Das menschliche Lautinventar

Aus WB-Sprachtutorial
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Plosive)
K (Qualität und Quantität: Bilder eingefügt)
Zeile 74: Zeile 74:
 
Bisher haben wir uns mit der Spracherzeugung beschäftigt, also wie die Laute gebildet werden. Auf der anderen Seite müssen wir die Laute aber natürlich auch hören können. Was gehört wird ist dabei von Lebewesen zu Lebewesen unterschiedlich. Im Sprachsignal gibt es drei Dimensionen, die wir unterscheiden können: Lautstärke, Tonhöhe (bzw. Frequenz) und die Qualität. Leider hören wir aber nicht wie Messgeräte, die in allen Bereichen, in denen sie messen können, immer gleich "hören". Wir hören also bestimmte Lautstärken und Tonhöhen besser, als andere. In welchen Bereichen wir wie gut hören, ist menschenspezifisch. Andere Lebewesen hören also auch anders. Es kann also auch durchaus vorkommen, dass sich zwei Völker einfach nicht verstehen können, was unter Umständen sogar mit Schmerzen verbunden ist. Diese Schmerzen braucht der Mensch (und die meisten anderen hörenden Lebewesen), um das Gehör vor Schäden zu bewahren, die durch laute und hohe Töne entstehen können, aber es ist auch denkbar, dass ein Wesen ein geräuschempfindliches Organ hat. Teilweise vertragen zum Beispiel einige Menschen keine tiefen Töne, ihnen wird übel, weil der Magen die tiefen Schwingungen nicht erträgt. Die Unterscheidungen zwischen der wahrgenommenen Tonhöhe (=Tonheit) und der wahrgenommenen Lautstärke (=Lautheit) macht sich der Mensch in seinen Sprachen zunutze. Es gibt keine menschliche Sprache, die ohne diese Faktoren auskommt.<br>
 
Bisher haben wir uns mit der Spracherzeugung beschäftigt, also wie die Laute gebildet werden. Auf der anderen Seite müssen wir die Laute aber natürlich auch hören können. Was gehört wird ist dabei von Lebewesen zu Lebewesen unterschiedlich. Im Sprachsignal gibt es drei Dimensionen, die wir unterscheiden können: Lautstärke, Tonhöhe (bzw. Frequenz) und die Qualität. Leider hören wir aber nicht wie Messgeräte, die in allen Bereichen, in denen sie messen können, immer gleich "hören". Wir hören also bestimmte Lautstärken und Tonhöhen besser, als andere. In welchen Bereichen wir wie gut hören, ist menschenspezifisch. Andere Lebewesen hören also auch anders. Es kann also auch durchaus vorkommen, dass sich zwei Völker einfach nicht verstehen können, was unter Umständen sogar mit Schmerzen verbunden ist. Diese Schmerzen braucht der Mensch (und die meisten anderen hörenden Lebewesen), um das Gehör vor Schäden zu bewahren, die durch laute und hohe Töne entstehen können, aber es ist auch denkbar, dass ein Wesen ein geräuschempfindliches Organ hat. Teilweise vertragen zum Beispiel einige Menschen keine tiefen Töne, ihnen wird übel, weil der Magen die tiefen Schwingungen nicht erträgt. Die Unterscheidungen zwischen der wahrgenommenen Tonhöhe (=Tonheit) und der wahrgenommenen Lautstärke (=Lautheit) macht sich der Mensch in seinen Sprachen zunutze. Es gibt keine menschliche Sprache, die ohne diese Faktoren auskommt.<br>
 
Dazu kommt noch die Qualität, mit der Geräusche unterschieden werden können, selbst wenn die Lautstärke und die Tonhöhe gleich sind. Beispielsweise klingen gleich gestimmte Gitarrensaiten unterschiedlich, je nachdem, ob es eine Stahlsaite ist, oder nicht, selbst wenn sie gleich laut angeschlagen werden. Um diese zu erklären muss ich etwas weiter ausholen: Die Tonhöhe kann, zusammen mit der Zeit, in einem Diagramm dargestellt werden, dem sogenannten Oszillogramm. Die meisten werden eine entsprechende Darstellung kennen, in der Geräusche als fortlaufende Kurve dargestellt werden.
 
