Der Baum

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Sythazen

(14:15 Uhr )
Als Jeb weiter herunter eiferte, konnte er von Weitem etwas erkennen, dass ihm bekannt vorkam. Es war Kim! Von hinten genauso unverwechselbar wie von vorne, dank seiner auffälligen Frisur, die aber nicht weniger auffällig war, als die von Jeb selbst. "Kim...da bist du ja!...", rief er lauf aus, während er seinem Ziel näher kam.

Kim zuckte ob der Nennung seines Namens heftig zusammen, stolperte die letzten Stufen regelrecht hinunter, ehe er sich nahezu panisch umdrehte, und erst dann etwas beruhigte. Es war sein Kumpel Jeb gewesen, der ihn da so gerufen hatte. Mit vorsichtiger Stimme fragte er ihn nach der Schreckenssekunde: "Was ist denn?"

"Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so schreckhaft.", erwähnte Jeb, der fast schon neben seinen Freund stand und von weitem sein Aufschrecken verfolgt hatte. Er sah erschöpft aus, es wurde langsam Zeit, dass Kim ein Bett aufsuchte, bevor er ihm noch ganz umkippte. Er blickte hinunter, sah den Zettel in Kims Hand. "Was ist denn das?...hat dir die Alte an der Apotheke keine Medikamente gegeben?", sagte er, weil er meinte, dass Kim immer noch das Rezept von Sab in der Hand hielt.

"Doch.. die hab ich.. das.. das ist was anderes.", erwiderte Kim etwas ruhiger, seinem Kameraden das Papier hinhaltend, damit dieser es selbst anschauen konnte. Stockender brachte er dann auf Jebs vorangehende Fragen hervor: "Der Verrückte, er war .. da."

Interessiert sah er sich das hingehaltene Blatt genauer an. "Ein Drogentest?...wer kommt den auf so eine dumme...", Jeb wollte sein Satz soeben weiterführen, doch bei den Worten seines Kumpels hielt er abrupt inne. "Lass mich raten...an der Apotheke?", er sah Kim etwas unschlüssig an, "...was ist denn passiert?...die Apothekerin war ganz schön sauer auf dich."

"Nicht jetzt, Jeb, bitte.", sprach der punkig aussehende Student, als er den Zettel einsteckte und langsam zum Wartesaal los ging. Ihm war nicht danach, dies hier zu erzählen. Ihm war nach überhaupt nichts im Moment.

"Sorry...", sprach Jeb leise aus, während er seinem Kumpel langsam in den Wartesaal folgte. Er versprach sich selbst, Kim nicht die nächste Zeit danach zu fragen, was geschehen war, er schien schon genug belastet worden zu sein. Als er den Raum betrat, sah er schon von weitem Sab, die geduldig auf ihnen gewartet hatte. "Hier sind wir wieder...", sprach er, als er vor dem sitzenden Mädchen stand.

"Schon gut...", murmelte Kim, kramte langsam die zwei Schachteln heraus und betrat den Wartesaal, ging ziemlich stumm zu Sab hinüber und meinte dann sich zusammenreißend "Hier, sorry, wenns lange gedauert hat... aber.. ich wurd'.. ähm aufgehalten.."

Sab freute sich, als die beiden Jungen nach doch einigen Minuten endlich wieder zurückkehrten. Doch die Freude hielt nicht lange allzudeutlich an. Kim schien es nicht besser eher schlechter zu gehen. Etwas, dass sie nur auf den, welchen sie zuvor zu sehen glaubte zurückführen konnte. Innerlich hätte sie die Sache vielleicht etwas belustigt, wäre da nicht die bedrückte Stimmung Jebs und dessen Kumpels Kim. "Ich danke dir, dass du sie für mich abgeholt hast Kim.", sprach sie freundlich, den beiden wieder Platz auf dem Bank machend als sie die Schachteln entgegennahm. Was sie sonst hätte sagen sollen, sagen können, wusste sie nicht, schwieg daher lieber.

Jeb blieb stehen, obwohl im der Platz angeboten wurde und er auch gerne neben Sab gesessen wäre, jedoch schwirrten ihn wieder andere Gedanken um den Kopf und irgendwie befürchtete er, dass sie ihn noch mehr verwirren würden, wenn er sich nun auf dem Stuhl setzen würde. "Wie lange muss du noch hier bleiben Sab?", fragte Jebediah leise und irgendwie angesteckt von der Stimmung seines Kameraden.

"Wie lange ich muss und wie lange ich es tue sind zwei Sachen, Jeb, die haben nichts miteinander gemein.", erklärte Isabel, "Und ich denke, zweiteres dürfte lang vor ersterem stattgefunden haben.", damit hatte sie die zwei Schachteln in ihrer Plastiktasche verstaut und schickte sich an sich zu erheben.

Jeb schwieg dazu. Es war die Entscheidung Isabels gewesen, nicht seine. Sie musste wissen ob ihr Fuß nun belastbar war oder auch nicht, aber das war wahrscheinlich nicht das entschiedenste gewesen für sie. Er vermutete, dass es die Atmosphäre war, die das Krankenhaus ausstrahlte, von innen wie von außen und er persönlich fand diese Kliniken auch nicht besonders...anziehend. Jebediah reichte ihr freundlich und zuvorkommend die Hand, damit sie sich daran festhalten konnte. "Hoffentlich kommt uns die Schwester nicht in die Quere, sonst bin ich geliefert...", sprach Jeb ironisch und versuchte seine niedergedrückte Stimmung ein bisschen zu erheben.

Dankbar nahm sie die Hilfe an und trat so an die Seite des Jungen, während sie Kim nur kurz neuerlich bedauernd ansah. Sab konnte sich in etwa vorstellen, was ihn ihm vorging, aber es ging nunmal nicht anders. "Hast du heute eigentlich keine Vorlesung oder dergleichen, die du besuchen solltest, Jeb?", fragte sie ihn nach einigen Schritten, da sie nicht recht glauben konnte, dass der Student einen Freien Tag mitten in der Woche hatte, jedoch auch nichts anderes fand, dass sich als Gespräch eignete.

Kim stiefelte etwas hinter den beiden her, dachte nach. Ihm war nicht danach seine Wohngenossen zu finden, jedoch, was anderes konnte er auch tun? Was wäre, kehrte er in die Wohnung zurück? Nein, dorthin würde er keinesfalls alleine gehen wollen. An einen der üblichen Orte würde er derzeit ohnehin nur dann gehen, wenn es nötig würde. Also dann blieb doch nur die Suche nach Renia und Irina, oder? "Jeb,", fragte er leise, "hast du nochwas vor jetzt?"

"Eigentlich ja...", sprach Jeb etwas gedrückt und drehte seinen Kopf zur Seite, als er die Stimme seines, hinter ihm laufenden Kumpels hörte. "Macht es dir etwas aus, wenn wir zuerst Sab nach Hause begleiten?", sprach er, eine Gegenfrage stellend. Er wusste, das sie noch etwas zu erledigen hatten, schließlich hatten sich Renia und Irina immer noch nicht gemeldet, nicht mal an seinem Handy.

"Nein, natürlich nicht.", erwiderte Kim aufrichtig, dieser Vorschlag gefiehl im wirklich, da man ihn dort wohl auch kaum suchen würde, da man damit doch kaum auch schon gerechnet hatte. Dazu freute es ihn, dass Jeb ihn indirekt dazu auch schon eingeladen hatte, ob Sab damit allerdings einverstanden war, wusste er nicht, konnte es nur vermuten, dass die Zwei darüber schon zuvor gesprochen hatten.

Gut, Kim war also einverstanden. Jeb nickte und drehte seinen Kopf wieder zurück zu seiner eigentlichen Aufgabe, schließlich wäre es jetzt am wenigsten von Nutzen, wenn er stolpern würde. In Folge dessen, müsste Isabel vielleicht nochmals zurück ins Krankenhaus, dachte sich der junge Mann, als sie die Schwelle dessen gerade durchschritten hatten und sich nun außerhalb befanden. "Wo wohnst du eigentlich?", erkundigte sich Jeb, der überhaupt keine Ahnung hatte, wo das Mädchen überhaupt lebte. Sie hatte ihm zwar gesagt, mit wem sie lebte, wo aber, hatte sie dabei übersprungen.

"Derzeit unten, praktisch vor Chinatown.", sagte Sab kurz, "Wir können also mit derselben Linie in der wir uns kennenlernten in entgegengesetzer Richtung fahren.. ". Danach ging sie stumm ein paar Schritte weiter und meinte dann mit leicht trauriger Stimme, die eigentlich lieber anderes sagen wollte: "Nur kann ich euch da nicht viel anbieten, ich bin dort wie gesagt, nur zur Untermiete..."

"Du brauchst uns nichts anbieten...", sagte Jeb spontan und warf ihr einen aufmerksamen Blick zu, "...wir müssen dann wieder weiter, wir möchten noch sämtlich Krankenhäuser nach unserer Freundin abklappern." Auf eine nachdenkliche weise senkte sich sein Kopf und seine Augen starrten etwas bekümmert Richtung Boden, der wie im Fluge an ihm vorbeizugehen schien.


Sab nickte, meinte dann aber doch etwas erstaunt tuend: "Eure Mitbewohnerin? Was ist den passiert? Ein.. Unfall?"

"Ja...", brachte Jeb nur kurz und leise heraus, weil er seine Gedanken einfach nicht fassen konnte. Er wusste nicht einmal, ob Renia überhaupt noch lebte, das wäre natürlich noch ein weiterer Schicksalsschlag, wenn das passieren würde. Und er machte sich auch Sorgen um Irina, die ihre Freundin ins Krankenhaus begleitet und sich bis jetzt nicht gemeldet hatte.

Sab ging einige schweigende Schritte weiter, ehe sie mehr vor sich hin als zu einem der Beiden gewandt meinte: "Ihr werdet wohl gleich überhaupt nicht verschont..."

Kim selbst hörte dem Gespräch kaum zu, er war anderswo, faltete abwesend den Zettel in seiner Jackentasche zusammen.

Jeb blieb stumm, er wusste nicht, wie er weiter darauf reagieren sollte, zu sehr quälten ihn seine Empfindungen, die gleichzeitig in solch einem Hoch waren und doch so platt auf dem Boden lagen, dass er nicht mehr wusste, was er überhaupt fühlen sollte. Er hielt Isabels Hand etwas fester in seinem Griff, jedoch nicht so, als ob er ihr wehzutun versuchte, sein Griff zeigte vielmehr, dass er vielleicht jemand brauchte, der ihn festhielt, auch wenn er äußerlich vielleicht gesund war, innerlich war er zerrüttet und aufgelöst.

Sab sagte nichts, ging leicht hinkend weiter auf die nahe U-Bahnstation zu, in der einen Hand den Stock als Stütze, daran die Plastiktasche, in der andern ewiderte sie freudig den festeren Griff Jebs.

In seinem Pulli herrschte wieder Leben. Celesta fiepte leise freudig. Endlich, jener Geruch, bei welchem Stillschweigen geboten war, war verflogen. Langsam tapste sie aus seinem Kreuz nach vorne und lugte aus einem Loch hervor, stieg dann eiligst auf eine der ihr entgegenkommenden Hände und drehte sich darauf aufgeregt zweimal um sich selbst. Sie hatte hunger. Hunger, und dies wusste Kim auch. Sanft nahm er sie höher vor sein Gesicht und flüsterte ihr beruhigend zu: "Gleich kriegste was Kleine, wenigstens du kriegst
heute noch was runter. Brav.", strich ihr dabei dreimal sanft über ihr glattes, geschmeidiges Fell bevor er mit der rechten, freien Hand in der Hosentasche nach ihrem Studentenfutter suchte, welches sie sich üblicherweise gemeinsam teilten. Doch ihm war nicht danach, nicht jetzt. Er entnahm dem Beutel noch in der Tasche nuschelnd einige Nüsse und Rosinen, reichte dann im weitergehen hinter den anderen Beiden Celesta ein Stück nach dem andern und streichelte sie anschließend noch etwas. Dann drückte er sie sanft an seine Brust. Dies beruhigte vor allem ihn, Cel selbst war längst wieder ruhig geworden, als sie von ihm beachtet wurde, sie fühlte zwar instinktiv, dass längst nicht alles in Ordnung war, doch wenigstens durch ihre Anwesenheit schien es sich für ihn etwas zu bessern. Und ja richtig, von unten heraufblickend konnte das kluge Tier sogar endlich sehen, wie Kim wieder etwas lächelte.

Jeb fiel es schwer, dass in Worte umzufassen, was er gerade erlebte, deshalb schwieg er. Kim lief melancholisch hinter ihnen, er hatte sein Kopf ein paar Mal schon in seine Richtung gedreht. Wie nur, würde er seinen Freund wieder aufmuntern können? Vielleicht war Ablenkung das beste. Er hörte die Worte seines Freundes, drehte noch einmal seinen Kopf und konnte Celesta erblicken. Wenigstens eine, die Kim beruhigen konnte, Jeb lächelte. "Sieh an, sieh an...da ist jemand aufgewacht.", ertönte es aus Jebs Mund, ehe er wieder sein Kopf auf sein Ziel richtete: Die Treppen der U-Bahnstation, die nur noch wenige Meter entfernt lagen.

Sab folgte Jebediah Smith Blicken hin zu Kim, als er etwas sagte und sie erschrak leicht im ersten Moment. Eine Ratte! Sie hatte noch nie eine aus der Nähe gesehen. Vielleicht hätte sie jetzt eben leicht geschrien, wüsste sie sich nicht stets gut unter Kontrolle. So lächelte sie denn auch nur leicht als sie fast schüchtern fragte: "Ist das.. deine, Kim? Wie ... heißt sie?"

Kim fiel gar nicht auf, dass man mit ihm sprach, so genoss er den Halt, denn er bei Celesta fand. Lächelnd erwiderte er dann: "Jap, dieser Schatz gehört zu mir, sie heisst Celesta.", dann schwieg er für zwei weitere Schritte, in denen er seine Ratte sanft weiterstreichelte und meinte dann noch etwas auf Jebs Worte hin, "Und glaub ihm nicht, dass sie geschlafen hat, sie ist nur sehr klug und wusste somit, dass sie absolut still sein sollte, doch sie hat aufgepasst.", wobei er bei den letzten Worten breit grinste.

"Manchmal denk ich wirklich, wenn Cel sprechen könnte, würde sie ebenfalls studieren.", sprach Jeb frech zu seinem Kumpel, ehe er die erste Stufe der Treppe erreicht hatte und hinunter gelaufen war, dabei gleich Sab helfend zur Seite stehend, weil er wusste, das Treppen für sie jetzt vielleicht ein schwieriges Hindernis werden könnten.

"Sie studiert doch bereits, mit mir!", konnte Kim darauf nur erwidern, als er ebenfalls die Treppen erreichte. Jene Treppen, an denen er heute Morgen dem Verrückten gefolgt war. Er schütteltete leicht den Kopf und blickte wieder hinunter auf die schnellatmende Nase Celestas um nicht wieder daran zu denken. Es half.

Sab sah noch kurz das Tier an, sagte dann aber nichts weiter dazu, allein schon, weil Kim gerade sehr damit beschäftigt schien und es ihm wohl auch gut tat. Als sie aber die Treppe betrat, achtete sie wieder wohin sie ging. Die ersten Stufen brachte sie so auch ohne Schwierigkeiten hinter sich, so dass sie es weiter unten dann auch kurz wagte zu Kim zurückzublicken, noch während sie mit dem linken Fuss den nächsten Schritt tat. Ein Fehler wie sie sogleich mitbekam, als sie keinen festen Halt durch den Schuh verspürte. Sie glitt aus, schnell blickte sie wieder nach vorne und fasste instinktiv Jebs Hand noch fester.

Als sie die hälfte der Treppe schon überwunden hatten, spürte Jeb plötzlich, wie ihm Sab aus seinem Griff entglitt, zwar hielt sich Sab nur noch fester an seiner Hand, weil sie selbst gemerkt hatte, dass sie rutschte, aber Jeb war sich nicht sicher, ob das ausreichen würde, um einen schweren Sturz zu vermeiden. Er reagierte schnell und versuchte mit seiner noch freien Hand sie zusätzlich zu unterstützen, indem er sie an ihrem Rücken anlegte. Grade noch so, konnte er sie halten.

Sab fing sich wieder, dank Jebs Hilfe und machte sich sofort daran, sich wieder aufzurichten. "Ich sollte wohl mehr darauf achten wo ich hintrete.", meinte sie leicht grinsend. "Danke, dir Jeb.", wobei sie es dieses Mal für angebracht hielt ihren Kopf näher an den seinen zu bringen und schnell, ehe Jebediah ihn vielleicht doch noch zurückziehen würde können setzte sie ihre Lippen sanft auf seine auf ihrer Seite liegende Wange. Doch ebensoschnell wie sie ihr Geschenk abgesetzt hatte, zog sie den Kopf wieder zurück und sah ihm noch kurz ins Gesicht um zu erfahren, wie es angenommen wurde, wandte ihn dann aber ab, um zu zeigen, dass sie wusste, dass sie zuschnell voranging, wessen sie sich aber bereits absolut klar gewesen war, als sie die Idee des Kusses gefasst hatte. Dies wiederum aber brauchten die beiden Jungs nicht zu wissen.

Ihre weichen Lippen hatten sich an seiner Wange gedrückt, um ihn Dankbarkeit zu geben. Jeb blieb sprachlos stehen, obwohl er sehr überrascht aussah, glänzten seine Augen vor Begeisterung. Die Schmetterlinge in seinen Bauch flatterten vor Ekstase. Er konnte sich in den ersten paar Sekunden nicht zusammenreißen, auch wenn er sich noch so drum bemüht hätte, sein Blick blieb an den blonden Mädchen kleben, wie Sekundenkleber. Erst als er merkte, wie peinlich er in diesem Moment er gerade aussehen musste, verfärbte sich sein Gesicht ein wenig rot. "Ähm...keine Ursache, das... mach ich doch gern.", brachte er leise hervor, sich dabei bewusst werdend, dass sein Kumpel hinter ihm, die Lage wohl begriffen haben musste.

Kim, der hinter den Beiden ging, erkannte sofort, dass er nicht eingreifen konnte, war daher froh, das Jeb seiner Freundin rasch genug zu helfen wusste, wofür er wie er grinsend feststellen musste, fürstlich entlöhnt wurde. Zugleich aber kam er sich mit seiner momentanen Stimmung nun noch stärker wie das fünfte Rad am Wagen vor, davon aber ließ er sich so gut er konnte nichts anmerken, dachte nur wieder daran wie Jeb reagierte und grinste weiter. Irgendwann würde sein Kumpel sich sicher daran gewöhnen und bis dahin, ja bis dahin würde er daran jedesmal seine eigene Freude haben.

Sab schwieg mit Absicht einige Momente, wandte sich dann wieder Jeb zu, sagte nichts, sondern nahm stattdessen ihre zweite Hand hinzu und fasste so, so gut sie konnte mit beiden Händen fest die sie haltende und unterstützende Hand, drückte sie fest und sah sie an, während ihr Gesicht unter den blonden Haaren kräftig daran war, die überschüßige Wärme ihres Blutes abzustrahlen. Es hatte geklappt, genauso wie sie es sich erhofft hatte, doch wusste sie, sie durfte ihre innere Erleichterung darüber nicht preisgeben, sie würde falsch gedeutet. Still blieb sie stehn, darauf wartend, dass einer von ihnen das Zeichen zum weitergehen geben würde, als von unten das Geräusch einer einfahrenden U-Bahn erklang und damit einhergehend ein warmer Wind von unten nach oben strömte. Der Zeitpunkt war von ihr wahrlich ideal gewählt gewesen.

Der Kopf unter dem mehrfarbigen Kamm zwang sich nicht zu offensichtlich zu Grinsen. Er hatte nicht vor seinem Kumpel da raus zu helfen. Ruhig blieb er die zwei Stufen hinter den beiden eindeutig Verliebten stehen und tat als wäre er mit Celesta äußerst beschäftigt, so dass ihm die ganze Geschichte nicht wirklich aufgefallen wäre. Sanft streichelte er das sichtlich verschmuste Tier und blickte hochkonzentriert darauf, während er weiterhin gespannt war, was weiter passierte.

Jeb senkte seinen Kopf, sah hinunter auf ihre kleineren warmen Hände, die sich um seine geschlungen hatten. Erst zögernd nahm er noch seine andere Hand hinzu, strich kurz und sanft über ihre, dabei seinen Kopf wieder hebend. Er sah sie mit einem aufgeregten Blick an und lächelte sanft. Verdammt, konnte er sich in solchen Situationen nie in den Griff kriegen? Als er den warmen Wind spürte, dass von unterhalb kam, wurde sein Kopf wieder klarer, als hätte die luftige Strömung diesen Augenblick mit fort gerissen. "Das könnte unser Zug gewesen sein...", sprach er, machte jedoch keine Anstalten, die Treppen hinunter zu rasen, um diesen noch zu erreichen, da er wusste, dass sie ihn sowieso nicht gekriegt hätten.

"Könnte es..", sagte Isabel einzig auf die Worte des Studenten vor sich, als auch sie seinen Blick wieder direkt erwiderte.

Der junge Mann nahm seine Hand wieder zu sich, die andere jedoch, die sie schon zuvor in ihrem Griff hatte, ließ er an der gleichen Stelle ruhen. "Sollen wir nicht besser runter gehen?", fragte er, wobei er schon einen Schritt nach unten trat.

Still folgte ihm Isabel nach, dabei weiterhin lächelnd.

Sie waren unten angekommen. Wie er vermutet hatte, war der Zug längst wieder abgefahren. Jeb suchte nach einem freien Platz an den Bänken, die an den bunt gesprayten Wänden der U-Bahn standen. "Möchtest du dich setzen?", war seine nächste Frage, als sein durchstreifender Blick einen idealen Sitzplatz gefunden hatte.

"Wegen der einen Minute, bis die nächste kommt?", grinste Sab, bei ihrer Gegenfrage, da sie im Gegensatz zu Jeb kurz auf die Anzeige geblickt hatte, "Ich vertraue deinem Halt in dieser Zeit, ich darf doch, oder?". Wobei sie neben ihm stehn blieb und ihn anblickend wartete.

Kim zerriss es fast vor grinsen, welches er verbergen wollte, als er ihnen weiter folgte und ihnen stets einen angemessenen Abstand gewährte, damit sie nicht gestört wären. Seiner Meinung nach, hatten sich hier wirklich zwei gefunden, welche nicht weiter gestört werden sollten. Um sich selbst von der ganzen Sache etwas abzulenken und diesemal von der Komik zu beruhigen, fütterte er wieder etwas Celesta, die bereits tapsend auf sich aufmerksam zu machen
versuchte.

Jeb nickte. "Wie dir lieber ist", meinte er, dabei einen Blick auf Kim werfend, der sich kaum das Grinsen verkneifen konnte. Sollte ihm das peinlich sein? Wenigstens konnte er damit Kim auf andere Gedanken bringen, was besser war, als ihn ständig niedergedrückt zu sehen.

Die drei blieben die restliche, bald verstrichene Minute wartend stehen, ehe der Zug einfuhr und sie einstiegen. Da der Wagen zum einen bereits recht voll war und zum anderen nach und vor ihnen weitere Menschen einstiegen, kam es, dass Kim, der sowieso nur noch am grinsen, welches nahe an einem Lachanfall war, war, den Anschluss nicht sofort fand und somit von Sab und Jeb getrennt wurde. Ihm machte es zu diesem Zeitpunkt nicht allzuviel aus, besonders, da er nicht weiter stören wollte, jedoch sah er sich sofort nach einem ihm nur zu bekannten asiatischen Gesicht um, entspannte sich dann erst wieder, als er selbiges nirgends ausmachte, auch sonst nichts verdächtiges zu entdecken war. "Komm Cel, ich glaube wir lassen die beiden Herzchen da ein wenig alleine.", meinte er dabei in scherzendem Tonfall an seine Ratte gewandt, als er diese anwies in den Pullover zurückzukehren, wo ihr nichts geschehn möge.

Jeb hatte sich beeilt, noch mit Sab in dem Zug einzusteigen. Er war so damit beschäftigt, Sab zu stützen, damit sie nicht im wilden Gedrängel geschupst, oder gar umgestoßen wurde, dass er erst im nachhinein bemerkt hatte, das Kim nicht hinter ihnen war. Fragend sah er sich um, er konnte sein Freund nicht entdecken, weil ihm die Menschenmenge das Sichtfeld beschränkte. Zum Glück hatte er Sab nicht verlieren können, da sie sich gegenseitig in einem festen Griff hatten. Neben ihnen saß ein Mann, der sich breitbeinig und seine Zigarette rauchend eine Zeitung ansah. "Entschuldigen sie...", machte sich Jebediah bemerkbar und tippte ihn kurz an die Schulter, "...könnten sie diesen Platz entbehren, es ist besser wenn dieses Mädchen hier sitzt." Er deutete kurz auf Sab

"Ja, was hat sie denn? Ich gebe meinen Sitzplatz nicht so schnell an wildfremde Menschen, wahrscheinlich seid ihr nur zu faul zu stehen!" Er starrte Sab nicht allzu freundlich an.

"Wie bitte?", ertönte es ungläubig und etwas sauer aus Jeb heraus, "erstens ich brauche keinen Sitzplatz und zweitens...sehen sie denn nicht das sie etwas am Fuß hat?"

"Na gut, aber wehe, ihr habt mich belogen, bei euch jungen Leuten weiss man ja nie...!" Umständlich faltete der Mann seine Zeitung zusammen, stand auf und blieb direkt neben "seinem" Sitzpaltz stehen.

Zum Glück hatte der Mann doch sein Platz noch vergeben, Jeb hatte schon befürchtet, etwas strenger darum kämpfen zu müssen. Ohne noch ein weiteres Wort mit diesem zu tauschen - er hatte ja schon genug mit ihm geredet, seinen Geschmack nach- führte Jeb mit einer Hand die junge Frau zu ihrem Stuhl, damit sie sich dort niedersetzen konnte.

Sab war Jebediah bis eben still gefolgt, beobachtete mit innerlichem Interesse, wie dieser sich verhielt, mit anderen Umging. Freundlich nickend bedankte sie sich dann auch bei dem Herrn, welcher seinen Platz freigab und setzte sich etwas ungeschickt in der fahrenden Underground hin. Hier ließ es sich kaum miteinander sprechen, die Strecke war zu laut, so sah sie denn auch nur schweigend und dankbar zu Jeb hoch und ließ sich durchrütteln, das Kim nicht mehr neben Jeb stand, hatte sie fast schon vermutet, doch konnte sie so auch näher an Jebediah kommen und vielleicht über diesen dann auch mehr Kims Vertrauen erhaschen.

Jeb lächelte, er konnte nicht anders, das Gefühl, was ihm Sab gab war kaum zu beschreiben. Es war frisch, es bebte ihn ihm, jede kleinste Ader war damit aufgesogen, als würde sie ihm etwas geben, was er unbedingt zum leben brauchte, als wäre sie die Luft, die er einatmete. Das, was sie vorhin gegeben hatte das war für ihn unglaublich schön gewesen. Das Gerüttel, ging ih , während er Isabel anblickte, gehörig auf die Nerven, so dass er beschloss, vor ihr in die Hocke zu gehen, um dann hastig ihre Hände zu erhaschen. Sie waren warm, warm und weich, wie ihre Lippen. Er ging etwas näher an das Gesicht des Mädchens heran, damit sie ihn besser verstehen konnte. "Schade, das ich dich daheim abliefern muss.", sagte er traurig, dabei Sab mit einem bekümmerten Blick ansehend. Er wusste das er sie vermissen würde und wären es nur Stunden, die er von ihn getrennt war. "Ich hätte dich gern noch ein paar Stunden behalten.", sagte er ehrlich, jedoch mit einem scherzenden Unterton, um nicht die Stimmung zu vermiesen, die selbst produziert hatte.

Sab drückte die Hände Jebediahs liebevoll und fest. Schwieg dann eine Weile, in der sie nachdenklich wirkte, ehe sie meinte: "Zuhause wartet nichts auf mich, doch ich verstehe, dass du deine Verünglückte Mitbewohnerin suchen willst, wünsche dir dabei.. auch viel Erfolg und hoffe, es steht nicht allzuschlimm um sie. Auch ich hätte gehofft, dass die Zeit mit dir noch lange wäre, Jebediah... ", wobei sie verstummte und sich nach vorne beugte, so gut dies bei dem wackelnden Gang, den die Linie drauf hatte, ging und löste eine ihrer Hände aus Jebs Griff um damit sanft durch die Dreadlocks zu streifen, während sie sich seinem Gesicht nochweiter näherte.

Es wurde ihm innerlich heiß, kalt...dann wieder heiß. Der sanfte Griff Sabs, der sich von
seiner Hand löste, deutete ihn schon fast darauf hin, dass er wieder aufstehen sollte, jedoch hatte er nicht damit gerechnet, dass sie damit etwas anderes vor hatte. Er fühlte, wie ihre Hand seine Haare steifte, ihn fast schon am Hinterkopf erfasste, um ihn anzudeuten näher zu kommen. Jeb, der sich nicht sicher war, ließ einfach sein Bauch reagieren und rückte ein Stück näher an die junge Frau heran, machte es ihr nach und strich ihr sanft über die Wange, ehe er ihr über die Haare fuhr. Er konnte das schöne blau in ihren Augen erkennen, die ihm nun näher waren, als jemals zuvor. Sollte er wirklich? Er überlegte nicht lange, ergriff einfach die Initiative und drückte seinen Mund auf ihren, der sich nun noch weicher anfühlte, um ihr einen einfachen und dennoch so viel bedeutenden Kuss zu schenken. Langsam löste er sich wieder, seine Hand, die nun zitternd vor Aufregung seinen Griff löste, konnte sich nicht ganz von ihr entfernen und so blieb sie an ihre Wange, um diese noch mal zärtlich zu berühren.

Seine Nase näherte sich der ihren, sanft streiften sie sich, bevor die Lippen einander fanden. Isabel schloss die Augen, rief sich den ganzen Morgen noch einmal in Erinnerung, von dem Moment, wo man sie geweckt hatte an, bis sie in der U-Bahn auf Jeb stieß und von da an sich einsetzte, bis sie hier in der U-Bahn sassen. Seine Lippen zeigten ihr seine Jugendhaftigkeit, zeigten sie mit jeder noch so feinen Bewegung. Erst als er sich etwas von ihr entfernte, öffnete sie die Augen wieder und sah in seine Augen, sie zeigten wie er sich fühlte und bestätigten ihr, was sie wollte. Nur zögernd nahm auch sie ihre Hand hinter seinem Kopf hervor und strich seinen Unterarm hinauf zu dessen Hand, welche immer noch an ihrer Wange lag um sie zu nehmen und zwischen ihnen beiden zu halten. "Jebediah Smith, ", flüsterte sie langsam, es sich regelrecht auf der Zunge zergehen lassend, "ich hätte.. nie gedacht, dass eine nächtliche Erscheinung... zwei Menschen..", den Rest des Satzes brauchte sie wohl kaum mehr auszusprechen, besser war es, die wenigen Sekunden des haltenden Wagens so zu genießen.

"Erst erbetteln sie meinen Sitz, und dann wissen sie nichts besseres zu tun als in aller Öffentlichkeit rumzuknutschen, die heutige Jugend!" Da er sich in der vollgestopften U-Bahn kaum bewegen konnte, musste er wohl oder übel neben den zwei jungen Leuten stehenbleiben, nur gerade den Kopf konnte er abwenden, "um das grässliche Geturtel nicht länger beobachten zu müssen", wie er es genannt hätte, hätte jemand ihn gefragt.

"Ach, muss Liebe schön sein, allerdings, so romantisch ist es hier nicht gerade, naja, immerhin, DIE hat nen Freund", das junge Mädchen, das im Abteil nebenan sass, seufzte in sich hinein und begann zu träumen. "Wenn ich dann mal nen Freund hätte... ob der mir wohl auch nen Sitz freistreiten würde, wenn ich verletzt wäre? Naja.... im Moment sah sowieso nichts nach Freund aus, warum also sich solche Gedanken machen?" Sehnsuchtsvoll warf das Mädchen noch einen letzten Blick auf Jeb und Sab, bevor sie aus der bahn ausstieg.

Erst lächelte er, als er merkte, dass es ihr wohl gefallen haben musste, als sie jedoch wieder auf die Erscheinung von gestern Nacht zurückführte, verflüchtigte sich sein Ausdruck, wurde etwas ernster, seine Blick blieb dabei trotzdem an ihr hängen. "Das gestern Nacht...muss dir viel bedeuten...", sprach er, dabei nahm er ihre Hand ein wenig zu sich und streichelte sie sanft.

"Du bedeutest mir viel, Jebediah, weit mehr, als dieses Geschehnis in dieser Nacht.", beschwichtigte Isabel Otis den Jungen liebevoll, die Berührung durch seine Hand dabei sichtlich genießend. Leise fügte sie jedoch an: "Und doch, auch jenes ist bedeutungsvoll, anders hätten wir uns vielleicht nie getroffen, anders wäre ich vielleicht nicht morgens in die U-Bahn eingestiegen....", eine Strähne ihres Haars schlich sich nach vorne, rasch nahm sie ihre nun freie Hand und strich sie elegant zurück hinters Ohr, damit diese sie nicht im Gesicht zu kitzeln vermochte. "Doch lass und jetzt nicht weiter reden...", meinte Sab dann noch weiter, als sie kurz auf die Stationsdurchsage geachtet hatte. Die nächste Station noch konnten sie sitzen, dann wäre es an der Zeit auszusteigen.

Irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, dass ihn Sab etwas verschwieg, vielleicht etwas, was vielleicht mit der vorherigen Nacht zu tun hatte, doch wollte er nicht weiter nachhacken, es wäre zu unhöflich und gar nicht seine Art gewesen. Außerdem schien es wohl offensichtlich, dass Sab lieber darüber schweigen wollte. Er hatte die kräftige Frauenstimme
gehört, die sich kurz vor jeder Station meldete, jedoch hatte er kaum etwas verstanden, denn das Gewirr um ihn herum war zu laut, als das er es hätte enträtseln können. Immer noch hielt er Isabels Hand, die ihm soviel unsichtbare Kraft schenkte, dass er sich gar nicht traute, diese wieder freizugeben. Doch er musste es tun, genauso musste er auch Sab Zuhause absetzen, doch er hoffte, dass er sie so schnell wie möglich wieder besuchen konnte. Langsam und ein wenig bekümmert ließ er ihre zierliche kleine Hand wieder los, kniete immer noch vor ihr, wobei er sich nun mit seiner freien Hand an ihre Stuhllehne festkrallte, um besseren Halt zu kriegen. In diesem Moment wusste er gar nicht, was er sagen sollte, er blickte sie einfach nur schweigend an, wobei das funkeln in seinen dunklen Augen, immer noch zu erkennen war.

Sab strich über Jebs Hand an der Stuhllehne zu ihrer Seite. Lächelte ihn verliebt an, während sie die andere Hand noch immer in seinem Griff ließ. Bis, ja bis sie aufstehen musste. Laut, um nicht überhört zu werden, aber dennoch sanft: "Unsere Station.", machte sich sogleich daran, aufzustehen und sich an ihrem Stock zu stützen, bereits nach einer zweiten Stütze suchend, da der Wagen hier öfter zu beiden Seiten hin ausschlug.

Jeb stand von seiner knienden Haltung auf, griff Sabs Hand, weil er wusste, dass sie vielleicht ohne Hilfe nicht schnell genug aufstehen konnte, um noch rechtzeitig aus der U-Bahn zu gelangen, gleichzeitig klammerte er sich an den Haltegriff, das oben direkt neben den Sitzen angebracht worden war, um die stehenden Gäste nicht beim Bremsen in Stich zu lassen. Ein feines Lächeln huschte ihn über die Lippen, er konnte eben nicht lange genug ohne ihre Hand auskommen. "Du kannst dich gern an mir festhalten.", deutete Jeb mit einen Augenzwicker, dabei auf die schon vergangene Szene in der vorletzten U-Bahn erinnern wollend.

Mit dankbaren Augen sah Isabel Jeb an, als sie sich an seinen Schultern festhielt und nun von der Türe aus gesehen hinter ihm stand. "Würde es nur mehr solche wie dich geben, Jebediah.", flüsterte sie ihm regelrecht ins Ohr, als ihre Nase von hinten dicht daran vorbei strich, da das Bremsen des Wagens sie nach vorne zu ihm hin warf.

Jeb grinste, versuchte gleichzeitig sein Gewicht auf das rechte Bein zu verlagern, um so besser den bremsenden Zug zu überwinden. Er hörte die leisen Worte, die sie ihm zuflüsterte und lächelte dabei noch mehr. Ihre Nase streifte an seinem Ohr vorbei, kitzelte ihn wie eine weiche Feder. Erst als der Zug endgültig angehalten hatte, griff er mit seiner Linken auf seine rechte Schulter, dort, wo Sab sich festgehalten hatte und nahm ihre Hand, um sie dann hinauszuführen.

Sab wurde noch enger an Jeb hingedrückt, was nur zum Teil ihr Verschulden war, zu einem weiteren dass der vielen weiteren Zuggäste. Als die Zugtüren sich aber öffnete und Jeb sie wieder an der Hand fasste, folgte sie ihm, wobei sie jedoch sofort stockte. Ihr Fuss. Isabel Otis hatte gar nicht mitbekommen, dass ihr Gefühl weiter zurückgekehrt war. Sie zwang sich weiterzugehen, musste schließlich den Wagen noch rechzeitig verlassen. So biss sie auf die Zähne und folgte dem Studenten und seiner Führung durch die Masse nach.

Fast schon würden sie von der Masse hinter sich hinausgedrückt. Jeb hatte Mühe, sich einen Weg aus der Menge zu bahnen und als sie endlich aus dem Wagon ausgestiegen waren, schritt er noch ein paar Meter von dem Wagen weg. Die Menschen schienen sich schnell in die verschiedenen Richtungen aufzulösen. Jeb drehte sich lächelnd wieder zu Isabel um, doch dieses verschwand, als er merkte das mit ihr irgendetwas nicht stimmen konnte. "Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?", brachte er gleich, mit einem besorgten Gesichtsausdruck hervor, der zeigte, wie ernst es ihm war und blickte nach unten, zu dem vermuteten Übeltäter.

Sab blieb auf einem Bein stehen, sich auf dem Stock stützend und den schmerzenden Fuss nur dicht über dem Boden haltend und sah Jeb hilflos an. "Es ist unglaublich, wie etwas, dass nicht mehr drin ist, doch noch schmerzen kann.", spielte sie die Pein, welche sie gerade bei jedem Schritt ausgestanden hatte, herunter.

"Oh, das kann es, sehr gut sogar.", stieß Jeb hervor, der nun neben Sab stand und sie immer noch besorgt anblickte. "Ich kann auch gern bis zur nächsten Sitzmöglichkeit tragen, dann kannst du dich dort ausruhen.", sagte er hilfsbereit.

"Nur bis zur Nächsten?", erwiderte sie auf sichtlich gespielte Weise traurig klingend, "Die ist doch schon gleich dort drüben an der Wand... ", endete dann aber mit diesem Tonfall und hüpfte leicht näher an ihn heran, löste ihre Hand aus seinem Griff und wechselte den Stock in diese. Anschließend schlang sie die nun freie Hand stattdessen hinten um seinen Rücken auf die ihr entfernter liegende Schulter, wo sie sich dann festhielt. Dabei umging sie dessen auf einer Schulter hängenden Rucksack geschickt und meinte: "Wir könnens sonst auch mit ein paar Schritten hüpfen versuchen.". Indirekt aber drückte sie damit schon aus, dass getragen werden wohl das Beste im Moment sei, sie es ihm allerdings nicht zumuten wollte und schon gar nicht einfach so verlangen würde.

Jeb grinste frech und sah sie nur an, als ob er schon eine andere Entscheidung getroffen hätte. Geschwind schling sich sein Arm unter den Kniekehlen durch, während der andere um Sabs Rücken herum ging. Mit einem Ruck hatte er das Mädchen nach oben gebracht und umfasste diese mit beiden Armen. "Nun...wo ist die nächste Türschwelle? ", bemerkte er scherzend.

Überrascht von Jebs schneller Handlung hätte Isabel beinahe ihren Stock fallengelassen, musste dann aber, wie sie so in der Luft hing, herzhaft lachen, während sie noch versuchte, den Stock besser zu halten. Schnell aber hatte sie sich wieder gefangen, entschied dann auch, den Stock, wenn Jeb sie schon tragen wollte, so auf sich zu nehmen, dass er an ihrem Kopf vorbei ging, während sie sich selbst um sich sicherer und wohler zu fühlen, ihre Arme um seinen Hals legte. "Du willst mir also wirklich tragen? Nun.. Schwellen sind hier rar auf den Strassen, was ich dir bieten kann, ist diese Treppe dort vorne, über diese müssten wir nämlich.", sagte sie verspielt, wie sie ihn aus ihrer Postition heraus direkt anblickte.

"Nichts leichter als das Miss...", sagte Jeb, der das Mädchen fest in seinem Griff hatte. Schon bevor er seine Worte ausgesprochen hatte, fing er an in Richtung Treppe zu laufen. Nicht lange dauerte er, bis er die Stufen nach oben überwunden hatte. Als er draußen stand, musste er seine Augen zupressen, weil ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. "Okay...also...wo geht's denn lang?", fragte er und sah sich um, sein Kopf wanderte von Links nach Rechts und von Rechts nach Links. Hohe, jedoch etwas älter aussehende Bauten ragten aus den Boden heraus, ließen das Stadtbild in einer anderen Atmosphäre eintauchen, als die eigentlichen Bilder, die Jeb sonst von New York gewöhnt war.

"Siehst du den Zeitschriftenladen dort vorne? Nachdem über diese Strasse, dann weiter nach rechts, zwei Blöcke, dann in die Gasse rein, und dann zeig ich dir mein Fenster.", erklärte sie mit Absicht so klingend, als würde sie jemandem den Weg beschreiben, ohne diesen zu begleiten. "Also, einfach einmal geradeaus, ich werd dir's dann schon Schritt für Schritt sagen, Jebediah.", flüsterte sie dann wieder in ihrer eigentlichen Weise. Sab schlang sich nun noch enger an Jeb, da hier auch eher mal rüpelhaftere Mitbürger unterwegs waren und sie eigentlich für heute genug an notwendigen Schmerzen erlitten hatte.

"Ok...", sagte Jeb nur kurz, dabei lächelnd, weil er merkte dass sich Sab noch enger an ihn gedrückt hatte. Wie beschrieben lief er an den Zeitungsstand vorbei, über die Straße, die er zuvor natürlich erst vorsichtig besichtigt hatte, um nicht von einem unachtsamen Fahrer überfahren zu werden. Vielen Leuten musste er auf dem Gehsteig ausweichen, weil diese einfach blindlings nur mit ihren Sachen beschäftigt waren und den Kopf woanders hatten, als auf der Straße. Ohne dass Sab ihm wieder den Weg erklären musste, ging er wie beschildert weiter, Sab konnte ihn ja noch rechtzeitig dazwischen funken, wenn er einen falschen Weg einschlagen würde.

Noch einen halben Block hatte er noch vor sich, doch langsam merkte er, wie seine Kraft nachließ, auch wenn er es ungern ausgesprochen hätte. Als er endlich die Gasse erreichte hatte und darin eingebogen war, lief er etwas langsamer, dabei links und rechts die Häuserblocks betrachtend, die alle gleich in Reih und Glied hintereinander standen und nicht gerade den Eindruck machten, frisch gestrichen worden zu sein. Der Ruß und der Dreck hatte sich über Jahre an den Wänden festgesetzt, deshalb der graue, unübersehbare Staub.

Für Sabs Fuss war zwar auch diese Art der Fortbewegung nicht die angenehmste, doch sicherlich weitaus schmerzfreier, als wenn sie selbst gegangen wäre. Stumm legte sie ihren Kopf dicht an Jebs Schulter, hörte seinen Pulsschlag und seine Atmung. Ihre Beine zog sie gleichsam enger an, damit nicht allzu viele dagegen stießen. Interessiert beobachtete sie dann aber mit halboffenen Augen, wie gut sich der Student den Weg eingeprägt hatte, welchen sie ihm eigentlich nur knappest beschrieben hatte. Kein einziges Mal brauchte sieh ihn zu korrigieren, er fand bis in die Gasse. "Dort vorne links, da ist es.", meinte sie dann leise, als das Haus näher kam, wobei sie ihren Kopf einzig kurz drehte und mit der Hand auf eines der Gebäude zeigte, ehe sie sich wieder ganz an den Jungen schmiegte. Es schien ihn bisher nicht gestört zu haben, eher das Gegenteil glaubte Sab nun eindeutig zu erkennen.

Jeb lief bis zur angegebenen Tür, blieb dann dort stehen und blickte auf sie. "Welcher Stock?", fragte er Sab, die er nicht mehr so leicht aus seinen Armen geben wollte.

"Wart, du brauchst den Schlüssel, ist besser.", sagte
sie, statt die Frage zu beantworten, als sie Jeb etwas lockerer Umarmte und andeutete, runtergelassen zu werden.

Stillschweigend ließ er sie wieder auf dem Boden zurück und wartete ab, bis Sab ihren Schlüssel rausgekramt hatte.

Isabel nahm den Stock wieder an ihre Seite, klemmte ihn mit ihrem Oberarm ein und suchte mit der linken Hand nach dem kleinen Bund, als sie es in den Händen hatte und dieser leicht klimperte, hüpfte sie rasch die fehlenden drei Schritte, ohne sich auf die Krücke zu stützen an die Tür, wo sie aufschloss und drehte sich dann zu Jeb. "Kommst du mit nach oben?", fragte sie nahezu überflüssigerweise, tat es aber doch, weil es die Form so verlangte.

Jeb ging etwas langsamer die drei Schritte bis zur Tür. "Ich würde herzlichst gerne, aber... ich muss wieder los...", sprach er mit bedauernden Worten.

Traurig blieb Sab an der offenen Tür stehen und blickte Jeb an. "Ich.. ich verstehe.. deine Mitbewohnerin und Kim, du machst dir Sorgen um die beiden.", fing sie langsam verstehend zu sprechen an, machte dann eine kurze Pause ehe sie meinte, "Ich finds schade, dass du gehen musst.. kann ich den deine Telefonnummer oder so haben? Ich mein.. ich will es nicht bei .. heute belassen, Jebediah..", sie wurde zusehends ratloser wie sie sich ausdrücken sollte, gab dann aber auf es in Worten zu versuchen, sondern legte den Stock von innen so in den Türgriff, dass die Tür am schließen gehindert wurde und hüpfte etwas näher an ihn heran, wo sie ihn noch einmal fest umarmte und ihn dann nicht ganz aus ihrem Griff entließ um zu erkennen, ob er einem weiteren Kuss einwilligte.

Jeb nickte, sie hatte das in Worte gefasst, was er eigentlich hatte sagen wollen. "Natürlich kannst du...meine Nummer haben.", sprach es leise und lächelte, ehe er sich von Sab in den Arm nehmen ließ. Zärtlich streichelte er ihr übers blonde Haar, das ihr über die Schultern hing. Er wollte nicht weg von hier und er fühlte sich fast erschlagen, als sich die junge Frau aus der Umarmung lockerte, ihn jedoch nicht ganz aufzugeben haben schien und das wahrscheinlich auch nicht wollte. Ihre Blicke trafen sich. Diese wunderschönen Augen, Jeb wusste nicht, ob es ihm erlaubt war, in diese hineinzublicken, aber er tat es einfach, weil sie ihn so anzogen, wie ein Metallnagel ein Magnet. Sollte er es erneut wagen? Er zögerte wenige Sekunden, schaute sie einfach nur an schwieg. Dann aber, hob er seine Hand, strich Sab über ihre Wange und beugte sich vor, um ihr ganz nah zu kommen, so dass er ihr Atmen hören konnte. Erst schenkte er ihr einen einfachen Kuss, wie er es zuvor noch in der U-Bahn gemacht hatte, ehe ihn sein Verlangen packte und er sie einfach nur intimer küsste.

Sie genoss seine Berührungen, labte sich fast daran. Seinen Kuss erwiderte sie ohne ein Anzeichen von Hemmung, es war ja auch sie, die ihn dazu einlud. Ihre Finger strichen inseine Dreadlocks hinein, hielten sich daran fest, zogen seine Kopf auf sanfte Weise noch näher. Dann, endlich, der Beweis, dass ihre Bemühungen nicht umsonst waren. Schon bei der ersten Berührung seiner Zunge an ihren Lippen, luden diese auf verspielte Art dazu ein, weiterzumachen, während sich ihre eigener Muskel ebenfalls aufmachte dem seinen zu begegnen. Es war ihr, als führten ihre Zungen einen innigen Tanz aus, bei dem jede zeigte, was sie konnte. Sab drehte ihren Kopf, um ihm noch näher zu sein, ihre offenen Münder trafen sich, als ihre Zungen immer fester aneinanderrieben, versuchten die des anderen zu sich zu holen und mit dieser, alles was dazugehörte. Erst wie ihnen der Atem wirklich zur neige ging, endete die intensive Berührung. Doch so rasch wollte sie nicht zurückweichen. Sie verharrte noch in dieser Nähe, verglich dabei unwillentlich diesen Kuss mit jenen anderer, frührer, bei denen sie es gerne tat. Er reihte sich in dessen Mittelfeld ein. Etwas, womit Isabel durchaus gut leben konnte.

Stillschweigend stand er nur da und er musste zugeben, dass er seit langem kein Mädchen so geküsst hatte, denn er war schon mittlerweile 2 Jahre her, seit seine damalige Freundin ihn verlassen hatte. Er war darüber nur schwer hinweggekommen, zum Glück war sein Mitbewohner Kim für ihn da gewesen, sonst hätte er wahrscheinlich vor lauter Frust sein Studium geschmissen und wäre wieder jobben gegangen. Noch einmal strich er sanft mit seiner Hand über ihre weiche Wange, ehe er sie wieder umarmte und dabei leise und traurig flüsterte: "Ich muss los Kleine..." Langsam befreite er sich aus der Umarmung, die diesmal etwas länger anhielt als zuvor, weil Jeb nicht den Mut fand, sie einfach so allein hier zu lassen. Als ihm wieder einfiel, dass Sab seine Nummer haben wollte, holte Jeb sein Rucksack hervor, kramte darin herum und holte einen kleinen Zettel und ein Stift hervor, um seine Nummer auf Papier zu bringen. Er übergab Isabel die kleine Notiz. "Du kannst mich jederzeit erreichen...egal ob Tag oder Nacht.", sagte er, während er Sab das Papierchen hinhielt.

Sythazen

Auch Sab erwiderte die Umarmung, löste sich nur zaghaft daraus. Geduldig sah sie zu, wie er Schreibzeug hervorkramte. Sorgfältig nahm sie den Zettel entgegen, besah ihn sich genau, ehe sie ihn faltete und in einer Tasche verschwinden ließ. "Danke, Jeb!", meinte sie, überlegte kurz und fragte dann, "hast du noch einen Zettel?"

"Ach ja...wo hab ich nur meine Gedanken wieder", stieß er hervor und machte seine Tasche wieder auf, um noch einen weiteren Notizzettel aus dieser zu holen und den dazu passenden Kugelschreiber und überreichte das ganze Sab.

Rasch schrieb Sab ihre Addresse und Handynummer in verschlungener Schrift darauf, konnte aber nicht anders und küsste ihn nochmals kurz auf die Wange, als sie ihm Zettel und Schreibgerät zurückgab. "So, hier meine Nummer und Addresse.", meinte sie dabei flüsternd.

Er lächelte und steckte den Zettel in seiner Hosentasche ein, ehe er, den Rucksack wieder zu zog und nach hinten auf seinem Rücken verbann. "Also dann...", sprach er und sah sie etwas traurig an, eigentlich gar nicht zum Gehen gewollt.

"Was ist.. wenn du nur kurz mit hoch kommst?", fragte die blonde Frau leicht zögernd, stat einer Verabschiedung.

Jeb, der sich eigentlich schon zum gehen wenden wollte, blickte Sab noch einige Sekunden überlegend an. "Aber nur kurz...", war seine Antwort, während er sie angrinste und etwas näher zur Haustür kam.

Jeb, der sich eigentlich schon zum gehen wenden wollte, blickte Sab noch einige Sekunden überlegend an. "Aber nur kurz...", war seine Antwort, während er sie angrinste und etwas näher zur Haustür kam.

Sie strahlte übers ganze Gesicht. Hüpfte dann wieder zur Tür, die sie wieder öffnete und dabei den Stock auch gleich aus seiner eingeklemmten Situation befreite. Doch Isabel wartete, bis auch Jebediah eintrat und begab sich erst dann vorsichtig hin zum Lift.

Jeb stützte die Türe, damit diese nicht gleich zufallen konnte und begab sich in das fremde Haus. Zwei hübsche grüne und hohe Pflanzen standen gleich in kleinen Eingangbereiches und frischten die Atmosphäre des, nicht gerade freundlich aussehenden Flures, dessen Boden aus einem schwarzen PVC bestand, auf. Links waren Briefkästen aus einem dunklen Holztyp und wenn man weiter gerade aus in den Flur blickte, konnte man einen älteren Fahrstuhl erkennen und gleich daneben eine Treppe. Jeb folgte Sab langsam bis zum Lift, sich die Umgebung derweil weiter merkend.

Sab drückte den Knopf für das 5. Stockwerk und wartete, während sie Jeb unabläßig anblickte, darauf wartend, dass der Lift kam.

Jeb, der nun endlich neben Isabel zum stehen gekommen war, blickte sie lächelnd an, bevor er ein Arm um sie legte. Schade das die Zeit schneller verging, als er sich wünschte, noch besser wäre es aber, wenn er die Macht dazu besessen hätte, diese anzuhalten, aber das Leben war weder ein Science-Fiction-Film noch eine Fantasygeschichte und so würde es ihm wahrscheinlich später noch schwerer fallen, Sab von der Seite zu weichen.
Als sie endlich im 5. Stock angelangt waren, nahm Jeb seinen Arm wieder von Sab und drückte die Lifttüre auf, um sie dann vorbeizulassen. Er folgte ihr hinterher, bis das Mädchen an der 5. Tür an der rechten Seite stehen blieb, um die Türe aufzusperren.

Leicht knarrend öffendte Isabel die Türe zu ihrem derzeitigen Heim und fragte sicherheitshalber nach: "Elisabeth, bist du zuhause?". Es kam jedoch keine Antwort, auch sonst war nichts ungewöhnliches aus der Wohnung zu vernehmen und so ging sie auf dem Stock abgestützt hinein. "Komm herein, Jebediah, wir sind alleine, Liz scheint noch unterwegs zu sein.", sprach sie dann den ihr nachgefolgten Jungen an.

Jeb kam vorsichtig hinein und schaute sich wieder um. Die Wohnung hatte scheinbar keinen richtigen Eingangbereich, wie es schien, dafür aber war man schneller im Wohnzimmer, das gemütlich, aber nicht gerade kitschig ausgestattet war. Eine gemusterte blaue Couch war in der Mitte des Raumes, während 3 Meter dahinter schon der Fernseher auf einem hohen Regal stand. Dazwischen war ein kleiner Glastisch platziert, auf dem 3 Fernbedienungen und eine Zeitung lagen. Links stand ein großer Bücherregal und gleich daneben öffnete sich die Küche, so, als wären die zwei Räume einmal eines gewesen. Jeb blickte nach Rechts, dort waren beide Türen geschlossen, so vermutete er, dass diese wohl Schlafzimmer sein mussten. "Schön hab ihr es hier...", sagte er, während er noch etwas weiter hereinkam.

Sab lächelte. "Freut mich, dass es dir gefällt.", sagte sie freundlich, hüpfte noch in voller Montur auf die Küche zu, dabei stellte sie aber die Gehhilfe bereits ins erst beste Eck, um sich ihrer entledigen zu können. "Moment, vielleicht find ich was im Kühlschrank.", erklärte sie ihr Handeln unterwegs, sich dabei gleich wieder beim nächsten Sprung auf die Zähne beißend. Die Erschütterungen gefielen dem Fuss trotz allem nicht, auch wenn sie wie gerade jetzt, nicht darauf trat.

"Ich wollte doch nur ganz kurz...", Jeb stoppte seinen Satz und ging Sab einfach nur hinterher, weil er eigentlich vermeiden wollte, dass sie sich noch weiter anstrengte. Dem Fuß tat es bestimmt nicht gut, wenn sie sich weiter bewegen würde, schließlich tat keinen Erschütterung gut, das war wohl sicher, auch wenn sie nicht auf diesem lief. Kurz vor dem Küchentisch blieb er stehen. "Hey...wär's vielleicht nicht besser, wenn du dich setzt? Dann hat dein Fuß wenigstens eine Weile ruhen...", schlug Jeb freundlich vor.

