja...", sprach Jeb etwas gedrückt und drehte seinen Kopf zur Seite, als er die Stimme seines, hinter ihm laufenden Kumpels hörte. "Macht es dir etwas aus, wenn wir zuerst Sab nach Hause begleiten?", sprach er, eine Gegenfrage stellend. Er wusste, das sie noch etwas zu erledigen hatten, schließlich hatten sich Renia und Irina immer noch nicht gemeldet, nicht mal an seinem Handy.
"Nein, natürlich nicht.", erwiderte Kim aufrichtig, dieser Vorschlag gefiehl im wirklich, da man ihn dort wohl auch kaum suchen würde, da man damit doch kaum auch schon gerechnet hatte. Dazu freute es ihn, dass Jeb ihn indirekt dazu auch schon eingeladen hatte, ob Sab damit allerdings einverstanden war, wusste er nicht, konnte es nur vermuten, dass die Zwei darüber schon zuvor gesprochen hatten.
Gut, Kim war also einverstanden. Jeb nickte und drehte seinen Kopf wieder zurück zu seiner eigentlichen Aufgabe, schließlich wäre es jetzt am wenigsten von Nutzen, wenn er stolpern würde. In Folge dessen, müsste Isabel vielleicht nochmals zurück ins Krankenhaus, dachte sich der junge Mann, als sie die Schwelle dessen gerade durchschritten hatten und sich nun außerhalb befanden. "Wo wohnst du eigentlich?", erkundigte sich Jeb, der überhaupt keine Ahnung hatte, wo das Mädchen überhaupt lebte. Sie hatte ihm zwar gesagt, mit wem sie lebte, wo aber, hatte sie dabei übersprungen.
"Derzeit unten, praktisch vor Chinatown.", sagte Sab kurz, "Wir können also mit derselben Linie in der wir uns kennenlernten in entgegengesetzer Richtung fahren.. ". Danach ging sie stumm ein paar Schritte weiter und meinte dann mit leicht trauriger Stimme, die eigentlich lieber anderes sagen wollte: "Nur kann ich euch da nicht viel anbieten, ich bin dort wie gesagt, nur zur Untermiete..."
"Du brauchst uns nichts anbieten...", sagte Jeb spontan und warf ihr einen aufmerksamen Blick zu, "...wir müssen dann wieder weiter, wir möchten noch sämtlich Krankenhäuser nach unserer Freundin abklappern." Auf eine nachdenkliche weise senkte sich sein Kopf und seine Augen starrten etwas bekümmert Richtung Boden, der wie im Fluge an ihm vorbeizugehen schien.
Sab nickte, meinte dann aber doch etwas erstaunt tuend: "Eure Mitbewohnerin? Was ist den passiert? Ein.. Unfall?"
"Ja...", brachte Jeb nur kurz und leise heraus, weil er seine Gedanken einfach nicht fassen konnte. Er wusste nicht einmal, ob Renia überhaupt noch lebte, das wäre natürlich noch ein weiterer Schicksalsschlag, wenn das passieren würde. Und er machte sich auch Sorgen um Irina, die ihre Freundin ins Krankenhaus begleitet und sich bis jetzt nicht gemeldet hatte.
Sab ging einige schweigende Schritte weiter, ehe sie mehr vor sich hin als zu einem der Beiden gewandt meinte: "Ihr werdet wohl gleich überhaupt nicht verschont..."
Kim selbst hörte dem Gespräch kaum zu, er war anderswo, faltete abwesend den Zettel in seiner Jackentasche zusammen.
Jeb blieb stumm, er wusste nicht, wie er weiter darauf reagieren sollte, zu sehr quälten ihn seine Empfindungen, die gleichzeitig in solch einem Hoch waren und doch so platt auf dem Boden lagen, dass er nicht mehr wusste, was er überhaupt fühlen sollte. Er hielt Isabels Hand etwas fester in seinem Griff, jedoch nicht so, als ob er ihr wehzutun versuchte, sein Griff zeigte vielmehr, dass er vielleicht jemand brauchte, der ihn festhielt, auch wenn er äußerlich vielleicht gesund war, innerlich war er zerrüttet und aufgelöst.
Sab sagte nichts, ging leicht hinkend weiter auf die nahe U-Bahnstation zu, in der einen Hand den Stock als Stütze, daran die Plastiktasche, in der andern ewiderte sie freudig den festeren Griff Jebs.
In seinem Pulli herrschte wieder Leben. Celesta fiepte leise freudig. Endlich, jener Geruch, bei welchem Stillschweigen geboten war, war verflogen. Langsam tapste sie aus seinem Kreuz nach vorne und lugte aus einem Loch hervor, stieg dann eiligst auf eine der ihr entgegenkommenden Hände und drehte sich darauf aufgeregt zweimal um sich selbst. Sie hatte hunger. Hunger, und dies wusste Kim auch. Sanft nahm er sie höher vor sein Gesicht und flüsterte ihr beruhigend zu: "Gleich kriegste was Kleine, wenigstens du kriegst
heute noch was runter. Brav.", strich ihr dabei dreimal sanft über ihr glattes, geschmeidiges Fell bevor er mit der rechten, freien Hand in der Hosentasche nach ihrem Studentenfutter suchte, welches sie sich üblicherweise gemeinsam teilten. Doch ihm war nicht danach, nicht jetzt. Er entnahm dem Beutel noch in der Tasche nuschelnd einige Nüsse und Rosinen, reichte dann im weitergehen hinter den anderen Beiden Celesta ein Stück nach dem andern und streichelte sie anschließend noch etwas. Dann drückte er sie sanft an seine Brust. Dies beruhigte vor allem ihn, Cel selbst war längst wieder ruhig geworden, als sie von ihm beachtet wurde, sie fühlte zwar instinktiv, dass längst nicht alles in Ordnung war, doch wenigstens durch ihre Anwesenheit schien es sich für ihn etwas zu bessern. Und ja richtig, von unten heraufblickend konnte das kluge Tier sogar endlich sehen, wie Kim wieder etwas lächelte.
Jeb fiel es schwer, dass in Worte umzufassen, was er gerade erlebte, deshalb schwieg er. Kim lief melancholisch hinter ihnen, er hatte sein Kopf ein paar Mal schon in seine Richtung gedreht. Wie nur, würde er seinen Freund wieder aufmuntern können? Vielleicht war Ablenkung das beste. Er hörte die Worte seines Freundes, drehte noch einmal seinen Kopf und konnte Celesta erblicken. Wenigstens eine, die Kim beruhigen konnte, Jeb lächelte. "Sieh an, sieh an...da ist jemand aufgewacht.", ertönte es aus Jebs Mund, ehe er wieder sein Kopf auf sein Ziel richtete: Die Treppen der U-Bahnstation, die nur noch wenige Meter entfernt lagen.
Sab folgte Jebediah Smith Blicken hin zu Kim, als er etwas sagte und sie erschrak leicht im ersten Moment. Eine Ratte! Sie hatte noch nie eine aus der Nähe gesehen. Vielleicht hätte sie jetzt eben leicht geschrien, wüsste sie sich nicht stets gut unter Kontrolle. So lächelte sie denn auch nur leicht als sie fast schüchtern fragte: "Ist das.. deine, Kim? Wie ... heißt sie?"
Kim fiel gar nicht auf, dass man mit ihm sprach, so genoss er den Halt, denn er bei Celesta fand. Lächelnd erwiderte er dann: "Jap, dieser Schatz gehört zu mir, sie heisst Celesta.", dann schwieg er für zwei weitere Schritte, in denen er seine Ratte sanft weiterstreichelte und meinte dann noch etwas auf Jebs Worte hin, "Und glaub ihm nicht, dass sie geschlafen hat, sie ist nur sehr klug und wusste somit, dass sie absolut still sein sollte, doch sie hat aufgepasst.", wobei er bei den letzten Worten breit grinste.
"Manchmal denk ich wirklich, wenn Cel sprechen könnte, würde sie ebenfalls studieren.", sprach Jeb frech zu seinem Kumpel, ehe er die erste Stufe der Treppe erreicht hatte und hinunter gelaufen war, dabei gleich Sab helfend zur Seite stehend, weil er wusste, das Treppen für sie jetzt vielleicht ein schwieriges Hindernis werden könnten.
"Sie studiert doch bereits, mit mir!", konnte Kim darauf nur erwidern, als er ebenfalls die Treppen erreichte. Jene Treppen, an denen er heute Morgen dem Verrückten gefolgt war. Er schütteltete leicht den Kopf und blickte wieder hinunter auf die schnellatmende Nase Celestas um nicht wieder daran zu denken. Es half.
Sab sah noch kurz das Tier an, sagte dann aber nichts weiter dazu, allein schon, weil Kim gerade sehr damit beschäftigt schien und es ihm wohl auch gut tat. Als sie aber die Treppe betrat, achtete sie wieder wohin sie ging. Die ersten Stufen brachte sie so auch ohne Schwierigkeiten hinter sich, so dass sie es weiter unten dann auch kurz wagte zu Kim zurückzublicken, noch während sie mit dem linken Fuss den nächsten Schritt tat. Ein Fehler wie sie sogleich mitbekam, als sie keinen festen Halt durch den Schuh verspürte. Sie glitt aus, schnell blickte sie wieder nach vorne und fasste instinktiv Jebs Hand noch fester.
Als sie die hälfte der Treppe schon überwunden hatten, spürte Jeb plötzlich, wie ihm Sab aus seinem Griff entglitt, zwar hielt sich Sab nur noch fester an seiner Hand, weil sie selbst gemerkt hatte, dass sie rutschte, aber Jeb war sich nicht sicher, ob das ausreichen würde, um einen schweren Sturz zu vermeiden. Er reagierte schnell und versuchte mit seiner noch freien Hand sie zusätzlich zu unterstützen, indem er sie an ihrem Rücken anlegte. Grade noch so, konnte er sie halten.
Sab fing sich wieder, dank Jebs Hilfe und machte sich sofort daran, sich wieder aufzurichten. "Ich sollte wohl mehr darauf achten wo ich hintrete.", meinte sie leicht grinsend. "Danke, dir Jeb.", wobei sie es dieses Mal für angebracht hielt ihren Kopf näher an den seinen zu bringen und schnell, ehe Jebediah ihn vielleicht doch noch zurückziehen würde können setzte sie ihre Lippen sanft auf seine auf ihrer Seite liegende Wange. Doch ebensoschnell wie sie ihr Geschenk abgesetzt hatte, zog sie den Kopf wieder zurück und sah ihm noch kurz ins Gesicht um zu erfahren, wie es angenommen wurde, wandte ihn dann aber ab, um zu zeigen, dass sie wusste, dass sie zuschnell voranging, wessen sie sich aber bereits absolut klar gewesen war, als sie die Idee des Kusses gefasst hatte. Dies wiederum aber brauchten die beiden Jungs nicht zu wissen.
Ihre weichen Lippen hatten sich an seiner Wange gedrückt, um ihn Dankbarkeit zu geben. Jeb blieb sprachlos stehen, obwohl er sehr überrascht aussah, glänzten seine Augen vor Begeisterung. Die Schmetterlinge in seinen Bauch flatterten vor Ekstase. Er konnte sich in den ersten paar Sekunden nicht zusammenreißen, auch wenn er sich noch so drum bemüht hätte, sein Blick blieb an den blonden Mädchen kleben, wie Sekundenkleber. Erst als er merkte, wie peinlich er in diesem Moment er gerade aussehen musste, verfärbte sich sein Gesicht ein wenig rot. "Ähm...keine Ursache, das... mach ich doch gern.", brachte er leise hervor, sich dabei bewusst werdend, dass sein Kumpel hinter ihm, die Lage wohl begriffen haben musste.
Kim, der hinter den Beiden ging, erkannte sofort, dass er nicht eingreifen konnte, war daher froh, das Jeb seiner Freundin rasch genug zu helfen wusste, wofür er wie er grinsend feststellen musste, fürstlich entlöhnt wurde. Zugleich aber kam er sich mit seiner momentanen Stimmung nun noch stärker wie das fünfte Rad am Wagen vor, davon aber ließ er sich so gut er konnte nichts anmerken, dachte nur wieder daran wie Jeb reagierte und grinste weiter. Irgendwann würde sein Kumpel sich sicher daran gewöhnen und bis dahin, ja bis dahin würde er daran jedesmal seine eigene Freude haben.
Sab schwieg mit Absicht einige Momente, wandte sich dann wieder Jeb zu, sagte nichts, sondern nahm stattdessen ihre zweite Hand hinzu und fasste so, so gut sie konnte mit beiden Händen fest die sie haltende und unterstützende Hand, drückte sie fest und sah sie an, während ihr Gesicht unter den blonden Haaren kräftig daran war, die überschüßige Wärme ihres Blutes abzustrahlen. Es hatte geklappt, genauso wie sie es sich erhofft hatte, doch wusste sie, sie durfte ihre innere Erleichterung darüber nicht preisgeben, sie würde falsch gedeutet. Still blieb sie stehn, darauf wartend, dass einer von ihnen das Zeichen zum weitergehen geben würde, als von unten das Geräusch einer einfahrenden U-Bahn erklang und damit einhergehend ein warmer Wind von unten nach oben strömte. Der Zeitpunkt war von ihr wahrlich ideal gewählt gewesen.
Der Kopf unter dem mehrfarbigen Kamm zwang sich nicht zu offensichtlich zu Grinsen. Er hatte nicht vor seinem Kumpel da raus zu helfen. Ruhig blieb er die zwei Stufen hinter den beiden eindeutig Verliebten stehen und tat als wäre er mit Celesta äußerst beschäftigt, so dass ihm die ganze Geschichte nicht wirklich aufgefallen wäre. Sanft streichelte er das sichtlich verschmuste Tier und blickte hochkonzentriert darauf, während er weiterhin gespannt war, was weiter passierte.
Jeb senkte seinen Kopf, sah hinunter auf ihre kleineren warmen Hände, die sich um seine geschlungen hatten. Erst zögernd nahm er noch seine andere Hand hinzu, strich kurz und sanft über ihre, dabei seinen Kopf wieder hebend. Er sah sie mit einem aufgeregten Blick an und lächelte sanft. Verdammt, konnte er sich in solchen Situationen nie in den Griff kriegen? Als er den warmen Wind spürte, dass von unterhalb kam, wurde sein Kopf wieder klarer, als hätte die luftige Strömung diesen Augenblick mit fort gerissen. "Das könnte unser Zug gewesen sein...", sprach er, machte jedoch keine Anstalten, die Treppen hinunter zu rasen, um diesen noch zu erreichen, da er wusste, dass sie ihn sowieso nicht gekriegt hätten.
"Könnte es..", sagte Isabel einzig auf die Worte des Studenten vor sich, als auch sie seinen Blick wieder direkt erwiderte.
Der junge Mann nahm seine Hand wieder zu sich, die andere jedoch, die sie schon zuvor in ihrem Griff hatte, ließ er an der gleichen Stelle ruhen. "Sollen wir nicht besser runter gehen?", fragte er, wobei er schon einen Schritt nach unten trat.
Still folgte ihm Isabel nach, dabei weiterhin lächelnd.
Sie waren unten angekommen. Wie er vermutet hatte, war der Zug längst wieder abgefahren. Jeb suchte nach einem freien Platz an den Bänken, die an den bunt gesprayten Wänden der U-Bahn standen. "Möchtest du dich setzen?", war seine nächste Frage, als sein durchstreifender Blick einen idealen Sitzplatz gefunden hatte.
"Wegen der einen Minute, bis die nächste kommt?", grinste Sab, bei ihrer Gegenfrage, da sie im Gegensatz zu Jeb kurz auf die Anzeige geblickt hatte, "Ich vertraue deinem Halt in dieser Zeit, ich darf doch, oder?". Wobei sie neben ihm stehn blieb und ihn anblickend wartete.
Kim zerriss es fast vor grinsen, welches er verbergen wollte, als er ihnen weiter folgte und ihnen stets einen angemessenen Abstand gewährte, damit sie nicht gestört wären. Seiner Meinung nach, hatten sich hier wirklich zwei gefunden, welche nicht weiter gestört werden sollten. Um sich selbst von der ganzen Sache etwas abzulenken und diesemal von der Komik zu beruhigen, fütterte er wieder etwas Celesta, die bereits tapsend auf sich aufmerksam zu machen
versuchte.
Jeb nickte. "Wie dir lieber ist", meinte er, dabei einen Blick auf Kim werfend, der sich kaum das Grinsen verkneifen konnte. Sollte ihm das peinlich sein? Wenigstens konnte er damit Kim auf andere Gedanken bringen, was besser war, als ihn ständig niedergedrückt zu sehen.