Dazu kommt noch die Qualität, mit der Geräusche unterschieden werden können, selbst wenn die Lautstärke und die Tonhöhe gleich sind. Beispielsweise klingen gleich gestimmte Gitarrensaiten unterschiedlich, je nachdem, ob es eine Stahlsaite ist, oder nicht, selbst wenn sie gleich laut angeschlagen werden. Um diese zu erklären muss ich etwas weiter ausholen: Die Tonhöhe kann, zusammen mit der Zeit, in einem Diagramm dargestellt werden, dem sogenannten Oszillogramm. Die meisten werden eine entsprechende Darstellung kennen, in der Geräusche als fortlaufende Kurve dargestellt werden.
:-- Oszillogramm --:
+
[[Datei:Oszillogramm.png|200px|thumb|left|Oszillogramm]]
 
Nun besteht ein Ton in dieser Darstellung aus sich abwechelnden Bergen und Tälern. Und sie können gleichmäßig oder vorne oder hinten steiler sein. Sind die Berge vorne steiler, ist das Geräusch dunkel, sind sie hinten steiler, ist es hell. Dieser Teilaspekt der Qualität nennt der Phonetiker Helligkeit. (Die tausend anderen Begriffe aus den anderen Fachbereichen lasse ich hier mal weg.)
 
Nun besteht ein Ton in dieser Darstellung aus sich abwechelnden Bergen und Tälern. Und sie können gleichmäßig oder vorne oder hinten steiler sein. Sind die Berge vorne steiler, ist das Geräusch dunkel, sind sie hinten steiler, ist es hell. Dieser Teilaspekt der Qualität nennt der Phonetiker Helligkeit. (Die tausend anderen Begriffe aus den anderen Fachbereichen lasse ich hier mal weg.)
:-- Helligkeit --:
+
[[Datei:Helligkeit.png|200px|thumb|left|Helligkeit als Teilaspekt der Qualität]]
 
Nimmt man zu Tonhöhe und Zeit noch die Lautstärke, erhält man ein Spektogramm, wie er im Kapitel über den Vokaltrakt zu sehen ist. Formanten gibt es dabei nicht nur bei Vokalen, sondern auch bei den meisten anderen Lauten. Den zweiten Teilaspekt der Qualität macht das Verhältnis der Formanten zueinander, also näher beieinander oder weiter auseinander, und in sich selbst aus. Das "in sich selbst" ist etwas schwierig zu erklären, aber du kannst es dir vielleicht so vorstellen, dass ein Formant eine Gesamtlautstärke und eine Gesamttonhöhe besitzt, die sich aber bei genauerer Betrachtung intern ständig ändern. Und genau dieses Verhältnis zwischen den Gesamtwerten und den inneren Veränderungen macht die Qualität aus.<br>
 
Nimmt man zu Tonhöhe und Zeit noch die Lautstärke, erhält man ein Spektogramm, wie er im Kapitel über den Vokaltrakt zu sehen ist. Formanten gibt es dabei nicht nur bei Vokalen, sondern auch bei den meisten anderen Lauten. Den zweiten Teilaspekt der Qualität macht das Verhältnis der Formanten zueinander, also näher beieinander oder weiter auseinander, und in sich selbst aus. Das "in sich selbst" ist etwas schwierig zu erklären, aber du kannst es dir vielleicht so vorstellen, dass ein Formant eine Gesamtlautstärke und eine Gesamttonhöhe besitzt, die sich aber bei genauerer Betrachtung intern ständig ändern. Und genau dieses Verhältnis zwischen den Gesamtwerten und den inneren Veränderungen macht die Qualität aus.<br>
 
Im Endeffekt ist Qualität also nur ein Zusammenspiel zwischen Lautstärke und Tonhöhe in den verschiedenen Dimensionen.
 
Im Endeffekt ist Qualität also nur ein Zusammenspiel zwischen Lautstärke und Tonhöhe in den verschiedenen Dimensionen.

Version vom 12. Dezember 2011, 11:47 Uhr

Meine Werkzeuge
Namensräume
Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge