Thematische Rollen

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Durch die Phrasenstrukturen haben wir einen Eindruck davon bekommen, wie Sprachen an ihrer Oberfläche aufgebaut sind. Dabei sind wir aber immer allgemein von den Nominalphrasen ausgegangen und haben hingenommen, ohne es weiter auszuführen, dass diese Phrasen an bestimmten Stellen im Strukturbaum stehen. Bei der Kongruenz haben wir auch schon die grammatischen Funktionen Subjekt und Objekt kennen gelernt. Das funktioniert für alle indo-germanische Sprachen wunderbar, aber es gibt auch andere Sprachen, bei denen wir uns mit Subjekt und Objekt leicht verheddern können. Baskisch ist da ein gutes Beispiel, oder Yupik (eine Eskimosprache):
 
Durch die Phrasenstrukturen haben wir einen Eindruck davon bekommen, wie Sprachen an ihrer Oberfläche aufgebaut sind. Dabei sind wir aber immer allgemein von den Nominalphrasen ausgegangen und haben hingenommen, ohne es weiter auszuführen, dass diese Phrasen an bestimmten Stellen im Strukturbaum stehen. Bei der Kongruenz haben wir auch schon die grammatischen Funktionen Subjekt und Objekt kennen gelernt. Das funktioniert für alle indo-germanische Sprachen wunderbar, aber es gibt auch andere Sprachen, bei denen wir uns mit Subjekt und Objekt leicht verheddern können. Baskisch ist da ein gutes Beispiel, oder Yupik (eine Eskimosprache):
 
  ''Angute-m qunsgiq    neraa.''
 
  ''Angute-m qunsgiq    neraa.''
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== Valenz und Transitivität ==
 
== Valenz und Transitivität ==
  
(1) <div style="border:1px solid #AAAAAA; background-color:#F0F0F0; padding:1em 1em 1em; margin: 1em 1em 1em">
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Die Schildkröte und das Krokodil beschlossen eines Tages, schwimmen zu gehen.
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Die Schildkröte und das Krokodil beschlossen eines Tages, schwimmen zu gehen.
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In obigem Satz gibt es – genau – mehr als nur ein Verb. Drei Stück genau genommen. Die Kunst liegt nun darin, Wortart und Satzglied voneinander zu unterscheiden. Die Wortart eines Wortes bezeichnet seine generelle Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse von Wörtern, hier nun eben die der Verben. Das Satzglied bezeichnet dagegen keine generelle Zugehörigkeit, sondern eine situative Funktion eines Wortes. Eines unser drei Verben oben fungiert in diesem speziellen Satz als Prädikat, die anderen nicht. Stellt euch den Unterschied am besten als den zwischen Rasse und Klasse im Rollenspiel vor. Ein Verbling ist ein Verbling qua Geburt und daran wird sich sein liebes langes Leben nichts ändern. Ob er aber nun sein Lohn und Brot als Subjektor oder Prädikator verdient, ist abhängig von seiner aktuellen Lebenslage und kann sich durchaus ändern. Zwar gibt es nun – um den absurden Vergleich noch weiter zu spannen – auch beim Rollenspiel Rassen, die bestimmte Klassen kaum ausfüllen können, doch ab und an wird auch ein Elf zum Minenarbeiter oder ein Ork zum gerechten Krieger des Lichts. Ebenso sagt man im Bereich der Sprachen, dass Substantive selten als Prädikate fungieren und Verben selten als Subjekte, aber auch das gibt es durchaus. Was lernen wir daraus also? Rollenspielen funktioniert wie Linguistik, Verblinge sind schlechte Subjektoren, und Wortart und Satzglied sind zwei Konzepte, die unbedingt unterschieden werden müssen.
 
In obigem Satz gibt es – genau – mehr als nur ein Verb. Drei Stück genau genommen. Die Kunst liegt nun darin, Wortart und Satzglied voneinander zu unterscheiden. Die Wortart eines Wortes bezeichnet seine generelle Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse von Wörtern, hier nun eben die der Verben. Das Satzglied bezeichnet dagegen keine generelle Zugehörigkeit, sondern eine situative Funktion eines Wortes. Eines unser drei Verben oben fungiert in diesem speziellen Satz als Prädikat, die anderen nicht. Stellt euch den Unterschied am besten als den zwischen Rasse und Klasse im Rollenspiel vor. Ein Verbling ist ein Verbling qua Geburt und daran wird sich sein liebes langes Leben nichts ändern. Ob er aber nun sein Lohn und Brot als Subjektor oder Prädikator verdient, ist abhängig von seiner aktuellen Lebenslage und kann sich durchaus ändern. Zwar gibt es nun – um den absurden Vergleich noch weiter zu spannen – auch beim Rollenspiel Rassen, die bestimmte Klassen kaum ausfüllen können, doch ab und an wird auch ein Elf zum Minenarbeiter oder ein Ork zum gerechten Krieger des Lichts. Ebenso sagt man im Bereich der Sprachen, dass Substantive selten als Prädikate fungieren und Verben selten als Subjekte, aber auch das gibt es durchaus. Was lernen wir daraus also? Rollenspielen funktioniert wie Linguistik, Verblinge sind schlechte Subjektoren, und Wortart und Satzglied sind zwei Konzepte, die unbedingt unterschieden werden müssen.

Version vom 29. Juli 2014, 09:06 Uhr

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