Der Baum

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Sythazen

DlK – 014 - Besuch einer Freundin

Der Student schritt dem Lift nun zielstrebig entgegen, wo er dann die einzig existierende Taste drückte und erst einmal wartete, bis die Kabine mit dem Liftboy darinnen nach oben kam, dann trat er ein und bedeutete dem Uniformierten Herrn, dass er nach ganz unten wollte. Ruhig fuhr er nach unten, wobei er sich fragte, ob es ihm gelingen würde anderntags Jurong von Ro' zu unterscheiden, obwohl, es war nicht allein seine Aufgabe, denn schließlich war es Jurong, der von ihm gerne die Daten hätte, also müsste auch dieser unfreiwilligerweise seinen Teil dazu beitragen, dass er ihm trauen könnte. Der Lift kam bald unten an und Kim verließ das Gebäude auf dem direktesten Weg. Kaum draußen, blickte er zurück, die vielen Stockwerke nach oben, auch wenn er wusste, dass er von hier aus Quinns Haus auf dem Dach nicht ausmachen würde können.

Dann aber drehte er sich um und suchte die andere U-Bahnstation dieses Gebietes auf, welche ihn direkter an sein Ziel führen würde. Unterwegs aber nahm er etwas des Futters für Celesta hervor und rief seine Kleine auf dass sie ebenfalls aus ihrem Versteck kommen würde und nun etwas Freigang auf seinen Armen haben würde. Sie folgte der Verlockung sofort und kam freudig fiepend an die frische Luft, wo sie erst einen kleinen Leckerbissen nach dem andern mit raschen Kaubewegungen hinunterschluckte und danach noch etwas an seinem Pullover rumkraxelte, während er den Park betrat. Doch hier im Freien hätte er sie niemals abgesetzt, jedoch suchte er bei der Gelegenheit noch etwas vom Löwenzahn, einer Pflanze, welche Cel von Zeit zu Zeit bekam. Als er welchen fand kniete er sich rasch hin und zupfte diesen rasch aus, stand dann aber sogleich wieder auf und hielt sie im weitergehen seiner Freundin hin. "Hier, lass es dir schmecken, du hast es dir heute wirklich verdient.", meinte dabei mit etwas Humor. Leise hörte er wie sie die Blattstrukturen zu zerlegen begann, es knackte fein.

Er ging weiter, kam an einer Telefonkabine vorbei, kurz bevor er an der U-Bahnstation ankam. Jeb.. . Er sollte ihn vielleicht anrufen, sagen, dass er einen Anhaltspunkt hätte, wo eine ihrer Mitbewohnerin sei. Doch.. nein, er war mit Sab zusammen. Er würde es ihm später mitteilen, am Besten wohl nachdem er im Krankenhaus gewesen sein würde. Kurz für sich selbst den Kopfschüttelnd ging er weiter zur Station, seine kleine Ratte dabei leicht streichelnd solange diese stillhielt ehe sie wieder über seine Schultern hinweg wieder auf den anderen Arm wechselte. Unter so manch abschätzigen Blick kam er dann auch auf dem Steig an. Nur einer schien seine Vorliebe für diese putzigen Haustiere zu teilen, ein anderer, jedoch im Unterschied auch in der Philosophie echter Punk, der selbst eine Ratte auf seiner Schulter sitzen hatte. Diese war jedoch ein Albino, im Gegensatz zu seiner zartbraunen. Aber er ging nicht auf den Punk zu, da er mit den richtigen nichts zu tun hatte, es gefiel ihm lediglich deren Aussehen. Da kam auch schon eine Linie die in seine Richtung fuhr, kurz stempelte er sein Ticket ab und stieg mit einigen weiteren Fahrgästen ein, sobald die Massen ausgestiegen waren, welche wohl in den Park wollten. Der Student aber blieb dieses Mal trotz freier Plätze in der Nähe der Türen stehen, da er diese Strecke nicht kannte und nicht abzuschätzen wusste, wann er an der richtigen Station war. Holpernd ging die Fahrt los und er passierte Haltestelle um Haltestelle, bis jene an der Strasse kam, an der sich auch das Bellevue Hospital befand.