"Der kann sich nachher ausruhen..", murmelte Sab auf einem Bein stehend, als sie den Kopf bereits weit im Kühlschrank hatte, "Also hier find ich Cola, Milch... Eistee, Mineral.. ja das ist alles.". Sie richtete sich wieder auf, sah Jeb ins Gesicht, und entschuldigte sich:"Ist keine grosse Auswahl.. ich hoff du magst was davon."

"Ich brauche nichts...trotzdem danke...", sagte Jeb, der nun neben der jungen Frau stand, "..oh doch...etwas wäre jetzt vielleicht nicht schlecht...", sagte Jeb grinsend und packte Isabel am Arm, um sie dann ein wenig zu sich zu ziehen.

Überrascht, doch im positiven Sinne, ließ Isabel Jebediahs Handlungen zu, hielt sich stützend um seine Rippen fest und näherte sich ihm somit auch wieder. "Sag bloss... was denn?", meinte sie scherzend.

Ganz zaghaft umarmte der junge Mann Isabel, wobei er sein Kopf auf ihre rechte Schulter legte und ihren Duft einatmete, der für ihn wie frischer Frühlingswind roch. Langsam legte er seine Hand auf ihre Schulter, ging hinüber zu ihrem Rücken und streichelte diesen zärtlich, ehe er sich aus dem Umarmung befreite, sie aber dann trotzdem mit beiden Händen an den Schultern hielt. "Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein...", sagte er mit einem Bedauern, der sich in seinem Gesicht wiederspiegelte, "...doch ich...", seine Sprache stockte, weil er einfach keinen wichtigen Grund wusste, warum er eigentlich bei Sab war. Ein Grund gab es jedoch sehr wohl, er hatte sie gern und das mehr, als er es zugeben würde und dabei kannte er sie erst nur sein einigen Stunden.

Sie genoss die Zärtlichkeiten des Jugendlichen und strich ihm gleichsam kräftig aber wohltuend über den Rücken, wanderte dabei auch bis hin zum Saum der Hosen, wo sie aber wieder kehrt machte, bis sie fühlte, dass Jebediah sich wieder zurückzog und sie hielt, als wäre sie ein Kind, das gerade etwas ernstes zu hören bekommen sollte. "Jebediah, aber du bist hier.. ", erwiderte sie wispernd,als ihre Hände nach oben zu seinem Gesicht wanderten und dessen Wangen fest und tröstend hielten, daraufhin legte sie ihre Arme wieder um seinen Hals und zog sich so an ihm soweit hoch bis sieh nah genug an ihm um ihn neuerlich zu küssen. Ehe sie jedoch ihre Lippen an die seinen setzte, ließ sie ihn über den Augenkontakt, den sie hatten wissen, dass sie seine Verwirrung, seine Sorgen voll und ganz verstand.

Er ließ seinen Griff lockerer werden, ließ sich einfach fallen, als würde er nur nach seiner inneren Gefühlsuhr laufen. Noch ein Kuss, dem er verfiel, als hätte sie ihn vom ersten Augenblick an verzaubert. Ein Kuss, der ihm durch die Haut fuhr und ihm mit jeder neuen Sekunde, die er Sab so in den Arm hielt, glauben ließ, dass er im Paradies sei und diese hübsche Göttin vor ihm Eva darstellen sollte. Erst als die Liebkostung wieder beendet war und sich ihre Lippen langsam wieder voneinander getrennt hatten, blickte er glücklich auf sie hinab. "Ja...ich bin hier, das wird mir gerade klar, aber...ich muss wieder los", flüsterte er traurig und strich mit seiner Hand über ihre weichen blonde Mähne, die keinerlei Schmuck in sich trug und so wie sie die Natur geschaffen hatte, den Rücken ihrer Trägerin hinunter hing.

Sab schwieg. In ihren Augen war bereits deutlich genug zu erkennen, dass sie ihn schon in der ersten Sekunde vermissen würde. Langsam lösten sich die hinter seinem Nacken überkreuzten Arme und sie löste sich von ihm, blickte zu Boden. "Ja... ", sagte sie traurig und leise, den Rest des Satzes nicht weiter aussprechend, da es für dieesn ohnhin keine Worte gab, die ihm auch nur halb entsprachen.

"Hey...", sprach Jeb und schob ihr Kinn mit seiner Hand sanft nach oben, damit er in ihre schönen Augen blicken konnte, "...ich verspreche dir ich ruf dich an, sobald ich kann.", sagte er mit einem Lächeln im Gesicht, um sie ein wenig aufzumuntern. Es fiel ihm genauso schwer, jetzt zu gehen, weil er wiederum an den Unfall von heute Nacht denken musste und wie es Renia erging, dass hatte er bis jetzt noch nicht erfahren. Sab hatte ihn bis eben, von all den Kummer ferngehalten, jetzt wo er wieder gehen musste, fiel ihm das alles wieder ein.

Sie lächelte wieder leicht, verharrte noch einige Sekunden so, ihren Blick stets tief in seinen Augen verloren haltend, ehe sie sich wieder etwas zusammenriss. "Dann lass mich dich aber bis nach unten begleiten, ohne Widerrede.", sagte Isabel dabei
etwas scherzend, jedoch ohne den ernst, mit welchem sie dies Auszuführen gedachte, aus den Worten lassend.

"Denk an deinen Fuß Kleine...", sprach er besorgt, denn es gefielt ihm nicht, das sich Sab zu wenig um ihren Fuß kümmerte.

"Der kriegt nachher genug Ruhe, versprochen.", antwortete Sab dabei bleibend, dass sie mit hinunter kommen wollte, "Außerdem... hab ich die Post vergessen."

Jeb nickte und sprach nicht mehr dagegen ein, dass sie ihn bis hinunter begleiten wollte. Eigentlich war er sogar froh, dass sie das tat, obwohl es ihm vielleicht jetzt noch einigermaßen leichter gefallen wäre, jetzt alleine aus der Wohnung zu spazieren. Er nahm ihrer Hand. "Dann lass uns mal wieder hinunter...", sprach er, wobei seine Worte einen bedrückten Ausdruck zu Tage brachten. Er wollte nicht, aber er musste, schließlich konnte Kim doch nicht alleine die ganzen Krankenhäuser abklappern. Er hoffte nur, dass sein Kumpel ihn bald anrufen würde, schließlich hatte er keinen Schimmer, wo sein dieser gerade steckte.

Dicht an seiner Seite hüpfte Isabel hin zur Tür, wo sie nur ihren Schlüssel mitnahm, die Krücke aber stehen ließ und dann mit der freien Hand die Tür öffnete und etwas auf dem rechten Bein voraushüpfte, da nicht beide durch die Türe passen würden.

Jeb trat ihr vorsichtig hinterher, dabei auf jeden Schritt achtend, den die junge Frau unternahm, denn schließlich hatte sie ihre Krücke stehen gelassen und er wollte nicht, dass sie stolperte. Kurz blickte er, während er lief auf seine Uhr. Es war 14.40 Uhr und er hatte längst den Kurs bei Professor Zanoni verpasst, dieser würde ihm das nächste Mal wieder eine glänzende Rede vorhalten, bezüglich Pünktlichkeit und Lernbereitschaft in der Uni und er würde natürlich alles schön brav über sich ergehen lassen. Gedankenversunken folgte er Sab, die seine Hand hielt, während er seinen Blick auf dem Boden richtete.
Es ging aus der Wohnung hinaus, wieder in den tristen Gang rein, der zum Fahrstuhl führte. Jeb öffnete dem Mädchen die Tür des Liftes und bat sie hinein, während er ihr dann folgte. Die Türe schloss sich hinter ihnen von selbst, dank einer eingebauten Feder, gleichzeitig drückte Sab den zweiten Knopf des Schalters, um wieder in den Erdgeschoss zu gelangen, wo sich die Briefkästen und der Ausgang des Hauses befanden. Als der Fahrstuhl wieder anhielt, öffnete Jeb, der am nächsten an der Türe war, diese wieder, um Sab hinauszuführen.

Mit verhältnismässig geringer Anstrengung hüpfte Sab in kleinen Sprüngen aus dem Lift und schickte sich so gleich an, weiter hin zum Briefkasten zu springen, wo sie sich mit beiden Händen halten konnte und somit eine sichere Pause würde einlegen können. Unterwegs aber hielt sie sich fest und sicher dicht an der Seite des Jungen. "Danke für die Führung!", sagte sie freundlich, aber doch schon von der bevorstehenden Verabschiedung leicht bedrückt. Sie lächelte und öffnete ohne hinzublicken den Briefkasten auf der Innenseite. Die wenigen dort eingelagerten Briefe hatte sie rasch zwischen den Fingern und den Kasten ebensoschnell wieder geschlossen. Isabel versuchte nun von dem folgenden ablenken, als sie witzelnd meinte: "Hey, wenn du bis abends nichts von dir hören läßt, hüpf ich aus lauter Kummer den ganzen Weg zu dir, sollte ich dich nicht anders erreichen können!"

Er lächelte, kam ihr näher und umarmte sie. "Keine Sorge...ich melde mich.", sagte er noch, während er sich ein wenig aus der Umarmung befreite und ihr tief in die Augen blickte. Dann hob er sein Kopf und schenkte dem Mädchen eines Kuss, der ihre Stirn traf.

Sab errötete, so dass ihre Wangen regelrecht glühten während sie auf einem Bein da stand, in einer Hand den Schlüssel, in der anderen die Post. "Lass Kim von mir einen Gruss zukommen.. ", meinte sie dann statt eines verabschiedenden Wortes, sie konnte ein solches jetzt einfach nicht über die Lippen bringen.

Nun ließ Jeb das Mädchen wieder los. "Werde ich machen...", sagte er, ehe er sich Richtung Ausgang bewegte, aber dann kurz davor stehen blieb. "Pass auf dich auf Sab...", sagte er ehrlich, ehe er die Türklinke in die Hand nahm und diese nach untern drückte. Kurz warf er noch einen Blick zu ihr, begleitet von einem Lächeln und trat hinaus in die frische Luft.

"Ich werde mein Handy keine Minute allein lassen!", rief sie ihm nach, als er ging und die Tür sich langsam schloss. Isabel Otis war innerlich äußerst zufrieden, zeigte aber nach außen hin die Trauer, welche in ihren Gefühlen lag. Sie war sich nun sicher genug auch über den Charakter des Jungen herausgefunden zu haben, alleine dadurch, was ihr der Zufall alles in die Hände gespielt hatte. Das einzige das ihr selbst völlig missfiel war, dass sie den Glassplitter am Morgen eindeutig unterschätzt hatte, doch auch damit würde sich ein Weg finden. Erst wie Jeb weit die Gasse hinunter gegangen war, hüpfte sie zum Lift zurück um in die Wohnung zurückzukehren.

Etwas bedrückt ließ er die Tür hinter sich fallen, ging ein paar Schritte langsamer, dann aber erhöhte er sein Tempo und lief zügig durch die Straße. Seine Gedanken blieben im ersten Augenblick an Sab kleben, die er einfach nicht abschütteln konnte, oder wollte. Er fragte sich innerlich, wann er sie das nächste Mal wiedersehen würde und wo und ob er sie überhaupt noch wieder erblicken würde. Er senkte sein Kopf abwesend und ging weiter, weniger auf die Leute achtend, die ihm entgegen kamen, obwohl er diese schon flüchtig sah, aber eben nicht, wie er sie sonst immer wahrnahm. Es war fast so, als hätte er ein Schleier vor Augen, den er nicht so einfach absetzten konnte. Er steckte die Hände in seinen Hosentaschen, kickte eine Metalldose aus dem Weg und lief weiter, bis er zu dem Zeitungsstand angekommen war, der in der kurz vor der U-Bahn Station lag. Schnell spurtete er noch über die Straße, als gerade kein Auto in Sicht war, das ihm hätte überfahren können und eilte Richtung Treppen, die er gleich darauf hinunterklomm.
Als die erste U-Bahn kam, die in die Richtung fuhr, aus der er gekommen war, stieg er ein. Zum Glück war der Wagon nicht so voll besetzt, wie der letztere, so konnte er sich gemütlich an einem Fensterplatz bequem machen. Als die Bahn anfuhr, sah Jeb nach draußen, um noch mal kurz einen Blick auf die hell erleuchtete Station zu werfen, ehe sich eine Mauer vor das Fenster schob, bzw. der Zug durch die dunklen unterirdischeren Schienen unterwegs war. Wenige Minuten brauchte der Zug, bis er an der nächsten Haltestelle Halt machte. Jeb fuhr noch ein paar Stationen zurück, ehe er wieder am Central Park ausstieg.
Was sollte er nun machen? Er konnte Kim schlecht anrufen, weil dieser kein Handy hatte. Er stieg die Treppen hoch, die in die grüne Gegend des Parks führten und setzte sich an die nächstbeste Bank. Kurz entschlossen packte er sein Ball wieder aus und eine kleine Pumpe, die er immer im Rucksack trug. Vielleicht würde ihn Kim noch früh genug anrufen, dachte er sich, während er das Ventil an die Öffnung schraubte und anfing Luft in den Basketball zu pumpen. Es dauerte eine Weile, bis er diesen soweit gefüllt hatte, dass er damit spielen konnte. Noch ein Testaufprall zeigte ihn, dass die Luft reichte. Jeb packte die kleine Pumpe wieder in seinen Rucksack und stand von der Bank auf, um in den nächstgelegenen Basketballplatz zu gehen. Ein paar Körbe zu schießen würde ja wohl kaum schaden, üben kann man sowieso nie genug, sagte Alexej immer und wie in vielen Dingen, musste er ihn da recht geben.
Endlich dort angekommen legte er seine Jacke und sein Rucksack auf die Wiese neben das Spielfeld, bevor er langsam und dabei den Ball immer wieder auf dem Boden aufschlagend, zum Korb ging. Er blieb 10 Metern davon stehen, ging ein wenig in die Knie, zielte und schoss mit einer Hand den Korb an. Nur knapp verfehlte die Kugel das Ziel, denn er rollte den Ring des Kreises entlang und fiel hinunter.
Noch ein paar Mal schoss er, bis er endlich den Korb traf. Er wusste nicht, warum er heute einfach soviel Pech beim Zielen hatte, aber vielleicht war er einfach, dass er sich nicht genug konzentrieren konnte. Zwanzig Minuten stand er am Platz, warf Körbe und übte verschiedenen Variationen des Schiessens, ehe er einfach keine Lust mehr dazu hatte und sich auf der Wiese neben seinen Sachen warf. Sab, sie ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf, egal wie sehr er sich auch abzulenken versuchte. Sie war ihm wie in seinen Kopf tätowiert. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und die zugehörige Nummer, die auf dem kleinen gelben Notizzettel stand. Eigentlich hätte er sich die Nummer gleich diktieren lassen können, aber auf die Idee war er gar nicht gekommen.
Schnell und geschickt war Sab in seinem Telefonbuch gespeichert worden. Stolz schaute er diesen Eintrag noch an und er musste sich wirklich zurückhalten, um nicht auf dem grünen Knopf, der mit einen keinen Telefonhörer verziert war, zu drücken, schließlich hatte er sich vorgenommen, mindestens bis am Abend zu warten.
Um es sich nicht noch schwerer zu machen, schob er das rote Handy wieder in die Tasche zurück. Sollte er jetzt nun alleine die Krankenhäuser abklappern gehen? Kim würde sich sicher bald melden, dachte er sich, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und sah zum strahlend blauen Himmel hinauf. Das Wetter war einfach wunderbar, das einzigste was ihm nur fehlte, war Sab, die er am liebsten hier in den Armen gehalten und mit ihr gekuschelt hätte. Er seufzte laut, schloss seine Augen, um sich diesen Moment zumindest bildlich in seinem Kopf vorzustellen.

