Das menschliche Lautinventar

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K (Artikulation: kleine Korrekturen und Verdeutlichungen)
K (Wie bilde ich Laute?)
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== Wie bilde ich Laute? ==
 
== Wie bilde ich Laute? ==
Nun aber genug der trockenen Theorie. Um eine Sprache zu erschaffen, sollte man auch ein Gefühl dafür bekommen, wie sich gewisse Laute aussprechen lassen und wie sie sich anhören. Auch wenn man eine Sprache entwickelt, die von Wesen gesprochen werden soll, deren Sprechapparat anders aufgebaut ist, als bei (irdischen) Menschen, ist es sinnvoll, ein Gefühl dafür zu bekommen, was mit unserer Anatomie wie gut geht.<br>
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Nun aber genug der trockenen Theorie. Um eine Sprache zu erschaffen, sollte man auch ein Gefühl dafür bekommen, wie sich gewisse Laute aussprechen lassen und wie sie sich anhören. Auch wenn man eine Sprache entwickelt, die von Wesen gesprochen werden soll, deren Sprechapparat anders aufgebaut ist als bei (irdischen) Menschen, ist es sinnvoll, ein Gefühl dafür zu bekommen, was mit unserer Anatomie wie gut geht.
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Mache zu den Übungen auch Aufnahmen, wenn du die Technik dafür hast, damit du auch hören kannst, wie die Laute für andere klingen. Außerdem kannst so du üben, Unterschiede zu hören, die dein Gehirn sonst ausblenden würde.
 
Mache zu den Übungen auch Aufnahmen, wenn du die Technik dafür hast, damit du auch hören kannst, wie die Laute für andere klingen. Außerdem kannst so du üben, Unterschiede zu hören, die dein Gehirn sonst ausblenden würde.
  
 
=== Lunge ===
 
=== Lunge ===
Fangen wir mit der Lunge an. Wir können (ingressiv) einatmen und (egressiv) ausatmen (wäre auch schlecht, wenn nicht). Natürlich können wir auch Geräusche erzeugen, ohne zu atmen, aber das Atmen bietet uns die Möglichkeit deutlich mehr Laute zu erzeugen. Vokale wären sonst beispielsweise nicht möglich.
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Fangen wir mit der Lunge an. Wir können (ingressiv) einatmen und (egressiv) ausatmen (wäre auch schlecht, wenn nicht). Natürlich können wir auch Geräusche erzeugen, ohne zu atmen, aber das Atmen bietet uns die Möglichkeit, deutlich mehr Laute zu erzeugen. Vokale wären sonst beispielsweise nicht möglich.
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Und genau da fängst du nun an: Sag 'a' und atme dabei einmal aus (das ist die normale Aussprache) und einmal ein. Wenn du jetzt einen Text einmal normal, also egressiv spricht und einmal ingressiv, stellst du fest, dass es anstrengender ist, Laute ingressiv zu erzeugen. Deshalb gibt es solche Laute auch eher selten. Die meisten Sprachen, wie etwa Deutsch, verzichten sogar ganz darauf.
 
Und genau da fängst du nun an: Sag 'a' und atme dabei einmal aus (das ist die normale Aussprache) und einmal ein. Wenn du jetzt einen Text einmal normal, also egressiv spricht und einmal ingressiv, stellst du fest, dass es anstrengender ist, Laute ingressiv zu erzeugen. Deshalb gibt es solche Laute auch eher selten. Die meisten Sprachen, wie etwa Deutsch, verzichten sogar ganz darauf.
  
 
=== Orte ===
 
=== Orte ===
 
Eine gute Übung ist, wenn du einfach mal die Artikulationsorte durchgehst.
 