Rasch stieg Kim aus und verließ ohne sich lange aufzuhalten die Station, wobei er auch zu Celesta meinte: "Sorry Cel, aber es wird Zeit, dass du einmal mehr heute in deinen Pulli zurückkehrst...", während er ihr eines der sauber ausgearbeiteten Löcher aufhielt in welches sie verschwinden sollte. Kurzes Fiepen folgte, ehe sie der Anweisung nachkam und in dem wolligen Stoff verschwand. Kim aber ging derweil schon weiter auf das Krankenhaus zu, einerseits voller Hoffnung andererseits aber auch von Sorge geprägt. War Renia wirklich hier? Seine Schritte wurden schneller, als er das Gebäude mit der großen Aufschrift zu erkennen glaubte und kurz darauf war er auch schon im Innern und eilte an den Schalter, wo er sich hinten anstellte, so wie es sich gehörte und wartete.


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Langsam, Schritt und Schritt kam er voran, bis der Student mit dem bunten, gezackten Kamm schließlich am Schalter stand. Hinter ihm waren mehrere Leute, die ihm gleich an einem der vielen Schalter anstanden. „Guten Nachmittag. Ich würde gerne die gestern verunglückte Renia R. Winter besuchen.“, brachte Kim höflich sein Anfliegen vor.

Die hinter dem Schalter stehende Schwester schaute aus dem Aktenordner auf, in den sie soeben etwas eingetragen hatte. Sie setzte ihr professionelles, freundliches Lächeln auf und musterte den jungen Mann, der vor ihr stand, nur kurz. „Guten Tag. Winter, sagten Sie, war der Name? Renia R. Winter?“ Während sie auf die Antwort wartete, öffnete sie schon einmal das entsprechende Computerprogramm, mit dem Sie herausfinden konnte, wo welcher Patient untergebracht war.

Kim nickte zustimmend. „Ja, richtig. Winter.“, wiederholte er den Nachnamen seiner Mitbewohnerin seine Aufregung darüber, ob er sie finden würde, unterdrückend.

Sie tippte den genannten Namen ein und bekam schon nach wenigen Sekunden das Ergebnis ihrer Anfrage. „Dürfte ich erfahren,“ fragte die Krankenschwester als sie sah, dass die Patientin auf der Intensivstation lag, „in welchem Verhältnis Sie zu Miss Winter stehen?“

„Renia und ich, wir leben zusammen in derselben Wohnung.“, beantwortete Kim die Frage ohne zu lügen, einzig in dem er die Wahrheit etwas überspannte.

„Sind Sie mit ihr verwandt?“ wollte die Schwester wissen. Sie benötigte genauere Angaben um entscheiden zu können, ob der junge Mann zu Miss Winter durfte.

Diese Frage hatte Kim schon einmal heute gehört. In der Klinik der Universität. Dort war Quinn kurz davor verstorben. Quinn, sein Professor, Professor in der Astrophysik. War Renia etwa...? Nein, alles in Kim wehrte sich gegen diesen Gedanken, lehnte sich dagegen regelrecht auf. Voller Angst sah er die Schwester am Schalter an. Würde sie, so er die Frage mit Ja beantwortete, ihn gleichsam an einen Arzt weiter verweisen, der...? Nein. Der Student wich zurück. Stockte, fragte sich, ob Ro' hier wohl gewesen war. Wenn, dann fürchtete er für Renia das Schlimmste. Wieso aber, hätte er in diesem Moment nicht klar sagen können, es war einfach sein erster Gedanke.

Ein wenig besorgt schaute die Schwester den jungen Mann vor dem Schalter an. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Er sah doch sehr geschockt aus, diesen Blick hatte sie schon des Öfteren gesehen, also fügte sie hinzu: „Sie lebt noch, falls es das ist, was Sie so beunruhigt. Aber könnten Sie bitte meine Frage beantworten?“

Kim hielt sich fest an der Platte des Schalters fest. Wobei er die an ihn gerichteten Fragen zwar vernommen hatte aber darauf nicht einging. „Sie lebt.. noch?“, fragte er nachdem er einmal kurz leer geschluckt hatte besorgt nach. Nun hielt er sich nicht nur mehr daran fest, sondern seine Finger klammerten sich regelrecht an die Steinplatte.

Nickend fragte die weiß bekleidete Frau „Geht es es Ihnen nicht gut? Soll ich einen Arzt rufen?“ und war dabei schon halb um den Schalter herum getreten, um den Mann nötigenfalls abzufangen, sollte er umkippen.