Die drei blieben die restliche, bald verstrichene Minute wartend stehen, ehe der Zug einfuhr und sie einstiegen. Da der Wagen zum einen bereits recht voll war und zum anderen nach und vor ihnen weitere Menschen einstiegen, kam es, dass Kim, der sowieso nur noch am grinsen, welches nahe an einem Lachanfall war, war, den Anschluss nicht sofort fand und somit von Sab und Jeb getrennt wurde. Ihm machte es zu diesem Zeitpunkt nicht allzuviel aus, besonders, da er nicht weiter stören wollte, jedoch sah er sich sofort nach einem ihm nur zu bekannten asiatischen Gesicht um, entspannte sich dann erst wieder, als er selbiges nirgends ausmachte, auch sonst nichts verdächtiges zu entdecken war. "Komm Cel, ich glaube wir lassen die beiden Herzchen da ein wenig alleine.", meinte er dabei in scherzendem Tonfall an seine Ratte gewandt, als er diese anwies in den Pullover zurückzukehren, wo ihr nichts geschehn möge.
Jeb hatte sich beeilt, noch mit Sab in dem Zug einzusteigen. Er war so damit beschäftigt, Sab zu stützen, damit sie nicht im wilden Gedrängel geschupst, oder gar umgestoßen wurde, dass er erst im nachhinein bemerkt hatte, das Kim nicht hinter ihnen war. Fragend sah er sich um, er konnte sein Freund nicht entdecken, weil ihm die Menschenmenge das Sichtfeld beschränkte. Zum Glück hatte er Sab nicht verlieren können, da sie sich gegenseitig in einem festen Griff hatten. Neben ihnen saß ein Mann, der sich breitbeinig und seine Zigarette rauchend eine Zeitung ansah. "Entschuldigen sie...", machte sich Jebediah bemerkbar und tippte ihn kurz an die Schulter, "...könnten sie diesen Platz entbehren, es ist besser wenn dieses Mädchen hier sitzt." Er deutete kurz auf Sab
"Ja, was hat sie denn? Ich gebe meinen Sitzplatz nicht so schnell an wildfremde Menschen, wahrscheinlich seid ihr nur zu faul zu stehen!" Er starrte Sab nicht allzu freundlich an.
"Wie bitte?", ertönte es ungläubig und etwas sauer aus Jeb heraus, "erstens ich brauche keinen Sitzplatz und zweitens...sehen sie denn nicht das sie etwas am Fuß hat?"
"Na gut, aber wehe, ihr habt mich belogen, bei euch jungen Leuten weiss man ja nie...!" Umständlich faltete der Mann seine Zeitung zusammen, stand auf und blieb direkt neben "seinem" Sitzpaltz stehen.
Zum Glück hatte der Mann doch sein Platz noch vergeben, Jeb hatte schon befürchtet, etwas strenger darum kämpfen zu müssen. Ohne noch ein weiteres Wort mit diesem zu tauschen - er hatte ja schon genug mit ihm geredet, seinen Geschmack nach- führte Jeb mit einer Hand die junge Frau zu ihrem Stuhl, damit sie sich dort niedersetzen konnte.
Sab war Jebediah bis eben still gefolgt, beobachtete mit innerlichem Interesse, wie dieser sich verhielt, mit anderen Umging. Freundlich nickend bedankte sie sich dann auch bei dem Herrn, welcher seinen Platz freigab und setzte sich etwas ungeschickt in der fahrenden Underground hin. Hier ließ es sich kaum miteinander sprechen, die Strecke war zu laut, so sah sie denn auch nur schweigend und dankbar zu Jeb hoch und ließ sich durchrütteln, das Kim nicht mehr neben Jeb stand, hatte sie fast schon vermutet, doch konnte sie so auch näher an Jebediah kommen und vielleicht über diesen dann auch mehr Kims Vertrauen erhaschen.
Jeb lächelte, er konnte nicht anders, das Gefühl, was ihm Sab gab war kaum zu beschreiben. Es war frisch, es bebte ihn ihm, jede kleinste Ader war damit aufgesogen, als würde sie ihm etwas geben, was er unbedingt zum leben brauchte, als wäre sie die Luft, die er einatmete. Das, was sie vorhin gegeben hatte das war für ihn unglaublich schön gewesen. Das Gerüttel, ging ih , während er Isabel anblickte, gehörig auf die Nerven, so dass er beschloss, vor ihr in die Hocke zu gehen, um dann hastig ihre Hände zu erhaschen. Sie waren warm, warm und weich, wie ihre Lippen. Er ging etwas näher an das Gesicht des Mädchens heran, damit sie ihn besser verstehen konnte. "Schade, das ich dich daheim abliefern muss.", sagte er traurig, dabei Sab mit einem bekümmerten Blick ansehend. Er wusste das er sie vermissen würde und wären es nur Stunden, die er von ihn getrennt war. "Ich hätte dich gern noch ein paar Stunden behalten.", sagte er ehrlich, jedoch mit einem scherzenden Unterton, um nicht die Stimmung zu vermiesen, die selbst produziert hatte.
Sab drückte die Hände Jebediahs liebevoll und fest. Schwieg dann eine Weile, in der sie nachdenklich wirkte, ehe sie meinte: "Zuhause wartet nichts auf mich, doch ich verstehe, dass du deine Verünglückte Mitbewohnerin suchen willst, wünsche dir dabei.. auch viel Erfolg und hoffe, es steht nicht allzuschlimm um sie. Auch ich hätte gehofft, dass die Zeit mit dir noch lange wäre, Jebediah... ", wobei sie verstummte und sich nach vorne beugte, so gut dies bei dem wackelnden Gang, den die Linie drauf hatte, ging und löste eine ihrer Hände aus Jebs Griff um damit sanft durch die Dreadlocks zu streifen, während sie sich seinem Gesicht nochweiter näherte.