Eine gute Übung ist, wenn du einfach mal die Artikulationsorte durchgehst.
# Zuerst sprichst du z. B. ein 'e', während sich deine Lippen immer weiter zueinander hin bewegen, bis ein Rauschen entsteht. Mach dies auch einmal mit gerundeten Lippen. Merkst du den Unterschied? Wenn nicht, dann nimm es auf und hör, ob du die zwei Laute so unterscheiden kannst. Übe dies, bis du die zwei Laute voneinander unterscheiden kannst. Als nächstes kannst du dann die Lippen schließen, sodass keine Luft mehr durch den Mund strömen kann. Lässt du alles locker, wird die Luft über den Nasenraum entweichen, ein 'm' entsteht. Lässt du die Luft jedoch nicht durch die Nase, hört auch die Stimme auf, zu vibrieren, wenn keine Luft mehr in den Mundraum strömen kann. Öffnest du die Lippen aber frühzeitig, hast du ein stimmhaftes 'b' erzeugt. Das Ganze kannst du dann nochmal ohne Stimme wiederholen.<br>Damit dürftest du ein Gefühl für den Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosen Frikativen, Plosiven und Nasalen haben. Stimmlose Nasale kommen übrigens sehr selten vor. Spätestens wenn du deinen Nasal aufnimmst und anhörst, wird dir klar, warum.
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# Zuerst sprichst du z. B. ein 'e', während sich deine Lippen immer weiter zueinander hin bewegen, bis ein Rauschen entsteht. Mach dies auch einmal mit gerundeten Lippen, also mit einem 'ö'. Merkst du den Unterschied? Wenn nicht, dann nimm es auf und hör, ob du die zwei Laute so unterscheiden kannst. Übe dies, bis du die zwei Laute voneinander unterscheiden kannst. Als nächstes kannst du dann die Lippen schließen, sodass keine Luft mehr durch den Mund strömen kann. Lässt du alles locker, wird die Luft über den Nasenraum entweichen, ein 'm' entsteht. Lässt du die Luft jedoch nicht durch die Nase, hört auch die Stimme auf zu vibrieren, wenn keine Luft mehr in den Mundraum strömen kann. Öffnest du die Lippen aber frühzeitig, hast du ein stimmhaftes 'b' erzeugt. Das Ganze kannst du dann nochmal ohne Stimme wiederholen.<br>Damit dürftest du ein Gefühl für den Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosen Frikativen, Plosiven und Nasalen haben. Stimmlose Nasale kommen übrigens sehr selten vor. Spätestens wenn du deinen Nasal aufnimmst und anhörst, wird dir klar, warum.
# Als nächstes benutzt du deine Zungenspitze, die du zuerst an die Oberlippe legst und dort einen Frikativ bildest. Dann gehst du weiter zu den oberen Schneidezähnen. Die Zunge rutscht nun weiter über Zahndamm zum harten Gaumen. Dabei krümmt sich die Zunge. Wenn sie sich soweit gekrümmt hat, dass sie sozusagen zurückgeklappt ist, erzeugst du einen sogenannten retroflexen Laut. Mach dies ganz langsam, damit du alle Laute auch gut wahrnehmen kannst. Auch hier wieder die Übung einmal stimmhaft und einmal stimmlos wiederholen.<br>Wie du merkst, kann es eigentlich auch unendlich viele Laute zwischen den in der IPA-Tabelle aufgelisteten geben. Da unser Gehör jedoch nicht so präzise ist, nehmen wir nicht alle Nuancen wahr. Dazu kommt, dass unser Gehirn bestimmte Lautgruppen einfach zusammen zieht, sodass wir diese nicht auseinander halten können, selbst wenn unser Gehör dazu eigentlich in der Lage wäre.
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# Als nächstes benutzt du deine Zungenspitze, die du zuerst an die Oberlippe legst und dort einen Frikativ bildest. Dann gehst du weiter zu den oberen Schneidezähnen. Die Zunge rutscht nun weiter über Zahndamm zum harten Gaumen. Dabei krümmt sich die Zunge. Wenn sie sich soweit gekrümmt hat, dass sie sozusagen zurückgeklappt ist, erzeugst du einen sogenannten retroflexen Laut. Mach dies ganz langsam, damit du alle Laute auch gut wahrnehmen kannst. Auch hier wieder die Übung einmal stimmhaft und einmal stimmlos wiederholen.<br>Wie du merkst, kann es eigentlich auch unendlich viele Laute zwischen den in der IPA-Tabelle aufgelisteten geben. Da unser Gehör jedoch nicht so präzise ist, nehmen wir nicht alle Nuancen wahr. Dazu kommt, dass unser Gehirn bestimmte Lautgruppen einfach zusammen zieht, sodass wir diese nicht auseinander halten können, selbst wenn unser Gehör dazu eigentlich in der Lage wäre.
 