„Was ist mit Renia?“, fragte Kim weiter, mit den Augen der Schwester folgend, dabei ließ er mit einer Hand den kühlen Stein los um nicht allein den Kopf drehen müssen. Er hatte fast schon zu einer weiteren Frage angesetzt, schluckte diese aber wieder hinunter. Wie sollte sie ihm diese auch beantworten können?

„Machen Sie sich keine Sorgen, sondern beruhigen Sie sich erst einmal. Möchten Sie sich nicht vielleicht hinsetzen? Soll ich Ihnen etwas Wasser holen?“ Mit ruhiger Stimme sprach die Schwester diese Fragen aus, wie sie es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Was brachte dem jungen Mann eine Information, wenn er gleich danach kollabieren würde? Außerdem wusste sie ja immer noch nicht, ob er überhaupt dazu berechtigt war, etwas über Miss Winters Zustand zu erfahren.

„Mir fehlt nichts.“, erwiderte Kim Hills leicht verwirrt, er war nicht wegen ihm selbst hier, sondern wegen Renia. Immerhin wusste er nun, sie war hier, sie war laut den Datenkontrollblättern auch noch am Leben, doch schwebte sie in Gefahr? Langsam ließ er doch die Platte des Schalters los und willigte zumindest stillschweigend an, sich zu setzen, indem er einen kleinen Schritt unternahm.

Auf eine Reihe von Stühlen deutend nickte die Krankenschwester. Der junge Mann war also doch noch vernünftig genug, seinen Zustand einzusehen. Da er der letzte in der Reihe der Wartenden gewesen war, nahm sie sich die Zeit, sich zu ihm zu setzen. Vielleicht würde nun von sich aus ihre Frage beantworten.

Kim folgte der Schwester und setzte sich hin, nachdem er den Rucksack vom Rücken genommen hatte. Die Tasche klemmte er zwischen seinen Waden ein, atmete dann einen Moment durch, bevor er sich wieder auf die Welt um sich herum konzentrierte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, außer nur nochmals zu bekräftigen, dass ihm nichts fehlte. „Wirklich, mir fehlt nichts.. ich .. es war heute nur wirklich zu viel los...“, erklärte er sodann das was er glaubte erklären zu müssen um nicht abermals falsch verstanden zu werden.

Die Schwester nickte mit einem verständnisvollen Gesichtsausdruck. „Wenn es Ihnen wieder ein wenig besser geht“, begann sie nach einer Weile, „dann können Sie mir jetzt sagen in welchem Verhältnis Sie zu Miss Winter stehen. Dann sehen wir weiter.“

„Wie ich schon sagte, sie lebt mit mir in einer WG, wir sind beide Studenten… aber ich mache mir extreme Sorgen um sie. Es geht ihr wirklich gut?“, erwiderte der punkige Student fragend.

„Sie sind also nicht auf irgend eine Art und Weise verwandt?“ Die Schwester mochte es nicht sonderlich, derart bürokratisch vorzugehen, aber so war es ihr vorgeschrieben. Der Student schien wirklich ernsthaft besorgt um die junge Frau zu sein; möglicherweise konnte er zu ihr, wenn sie mit dem zuständigen Arzt sprach.

„Nicht, dass ich mir dessen bewusst wäre.“, blieb der Student ehrlich, als er kurz auf seinen Rucksack hinabblickte und sie dann wieder direkt ansah. Was diese Antwort, welche er gerade gegeben hatte, für ihn bedeutete, wusste er nicht.

„Na, dann werde ich mal sehen, ob sich da etwas machen lässt.“ Sie lächelte dem Studenten kurz aufmunternd zu und fragte dann nach seinem Ausweis.

Kim Hills griff in seine Jackeninnentasche und förderte dort eine kleine Brieftasche hervor, in deren Mitte er stets seinen Ausweis eingeklemmt hatte. Kurz prüfte er diesen selbst, ehe das kleine ihn ausweisende Stück der Krankenschwester etwas vorsichtig mit einem „Hier bitte.“ überreichte.

Den Ausweis an sich nehmend und dabei lächelnd stand die Krankenschwester auf und holte ein Formular und einen Kugelschreiber. Als sie sich wieder zu Kim Hills gesetzt hatte begann sie damit, das Formular auszufüllen, soweit es ihr mit den Angaben möglich war, die auf dem Ausweis zu finden waren. Als sie damit fertig war, reichte sie dem Studenten mit der ungewöhnlichen Frisur das Blatt und den Kugelschreiber. „Bitte überprüfen Sie die Angaben und füllen Sie die restlichen Felder aus“, bat sie ihn freundlich und stand beinahe gleichzeitig erneut auf, um sich hinter den Computer zu setzen und nachzusehen, welcher Arzt für Renia Winter verantwortlich war. Gleich darauf erkundigte sie sich in einer neben dem Computer liegenden Liste, ob Doktor Crusher zur Zeit Dienst hatte.

