04.11.2024, 11:53
Viele Monate später ...
Yulyn blinzelte schließlich. "Voll grüncool!" Er sah zu Mensch-Farrell und nickte diesem zu, dieser hob das Tarnmodul auf, schnallte es sich um den Oberarm und wurde unsichtbar, einen Moment später verschwand auch der Kokon. "Volodin, geben Sie meiner Schwester bitte Ihre Tarnung", bestimmte Farrell dann, "Gromov, tarnen Sie sich und Volodin ... und mich."
Zwei der Soldaten salutierten. Volodin nahm das Tarnmodul ab, wodurch seine wahre Gestalt, ein großnasiger, eher grobschlächtig wirkender Kerl mit Halbglatze, breiten Schultern und hohem Rang auf der russischen Felduniform, sichtbar wurde. Er überreichte Harmony das Band, dann wurde sein Kamerad mit ihm und Mensch-Farrell unsichtbar.
"Wohin?", fragte die Kimera, während sie sich das Band umschnallte und sich unsichtbar machte.
"Zum Heiler. Er hat die nötigen Geräte, um die Wirkung des Signals zu beobachten." Der Kimera nickte den Soldaten freundlich zu und eilte dann hinaus auf den Korridor. Harmony folgte ihm auf den Fuß, dass sie noch hinter ihm durch die sich schließende Türe kam. "Das Atavus-Gemeinwesen fühlt sich jetzt anders an als damals mit den Verbundsignalgebern", sagte er. "Der Verstärker hier springt zwischen Frequenzen rum und dämpft meinen Einfluss, lässt sich ziemlich sicher nicht überlasten."
"Verdammt", murmelte sie.
"Ganz ideenlos bin ich nicht, Yulyn kennt den Heiler sehr gut. Komm mit!" Der Kimera führte seine Schwester zügig durch die Korridore des Schiffes, bis er erneut durch einen Durchgang trat.
"Was willst du?", knurrte es in einer dunklen Ecke hinter einem merkwürdigen Gerät.
"Deine Hilfe, Krasyc. Es geht um den Verstärker."
"Weißt du, wie viele verschiedene Arten Verstärker ich habe?", kam von dem erstaunlich zerknitterten, tatsächlich grauhaarigen Atavus. "Ich gehe davon aus, dass du keine Tanzfeier mit Musik veranstalten willst? Aber bei der Jugend von heute weiß man ja nie …"
Interessant. Sogar bei Atavus wurde über die Jugend von heute genörgelt.
"Gemeinwesenverstärker", konkretisierte Farrell.
Der Greis horchte auf. "So? Was willst du mit dem?"
Betont lässig lehnte sich der Kimera an einen Arbeitstisch. "Ich weiß, du bist nicht an Machtspielen interessiert", bemerkte er, "aber vielleicht hast du den Machtwechsel auf der Brücke mitbekommen. Hm?"
"Nicht direkt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Jaylis sich aufspießen lässt." Der Alte wanderte zu einem anderen Gerät, rief einige Daten auf, stellte etwas neu ein, kniff kurz die Augen zusammen und winkte seinen Gesprächspartner dann zu sich. "Es ist recht deutlich zu sehen", erklärte er und wies auf die Anzeige, "dass Jaylis' Beteiligung im Gemeinwesen unter die Messschwelle gesunken ist. Bewusstlos oder tot, beides legt nahe, dass er nicht mehr der Herr im Haus ist."
"Ah, so deutlich kannst du das Gemeinwesen messen?" Farrell rückte zu ihm, auch Harmony zwängte sich dazu, dass sie die Anzeige ebenfalls sehen konnte.
Krasyc grinste flüchtig. "Nicht alles, aber manches." Er wies auf ein Gewirr aus übereinanderliegenden Messkurven. "Das sind alle, die mit dem Verstärker verbunden sind. Jaylis habe ich hier nochmal allein darstellen lassen, das ist einfach, auf ihn ist der Verstärker nämlich geeicht." Rechts war keine Kurve, Jaylis ja war unter der Messschwelle. "Aber sieh dir mal die Kurven gemeinsam genau an", fuhr Krasyc fort. "Siehst du, dass gelegentlich was nach oben aus dem Gewirr rausschießt?"
"Ja, was ist damit?"
Der Greis aktivierte virtuelles Glas um seinen Arbeitsplatz, Farrell und sich selbst und tatsächlich auch Harmony. Warum?
Harmony machte sich aber keine Sorgen, sie konnte da ja problemlos rausteleportieren.
Krasyc arbeitete ruhig weiter, er ließ die fragliche Kurve jetzt allein darstellen. "Das ist immer dieselbe Kurve, die da rausschießt", sagte er, "und das bist du, Ga'hil!"
In Harmonys Fäusten glühte es sachte, sie machte sich auch bereit, ihren Bruder mit sich in die Interdimension zu reißen.
Farrell lachte nur kurz auf. "Nein, das ist definitiv nicht Ga'hil", sagte er, ganz entspannt.
"Du bist es!", beharrte Krasyc. "Und das ist definitiv nicht die Gemeinwesenbeteiligung eines Atavus."
"Soweit korrekt. Ich bin nur nicht Ga'hil."
Einen Moment lang dachte der Greis sehr scharf nach. "Jae'yal?"
"Ni'jeg", korrigierte der Kimera.
"Ah, tatsächlich der ganz junge", war der Atavus überrascht. "Willst du, dass ich den Verstärker auf dich eiche?"
"Nein. Ich will, dass du ihn abdrehst!"
Krasyc starrte ihn an. "Wieso?", fragte er. "Auf dich zu eichen wäre der beste Garant für allgemeine Loyalität gegenüber den Kimera!"
"Hat bei Jaylis ja auch wunderbar funktioniert mit der Loyalität ..." Farrell straffte sich. "Dieses Einander-Abstechen ist zwar nicht gerade neu, aber nach doch einiger Zeit ohne Verstärker ist vielen bewusst geworden, dass es auch nicht normal ist."
"Ist es das, soso." Der Alte hielt seinen Blick auf den Kimera gerichtet. "Dann gehe ich davon aus, dass du mich nicht abzustechen versuchst, wenn ich deinen Wünschen nicht entspreche."
"Ich bin nicht der Typ für Abstechereien. Selbst Jaylis lebt."
"Also fein." Der Alte wandte sich wieder ganz seinem Arbeitsplatz zu, legte die Hand auf einen Sensor und wischte dann mit seinen Fingern über einige bunte Flächen. Verdutzt lehnte er sich nach vorne. "Der Verstärker ist gesperrt!"
"Wer hat ihn gesperrt?", fragte Farrell.
"Jaylis zweifellos. Hatte wohl Sorge, Howlyn würde ihm das Kommando wieder abzunehmen versuchen." Der Greis sah zum Kimera. "Du kannst zwar seine Gestalt annehmen, aber der Verstärker wird erkennen, dass du nicht Jaylis bist, und deine Stimme nicht verstärken."
"Die Sperre kann nicht unüberwindbar sein. Was, wenn Jaylis tot wäre?"
"Mit Zeit löst sich die Sperre automatisch, ja. Hast du vier Tage Zeit?"
Farrell verzog kurz das Gesicht, dann straffte er sich. "Muss ich wohl." Knapp wies er auf die Umgebung. "Lass mich raus, ich muss mich um etwas kümmern."
Krasyc hielt ihn auf. "Die Stasiskapseln sind keine Lösung!", wandte er ein. "Sie messen die Hirnströme und halten die Verbindung aufrecht."
Jetzt grinste Farrell breit. "Du sagtest, der Verstärker wird erkennen, dass ich nicht Jaylis bin. Ich zähle darauf!"
Der Greis sah ihn verdutzt an. "Oh ..."
"Meine Schwester wird hier bei dir bleiben", beschloss der Kimera. "Jae'yal, enttarne dich bitte."
Sie gehorchte und lächelte freundlich, der Atavus starrte sie entgeistert an.
"Ich geh dann mal", tat Farrell kund. "Ich muss meine neue Gestalt erst mal von der Brücke holen." Mit diesen Worten marschierte Yulyn hinaus auf den Korridor und außer Sicht.
"Nun", begann Harmony, "ich denke, wir haben etwas Zeit." Sie lehnte sich an die Wand und legte den Kopf schief. "Vielleicht kann mein Bruder ja seine Gemeinwesenfrequenzen so hinbiegen, dass der Verstärker ihn doch für Jaylis hält. Oder nicht?"
Der Greis fasste sich langsam wieder. "Nein", brachte er heraus, "das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich."
"Versuchen können wir es ja."
"Das natürlich schon, da spricht nichts dagegen."
Sie musterte ihn noch kurz, dann nickte sie. Er belog sie nicht, hatte auch Farrell nicht belogen, da war sie sich inzwischen tatsächlich sicher.
(Nachsatz: Komisch, hier drin von verbündeten russischen Soldaten zu lesen. Als ich das geschrieben hab, hatten wir den Mist in der echten Welt noch nicht.)
Yulyn blinzelte schließlich. "Voll grüncool!" Er sah zu Mensch-Farrell und nickte diesem zu, dieser hob das Tarnmodul auf, schnallte es sich um den Oberarm und wurde unsichtbar, einen Moment später verschwand auch der Kokon. "Volodin, geben Sie meiner Schwester bitte Ihre Tarnung", bestimmte Farrell dann, "Gromov, tarnen Sie sich und Volodin ... und mich."
Zwei der Soldaten salutierten. Volodin nahm das Tarnmodul ab, wodurch seine wahre Gestalt, ein großnasiger, eher grobschlächtig wirkender Kerl mit Halbglatze, breiten Schultern und hohem Rang auf der russischen Felduniform, sichtbar wurde. Er überreichte Harmony das Band, dann wurde sein Kamerad mit ihm und Mensch-Farrell unsichtbar.
"Wohin?", fragte die Kimera, während sie sich das Band umschnallte und sich unsichtbar machte.
"Zum Heiler. Er hat die nötigen Geräte, um die Wirkung des Signals zu beobachten." Der Kimera nickte den Soldaten freundlich zu und eilte dann hinaus auf den Korridor. Harmony folgte ihm auf den Fuß, dass sie noch hinter ihm durch die sich schließende Türe kam. "Das Atavus-Gemeinwesen fühlt sich jetzt anders an als damals mit den Verbundsignalgebern", sagte er. "Der Verstärker hier springt zwischen Frequenzen rum und dämpft meinen Einfluss, lässt sich ziemlich sicher nicht überlasten."
"Verdammt", murmelte sie.
"Ganz ideenlos bin ich nicht, Yulyn kennt den Heiler sehr gut. Komm mit!" Der Kimera führte seine Schwester zügig durch die Korridore des Schiffes, bis er erneut durch einen Durchgang trat.
"Was willst du?", knurrte es in einer dunklen Ecke hinter einem merkwürdigen Gerät.
"Deine Hilfe, Krasyc. Es geht um den Verstärker."
"Weißt du, wie viele verschiedene Arten Verstärker ich habe?", kam von dem erstaunlich zerknitterten, tatsächlich grauhaarigen Atavus. "Ich gehe davon aus, dass du keine Tanzfeier mit Musik veranstalten willst? Aber bei der Jugend von heute weiß man ja nie …"
Interessant. Sogar bei Atavus wurde über die Jugend von heute genörgelt.
"Gemeinwesenverstärker", konkretisierte Farrell.
Der Greis horchte auf. "So? Was willst du mit dem?"
Betont lässig lehnte sich der Kimera an einen Arbeitstisch. "Ich weiß, du bist nicht an Machtspielen interessiert", bemerkte er, "aber vielleicht hast du den Machtwechsel auf der Brücke mitbekommen. Hm?"
"Nicht direkt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Jaylis sich aufspießen lässt." Der Alte wanderte zu einem anderen Gerät, rief einige Daten auf, stellte etwas neu ein, kniff kurz die Augen zusammen und winkte seinen Gesprächspartner dann zu sich. "Es ist recht deutlich zu sehen", erklärte er und wies auf die Anzeige, "dass Jaylis' Beteiligung im Gemeinwesen unter die Messschwelle gesunken ist. Bewusstlos oder tot, beides legt nahe, dass er nicht mehr der Herr im Haus ist."
"Ah, so deutlich kannst du das Gemeinwesen messen?" Farrell rückte zu ihm, auch Harmony zwängte sich dazu, dass sie die Anzeige ebenfalls sehen konnte.
Krasyc grinste flüchtig. "Nicht alles, aber manches." Er wies auf ein Gewirr aus übereinanderliegenden Messkurven. "Das sind alle, die mit dem Verstärker verbunden sind. Jaylis habe ich hier nochmal allein darstellen lassen, das ist einfach, auf ihn ist der Verstärker nämlich geeicht." Rechts war keine Kurve, Jaylis ja war unter der Messschwelle. "Aber sieh dir mal die Kurven gemeinsam genau an", fuhr Krasyc fort. "Siehst du, dass gelegentlich was nach oben aus dem Gewirr rausschießt?"
"Ja, was ist damit?"
Der Greis aktivierte virtuelles Glas um seinen Arbeitsplatz, Farrell und sich selbst und tatsächlich auch Harmony. Warum?
Harmony machte sich aber keine Sorgen, sie konnte da ja problemlos rausteleportieren.
Krasyc arbeitete ruhig weiter, er ließ die fragliche Kurve jetzt allein darstellen. "Das ist immer dieselbe Kurve, die da rausschießt", sagte er, "und das bist du, Ga'hil!"
In Harmonys Fäusten glühte es sachte, sie machte sich auch bereit, ihren Bruder mit sich in die Interdimension zu reißen.
Farrell lachte nur kurz auf. "Nein, das ist definitiv nicht Ga'hil", sagte er, ganz entspannt.
"Du bist es!", beharrte Krasyc. "Und das ist definitiv nicht die Gemeinwesenbeteiligung eines Atavus."
"Soweit korrekt. Ich bin nur nicht Ga'hil."
Einen Moment lang dachte der Greis sehr scharf nach. "Jae'yal?"
"Ni'jeg", korrigierte der Kimera.
"Ah, tatsächlich der ganz junge", war der Atavus überrascht. "Willst du, dass ich den Verstärker auf dich eiche?"
"Nein. Ich will, dass du ihn abdrehst!"
Krasyc starrte ihn an. "Wieso?", fragte er. "Auf dich zu eichen wäre der beste Garant für allgemeine Loyalität gegenüber den Kimera!"
"Hat bei Jaylis ja auch wunderbar funktioniert mit der Loyalität ..." Farrell straffte sich. "Dieses Einander-Abstechen ist zwar nicht gerade neu, aber nach doch einiger Zeit ohne Verstärker ist vielen bewusst geworden, dass es auch nicht normal ist."
"Ist es das, soso." Der Alte hielt seinen Blick auf den Kimera gerichtet. "Dann gehe ich davon aus, dass du mich nicht abzustechen versuchst, wenn ich deinen Wünschen nicht entspreche."
"Ich bin nicht der Typ für Abstechereien. Selbst Jaylis lebt."
"Also fein." Der Alte wandte sich wieder ganz seinem Arbeitsplatz zu, legte die Hand auf einen Sensor und wischte dann mit seinen Fingern über einige bunte Flächen. Verdutzt lehnte er sich nach vorne. "Der Verstärker ist gesperrt!"
"Wer hat ihn gesperrt?", fragte Farrell.
"Jaylis zweifellos. Hatte wohl Sorge, Howlyn würde ihm das Kommando wieder abzunehmen versuchen." Der Greis sah zum Kimera. "Du kannst zwar seine Gestalt annehmen, aber der Verstärker wird erkennen, dass du nicht Jaylis bist, und deine Stimme nicht verstärken."
"Die Sperre kann nicht unüberwindbar sein. Was, wenn Jaylis tot wäre?"
"Mit Zeit löst sich die Sperre automatisch, ja. Hast du vier Tage Zeit?"
Farrell verzog kurz das Gesicht, dann straffte er sich. "Muss ich wohl." Knapp wies er auf die Umgebung. "Lass mich raus, ich muss mich um etwas kümmern."
Krasyc hielt ihn auf. "Die Stasiskapseln sind keine Lösung!", wandte er ein. "Sie messen die Hirnströme und halten die Verbindung aufrecht."
Jetzt grinste Farrell breit. "Du sagtest, der Verstärker wird erkennen, dass ich nicht Jaylis bin. Ich zähle darauf!"
Der Greis sah ihn verdutzt an. "Oh ..."
"Meine Schwester wird hier bei dir bleiben", beschloss der Kimera. "Jae'yal, enttarne dich bitte."
Sie gehorchte und lächelte freundlich, der Atavus starrte sie entgeistert an.
"Ich geh dann mal", tat Farrell kund. "Ich muss meine neue Gestalt erst mal von der Brücke holen." Mit diesen Worten marschierte Yulyn hinaus auf den Korridor und außer Sicht.
"Nun", begann Harmony, "ich denke, wir haben etwas Zeit." Sie lehnte sich an die Wand und legte den Kopf schief. "Vielleicht kann mein Bruder ja seine Gemeinwesenfrequenzen so hinbiegen, dass der Verstärker ihn doch für Jaylis hält. Oder nicht?"
Der Greis fasste sich langsam wieder. "Nein", brachte er heraus, "das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich."
"Versuchen können wir es ja."
"Das natürlich schon, da spricht nichts dagegen."
Sie musterte ihn noch kurz, dann nickte sie. Er belog sie nicht, hatte auch Farrell nicht belogen, da war sie sich inzwischen tatsächlich sicher.
(Nachsatz: Komisch, hier drin von verbündeten russischen Soldaten zu lesen. Als ich das geschrieben hab, hatten wir den Mist in der echten Welt noch nicht.)
Man kann gar nicht so rundum stromlinienförmig sein, dass es nicht irgendeine Pappnase gibt, die irgendetwas auszusetzen hat.
- Armin Maiwald