# Nun legen wir die Zungenspitze an den unteren Schneidezähnen ab. Produzier so ein 's' (ja das geht wirklich). Schiebe dann den Unterkiefer etwas nach vorne. Dadurch klingt der neue Laut etwas anders. Lass nun die Engstelle weiter nach hinten wandern. Wieder ganz langsam, damit du die Laute auch gut wahrnehmen kannst. Dabei veränderst du sowohl die Artikulationsstelle, als auch den Artikulator. Anders wär es auch ziemlich schwierig, aber wenn du willst kannst du gerne versuchen den Artikulator beizubehalten. (Falls du den theoretischen Teil übersprungen hast und mit dem Begriff Artikulator nichts anfangen kannst: damit ist in diesem Fall die Stelle der Zunge gemeint, mit der du die Engstelle im Mund bildest.) Versuche bei der Übung soweit runter zu kommen, wie möglich, auch wenn es dir ganz hinten unangenehm erscheint. Einige Sprachen, wie Arabisch verwenden diese Laute tatsächlich.<br>Vergiss nicht, die Übung ebenfalls stimmhaft und stimmlos durchzugehen.
 
# Nun legen wir die Zungenspitze an den unteren Schneidezähnen ab. Produzier so ein 's' (ja das geht wirklich). Schiebe dann den Unterkiefer etwas nach vorne. Dadurch klingt der neue Laut etwas anders. Lass nun die Engstelle weiter nach hinten wandern. Wieder ganz langsam, damit du die Laute auch gut wahrnehmen kannst. Dabei veränderst du sowohl die Artikulationsstelle, als auch den Artikulator. Anders wär es auch ziemlich schwierig, aber wenn du willst kannst du gerne versuchen den Artikulator beizubehalten. (Falls du den theoretischen Teil übersprungen hast und mit dem Begriff Artikulator nichts anfangen kannst: damit ist in diesem Fall die Stelle der Zunge gemeint, mit der du die Engstelle im Mund bildest.) Versuche bei der Übung soweit runter zu kommen, wie möglich, auch wenn es dir ganz hinten unangenehm erscheint. Einige Sprachen, wie Arabisch verwenden diese Laute tatsächlich.<br>Vergiss nicht, die Übung ebenfalls stimmhaft und stimmlos durchzugehen.
 
# Die beiden vorangegangenen Übungen kannst du auch mit Plosiven und Nasalen und vielleicht auch ingressiv durchspielen. Damit hast du schon die meisten Konsonanten produziert, die es in den Sprachen der Erde gibt.
 
# Die beiden vorangegangenen Übungen kannst du auch mit Plosiven und Nasalen und vielleicht auch ingressiv durchspielen. Damit hast du schon die meisten Konsonanten produziert, die es in den Sprachen der Erde gibt.
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=== Liquide & Co. ===
 
=== Liquide & Co. ===
 
Eigentlich sind das gleich mehrere Gruppen von Lauten, die aber hin und wieder zusammengefasst werden. Unter den Liquiden werden in der Regel Laterale und r-Laute zusammengefasst, aber auch Approximanten werden manchmal darunter gefasst. Wir haben also unterschiedliche Lautgruppen, die anatomisch teilweise einfach gar nichts miteinander zu tun haben.
 