Kim wartete ungeduldig und auch immer noch mit starker Sorge um seine Mitbewohnerin ab, bis die Krankenschwester scheinbar fertig war, nahm dann das Formular, welches auf einem festen Bogen angebracht war, sowie das kleine Schreibutensil, entgegen. Schnell hatte er die eingetragenen Felder überprüft und mit seiner eigenen Schrift das Fehlende ergänzt. Erhob sich dann aber und kehrte an den Schalter zurück, wo die Frau bereits was anderes tat, aber noch immer seinen Ausweis behalten hatte. Weswegen auch immer. Etwas mulmig war ihm noch immer, doch versuchte er nicht weiter daran zu denken, dass Ro' oder einer von 'denen' mit Renias Zustand irgendwie zu tun haben könnte oder noch hat. Still, um die Schwester nicht mehr als nötig abzulenken, legte er den Karton mitsamt Schreiber auf die Steintafel und schulterte seinen Rucksack etwas besser.

Der Arzt war nicht mehr anwesend, seine Schicht war seit einer Stunde zu ende. Also griff die Krankenschwester zum Telefon und wählte die Nummer der Intensivstation, auf der zur Zeit die Oberschwester Dienst hatte. Während sie darauf wartete, dass am anderen Ende der Leitung jemand den Hörer abnahm, legte sie den Ausweis des Studenten auf den Tresen und schob ihn in seine Richtung.

Kim nahm den Ausweis schweigend wieder entgegen und versorgte ihn Rasch an der richtigen Stelle eingeklemmt in der Geldbörse, welche sogleich mit einer geschickten Bewegung wieder in der Jacke verschwand. Still versuchte er dann zu warten, betend, dass er zu ihr durfte. Er hatte noch etwas Zeit, ehe er zur Arbeit musste, doch wollte der Student keinenfalls nun ausrechnen, wie viel es genau war. Renia war ihm wichtiger.

Carla hörte das Klingeln und machte sich auf zum Telefon, da sie gerade bei keinem der Patienten gebraucht wurde. Ruhig nahm sie den Hörer ab und meldete sich mit Namen und Stationsangabe, bevor sie auf die Gründe des Anrufes wartete.

„Schwester Kathrin von der Aufnahme“, meldete sich die Schwester. „Bei mir steht ein junger Mann, der eine Patientin der Intensivstation besuchen möchte. Es gibt nur leider ein kleines Problem mit der Berechtigung.“ Solche Fälle hatte sie schon ab und an mit jener Oberschwester besprochen und Kathrin war sich sicher, dass die andere wusste, was sie meinte. „Kann ich ihn zu dir hochschicken, damit du das klärst?“

„Ein Problem mit der Berechtigung?“, fragte die Oberschwester nach, „Du weißt, dass bei uns die eigentliche Besuchszeit fast rum ist, oder?“, machte
dann eine kurze Pause, in der sie selbst abwog, ob sie zustimmen sollte, dass derjenige, den Kathrin meinte zumindest einmal hochkommen sollte, nickte dann aber, als sie leiser meinte, „Gut, schick ihn mal hoch, ich werde sehen, was sich machen lässt.“ , wobei ihr Tonfall schon verriet, dass sich die Schwester derartige Anfragen nicht zur Gewohnheit machen sollte.

„Ja... Ich danke dir.“ Den Hörer wieder auflegend nickte die Schwester dem Studenten kurz zu. „Sie können zur Intensivstation gehen und dort anklingeln. Nehmen Sie das bitte mit.“ Dabei deutete sie auf das ausgefüllte Formular. „Möglicherweise dürfen Sie ihre Freundin besuchen.“

Sichtlich erfreut über die Möglichkeit lächelte Kim, denn etwas von den Lasten auf ihm war für diesen Moment leicht von ihm gehoben. Vorsichtig und voller Wertschätzung nahm er sogleich das Formular entgegen und nickte dankbar der Schwester zu, während er sich ebenfalls dankend verabschiedete: „Vielen herzlichen Dank, Schwester!“, dann aber, ehe er losging kurz noch stockte um zu fragen, „Verzeihen sie, wie komme ich denn am Besten dorthin?“