Hätte er nur nicht seinen Kumpel in der U-Bahn verloren, wäre ihm jetzt weniger langweilig und er hätte zumindest eine Ablenkung oder irgendetwas, was ihn von diesen skurrilen Gedanken fernhielt. Jeb stand mit seinem Oberkörper wieder auf, weil ihm nicht mehr nach Liegen zumute war. Er blickte um sich, wobei er seine Augen zukniff, weil ihm in diesen Moment wieder die Sonnenstrahlen
blendeten. Er starrte schon wieder auf seine Uhr, es war kaum Zeit vergangen, die Zeiger zeigten gerade mal eine Minute vor halb vier und bald würde der Kurs bei Professor Zanoni beendet sein. Etwas zerknittert stand er auf, dabei immer noch um sich blickend. Vielleicht war irgendwo sein alter Kumpel Jack in der Nähe. Er kramte in seinen Taschen herum und fischte einen Zehnerschein raus. Das dürfte genügen, dachte er sich, während er das Geld wieder einpackte und sich seinen Rucksack schnappte.

Als er seinen Rucksack anhatte, beugte er sich vor und nahm seinen Basketball, der noch immer auf dem Boden lag. Er betrachtete den braunen Ball, der ihn seinen Händen lag. Es sah schon sehr mitgenommen aus, doch seinen Zweck erfüllte er noch sehr gut. Der Ball war schon mindestens 5 Jahre alt, die davor gekauften hatten nicht so lange durchgehalten wie dieser, dachte er sich, während er anfing loszumarschieren. Vielleicht hielt sich Jack wieder in der Nähe des Brunnens auf, wie so oft in letzter Zeit.

Sosehr er sich auch abzulenken versuchte, während er langsam zum Brunnen wanderte, er konnte seine Gedanken nie ganz von Sab lassen. Er sah sie mental, dabei flogen wildgewordene Schmetterlinge in seinem Bauch herum. Verdammt, dass konnte doch nicht normal sein. Irgend wie abgelenkt von seiner Fiktion, die er nur sehr schwer unterdrücken konnte, lief er in einem kleinen Schwarm von Tauben hinein, die, als sie den Jungen bemerkten in allen Himmelsrichtungen davonflogen. Jeb stoppte und erschrak im ersten Moment, als er das aufflattern der Tiere mitbekam, er war wohl mehr, als nur ein wenig abgelenkt, er war total zerstreut. Als er sich wieder beruhig hatte, steckte er eine Hand in seine Hosentasche, während er mit der rechten immer wieder sein Ball auf den Boden schlug. Er bemerkte sofort, das kleine Gerät, dass er vorhin noch in die Hosentasche gesteckt hatte, in der sich nun auch seine Hand befand. Er hörte auf mit seinem Basketball zu spielen, griff nervös nach seinem Handy und holte es ans Tageslicht. Die rote Umhüllung glänzte und auf das kleine blaue Bildschirm, konnte mal ein kleines Snoopy erkennen, der es sich auf dem Dach seiner Hundehütte gemütlich machte. Jeb musste jedes Mal lächeln, wenn er dieses Bildchen sah. Doch sein Lächeln verschwand und seine Schritte wurden langsamer, als er auf die Menüliste ging und nach Sabs Nummer zu suchen. Sie war unter den ersteren dreien gespeichert.

Ein sich schon in seinen mittleren Jahren befindlicher Mann mit dem ein oder anderen bereits ergrautem Haar in seinem einst blondem Haarschopf näherte sich mit zielstrebigen Schritten dem wohl gerade telefonieren wollenden jungen Mann und klopfte diesem, als er ihn schließlich erreicht hatte, einmal kräftig mit seiner rechten auf dessen linke Schulter. „Hallo Jeb altes Haus … lang nicht mehr gesehen!“

Ohne dass er es gewollt hätte, zuckte Jeb bei dem Schlag auf seiner Schulter zusammen, die Worte des Mannes hatte er auch nicht wirklich wahrgenommen. Als er von seinem Handy wieder aufsah, erkannte er den Menschen, den er sowieso schon suchte. "Hey Jack...musstest du sich so anschleichen?", sagte er mit einem nicht gerade ernst klingenden Ton, "...gut dass du da bist, wollte dich eh' grade suchen gehen." Kurz blickte er noch auf seinem Handy, dort stand immer noch Sabs Telefonnummer. Mit einem Knopfdruck verschwand sie und mit zwei weiteren war die Tastensperre wieder aktiviert. Vorsichtig schob er das Handy wieder in die Tasche zurück und blickte den Mann an. "Hättest du mir war für n' Zehner?", fragte er dann.

"Zwei Schachteln Zigaretten?", fragte der Angesprochene mit einem breitem Grinsen, während sein rechte Hand bereis in seiner Hosentasche verschwand.

"Sehe ich so aus?", gab der Gefragte von sich und grinste ebenso breit, wie der Kerl vor ihm. "...hey, du weißt genau was ich meine...", sagte Jeb humorvoll und klopfte den Dealer auf seine Schulter, so wie er es mit ihm auch zuvor gemacht hatte.

“So? Was meinst du denn Alter Freund, was ich haben könnte?“, wollte Jack mit einem weiterhin sein Gesicht erhellendem Grinsen wissen.

"Is mir eigentlich egal, Hauptsache es haut rein...ich muss irgendwie auf andere Gedanken kommen.", sagte er nun etwas ernster und beobachtete, wie die Hand von seinem Gegenüberstehenden in der Hosentasche verschwand.

“Aber sicher doch.“, erwiderte Jack, zwinkerte Jeb kurz zu und holte aus seiner Tasche eine kleine Tüte mit braunen kleinen Tabletten hervor, welche er dem Jungen vor die Nase hielt.

"Was neues?", fragte Jeb und schaute kurz in die Tüte ", hast du mir nicht was gedrehtes, hab mein Tabak gar nicht dabei.", meinte er dann und sah ihn fragend an.

Leicht schüttelte der schon ergraute Mann seinen Kopf. „Bedaure nein …, aber ich glaub ich könnt selbst was Gedrehtes gebrauchen. Du kennst nicht zufällig jemanden der so’n Zeug unter die Leute bringt?“

Jeb sah den Mann äußerst seltsam an. Noch nie hatte er solch einen Satz ausgerechnet von diesem Mann gehört, nicht von Jack, den er schon etwas länger kannte, als nur ein paar Wochen. Schließlich war er der einzigste, zu dem er ging, keiner hatte so guten Stoff wie er. Doch war er vielleicht ein...? Nein, er konnte sich nicht vorstellen dass dieser Mann etwas mit der Polizei zu tun haben könnte. Aber diese Frage und das Zeug was er ihm vor die Nase hielt, es war äußerst verdächtig und es roch für ihn irgendwie nach...Ärger. Außerdem, Jack kannte ihn doch und er wusste, dass er nichts schluckte, sondern nur rauchte! "Was ist los Alter...zuviel getrunken?", sagte er dann, noch ernster klingend als zuvor.

“Zu viel, zu wenig, wo ist da schon der Unterschied mein Freund?“, grinste Jack immer noch breit vor sich hin, stopfte die Tüte mit den braunen Tabletten dann wieder zurück in seine Hosentasche und legte seinem Kumpel anschließend seinen rechten Arm um dessen Schultern, um ihn etwas näher an sich heran zu ziehen. „Sie mal … du weißt doch was ich früher gemacht habe oder?“, fragte er ihn schließlich, nun ebenfalls vollkommen ernst werdend.

Jeb schluckte mehrmals hintereinander und als ihm der Mann, fast schon freundschaftlich seinen Arm um seine Schulter legte, wusste er nicht, was er machen sollte. Doch eins wusste er jetzt immerhin mit Sicherheit. Jack hatte nichts getrunken, sonst hätte man das sofort gerochen. "Nein, weiß ich nicht...", sagte Jeb, der noch keine Anstalten machte, sich auf dem Griff des Mannes zu befreien, "...verrätst du es mir?"

Jack grinste plötzlich wieder und zeigte eine Zahnreihe seiner weiß geputzten Zähne, ehe er dem Fragensteller eine Antwort gab: „Ja sicher doch … ich habe aufgehört mit dem Zeug. Schadet eh nur … und außerdem wird dort wo ich bald bin ne Probe von einem verlangt und wenn ich da dann nicht clean bin …“, vielsagend schüttelte der grauhaarige Mann seinen Kopf.

"Ja den Gedanken hatte ich auch schon mal in meinem Kopf...", sagte Jeb, der versuchte, sich aus dem Griff des haltenden Mannes, zu befreien.

“Gut, … das ist sehr gut!“, nickte Jack eifrig und ließ, als er merkte, wie sehr seine Handlung den Jugendlichen wohl irritierte, seinen Arm wieder von dessen Schultern zurück gleiten. „So … nun muss ich aber wieder los … wollte dir nur bescheid sagen das ich nun nicht mehr … diesbezüglich zu sprechen sein werde.“

Jeb nickte langsam und lief zwei Schritte Zurückwerts. "Ok...Freund...", er verstand zwar nicht, warum der alte Jack auf einmal so anders war, aber er akzeptierte es, außerdem war er froh, dass sich nichts anderes herausgestellt hatte, "...alles gute für deinen neuen Job!"

“Thanks … und auch dir alles gute Jeb.“, erwiderte Jack fröhlich und verabschiedete sich mit einem zackigem winken seiner rechten Hand, sich alsdann wieder seiner eigenen Wege widmend.

Jeb schaute den Mann noch hinterher, ehe er sich umdrehte und weiterging. Er wusste nicht, wohin, jedoch hatte er nicht mehr vor, sich etwas reinzuziehen. Eine gute Gelegenheit, sich ein wenig einzuschränken, dachte er, während er sein Ball gleichmäßig auf und ab springen ließ. Was sollte er nun tun? Eigentlich wollte er Sab noch nicht anrufen, jedoch tobten seine Gefühle, die er für sie empfand, dagegen. Der Ball stoppte und befand sich in seiner Linken. Seine andere Hand hingegen, wanderte langsam in die Hosentasche und fischte das kleine rote Handy heraus. Er zögerte nicht, wie zuvor noch der Fall gewesen war. Jebediah drückte auf einigen Knöpfen herum und ließ das Telefon läuten. Geduldig wartete er ab, bis sich endlich jemand melden würde.

Sab sass in ihrem Zimmer und hatte den Fuss hochgelegt. Schon seit einer Ewigkeit so schien es ihr, sass sie derart da und las. Jedenfalls tat sie dies, nachdem sie die verschriebenen Medikamente nun doch eingenommen hatte. Ihr Handy hatte sie aber, da es in dieser Position bequemer war, neben dem kurzen Sofa auf den Boden gelegt. Gerade las sie die Details eines älteren Berichtes, den ihr einstiger Kollege verfasst hatte, als ein feines Brummen sie auf das Vibrieren ihres Handys hinwies. Wie sie sich über das Sofa hinweg beugte sah sie dann auch wie das kleine Gerät blinkend und zitternd versuchte einen Weg über den Teppich zu finden. Nun startete auch die Melodie, welche sie eingestellt hatte. 'Hätte gut zu diesem Bericht gepasst.', schmunzelte Isabel Otis in Gedanken, als sie das Mobiltelefon zur Hand nahm und ablas zu wem es wohl gehörte. Jebediah. Schnell war der Knopf gedrückt und der kleine Lautsprecher an ihrem Ohr. "Jeb! Haben wir etwa schon Abend?", kurze Pause, dann sagte sie aufgeregt weiter, "Weißt du wie mich das gerade freut?", dann aber gab sie dem Jungen doch auch einmal Zeit zum Sprechen.

"Ähm...", er machte eine kurze Pause. Jeb wollte sich irgendwie herausreden, vielleicht wollte er nur testen, ob die Nummer auch tatsächlich funktionierte? Nein, er wollte nicht lügen, er wollte ehrlich sein, zu ihr und zu sich
selbst, "...ich hab deine...Stimme vermisst.", druckste er dann mit schüchternen Sprache heraus.

Sab lächelte, ja strahlte fast in ihr kleines Gerät hinein. Doch zu sagen wusste sie in diesem Moment nichts, dazu war sie zu aufgeregt, was auch an ihrem Atem zu hören war. Sie fand den Jungen in diesem Moment einfach nur total süß.

Etwas verlegen sah Jeb nach unten auf dem asphaltierten Boden, der sich unter seinen Füßen ausbreitete. Er hörte, wie Sab am anderen Ende der Leitung atmete, jedoch kam kein Wort von ihr. "Bist du noch dran?", fragte er, als er wenige Sekunden gewartet hatte, aber keine Antwort von ihr gekommen war.

"Ja, Jeb.. ich bin noch dran.", erwiderte sie mit halb hochroten Kopf, da es doch ein wenig zu ruhig gewesen war, riss sich dann aber wieder zusammen und meinte neckisch und herausfordernd, "Oder wäre es dir lieber anders gewesen?". Hoffte damit auch endlich das Eis zwischen den beiden Mobiltelefon zu brechen.