Eigentlich sind das gleich mehrere Gruppen von Lauten, die aber hin und wieder zusammengefasst werden. Unter den Liquiden werden in der Regel Laterale und r-Laute zusammengefasst, aber auch Approximanten werden manchmal darunter gefasst. Wir haben also unterschiedliche Lautgruppen, die anatomisch teilweise einfach gar nichts miteinander zu tun haben.
# Approximanten sind, wie weiter oben erwähnt Laute, die irgendwie zwischen Vokalen und Konsonanten liegen. Sprechen wir etwa ein 'u' und schließen dabei immer weiter die Lippen, haben wir irgendwo zwischen dem 'u' und dem Frikativ ein 'w' wie in englisch 'water'. Teilweise kann man auch sagen, dass Approximanten quasi konsonantische Vokale sind, denn wenn ein Vokal an eine Stelle rutscht, an der eigentlich ein Konsonant stehen müsste, entsteht dort fast schon automatisch ein Approximant. Wenn du beispielsweise das Wort "uas" siehst, gibt es (für deutsche Muttersprachler) zwei Möglichkeiten, es zu lesen. Die eine wäre, dass wir einen Glottalverschluss davor setzen und damit unser Problem beseitigen, oder wir sprechen es aus, als wäre es ein englisches 'w'. Überlege, wo so etwas in der deutschen Sprache passiert. (Auflösung: Häufig bei Pluralbildungen: Säue, Auen, Eier)<br>Andere Approximanten haben aber eher weniger mit Vokalen zu tun. Sprich das Wort 'awas' einmal schnell und locker aus. Bei den meisten werden sich Lippe und Zähne gar nicht so nahe kommen, als dass sie einen Frikativ bilden würden. Ersetze beim 'w' nun einfach mal durch die einzelnen Artikulationsstellen, wie du das auch schon in den Übungen zu den Orten gemacht hast. Außerdem kannst du die Zunge zurück ziehen (quasi verschlucken) um auch so Approximanten zu bilden.
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# Approximanten sind, wie weiter oben erwähnt, Laute, die irgendwie zwischen Vokalen und Konsonanten liegen. Sprechen wir etwa ein 'u' und schließen dabei immer weiter die Lippen, haben wir irgendwo zwischen dem 'u' und dem Frikativ ein 'w' wie in englisch "water". Teilweise kann man auch sagen, dass Approximanten quasi konsonantische Vokale sind, denn wenn ein Vokal an eine Stelle rutscht, an der eigentlich ein Konsonant stehen müsste, entsteht dort fast schon automatisch ein Approximant. Wenn du beispielsweise das Wort "uas" siehst, gibt es (für deutsche Muttersprachler) zwei Möglichkeiten, es zu lesen. Die eine wäre, dass wir einen Glottalverschluss davor setzen und damit unser Problem beseitigen, oder wir sprechen es aus, als wäre es ein englisches 'w'. Überlege, wo so etwas in der deutschen Sprache passiert. (Auflösung: Häufig bei Pluralbildungen: Säue, Auen, Eier)<br>Andere Approximanten haben aber eher weniger mit Vokalen zu tun. Sprich das Wort 'awas' einmal schnell und locker aus. Bei den meisten werden sich Lippe und Zähne gar nicht so nahe kommen, als dass sie einen Frikativ bilden würden. Ersetze beim 'w' nun einfach mal durch die einzelnen Artikulationsstellen, wie du das auch schon in den Übungen zu den Orten gemacht hast. Außerdem kannst du die Zunge zurück ziehen (quasi verschlucken) um auch so Approximanten zu bilden.
 
# Bei den Lateralen gelangt die Luft seitlich an der Zunge vorbei. Es gibt auch hier Approximanten, wie unser 'l', Frikative und Plosive, auch wenn die Plosive nicht in der IPA-Tabelle auftauchen. Als erste Teil-Übung für die Lateralen kannst du die Orte durchgehen, wie in der entsprechenden Übung oben.<br>Bei den Artikulationsorten, die in der zweiten Übung der Orte behandelt werden, kannst du noch zusätzlich den Zungenrücken weiter nach unten schieben. Wenn du ein im deutschen Sprachraum übliches 'l' aussprichst, liegt ein Teil der vorderen Zunge auf dem Zahndamm. Schiebst du nun den Zungenrücken nach unten, berührt schließlich nur noch die Zungenspitze den Zahndamm. Das kannst du dir so vorstellen, als stündest du auf den Fußballen und würdest dich nun auf die Zehen(spitzen) stellen.<br>Nun kannst du dir einen beliebigen Text nehmen und ihn so vorlesen, als wäre die Zungenspitze an einem Artikulationsort festgewachsen. Sprich die Wörter ruhig mehrmals aus, um dir klar zu werden, was du da eigentlich machst. Lies den Text jeweils mit der Zunge an verschiedenen Orten.
 
# Bei den Lateralen gelangt die Luft seitlich an der Zunge vorbei. Es gibt auch hier Approximanten, wie unser 'l', Frikative und Plosive, auch wenn die Plosive nicht in der IPA-Tabelle auftauchen. Als erste Teil-Übung für die Lateralen kannst du die Orte durchgehen, wie in der entsprechenden Übung oben.<br>Bei den Artikulationsorten, die in der zweiten Übung der Orte behandelt werden, kannst du noch zusätzlich den Zungenrücken weiter nach unten schieben. Wenn du ein im deutschen Sprachraum übliches 'l' aussprichst, liegt ein Teil der vorderen Zunge auf dem Zahndamm. Schiebst du nun den Zungenrücken nach unten, berührt schließlich nur noch die Zungenspitze den Zahndamm. Das kannst du dir so vorstellen, als stündest du auf den Fußballen und würdest dich nun auf die Zehen(spitzen) stellen.<br>Nun kannst du dir einen beliebigen Text nehmen und ihn so vorlesen, als wäre die Zungenspitze an einem Artikulationsort festgewachsen. Sprich die Wörter ruhig mehrmals aus, um dir klar zu werden, was du da eigentlich machst. Lies den Text jeweils mit der Zunge an verschiedenen Orten.
 
