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Klassifikator
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Auch: Zähleinheitswort, Zählwort (''nicht'' Zahlwort!) Spricht man von Klassifikatoren oder Zählwörtern (nicht Zahlwörter!), so denken viele wohl in erster Linie an ostasiatische Sprachen wie Chinesisch, Japanisch oder Thailändisch. Der Gebrauch von Klassifikatoren ist dort zwar weiter verbreitet als in den uns geläufigen Sprachen Westeuropas, dennoch sind sie als Phänomen keineswegs auf diese Sprachfamilien beschränkt. Klassifikatoren treten in verschiedenen Formen in praktisch allen Sprachen auf. Auch das Deutsche kennt viele Beispiele, wenn uns diese auch selten bewusst sind: „Bauer Kuhn hat ''drei Stück Vieh'' gekauft.“ „''Ein Tropfen Wasser'' genügt, um alles zu ruinieren.“ „Auf ''fünf Kilogramm Mehl'' gibt es ''zehn Prozent Rabatt''.“ == Was sind Klassifikatoren (auch: Zählwörter, Zähleinheitswörter)? == Klassifikatoren oder Zählwörter sind eine Art von „Bindewörtern“ zwischen Numeralien (Zahlwörtern) und deren Bezugswörtern. Im Deutschen treten Klassifikatoren im Normalfall nur im Zusammenhang mit unzählbaren Wörtern auf (in obengenannten Beispielen: „Vieh“, „Wasser“, „Mehl“, „Rabatt“). In anderen Sprachfamilien, wie beispielsweise der sinotibetischen (Chinesisch), der japanischen und der Kam-Tai-Familie (Thailändisch), sind Zählwörter ein fester Bestandteil jeden Zählvorgangs und oftmals auch der Definition eines Wortes, da es keinen Artikel gibt. ''Beispiel Chinesisch: „Mensch“ „ren“ „ein Mensch“ „ren“ (keine Betonung; irgendeine beliebige Person) „ein Mensch“ „yi ge ren“ (Betonung: genau EIN Mensch) „fünf Personen“ „wu ge ren“ „fünf Stück Vieh“ „wu tou niu“'' Im Thailändischen bilden Zahlwort (Numerale) und Zählwort (Klassifikator) eine untrennbare Einheit, die von den Sprechern sogar als Lexem (also untrennbarer Ausdruck; Ausdruck „wie er im Wörterbuch steht“) aufgefasst wird*. Jedes Bezugswort verlangt also nach einem bestimmten Klassifikator, der es mit dem Numerale verbindet. Im Chinesischen ist die Einheit von Zahlwort + Zählwort nicht so strikt wie in anderen Sprachen mit Klassifikator-Konzepten, was wohl auch damit zusammenhängen könnte, dass die Zählwörter im Hochchinesischen ein relativ neues Phänomen (ca. ab Beginn unserer Zeitrechnung) sind und im Altchinesischen noch nicht auftauchten. Viele Substantive verlangen nach einem bestimmten Klassifikator, der auch auf kein anderes Bezugswort angewendet werden kann. Vielfach aber lassen sich die chinesischen Klassifikatoren mit einer Vielzahl von Substantiven verbinden. Es gibt zwei gegensätzliche Theorien darüber, wie die Zählwörter ursprünglich den Bezugswörtern zugeordnet wurden. Eine geht von einem dem Klassifikator inhärenten Set von Eigenschaften aus (beispielsweise: „tiao“ beschreibe alles, was lang, flexibel und eindimensional ist), bei welcher jedes Bezugswort seinen Klassifikator aufgrund seiner Eigenschaft erhält. Die andere geht von einem „Prototypen“ aus, bei der jedem neuen Bezugswort der Klassifikator eines bereits bekannten Wortes derselben (bedeutungsmässigen) Familie zugeordnet wird. So verwendet das Wort „Atombombe“ im Chinesischen denselben Klassifikator wie „Pfeil“, „Patrone“ oder „Geschoss“, wohl weil sie ein „Ding“ ist, das man dem Feind entgegenwirft. Aufgrund dieses und weiterer Beispiele wird in der modernen Sinolinguistik die zweite Theorie der Klassifikator-Prototypen bevorzugt. Alle Masseinheiten können zu den Klassifikatoren gerechnet werden. Ob Masseinheiten nun nach Eigenschaft oder Prototyp zugeordnet werden, ist ebenfalls nicht eindeutig. In manchen Fällen ist die Zuordnung eindeutig möglich (beispielsweise kann ein Meter nur eine Längen- und ein Quadratmeter nur eine Flächeneinheit darstellen), in anderen Fällen verschwimmen aber die Grenzen zwischen den Klassifikatoren wieder. Ein Gel kann nach Millilitern oder Gramm abgepackt werden, ein Müllsack hat ein Volumen von 35 Litern, obwohl er nicht flüssig ist, und spätestens beim Grad stellt sich dann die Frage, was die gemeinsame Eigenschaft oder der Prototyp für Temperatur, Steigung, etc. gewesen war. Während die Klassifikatoren in vielen Sprachen ihre ursprünglich eigenständige Bedeutung verloren haben (teilweise kann man sie nicht einmal mehr rekonstruieren), haben die Masseinheiten diese grösstenteils beibehalten. „Das Auto misst fünf Meter.“ Ist zumindest in der Alltagssprache genauso korrekt wie „Das Auto ist von fünf Metern Länge.“ Das chinesische Wort „ge“, als Beispiel dagegen, hatte wohl ursprünglich die Bedeutung von „Stock, Bambusstock“, diese aber mit der Zeit verloren. Heute dient es ausschliesslich als Klassifikator für Personen, Abstrakta und neue Begriffe, die sich keiner bekannten Kategorie zuordnen lassen. ---- '''Quellen''' 1. Adams, K.L. 1992, "A comparison of the numeral classification of humans in Mon-Khmer", in The Mon-Khmer Studies Journal, vol. 21, pp. 107-129<br> 2. Jaisser, A. 1987, "Hmong classifiers: a problem set", in Linguistics of the Tibeto-Burman Area, vol. 10, no. 2, pp. 169-176<br> 3. Classifiers: A Typology of Noun Categorization Devices (Oxford Studies in Typology and Linguistic Theory) [Kindle Edition]<br> 4. [http://en.wikipedia.org/wiki/Classifier_(linguistics)] http://en.wikipedia.org/wiki/Classifier_(linguistics)<br> 5. [http://en.wikipedia.org/wiki/Measure_word] http://en.wikipedia.org/wiki/Measure_word<br> 6. [http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%A4hlwort] http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%A4hlwort<br>
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