Es wurde ihm innerlich heiß, kalt...dann wieder heiß. Der sanfte Griff Sabs, der sich von
seiner Hand löste, deutete ihn schon fast darauf hin, dass er wieder aufstehen sollte, jedoch hatte er nicht damit gerechnet, dass sie damit etwas anderes vor hatte. Er fühlte, wie ihre Hand seine Haare steifte, ihn fast schon am Hinterkopf erfasste, um ihn anzudeuten näher zu kommen. Jeb, der sich nicht sicher war, ließ einfach sein Bauch reagieren und rückte ein Stück näher an die junge Frau heran, machte es ihr nach und strich ihr sanft über die Wange, ehe er ihr über die Haare fuhr. Er konnte das schöne blau in ihren Augen erkennen, die ihm nun näher waren, als jemals zuvor. Sollte er wirklich? Er überlegte nicht lange, ergriff einfach die Initiative und drückte seinen Mund auf ihren, der sich nun noch weicher anfühlte, um ihr einen einfachen und dennoch so viel bedeutenden Kuss zu schenken. Langsam löste er sich wieder, seine Hand, die nun zitternd vor Aufregung seinen Griff löste, konnte sich nicht ganz von ihr entfernen und so blieb sie an ihre Wange, um diese noch mal zärtlich zu berühren.
Seine Nase näherte sich der ihren, sanft streiften sie sich, bevor die Lippen einander fanden. Isabel schloss die Augen, rief sich den ganzen Morgen noch einmal in Erinnerung, von dem Moment, wo man sie geweckt hatte an, bis sie in der U-Bahn auf Jeb stieß und von da an sich einsetzte, bis sie hier in der U-Bahn sassen. Seine Lippen zeigten ihr seine Jugendhaftigkeit, zeigten sie mit jeder noch so feinen Bewegung. Erst als er sich etwas von ihr entfernte, öffnete sie die Augen wieder und sah in seine Augen, sie zeigten wie er sich fühlte und bestätigten ihr, was sie wollte. Nur zögernd nahm auch sie ihre Hand hinter seinem Kopf hervor und strich seinen Unterarm hinauf zu dessen Hand, welche immer noch an ihrer Wange lag um sie zu nehmen und zwischen ihnen beiden zu halten. "Jebediah Smith, ", flüsterte sie langsam, es sich regelrecht auf der Zunge zergehen lassend, "ich hätte.. nie gedacht, dass eine nächtliche Erscheinung... zwei Menschen..", den Rest des Satzes brauchte sie wohl kaum mehr auszusprechen, besser war es, die wenigen Sekunden des haltenden Wagens so zu genießen.
"Erst erbetteln sie meinen Sitz, und dann wissen sie nichts besseres zu tun als in aller Öffentlichkeit rumzuknutschen, die heutige Jugend!" Da er sich in der vollgestopften U-Bahn kaum bewegen konnte, musste er wohl oder übel neben den zwei jungen Leuten stehenbleiben, nur gerade den Kopf konnte er abwenden, "um das grässliche Geturtel nicht länger beobachten zu müssen", wie er es genannt hätte, hätte jemand ihn gefragt.
"Ach, muss Liebe schön sein, allerdings, so romantisch ist es hier nicht gerade, naja, immerhin, DIE hat nen Freund", das junge Mädchen, das im Abteil nebenan sass, seufzte in sich hinein und begann zu träumen. "Wenn ich dann mal nen Freund hätte... ob der mir wohl auch nen Sitz freistreiten würde, wenn ich verletzt wäre? Naja.... im Moment sah sowieso nichts nach Freund aus, warum also sich solche Gedanken machen?" Sehnsuchtsvoll warf das Mädchen noch einen letzten Blick auf Jeb und Sab, bevor sie aus der bahn ausstieg.
Erst lächelte er, als er merkte, dass es ihr wohl gefallen haben musste, als sie jedoch wieder auf die Erscheinung von gestern Nacht zurückführte, verflüchtigte sich sein Ausdruck, wurde etwas ernster, seine Blick blieb dabei trotzdem an ihr hängen. "Das gestern Nacht...muss dir viel bedeuten...", sprach er, dabei nahm er ihre Hand ein wenig zu sich und streichelte sie sanft.
"Du bedeutest mir viel, Jebediah, weit mehr, als dieses Geschehnis in dieser Nacht.", beschwichtigte Isabel Otis den Jungen liebevoll, die Berührung durch seine Hand dabei sichtlich genießend. Leise fügte sie jedoch an: "Und doch, auch jenes ist bedeutungsvoll, anders hätten wir uns vielleicht nie getroffen, anders wäre ich vielleicht nicht morgens in die U-Bahn eingestiegen....", eine Strähne ihres Haars schlich sich nach vorne, rasch nahm sie ihre nun freie Hand und strich sie elegant zurück hinters Ohr, damit diese sie nicht im Gesicht zu kitzeln vermochte. "Doch lass und jetzt nicht weiter reden...", meinte Sab dann noch weiter, als sie kurz auf die Stationsdurchsage geachtet hatte. Die nächste Station noch konnten sie sitzen, dann wäre es an der Zeit auszusteigen.
Irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, dass ihn Sab etwas verschwieg, vielleicht etwas, was vielleicht mit der vorherigen Nacht zu tun hatte, doch wollte er nicht weiter nachhacken, es wäre zu unhöflich und gar nicht seine Art gewesen. Außerdem schien es wohl offensichtlich, dass Sab lieber darüber schweigen wollte. Er hatte die kräftige Frauenstimme
gehört, die sich kurz vor jeder Station meldete, jedoch hatte er kaum etwas verstanden, denn das Gewirr um ihn herum war zu laut, als das er es hätte enträtseln können. Immer noch hielt er Isabels Hand, die ihm soviel unsichtbare Kraft schenkte, dass er sich gar nicht traute, diese wieder freizugeben. Doch er musste es tun, genauso musste er auch Sab Zuhause absetzen, doch er hoffte, dass er sie so schnell wie möglich wieder besuchen konnte. Langsam und ein wenig bekümmert ließ er ihre zierliche kleine Hand wieder los, kniete immer noch vor ihr, wobei er sich nun mit seiner freien Hand an ihre Stuhllehne festkrallte, um besseren Halt zu kriegen. In diesem Moment wusste er gar nicht, was er sagen sollte, er blickte sie einfach nur schweigend an, wobei das funkeln in seinen dunklen Augen, immer noch zu erkennen war.
Sab strich über Jebs Hand an der Stuhllehne zu ihrer Seite. Lächelte ihn verliebt an, während sie die andere Hand noch immer in seinem Griff ließ. Bis, ja bis sie aufstehen musste. Laut, um nicht überhört zu werden, aber dennoch sanft: "Unsere Station.", machte sich sogleich daran, aufzustehen und sich an ihrem Stock zu stützen, bereits nach einer zweiten Stütze suchend, da der Wagen hier öfter zu beiden Seiten hin ausschlug.
Jeb stand von seiner knienden Haltung auf, griff Sabs Hand, weil er wusste, dass sie vielleicht ohne Hilfe nicht schnell genug aufstehen konnte, um noch rechtzeitig aus der U-Bahn zu gelangen, gleichzeitig klammerte er sich an den Haltegriff, das oben direkt neben den Sitzen angebracht worden war, um die stehenden Gäste nicht beim Bremsen in Stich zu lassen. Ein feines Lächeln huschte ihn über die Lippen, er konnte eben nicht lange genug ohne ihre Hand auskommen. "Du kannst dich gern an mir festhalten.", deutete Jeb mit einen Augenzwicker, dabei auf die schon vergangene Szene in der vorletzten U-Bahn erinnern wollend.
Mit dankbaren Augen sah Isabel Jeb an, als sie sich an seinen Schultern festhielt und nun von der Türe aus gesehen hinter ihm stand. "Würde es nur mehr solche wie dich geben, Jebediah.", flüsterte sie ihm regelrecht ins Ohr, als ihre Nase von hinten dicht daran vorbei strich, da das Bremsen des Wagens sie nach vorne zu ihm hin warf.
Jeb grinste, versuchte gleichzeitig sein Gewicht auf das rechte Bein zu verlagern, um so besser den bremsenden Zug zu überwinden. Er hörte die leisen Worte, die sie ihm zuflüsterte und lächelte dabei noch mehr. Ihre Nase streifte an seinem Ohr vorbei, kitzelte ihn wie eine weiche Feder. Erst als der Zug endgültig angehalten hatte, griff er mit seiner Linken auf seine rechte Schulter, dort, wo Sab sich festgehalten hatte und nahm ihre Hand, um sie dann hinauszuführen.
Sab wurde noch enger an Jeb hingedrückt, was nur zum Teil ihr Verschulden war, zu einem weiteren dass der vielen weiteren Zuggäste. Als die Zugtüren sich aber öffnete und Jeb sie wieder an der Hand fasste, folgte sie ihm, wobei sie jedoch sofort stockte. Ihr Fuss. Isabel Otis hatte gar nicht mitbekommen, dass ihr Gefühl weiter zurückgekehrt war. Sie zwang sich weiterzugehen, musste schließlich den Wagen noch rechzeitig verlassen. So biss sie auf die Zähne und folgte dem Studenten und seiner Führung durch die Masse nach.
Fast schon würden sie von der Masse hinter sich hinausgedrückt. Jeb hatte Mühe, sich einen Weg aus der Menge zu bahnen und als sie endlich aus dem Wagon ausgestiegen waren, schritt er noch ein paar Meter von dem Wagen weg. Die Menschen schienen sich schnell in die verschiedenen Richtungen aufzulösen. Jeb drehte sich lächelnd wieder zu Isabel um, doch dieses verschwand, als er merkte das mit ihr irgendetwas nicht stimmen konnte. "Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?", brachte er gleich, mit einem besorgten Gesichtsausdruck hervor, der zeigte, wie ernst es ihm war und blickte nach unten, zu dem vermuteten Übeltäter.
Sab blieb auf einem Bein stehen, sich auf dem Stock stützend und den schmerzenden Fuss nur dicht über dem Boden haltend und sah Jeb hilflos an. "Es ist unglaublich, wie etwas, dass nicht mehr drin ist, doch noch schmerzen kann.", spielte sie die Pein, welche sie gerade bei jedem Schritt ausgestanden hatte, herunter.
"Oh, das kann es, sehr gut sogar.", stieß Jeb hervor, der nun neben Sab stand und sie immer noch besorgt anblickte. "Ich kann auch gern bis zur nächsten Sitzmöglichkeit tragen, dann kannst du dich dort ausruhen.", sagte er hilfsbereit.
"Nur bis zur Nächsten?", erwiderte sie auf sichtlich gespielte Weise traurig klingend, "Die ist doch schon gleich dort drüben an der Wand... ", endete dann aber mit diesem Tonfall und hüpfte leicht näher an ihn heran, löste ihre Hand aus seinem Griff und wechselte den Stock in diese. Anschließend schlang sie die nun freie Hand stattdessen hinten um seinen Rücken auf die ihr entfernter liegende Schulter, wo sie sich dann festhielt. Dabei umging sie dessen auf einer Schulter hängenden Rucksack geschickt und meinte: "Wir könnens sonst auch mit ein paar Schritten hüpfen versuchen.". Indirekt aber drückte sie damit schon aus, dass getragen werden wohl das Beste im Moment sei, sie es ihm allerdings nicht zumuten wollte und schon gar nicht einfach so verlangen würde.