# Für Taps, Flaps und Vibranten ist es wichtig, dass du schon ein gewisses Gefühl für den Mundraum entwickelt hast, was du jetzt auch haben solltest, wenn du die Übungen oben alle gemacht hast. Die drei Lautgruppen zeichnen sich durch kurze Anschläge eines Artikulators an einem Artikulationsort aus. Im Gegensatz zu den Vibranten, bei denen mehrere Anschläge schnell aufeinander folgen, gibt es bei Taps und Flaps nur einen Anschlag. Der Unterschied zwischen Taps und Flaps wiederum besteht darin, in welche Richtung sich der Artikulator dabei bewegt. Bei einem Tap bewegt er sich von außen nach innen und bei einem Flap genau umgekehrt, also von innen nach außen.
 
# Für Taps, Flaps und Vibranten ist es wichtig, dass du schon ein gewisses Gefühl für den Mundraum entwickelt hast, was du jetzt auch haben solltest, wenn du die Übungen oben alle gemacht hast. Die drei Lautgruppen zeichnen sich durch kurze Anschläge eines Artikulators an einem Artikulationsort aus. Im Gegensatz zu den Vibranten, bei denen mehrere Anschläge schnell aufeinander folgen, gibt es bei Taps und Flaps nur einen Anschlag. Der Unterschied zwischen Taps und Flaps wiederum besteht darin, in welche Richtung sich der Artikulator dabei bewegt. Bei einem Tap bewegt er sich von außen nach innen und bei einem Flap genau umgekehrt, also von innen nach außen.
 
##Zuerst machen wir ein paar Lockerungsübungen: Fang damit an, ganz schnell 'lala' ein paar mal zu wiederholen. Bieg die Zunge dann nach hinten und streck sie wieder aus. Versuch dabei immer schneller zu werden. Als nächstes schlägst du die Zunge dann beim ein und ausklappen gegen die Oberlippe. Hört sich eigenartig an, und die Gesichter der Leute sind ganz lustig, wenn du das in der Straßenbahn machst. Die letzte Lockerungsübung geht seitwärts. Dafür legst du die Zungenspitze zunächst an die Seite deiner Lippen (ob rechts oder links ist egal) und schlägst dann ganz schnell zur anderen Seite rüber. Wiederhole das ein mehrmals ohne Pause dazwischen.
 
##Zuerst machen wir ein paar Lockerungsübungen: Fang damit an, ganz schnell 'lala' ein paar mal zu wiederholen. Bieg die Zunge dann nach hinten und streck sie wieder aus. Versuch dabei immer schneller zu werden. Als nächstes schlägst du die Zunge dann beim ein und ausklappen gegen die Oberlippe. Hört sich eigenartig an, und die Gesichter der Leute sind ganz lustig, wenn du das in der Straßenbahn machst. Die letzte Lockerungsübung geht seitwärts. Dafür legst du die Zungenspitze zunächst an die Seite deiner Lippen (ob rechts oder links ist egal) und schlägst dann ganz schnell zur anderen Seite rüber. Wiederhole das ein mehrmals ohne Pause dazwischen.
##Der häufigste Tap ist der, der am Zahndamm gebildet wird und einem sehr kurz gesprochenen 'd' ähnelt. Um diesen zu üben kannst du das Wort "gdaas" ganz schnell mehrfach wiederholen. Irgendwann dürfte es klingen, als würdest du "Gras" sagen, nur eben mit einem Tap, anstelle des 'r'. Für den Flap an gleicher Stelle sprichst du das 'g' mit einer nach hinten gebogenen Zunge aus (retroflex) und versuchst wieder das Wörtchen "gdaas" ganz schnell und oft zu wiederholen. Übe diese beiden Laute am besten solange bis du sie wirklich kannst, bevor du dich an die nächste Teilübung begibst.
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##Der häufigste Tap ist der, der am Zahndamm gebildet wird und einem sehr kurz gesprochenen 'd' ähnelt. Um diesen zu üben, kannst du das Wort "gdaas" ganz schnell mehrfach wiederholen. Irgendwann dürfte es klingen, als würdest du "Gras" sagen, nur eben mit einem Tap, anstelle des 'r'. Für den Flap an gleicher Stelle sprichst du das 'g' mit einer nach hinten gebogenen Zunge aus (retroflex) und versuchst wieder das Wörtchen "gdaas" ganz schnell und oft zu wiederholen. Übe diese beiden Laute am besten solange bis du sie wirklich kannst, bevor du dich an die nächste Teilübung begibst.
 