"Hätte ich sonst angerufen?", meinte er mit einer nicht weniger herausfordernden jedoch scherzhaften Stimme.

Sab wurde wieder ernster, als sie nun auch besorgt weiterfragte: "Hast du deine Mitbewohner gefunden?".

"Ich weiß ja nicht einmal, wo Kim ist...", seufzte Jeb heraus und klang schon etwas deprimierter, "...dabei hätte er sich längst auf meinem Handy melden können."

"Kim... ihm wird schon nichts geschehen sein, Jebediah... ", versuchte Isabel ihren Gesprächspartner einfühlsam zu beruhigen. "Celesta ist doch bei ihm."

"Celesta?... Celesta ist eine Ratte…!..wie soll sie ihm vor irgendwas beschützen...? ", fügte Jeb noch depressiver hinzu, sich dabei am Hinterkopf kratzend, weil die Nervosität ihn übermannte und er anfing sich das Schlimmste auszurechnen. "Vielleicht hast du ja recht, aber seit ich die Sache mit diesem Typen weiß...", er stoppte seine Worte und versuchte sich selbst innerlich erst mal zu beruhigen.

"Hey Jeb, Kim wird schon nicht die Nähe.. dieses Typen gesucht haben. Er wird irgendwo den Nachmittag verbringen, wo er in Sicherheit ist. Und seine Ratte, nun.. sie scheint mir doch ein kluges Geschöpf zu sein. Wenn er sie in ein Krankenhaus mit reinschmuggeln kann... ", versuchte Sab weiter Jebs emotionale Argumente zu entkräften, da sie Kim eigentlich als jemanden einschätzte, der nicht unbedingt dorthin eilte, wo er eine Gefahr vermutete. Kurz schwieg sie, bevor sie liebevoll weiterfragte: "Und.. was ist mit... ", kurze Paus, "deiner verungklückten Mitbewohnerin? Hast du sie gefunden oder etwas von ihr gehört?"

"Nein...", Jeb schüttelte seinen Kopf, so als wäre seine Gesprächspartnerin direkt vor ihm, "...ich werde jetzt suchen gehen, vielleicht treffe ich ja auf Kim.", sagte er weiter dabei klang seine Stimme nicht gerade hoffnungsvoll.

Lächelnd konnte Isabel dem nur zustimmen: "Wäre gut möglich, dass er ja auch auf der Suche ist.. vielleicht sogar um die Gedanken zu vertreiben..". Was sie sonst sagen hätte können, kam ihr nicht in den Sinn und was sie in diesem Moment am liebsten getan hätte, hätte zu flach geklungen, wenn sie es einfach beschrieben hätte, so meinte sie leise und etwas zurückhaltender: "Ich... denk an dich.. die ganze Zeit schon."

Ein Lächeln legte sich über seine Lippen. "Es geht mir...genauso...", sprach er leise, während er mit seinem Fuß spielerisch versuchte, kleine Steine auf die Seite zu schießen, die auf dem Asphalt lagen. "Also gut...ich werde mich jetzt auf die Suche machen...", sagte er schon wieder aufgemunterter klingend, "...vielleicht hab ich dann später Zeit und ruf dich nochmals an."

Ein langes, leiserwerdendes und dadurch noch trauriger aber auch verstehend klingendes 'Ja', kam von ihrer Seite bevor sie sich wieder zusammennahm und meinte: "Ich wünsch dir dabei alles Gute! Ich hätte dir gerne geholfen.. ich.. ich ruf dich sonst abends an, ok, Jebediah?", fragte Sab leise, dabei seinen Namen beim Aussprechen regelrecht zergehen lassend.

Jeb nickte wiederum. "OK, Kleine...", sprach er lächelnd, während er sich schon ausmalte, wann er Sab das nächste Mal wiedersehen würde. Er wäre am liebsten sofort zu ihr gefahren, aber er musste einsehen, dass es wirklich wichtigeres zu tun gab. "Also dann, man hört sich...", sagte er.

Sab nickte mit dem Mobiltelefon in der Hand, als Zeichen, dass sie verstanden hatte, flüsterte dann noch: "Bis dann.. ", noch leiser fügte sie an, "Ich wäre jetzt gerne mit dir zusammen..", vermutete aber, dass das kleine Mikrofon dies nicht aufgenommen und übertragen hatte, hoffte es einerseits und bedauerte es andererseits.

Jeb nickte wiederum. "OK, Kleine...", sprach er lächelnd, während er sich schon ausmalte, wann er Sab das nächste Mal wieder sehen würde. Er wäre am liebsten sofort zu ihr gefahren, aber er musste einsehen, dass es wirklich wichtigeres zu tun gab. "Also dann, man hört sich...", sagte er.

Sab nickte mit dem Mobiltelefon in der Hand, als Zeichen, dass sie verstanden hatte, flüsterte dann noch: "Bis dann.. ", noch leiser fügte sie an, "Ich wäre jetzt gerne mit dir zusammen..", vermutete aber, dass das kleine Mikrofon dies nicht aufgenommen und übertragen hatte, hoffte es einerseits und bedauerte es andererseits.

Jeb konnte nur erraten, was Sab vor sich hingeflüstert hatte und ob sie es überhaupt gewesen war, die geredet hatte, schließlich konnte es auch ein Nebengeräusch von jemand anders gewesen sein. „Bis dann...“, sprach er ihr nach und nahm den Hörer nach unten, blickte eine Sekunde darauf und drückte auf dem Aus-Knopf.

Isabel Otis hörte noch ein 'Bis dann' von ihm und kurz darauf das Signal, dass er das Gespräch unterbrochen hatte. Langsam nahm sie das Mobiltelefon herunter und sah kurz aufs Display ehe sie es nach einem weiteren Moment doch wieder zurück auf den Boden legte.

Etwas traurig und in Gedanken versunken, ließ Jeb sein Handy wieder zurück in seiner rechten Hosentasche wandern. Er musste Renia suchen, etwas, was er eigentlich schon viel früher hätte anfangen müssen. Doch wo anfangen? Am besten, die von Zuhause nahegelegensten Krankenhäuser zuerst absuchen. Jeb entschied sich, wieder in seinen Viertel zurückzukehren, um dort die Suche zu starten. Es würden vielleicht ein paar anstrengende Stunden geben, die er aber lieber mit Sab verbracht hätte. Zu schade dass ihr Fuß da heute einer anderen Meinung war. Der junge Mann fing an, loszulaufen, diesmal aber mit einem recht flotten Tempo, dass eher einem Jogger zuzumuten war. Den Ball hielt er dabei unter seinen linken Arm fest, um schneller zurück in die U-Bahn zu gelangen.

Nach nur wenigen Minuten war er wieder an der U-Bahn Haltestelle angekommen. Er stieg in den nächstbesten Zug ein, der ihm zurück fahren sollte. Die U-Bahn war nicht gerade so voll, wie er es mit Sab erlebt hatte, diesmal konnte selbst er ein Platz am Fenster ergattern, ohne jemanden zu fragen, ob er den Platz haben dürfte. Er mochte es, in die Finsternis des U-Bahntunnels zu schauen, es gab ihm das Gefühl, dass er sich im Inneren des Wagons sicher fühlen konnte. Ein leichter Ruck durchlief den Wagon, sie waren gestartet und nun rollte der Zug mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit durch das Tunnelsystem und das solange, bis die nächste Station kommen würde. Sab, schon wieder dieses Gefühl, das ihn durchbrach, als er auf dem, nicht gerade bequemen Sitz saß und sein Blick dabei nach vorne gerichtet hatte, es schien, als ob er gerade nach Luftlöchern Ausschau halten würde. In seinem innersten aber, durchliefen ihn mehr, als nur ein paar Gedanken. Einerseits waren diese schlechten Ahnungen, was Kim und Renia anbelangte, andererseits das schöne Gefühl, das ihm Isabel bescherte, wenn er sie sah, hörte, oder gar nur an sie dachte. Diese Gefühle, sie passten genauso wenig zusammen, wie Hund und Katz. Er merkte, wie der ältere Herr mit Brille und Hut, der rechts gegenüber saß, ihn seltsam ansah. Jeb senkte sein Blick und sah auf dem Boden des Wagons, dabei krallten sich seine Finger in den Sitz hinein, als ob er damit versuchen wollte, seine Gedanken abzuschalten und einfach an nichts zu denken.

Jeb hob wieder sein Blick. Die erste Station, der Zug hielt an und ließ die Fahrgäste ein und aussteigen. Er schaute dem Treiben zu. Es stiegen Leute in die U-Bahn ein, die er noch nie im Leben gesehen hatte und sie wahrscheinlich in dieser großen Stadt auch nicht so schnell wieder sehen würde. Als der Zug wieder losfuhr, starrte er wieder aus dem Fenster hinaus und erkannte kurzzeitig ein Plakat der berühmten Coca Cola Firma, dass an der Wand des Tunnels klebte. Eine Sekunde war das Bild zu erkennen, dann wurde es nach einigen Augenblicken danach wieder dunkel und der Zug fuhr seine gewohnte Strecke weiter. Der Fahrer musste dieses Plakat bestimmt schon X-Mal gesehen haben, dachte sich Jeb, der seinen Blick nicht von der Fensterscheibe lassen konnte. Ständig musste er an Sab denken, sie war ihm wie ein Pfeil stecken geblieben, besser gesagt, Amor hatte ihn als Zielscheibe benutzt und getroffen, mitten ins Herz und er war es nicht wirklich gewohnt, mit solchen Gefühlen umzugehen, dass hatte ihm seine letzte Freundin recht übel genommen. Er senkte wieder seinen Kopf, verschloss seine Augen, um nicht mehr an seine letzte gescheiterte Beziehung denken zu müssen. Dies war jetzt wirklich das unwichtigste, was er brauchen konnte, dass er überhaupt daran dachte, dass war schon genug Zeitverschwendung.

Endlich, er war an seinem Ziel angekommen. Das Mt Sinai Hospital lag nur 5 Minuten von hier entfernt. Er überbrückte diese kurze Strecke mit einem übereifrigen Tempo, Er wollte so schnell wie möglichst die ganzen Krankenhäuser abklappern, schließlich wollte er endlich Gewissheit über den Unfall von Renia haben. Vor dem relativ große Gebäude angekommen, sah er sich erst mal um und entdeckte gleich die große silbrige Tür, auf der leuchtende rote Buchstaben in einer einfachen Schrift glänzten. Über der Tür war
noch einmal extra ein größeres, weißes Schild, mit der gleichen Aufschrift. Ohne noch weiter zu zögern trat er hinein und suchte nach dem erstbesten Schalter, um nach seine Mitbewohnerin zu fragen. Hinter einem Glasfenster, 10 Meter vom Eingang entfern wurde er fündig.

Der Schalter war kurzzeitig noch besetzt, so stand Jeb erst einmal eine Minute, bis er an den jungen Herren, der etwa im gleichen Alter wie er sein musste, an die Reihe kam. Der schwarzhaarige, blasse Mann, der etwas erhöht saß, tippte noch schnell etwas in seinem Computer, das hinter der Scheibe stand und wandte anschließend seinen schwarzäugigen Blick auf Jeb. Der Dredlockträger, sah erst auf seiner Namenplakette, dass auf dem weißen Hemd des Mannes angeheftet war – Kevin Steiner stand darauf – ehe er seine Aufmerksamkeit Vollendens auf diesem richtete.

Nur kurz blickte der hinter dem Schalter stehende Mann auf und fragte: "Wie kann ich helfen?"

„Ich suche eine Miss Renia Winter...“, sprach Jeb, „...sie hatte gestern einen Unfall, nur weiß ich leider nicht, in welches Krankenhaus sie verlegt wurde.“, informierte er den jungen Mann noch.

Kurz sah der junge Mann in den Datensätzen des Computers nach, welche die Einlieferungen der letzten Tage aufwiesen und schüttelte dann seinen Kopf: "Tut mir leid, aber jemand mit diesem Namen ist nicht bei uns eingewiesen worden."

Enttäuscht tippte Jeb kurz mit den Fingern auf den Schalter. „trotzdem vielen Dank...“, sprach er und drehte sich um, um wieder aus dem Krankenhaus zu gelangen.

Nun ja, er wusste, dass es beim ersten Mal nachfragen einfach nicht klappen konnte, so verließ Jeb das Krankenhaus nicht wirklich betrübt, weil seine Vorahnung ihn nicht getäuscht hatte. Er machte sich wieder auf dem Rückweg zur U-Bahn, diesmal aber etwas langsam als beim Hinweg. Angekommen, stieg er gleich in den nächsten Wagen, das ihm bis zum nächsten Krankenhaus bringen sollte.

Als er gleich darauf eine Station weiter ausstieg, fragte er sich, ob er nicht schon wieder im verkehrten Gebäude landen würde, glücklicherweise lag dieser gleich in der Nähe der U-Bahn, so musste er wenigstens nicht weite Strecken laufen, um dort hin zu gelangen. Jeb rannte schon fast die Treppen der Station hoch und überquerte die Straße, dabei besonders auf dem Straßenverkehr achtend, schließlich wollte er nicht wie Renia, im Hospital landen. Irgendwie sahen Krankenhäuser von Innen alle gleich aus, meinte Jeb in Gedanken, als er die Glastüre öffnete und in das Metropolitan Hospital hineintrat. Wieder suchte er ein Informationsschalter, dass ihm vielleicht endlich die Gewissheit geben konnte, dass Renia hier liegen könnte. Der nächste Auskunftsschalter lag direkt am Eingang. Eine ältere Dame stand hinter diesem und putze sich gerade die Brille, die sie nach Beendigung ihres Handelns gleich wieder aufsetzte. Erst blinzelte sie, ehe sie ihn freagend anblickte. „Ähm...Entschuldigung, aber ich bin auf der Suche nach einer guten Freundin die gestern Abend ein Unfall hatte, ich möchte nur wissen ob sie in diesem Krankenhaus liegt, ihr Name ist Renia Winter.“, sprach der Junge, während ihn die Frau fremdartig musterte.
Die Frau tippte den Namen kurz im ihrem Computer, um nachzusehen, ob die Patientin tatsächlich hier lag. Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber ihre Freundin liegt hier nicht.“, sprach sie.

Nun, die Suche würde eben länger dauern, als geplant, dachte sich Jeb der mit dem Kopf nickte. „Vielen Dank für die Auskunft.“, meinte er und öffnete den Ausgang, um wieder hinauszutreten.