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Die Schwester lächelte den freundlichen Punk kurz an. „Gehen Sie einfach hier geradeaus bis zum Ende des Gangs und wenden sich dann nach links. Am Ende des schmalen Flurs gehen Sie rechts. Auf der linken Seite sehen Sie dann eine Glastür, hinter der das Treppenhaus liegt. Die Intensivstation befindet sich im obersten Stockwerk, wenn Sie das Treppenhaus verlassen haben auf der rechten Seite, nicht zu übersehen.“ Sie fügte noch ein leises „Viel Glück“ hinzu, wusste aber nicht, ob der junge Mann es gehört hatte.

"Nochmals Besten Dank, Schwester!", sprach er laut im losgehen, wandte sich dann aber wieder ganz dem Weg zu und folgte diesem zielstrebig. Die Wegbeschreibung war nicht allzu schwer zu merken und so fand der punkige Student Kim Hills denn auch in wenigen Minuten die Treppen und stieg sie für seinen derzeitigen Zustand zwar zügig, für seine normale Leistung aber eher schwachen Tempo sämtliche Stufen nach oben. Angekommen, wandte er sich denn auch wie beschrieben nach rechts und fand sich vor der Intensivstation, wo er neugierig durch die gläsernen Türen blickte, welche in der untern Hälfte milchig weiß gehalten waren. Dabei hielt er das mitgenommene und ausgefüllte Formular sichtbar vor sich. Auf der drüberen Seite sah er eine andere Schwester an einer der Wände halb angelehnt stehen. War dies die Person mit welcher die freundliche und ihm doch sehr entgegenkommende Schwester vorhin gesprochen hatte? Sollte er anklopfen? Nein, dies hier war eine Intensivstation, mahnte sich Kim, keine Studentenbude oder dergleichen, wo man auch lauter sein konnte. So blieb er ruhig stehen und blickte hin zur Schwester, leicht unsicher, ob er vielleicht Winken oder dergleichen sollte.

Die Oberschwester Carla hatte den Hörer wieder zurückgelegt und ging noch einige Patientenpapiere durch, ehe sie die Zeit soweit abschätzte, dass der junge Mann, von welchem Schwester Kathrin gesprochen hatte, nun hier oben angekommen sein dürfte und so erhob sie sich von ihrem Stuhl und begab sich in den Flur. Nein, noch war keiner vor der Tür. Hatte er es sich doch noch anders überlegt? Nun, sie wusste es nicht, wartete hier an der Wand angelehnt aber noch etwas, da hier oben ansonsten alles so ruhig wie es nur zu erwarten war war.


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Nach kurzer Zeit kam dann tatsächlich jemand, sein Anblick war jedoch ziemlich ungewohnt an einem Ort wie diesem. Trotz seines Aussehens musste das Benehmen des jungen Mannes aber angemessen sein, sonst hätte Schwester Kathrin ihn niemals her geschickt. Also trat die Oberschwester auf die Tür der Intensivstation zu und öffnete sie. ?Guten Tag.?

Kim trat näher, die Schwester kurz als ganzes anblickend, ehe er sich wieder auf ihr Gesicht konzentrierte und ihre Worte erwiderte: "Guten Tag, Schwester! Kann ich ihnen... das hier geben?". Bei seinen Worten hatte er das Formular ihr entgegen gehalten, kaum dass er die Tür übernommen hatte, da er nicht recht wusste, was damit anzufangen war. Er wollte doch nur möglichst schnell endlich zu Renia, seiner Mitbewohnerin. Wollte selbst sehen, dass mit ihr alles in Ordnung ist und er sich so wenigstens um sie weniger Gedanken würde machen müssen. Jedoch wusste er, dass gerade er mit seinem Aussehen sich rasch alles verspielen konnte, und blieb von daher auch nach außen hin so ruhig wie es ihm eben möglich war, versuchte auch, möglichst nicht die Schwester mit seinem Auftreten zu überrumpeln.

"Ja, danke." Damit nahm Carla das Formular und ging auf ihr kleines Büro zu. "Kommen Sie bitte mit", teilte sie dem jungen Mann freundlich mit und warf einen Blick auf den ausgefüllten Papierbogen, nachdem sie sich gesetzt hatte. Sie verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Tatsachen, bevor sie aufsah und sich erneut dem Besucher zuwandte. "In welchem Verhältnis stehen Sie zu Miss Winter?" Natürlich war sie kein Unmensch, aber sie konnte nicht andauernd die Vorschriften Missachten, indem sie es irgendwelchen Leuten allzu leicht machte, ohne die entsprechende Authorisation auf die Intensivstation zu gelangen und jemanden zu besuchen.

Der bunte Kamm folgte der Schwester leicht versetzt gehend hinternach und blieb vor ihrem Arbeitstisch mit leichtem Abstand zu diesem hin stehen, während er versuchte nach außen hin wenigstens einen ruhigen Eindruck zu erwecken. Etwas, dass ihm besonders nach den letzten Ereignissen schwerer denn je zuvor fiel ihm aber nach eigener Einschätzung dafür aber gut gelang. Er brauchte kurz, ehe er die Frage richtig wahrgenommen hatte und antwortete: "Sie ist eine Mitbewohnerin bei uns in der WG und... ", er schwieg, ihm fiel wieder ein, dass es zuvor schon mehr darum gegangen war, ob er verwandt mit ihr sei oder nicht, " aber nein.. wir sind nicht verwandt miteinander, falls sie das meinten.", fügte er schließlich etwas leiser an.

"Und warum möchten Sie Miss Winter besuchen?" wollte die Oberschwester wissen.

Kim zögerte, war sich nicht sicher, ob er die ganze Geschichte kurz zusammenfassen sollte, begann dann aber zu erklären, noch während er sich entschloss zumindest das Kapitel mit den Asiaten so wenig als möglich anzuschneiden. "Nun, in der Eile, in der gestern alles ablief, ging unter, in welches Krankenhaus Renia gebracht werden sollte und.. es ging seitdem auch sonst vieles irgendwie schief... und.. ja, jetzt war ich dabei nach ihr in den näheren Gegend zu suchen..."

Nickend schaute Schwester Carla noch einmal auf das Formular. "Wohnen Sie schon lange zusammen?"

"Nun ja, schon über ein Jahr, aber ich fühle mich fast wie für sie verantwortlich.. sie hängt sich sosehr ins Studium.... und.. von ihrer Familie war bisher nie irgendetwas gekommen....", meinte Kim als Antwort auf eine Frage, deren Hintergrund er nur so zu begründen wusste, als dass die Schwester einen Grund suchte, der einem Nicht-Verwandten eine Möglichkeit gab, Renia zu besuchen.

"Sie sind also gut befreundet, wenn ich Sie richtig verstehe, und Miss Winter hat keinen Kontakt zu Verwandten?" Noch während sie diese Frage stellte, blätterte die Oberschwester in einer Liste, in der sämtliche Besucher der Intensivstation eingetragen waren.

Kim sah sie fragend an. "Ja, dass war, was ich sagte...", brachte er dann leicht verwirrt hervor, "Ich denke keiner von uns hat je beobachtet, dass sie irgendwelche Kontakte pflegte, oder die Familie sich in irgendeiner Form gemeldet hat... warum fragen sie?", beendete er schließlich nach einer kurzen Unterbrechung, was er sagen wollte.

Carla nickte verstehend. "Nun? Sie hatte heute bereits Besuch." Sie verfügte über eine relativ gute Menschenkenntnis und so merkte die Schwester, dass sich der junge Mann vor ihr wirklich Sorgen um Miss Winter machte? Gut, sie würde also eine Ausnahme machen, was die Besuchsregeln betraf. "Bitte, folgen Sie mir." Damir stand Carla auf und verließ den kleinen Raum.

Der Student sah sie für einen Augenblick mehr als nur überrascht an, kam dann aber auf die Idee, dass sie sich auf Jebediah beziehen musste. Wer sollte es denn auch sonst sein? Sein Verstand wollte ihm noch eine zweite Antwort aufdrängen, doch diese wollte Kim Hills in diesem Augenblick einfach nicht hören. Es war absurd, mehr als absurd.... und vielleicht gerade dessen.... Nein. So war der junge Mann denn auch froh, als die Schwester seine Gedankengänge von außen unterbrach und ihn leicht davon ablenkte. Er nickte erleichtert und mit einem Lächeln und folgte der Schwester leise nach um nicht durch seine Anwesenheit einen der anderen Patienten zu wecken. Er hätte auch sonst nicht gewusst, wie er sich hier denn sonst verhalten hätte sollen.

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