Jeb grinste frech und sah sie nur an, als ob er schon eine andere Entscheidung getroffen hätte. Geschwind schling sich sein Arm unter den Kniekehlen durch, während der andere um Sabs Rücken herum ging. Mit einem Ruck hatte er das Mädchen nach oben gebracht und umfasste diese mit beiden Armen. "Nun...wo ist die nächste Türschwelle? ", bemerkte er scherzend.
Überrascht von Jebs schneller Handlung hätte Isabel beinahe ihren Stock fallengelassen, musste dann aber, wie sie so in der Luft hing, herzhaft lachen, während sie noch versuchte, den Stock besser zu halten. Schnell aber hatte sie sich wieder gefangen, entschied dann auch, den Stock, wenn Jeb sie schon tragen wollte, so auf sich zu nehmen, dass er an ihrem Kopf vorbei ging, während sie sich selbst um sich sicherer und wohler zu fühlen, ihre Arme um seinen Hals legte. "Du willst mir also wirklich tragen? Nun.. Schwellen sind hier rar auf den Strassen, was ich dir bieten kann, ist diese Treppe dort vorne, über diese müssten wir nämlich.", sagte sie verspielt, wie sie ihn aus ihrer Postition heraus direkt anblickte.
"Nichts leichter als das Miss...", sagte Jeb, der das Mädchen fest in seinem Griff hatte. Schon bevor er seine Worte ausgesprochen hatte, fing er an in Richtung Treppe zu laufen. Nicht lange dauerte er, bis er die Stufen nach oben überwunden hatte. Als er draußen stand, musste er seine Augen zupressen, weil ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. "Okay...also...wo geht's denn lang?", fragte er und sah sich um, sein Kopf wanderte von Links nach Rechts und von Rechts nach Links. Hohe, jedoch etwas älter aussehende Bauten ragten aus den Boden heraus, ließen das Stadtbild in einer anderen Atmosphäre eintauchen, als die eigentlichen Bilder, die Jeb sonst von New York gewöhnt war.
"Siehst du den Zeitschriftenladen dort vorne? Nachdem über diese Strasse, dann weiter nach rechts, zwei Blöcke, dann in die Gasse rein, und dann zeig ich dir mein Fenster.", erklärte sie mit Absicht so klingend, als würde sie jemandem den Weg beschreiben, ohne diesen zu begleiten. "Also, einfach einmal geradeaus, ich werd dir's dann schon Schritt für Schritt sagen, Jebediah.", flüsterte sie dann wieder in ihrer eigentlichen Weise. Sab schlang sich nun noch enger an Jeb, da hier auch eher mal rüpelhaftere Mitbürger unterwegs waren und sie eigentlich für heute genug an notwendigen Schmerzen erlitten hatte.
"Ok...", sagte Jeb nur kurz, dabei lächelnd, weil er merkte dass sich Sab noch enger an ihn gedrückt hatte. Wie beschrieben lief er an den Zeitungsstand vorbei, über die Straße, die er zuvor natürlich erst vorsichtig besichtigt hatte, um nicht von einem unachtsamen Fahrer überfahren zu werden. Vielen Leuten musste er auf dem Gehsteig ausweichen, weil diese einfach blindlings nur mit ihren Sachen beschäftigt waren und den Kopf woanders hatten, als auf der Straße. Ohne dass Sab ihm wieder den Weg erklären musste, ging er wie beschildert weiter, Sab konnte ihn ja noch rechtzeitig dazwischen funken, wenn er einen falschen Weg einschlagen würde.
Noch einen halben Block hatte er noch vor sich, doch langsam merkte er, wie seine Kraft nachließ, auch wenn er es ungern ausgesprochen hätte. Als er endlich die Gasse erreichte hatte und darin eingebogen war, lief er etwas langsamer, dabei links und rechts die Häuserblocks betrachtend, die alle gleich in Reih und Glied hintereinander standen und nicht gerade den Eindruck machten, frisch gestrichen worden zu sein. Der Ruß und der Dreck hatte sich über Jahre an den Wänden festgesetzt, deshalb der graue, unübersehbare Staub.
Für Sabs Fuss war zwar auch diese Art der Fortbewegung nicht die angenehmste, doch sicherlich weitaus schmerzfreier, als wenn sie selbst gegangen wäre. Stumm legte sie ihren Kopf dicht an Jebs Schulter, hörte seinen Pulsschlag und seine Atmung. Ihre Beine zog sie gleichsam enger an, damit nicht allzu viele dagegen stießen. Interessiert beobachtete sie dann aber mit halboffenen Augen, wie gut sich der Student den Weg eingeprägt hatte, welchen sie ihm eigentlich nur knappest beschrieben hatte. Kein einziges Mal brauchte sieh ihn zu korrigieren, er fand bis in die Gasse. "Dort vorne links, da ist es.", meinte sie dann leise, als das Haus näher kam, wobei sie ihren Kopf einzig kurz drehte und mit der Hand auf eines der Gebäude zeigte, ehe sie sich wieder ganz an den Jungen schmiegte. Es schien ihn bisher nicht gestört zu haben, eher das Gegenteil glaubte Sab nun eindeutig zu erkennen.
Jeb lief bis zur angegebenen Tür, blieb dann dort stehen und blickte auf sie. "Welcher Stock?", fragte er Sab, die er nicht mehr so leicht aus seinen Armen geben wollte.
"Wart, du brauchst den Schlüssel, ist besser.", sagte
sie, statt die Frage zu beantworten, als sie Jeb etwas lockerer Umarmte und andeutete, runtergelassen zu werden.