##Änder das 'd' in "gdaas" nun ab, sodass du das Ganze an den Zähnen und an der Oberlippe durchspielst (natürlich nacheinander). Diese Übung ist schwerer als die vorherige, also nicht gleich aufgeben, wenn es nicht auf anhieb klappt und du deine Zunge verhedderst.
 
##Änder das 'd' in "gdaas" nun ab, sodass du das Ganze an den Zähnen und an der Oberlippe durchspielst (natürlich nacheinander). Diese Übung ist schwerer als die vorherige, also nicht gleich aufgeben, wenn es nicht auf anhieb klappt und du deine Zunge verhedderst.
 
# Besonders schwer zu erlernen sind die Vibranten, von denen zwei besonders häufig auftauchen, das Zäpfchen-r und das Zungenspitzen-r (am Zahndamm). Vorweg solltest du wissen, dass es Wochen oder sogar Monate dauern kann, bis du diese Laute tatsächlich produzieren kannst. Auch bei Muttersprachlern sind es die mit Abstand letzten Laute, die das Kind aussprechen kann (abgesehen von Klicks).<br>[... hier kommt noch was ...]
 
# Besonders schwer zu erlernen sind die Vibranten, von denen zwei besonders häufig auftauchen, das Zäpfchen-r und das Zungenspitzen-r (am Zahndamm). Vorweg solltest du wissen, dass es Wochen oder sogar Monate dauern kann, bis du diese Laute tatsächlich produzieren kannst. Auch bei Muttersprachlern sind es die mit Abstand letzten Laute, die das Kind aussprechen kann (abgesehen von Klicks).<br>[... hier kommt noch was ...]
  