Stillschweigend ließ er sie wieder auf dem Boden zurück und wartete ab, bis Sab ihren Schlüssel rausgekramt hatte.
Isabel nahm den Stock wieder an ihre Seite, klemmte ihn mit ihrem Oberarm ein und suchte mit der linken Hand nach dem kleinen Bund, als sie es in den Händen hatte und dieser leicht klimperte, hüpfte sie rasch die fehlenden drei Schritte, ohne sich auf die Krücke zu stützen an die Tür, wo sie aufschloss und drehte sich dann zu Jeb. "Kommst du mit nach oben?", fragte sie nahezu überflüssigerweise, tat es aber doch, weil es die Form so verlangte.
Jeb ging etwas langsamer die drei Schritte bis zur Tür. "Ich würde herzlichst gerne, aber... ich muss wieder los...", sprach er mit bedauernden Worten.
Traurig blieb Sab an der offenen Tür stehen und blickte Jeb an. "Ich.. ich verstehe.. deine Mitbewohnerin und Kim, du machst dir Sorgen um die beiden.", fing sie langsam verstehend zu sprechen an, machte dann eine kurze Pause ehe sie meinte, "Ich finds schade, dass du gehen musst.. kann ich den deine Telefonnummer oder so haben? Ich mein.. ich will es nicht bei .. heute belassen, Jebediah..", sie wurde zusehends ratloser wie sie sich ausdrücken sollte, gab dann aber auf es in Worten zu versuchen, sondern legte den Stock von innen so in den Türgriff, dass die Tür am schließen gehindert wurde und hüpfte etwas näher an ihn heran, wo sie ihn noch einmal fest umarmte und ihn dann nicht ganz aus ihrem Griff entließ um zu erkennen, ob er einem weiteren Kuss einwilligte.
Jeb nickte, sie hatte das in Worte gefasst, was er eigentlich hatte sagen wollen. "Natürlich kannst du...meine Nummer haben.", sprach es leise und lächelte, ehe er sich von Sab in den Arm nehmen ließ. Zärtlich streichelte er ihr übers blonde Haar, das ihr über die Schultern hing. Er wollte nicht weg von hier und er fühlte sich fast erschlagen, als sich die junge Frau aus der Umarmung lockerte, ihn jedoch nicht ganz aufzugeben haben schien und das wahrscheinlich auch nicht wollte. Ihre Blicke trafen sich. Diese wunderschönen Augen, Jeb wusste nicht, ob es ihm erlaubt war, in diese hineinzublicken, aber er tat es einfach, weil sie ihn so anzogen, wie ein Metallnagel ein Magnet. Sollte er es erneut wagen? Er zögerte wenige Sekunden, schaute sie einfach nur an schwieg. Dann aber, hob er seine Hand, strich Sab über ihre Wange und beugte sich vor, um ihr ganz nah zu kommen, so dass er ihr Atmen hören konnte. Erst schenkte er ihr einen einfachen Kuss, wie er es zuvor noch in der U-Bahn gemacht hatte, ehe ihn sein Verlangen packte und er sie einfach nur intimer küsste.
Sie genoss seine Berührungen, labte sich fast daran. Seinen Kuss erwiderte sie ohne ein Anzeichen von Hemmung, es war ja auch sie, die ihn dazu einlud. Ihre Finger strichen inseine Dreadlocks hinein, hielten sich daran fest, zogen seine Kopf auf sanfte Weise noch näher. Dann, endlich, der Beweis, dass ihre Bemühungen nicht umsonst waren. Schon bei der ersten Berührung seiner Zunge an ihren Lippen, luden diese auf verspielte Art dazu ein, weiterzumachen, während sich ihre eigener Muskel ebenfalls aufmachte dem seinen zu begegnen. Es war ihr, als führten ihre Zungen einen innigen Tanz aus, bei dem jede zeigte, was sie konnte. Sab drehte ihren Kopf, um ihm noch näher zu sein, ihre offenen Münder trafen sich, als ihre Zungen immer fester aneinanderrieben, versuchten die des anderen zu sich zu holen und mit dieser, alles was dazugehörte. Erst wie ihnen der Atem wirklich zur neige ging, endete die intensive Berührung. Doch so rasch wollte sie nicht zurückweichen. Sie verharrte noch in dieser Nähe, verglich dabei unwillentlich diesen Kuss mit jenen anderer, frührer, bei denen sie es gerne tat. Er reihte sich in dessen Mittelfeld ein. Etwas, womit Isabel durchaus gut leben konnte.
Stillschweigend stand er nur da und er musste zugeben, dass er seit langem kein Mädchen so geküsst hatte, denn er war schon mittlerweile 2 Jahre her, seit seine damalige Freundin ihn verlassen hatte. Er war darüber nur schwer hinweggekommen, zum Glück war sein Mitbewohner Kim für ihn da gewesen, sonst hätte er wahrscheinlich vor lauter Frust sein Studium geschmissen und wäre wieder jobben gegangen. Noch einmal strich er sanft mit seiner Hand über ihre weiche Wange, ehe er sie wieder umarmte und dabei leise und traurig flüsterte: "Ich muss los Kleine..." Langsam befreite er sich aus der Umarmung, die diesmal etwas länger anhielt als zuvor, weil Jeb nicht den Mut fand, sie einfach so allein hier zu lassen. Als ihm wieder einfiel, dass Sab seine Nummer haben wollte, holte Jeb sein Rucksack hervor, kramte darin herum und holte einen kleinen Zettel und ein Stift hervor, um seine Nummer auf Papier zu bringen. Er übergab Isabel die kleine Notiz. "Du kannst mich jederzeit erreichen...egal ob Tag oder Nacht.", sagte er, während er Sab das Papierchen hinhielt.