 
=== Plosive ===
 
=== Plosive ===
Plosive sind besonders vielseitige Laute, die sehr variantenreich sein können. Während sich Deutsche auf die Unterscheidung zwischen nicht aspiriert und aspiriert beschränken, gibt es andere Sprachen, die da deutlich feinere Unterschiede machen oder andere Aspekte beachten. Koreanisch beispielsweise unterscheidet zwischen stimmhaft, stimmlos unaspiriert und stimmlos aspiriert und der Spanier kennt überhaupt keine Aspiration (ja ich weiß, je nach Regiolekt stimmt das nicht unbedingt), sondern lediglich den Unterschied zwischen stimmhaft und stimmlos. Aber zu den möglichen Unterschieden der Plosive später mehr.<br>
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Plosive sind besonders vielseitige Laute, die sehr variantenreich sein können. Während sich Deutsche auf die Unterscheidung zwischen nicht aspiriert und aspiriert beschränken, gibt es andere Sprachen, die da deutlich feinere Unterschiede machen oder andere Aspekte beachten. Koreanisch beispielsweise unterscheidet zwischen stimmhaft, stimmlos unaspiriert und stimmlos aspiriert, und Spanisch kennt überhaupt keine Aspiration (ja ich weiß, je nach Regiolekt stimmt das nicht unbedingt), sondern lediglich den Unterschied zwischen stimmhaft und stimmlos. Aber zu den möglichen Unterschieden der Plosive später mehr.
Der Plosiv ist zunächst einmal nur ein Schließen und Öffnen des Vokaltraktes, während des Sprechens. Wenn die Stimmlippen vibrieren, wir also etwas stimmhaft aussprechen und dann den Vokaltrakt verschließen, hört die Stimme automatisch auf, weil es keinen Luftstrom mehr gibt, der die Stimmlippen zum Vibrieren bringen kann. Probier es aus. Welchen Artikulationsort du dafür wählst, ist erstmal egal, aber achte darauf, dass auch keine Luft durch die Nase entweichen kann, sonst produzierst du ein Nasal.<br>
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Die Stimme ist nicht sofort weg und wenn du direkt weiter sprichst, hörst du den Plosiv, den du gebildet hast (z. B. ein 'd' oder 'b'). Du hast damit einen stimmhaften Plosiv produziert. Lässt du aber die Stimme weg, dürftest du nur einen ganz schwachen, kaum hörbaren Laut wahrnehmen. Dieser Laut ist die eigentliche Plosion. Ziemlich leise, wie du festgestellt hast. Dass wir die Plosive trotzdem wahrnehmen können, liegt zum einen an der Stimme. Stimmhafte Plosive sind deutlich besser zu hören. Zum anderen aber an dem nachfolgenden Vokal, der sich an den Plosiv anpasst (vereinfacht gesprochen). Aber es gibt noch eine weiter Möglichkeit, einen Plosiv hörbar zu machen: die Aspiration. Dabei handelt es sich um eine Reibung, die knapp hinter dem Plosiv entsteht, wenn dieser geöffnet wird. Sprich ein paar stimmlose Plosive aus (z. B. 'k') und achte darauf. Nimm zum Vergleich auch stimmhafte Plosive und sprich sie auch mit diesem Reibegeräusch aus. Damit du wirklich einen stimmhaften Plosiv bildest, sprich einen Vokal (z. B. 'a') davor aus.
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Der Plosiv ist zunächst einmal nur ein Schließen und Öffnen des Vokaltrakts während des Sprechens. Wenn die Stimmlippen vibrieren, wir also etwas stimmhaft aussprechen und dann den Vokaltrakt verschließen, hört die Stimme automatisch auf, weil es keinen Luftstrom mehr gibt, der die Stimmlippen zum Vibrieren bringen kann. Probier es aus. Welchen Artikulationsort du dafür wählst, ist erstmal egal, aber achte darauf, dass auch keine Luft durch die Nase entweichen kann, sonst produzierst du ein Nasal.
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Die Stimme ist nicht sofort weg, und wenn du direkt weitersprichst, hörst du den Plosiv, den du gebildet hast (z. B. ein 'd' oder 'b'). Du hast damit einen stimmhaften Plosiv produziert. Lässt du aber die Stimme weg, dürftest du nur einen ganz schwachen, kaum hörbaren Laut wahrnehmen. Dieser Laut ist die eigentliche Plosion. Ziemlich leise, wie du festgestellt hast. Dass wir die Plosive trotzdem wahrnehmen können, liegt zum einen an der Stimme. Stimmhafte Plosive sind deutlich besser zu hören. Zum anderen aber an dem nachfolgenden Vokal, der sich an den Plosiv anpasst (vereinfacht gesprochen). Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit, einen Plosiv hörbar zu machen: die '''Aspiration'''. Dabei handelt es sich um eine Reibung, die knapp hinter dem Plosiv entsteht, wenn dieser geöffnet wird. Sprich ein paar stimmlose Plosive aus (z. B. 'k') und achte darauf. Nimm zum Vergleich auch stimmhafte Plosive und sprich sie auch mit diesem Reibegeräusch aus. Damit du wirklich einen stimmhaften Plosiv bildest, sprich einen Vokal (z. B. 'a') davor aus.
  
 
=== Vokaltrapez ===
 
=== Vokaltrapez ===
Nun gehen wir das Vokaltrapez durch. Du kannst es dir in der IPA-Tabelle ansehen. Einen Link dazu gibt es oben im Theorieteil "Artikulation". Es wird unterschieden zwischen vorne, zentral und hinten, zwischen geschlossen, mittig und offen, sowie zwischen gerundet und ungerundet. Wobei es bei den ersten beiden Unterscheidungen noch Zwischenstufen gibt. Gerundet oder ungerundet bezieht sich auf die Lippen. Bei o oder u beispielsweise werden die Lippen gerundet, während etwa bei einem i oder e ohne Lippenrundung gesprochen werden.
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Nun gehen wir das Vokaltrapez durch. Du kannst es dir in der IPA-Tabelle ansehen. Einen Link dazu gibt es oben im Theorieteil "Artikulation". Es wird unterschieden zwischen vorne, zentral und hinten, zwischen geschlossen, mittig und offen, sowie zwischen gerundet und ungerundet. Wobei es bei den ersten beiden Unterscheidungen noch Zwischenstufen gibt. Gerundet oder ungerundet bezieht sich auf die Lippen. Bei [o] oder [u] beispielsweise werden die Lippen gerundet, während etwa [i] oder [e] ohne Lippenrundung gesprochen werden.
# Aber fangen wir an, geschlossene und offene Vokale durchzugehen. [i] ist ein geschlossener Vokal, [e] ein halbgeschlossener und [ɛ] (= ä) ein halboffener. Das a ist offen. Wir können vom i zum ä kommen, indem wir lediglich den Mund (bzw. den Kiefer) immer weiter öffnen. Zum a kommen wir nicht wirklich, da unser deutsches a nicht dem a in der IPA entspricht, aber dazu gleich mehr.
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# Aber fangen wir an, geschlossene und offene Vokale durchzugehen. [i] ist ein geschlossener Vokal, [e] ein halbgeschlossener und [ɛ] (= 'ä') ein halboffener. Das [a] ist offen. Wir können vom [i] zum [ɛ] kommen, indem wir lediglich den Mund (bzw. den Kiefer) immer weiter öffnen. Zum [a] kommen wir nicht wirklich, da unser deutsches 'a' nicht ganz dem [a] in der IPA entspricht, aber dazu gleich mehr.
# Jetzt machen wir das ganze mit [y], [ø] und [œ]. Das entspricht unseren Buchstaben ü und ö. Auch hier können wir ohne Abstufung durch gehen. Der einzige Unterschied, den wir dabei gemacht haben, ist die Lippen dabei zu runden.
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# Jetzt machen wir das ganze mit [y], [ø] und [œ]. Das entspricht unseren Buchstaben 'ü' und 'ö'. Auch hier können wir ohne Abstufung durchgehen. Der einzige Unterschied, den wir dabei gemacht haben, ist die Lippen dabei zu runden.
# Das gleiche können wir auch mit [u], [o] und [ɔ] machen. Auch hier haben wir die Lippen gerundet. Sprich nun das u ganz normal und lass dann die Lippenrundung weg. Für Deutsche sind diese Laute ungewohnt, da sie in der deutschen Sprache nicht vorkommen.
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# Das gleiche können wir auch mit [u], [o] und [ɔ] machen. Auch hier haben wir die Lippen gerundet. Sprich nun das [u] ganz normal und lass dann die Lippenrundung weg. Für Deutsche sind diese Laute ungewohnt, da sie in der deutschen Sprache nicht vorkommen.
 
# Wir haben nun zum einen vordere und zum anderen hintere Laute gesprochen. Den Unterschied kannst du dir vielleicht am besten bei den Lauten [y] und [u] vor Augen führen. Auch hier kannst du ohne Abstufung vom einen zum anderen Laut gelangen. Dabei bewegt sich lediglich der Zungenrücken. Ob ein Laut vorne oder hinten ist, hängt also davon ab, wo der Zungenrücken ist.
 
# Wir haben nun zum einen vordere und zum anderen hintere Laute gesprochen. Den Unterschied kannst du dir vielleicht am besten bei den Lauten [y] und [u] vor Augen führen. Auch hier kannst du ohne Abstufung vom einen zum anderen Laut gelangen. Dabei bewegt sich lediglich der Zungenrücken. Ob ein Laut vorne oder hinten ist, hängt also davon ab, wo der Zungenrücken ist.
 
# Wiederhole das auch mit ungerundeten Lippen und öffne dann schrittweise deinen Mund.
 
# Wiederhole das auch mit ungerundeten Lippen und öffne dann schrittweise deinen Mund.
# Und jetzt die Preisfrage: Das deutsche a fehlt in der IPA-Tabelle. Wo müsste es zu finden sein? Vergleiche das a mit anderen Lauten. Versuche auch das [a] und das [ɑ] aus dem Trapez zu bilden.
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# Und jetzt die Preisfrage: Das deutsche 'a' fehlt in der IPA-Tabelle. Wo müsste es zu finden sein? Vergleiche das 'a' mit anderen Lauten. Versuche auch das [a] und das [ɑ] aus dem Trapez zu bilden.
  
 
=== Klicklaute und Ejektive ===
 
=== Klicklaute und Ejektive ===

Version vom 22. Juli 2013, 09:56 Uhr

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