Als er an der frischen Luft war, schnaufte er energisch ein. Dann sah er über die Straße, ehe er diese überquerte und die Treppen zurück in die U-Bahn benutzte, um in das nächste Krankenhaus zu gelangen. Er fühlte sich, als müsste er einen Marathon laufen. Er wäre jetzt viel lieber bei Sab, weit weg von dieser U-Bahn, weit weg von den Menschen, die um ihn herum waren. Er seufzte. Bald durfte er es geschafft haben, jedoch wunderte er sich, dass Kim sich immer noch nicht gemeldet hatte, sein Handy war doch schon die ganze Zeit über an. Er angelte es aus seiner Hosentasche und schaute auf das Display. Nein, ein Anruf war nicht eingegangen. Jeb steckte das Gerät wieder ein und stieg sogleich in die Bahn ein, die angekommen war. Er setzte sich gleich an einem Platz nah an der Türe und wartete die mehrere Stationen ab, die so schnell an ihm vorübergingen, wie der Tag es gemacht hatte und jedes Mal wenn er an Sab dachte, umhüllte ihn ein warmer Mantel, der ihn von den eisigen Situationen, die er heute erlebt hatte, oder vielleicht noch erleben würde, schützte. Endlich, nach 5 Stationen war es soweit, die Türe des Wagons öffnete sich mit dem gewohnten zischen und ließ ihre Fahrgäste aussteigen, Jeb war mit dabei. Das gleiche ging von Vorne los und er lief die Treppen hinauf, lief den kurzen Weg bis zum Krankenhaus in etwa 3 Minuten, ehe er vor das nächste Krankenhaus Namens Cornell medical Center stand. Glücklicherweise befand sich daneben noch das New York Hospital, so musste er wenigstens nicht wieder zurück zur U-Bahn, um das gleiche Suchspielchen zu beginnen. Außer dass er hier wieder nicht fündig werden sollte, dann allerdings bezweifelte er, soviel Pech an einem Tag konnte er ja nicht haben! Langsam öffnete er die Türe des Eingangsbereich und seine Blicke, die es mittlerweile schon gewohnt waren, nach Schaltern Ausschau zu halten, hielten sofort an einem Informationsstand an.

Jeb nährte sich und konnte schon vom weitem einen schlecht gelaunten Mann erkennen, der nervös vor dem Schalter stand und ein paar unangebrachte Flüche von sich gab. Was hatte der Typ nur? Jeb schüttelte den Kopf und stellte sich hinter diesem an. Der Mann hintern Schalter war gerade eifrig bei der Sache, diesen wohl still zu bekommen, er blätterte eifrig in einem großen Ordner herum, dabei in der anderen Hand ein Telefonhörer haltend und sein Gesichtsausdruck gab dabei richtig das Gefühl, wie stressig es ihm gerade erging.

Jeb wurde innerlich langsam ungeduldig, was er sich aber nach außer hin nicht freigab, schließlich konnte er sich, nicht so wie der Herr vor ihm, beherrschen. Während der Zeit, als er still hinter dem fluchenden Mann stand, kam ihn immer wieder die Erinnerung an Sab zurück. Er fragte sich, was sie wohl gerade machte und ob sie auch an ihn dachte. Hinter ihm fing es sich schon an zu stauen, zwei weitere Menschen, eine junge schwarze Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm und ein älterer Mann, der schon etwas wackelig an seinem Stützstock stand, hatten sich hinter ihm gestellt. Als vorne endlich der lästige Mann den Platz freigab, trat Jeb an seiner Stelle.

Kurz strich er sich den Schweiß von der Stirn, ehe er kurz seinen weißen Kittel zurechtrückte um sich dann um den nächsten in der Schlange stehenden zu kümmern. 'Ruhig Blut, Kumpel, nicht jeder wird dermaßen emotional reagieren, wenn ich ihm nicht sofort helfen kann.', beruhigt er sich selbst. Dann setzte er wieder ein freundliches Lächeln auf, als er fragend meinte: "Wie kann ich ihnen helfen?"

Sythazen

Der junge Mann trat einen Schritt näher an den Schalter und sah den, von Stress erfüllten Mann freundlich an. „Ich würde gerne wissen, ob in ihrem Krankenhaus eine gewisse Miss Renia Winter liegt.“, sprach er und blickte ihn erwartungsvoll an, als ob er darauf hoffte, endlich das richtige Krankenhaus erwischt zu haben.

"Renia Winter?", fragte Paul nach, als er sich schon halb seiner veralteten Technik zuwandte, welche ihn heute schon einige Mal alleingelassen hatte. "Seit wann soll sie denn hier sein?", fragte er weiter, als ihm weitere Angaben fehlten. Er wollte nach Möglichkeit nicht wieder eine ewige Suche laufen lassen müssen in der riesigen, chaotischen Datenbank.

„Sie müsste seit gestern Nacht ungefähr 11 bis 12 Uhr hier drin sein, doch mein Problem ist, ich weiß nicht in welchem Hospital.“, meinte der junge Mann, dessen Hoffnung, sie hier zu finden, nicht gerade eine Stufe höher gerückt war.

Paul nickte, und gab die fehlenden Daten ein. Doch er wurde nicht fündig. Selbst als er den Namen leicht anders schrieb, zeigte die Datenbank keinen Eintrag an. "Tut mir leid, sie wurde nicht hier eingewiesen. Ich kann ihnen allerdings auch nicht weiterhelfen, was die übrigen Hospitale angeht. Darauf habe ich keinerlei zugriff.", sagte er selbst enttäuscht, da er nun schon dem zweiten in Folge nicht helfen konnte. Meinte dann noch leiser: "Ich wünsche ihnen bei ihrer weiteren Suche aber viel Erfolg, Mister."

„Danke, werde ich brauchen.“, sagte Jeb, seine Enttäuschung unterdrückend und wendete sich ab und verschwand aus dem Gebäude. Als er draußen war, wehte ihm ein leichter warmer Wind entgegen. Für seinen Geschmack, hatte er schon zulange rumgesucht. Jeb fiel auf einem Schlag das Universitätskrankenhaus ein. Obwohl er dort gewesen war, hatte er ganz vergessen nach Renia zu fragen. Dorthin würde er als nächstes fahren, aber zuerst wollte er sich noch im nächststehenden Haus vergewissern, ob dort Renia liegen könnte. Eine kurze Strecke trennte das eine Bauwerk vom New Yorker Hospital . Jeb stieß vorsichtig die Eingangstür auf und blickte sich um, dann lief er in einem eiligen Schritttempo zum Schalter, wo dort schon jemand darauf wartete, die Interessenten mit Informationen zu füttern.

Jeb musste noch ein paar Minuten warten, eher er selbst an den Schalter konnte. Zwei Personen hatten sich noch vor ihm frühzeitig genug angestellt. Als er als letzter in dieser Reihe stand, kam es ihm fast so vor, als würde es hier irgendetwas umsonst geben. Genervt sah er auf seine Uhr. Es war schon mittlerweile 16.40 Uhr und er konnte gar nicht glauben, dass es schon zwei Stunden her war, als er Sab das letzte mal gesehen hatte. Die Zeit schien schneller zu vergehen, als er es für möglich hielt.

Der erste Mann brauchte relativ schnell, bis er das Informationsstand frei räumte, während der andere wissen wollte, wo sich die Radiologie befand, was einige Minuten länger in Anspruch nahm. Jeb wartete auch diese geduldig ab, bis er endlich der nächste an der Reihe war.

Als er endlich an seinem Ziel angekommen war, blickte er kurz auf das Schildchen, das die kurzhaarige und schon um die mittlerweile 50 Jahre aussehende Dame, trug. Miss Weber, so hieß sie und diese blickte ihm freundlich entgegen, als wäre sie dafür ausgebildet wurden, jeden Menschen mit einem netten Lächeln zu begrüßen. Vielleicht war sie früher mal Stewardess gewesen, dachte sich Jeb, der noch einen Schritt näher an den Schalter trat. „Hallo Miss, ich wüsste gerne, ob in ihrem Krankenhaus meine Mitbewohnerin liegt, sie heißt Renia Winter.“, sagte Jeb.

"Was wäre denn der Grund der Einlieferung?", fragte Miss Weber mit einem zarten Lächeln auf ihren rotleuchtenden Lippen, die Hände bereits zur Ausgabe einer Information auf ihre Tastatur legend.

„Sie hatte gestern Nacht einen Unfall...nur weiß ich darüber wenig bescheid...“, sagte er, selbst über die wenigen Informationen die er besaß, enttäuscht. Vielleicht würde er darüber endlich mehr erfahren, wenn er zu guter Letzt das Krankenhaus finden würde, was sich aber als schwierig Fall herausstellte, wie Jeb zugeben musste.

"Einen Unfall, weiblich, Winter Renia..", murmelte die Schwester ihre Eingaben beim Eintippen, hielt dann aber inne, da ihr der Gedanke kam, dass bei einem Unfall unter Umständen der Name des Patienten nicht aufgenommen wurde, da er nicht ausmachbar oder ähnliches war. "Können sie mir sonst noch etwas zur Person sagen?", fragte sie so freundlich weiter, mit den Fingern weiter auf den Tasten verharrend, als sie sich wieder an den Kunden gewandt hatte.

„Sie ist 20, etwa 1.70 groß und trägt mittellange dunkelbraune Haare...und ach ja...eine Freundin hat sie begleitet.“, sprach Jeb, der schon mittlerweile innerlich nervöser geworden war, dies aber nach außen in zu verbergen wusste.

"Aber sie wissen nicht, wo sich ihre Mitbewohnerin nun befindet?", fragte Miss Weber freundlich bleibend nach, da es sie verwirrte und sie nicht sicher war, ob sie wirklich richtig verstanden hatte.

„So ist es...“, ließ Jeb etwas niedergedrückt wissen, „...ich habe seit gestern Nacht keine Nachricht mehr erhaltern, weder von Renia selbst, noch von ihrer Begleitperson und deshalb suche ich nach den beiden.“ Eigentlich hatte er nicht soviel rausplaudern wollen, jedoch hatte er es trotzdem getan, vielleicht um die Sorge und die Ungewissheit rauszulassen, die sich in ihm angestaut hatten.

"Ich verstehe... nun.. ich kann ihnen jedoch nicht weiterhelfen... sie verstehen doch, ich kann keine Patienteninformationen herausgeben. Davon abgesehen..", sie schwieg kurz, während sie die Suche dennoch startete, und besah sich die Ausgabe, "befindet sich keine auf ihre Angaben passende Patientin derzeit bei uns.", meinte die Schwester, wobei sie zugleich Verständnis für die Situation des Jungen aufzubringen versuchte.

Nun noch enttäuschter verkrampfe Jeb die Finger seiner rechten Hand zu einer Faust zusammen. „Trotzdem vielen Dank für die Auskunft.“, ließ er sie mit einem frustrierten Blick wissen, ehe er sich umdrehte und das Krankenhaus wieder verließ. Als der die Türe aufschlug, überkam ihn der Gedanke, dass Renia auch überall sein konnte. Und: Warum verdammt meldete sich Irina nicht? Sie konnte doch erahnen, was sich Kim und er für Sorgen machen würden.

Kurz noch sah Miss Weber dem jungen Mann nach, ehe sie sich um den nächsten in der stets wandelnden Schlange kümmerte und dessen Belange entgegennahm.

Der junge Mann sprang mit zwei Sätzen die paar Treppen hinunter und lief zur U-Bahn zurück. Wie konnte er sein, dass sich Irina nicht meldete? War ihr eventuell auch etwas zugestoßen? Jeb befürchtete es so langsam. Eigentlich hatte er ihren Anruf spätestens nach Mittag erwartet. Er hatte extra sein Handy angelassen und Irina hatte doch seine Nummer. Er fasste sich kurz an die Schläfe, weil er dort sein Herzpochen spüren konnte, dass seltsamerweise schneller zu schlagen schien als sonst, aber vielleicht kam es ihm nur so vor. Irgendwie war es merkwürdig, dass dies alles an einem Tag passieren konnte. Erst Renia, dann diese seltsame Sichtung am Nachthimmel, der Verrückte den Kim traf, der Tod des Professors...und Sab. Nein, nicht alles schien heute schief zu laufen, jedenfalls für Jeb nicht. Er hätte schon fast die Treppen der U-Bahn verpasste, weil er so in seine Gedanken versunken war, dass er seine Umwelt kaum noch wahrnahm. Kurz noch hopste er noch die Stufen herunter und wartete auf die nächste Bahn. Es brauchte nur kurz, da war schon der nächste Zug an der Haltestelle. Jeb entscheid sich, wieder zurück zum Uni Krankenhaus zu fahren, dort, wo er mit Sab gewesen war, jedoch vollkommen vergessen hatte, nach Renia zu fragen. Er war einfach viel zu abgelenkt gewesen, weil...nun, wohl wegen Isabel, musste Jeb zugeben.

Die Stationen, an denen er mit der U-Bahn durchfuhr, bekam Jebediah nur noch halb mit. Er war ein wenig müde und soviel war er an einem Tag nie mit der Bahn gefahren. Es war wieder voll in den Wagons, die Leute, die Tagsüber gearbeitet hatten, beeilten sich nach Hause zu kommen und viele von ihnen waren Pendler, deshalb benutzten sie die U-Bahn, darum war es um diese Uhrzeit nie leer, sondern meistens so voll, dass man aufpassen musste, seinen Nachbarn nicht auf die Füße zu treten. Jeb, der zwar stand, aber glücklicherweise ein Stück freie Stahlwand erwischt hatte, lehnte sich daran an und seufzte leise vor sich hin. Vielleicht war er endlich auf dem Weg ins richtige Hospital, wer wusste es schon. Doch irgendwie hatten ihn die zuvor ergebnislosen Versuche, Renia zu finden ein wenig den Mut genommen weiterzusuchen. Endlich, nach einer Weile des Wartens öffnete sich die Türe und er war ein Stück näher am Ziel. Doch er musste noch warten, denn schließlich fuhr kein direkter Zug in die Universitätsklinik, also war ein Umstieg wohl das beste, um unnötige Lauferei zu vermeiden. Die nächsten 3 Minuten die er im Untergrund verharren musste, kamen ihn wie Stunden vor und umso mehr er alleine stand, umso größer wurde seine Sehnsucht nach Sab, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Als der Zug schließlich Halt machte und er einstieg, wusste er dass er nicht mehr lange brauchen würde, um in das Hospital zu gelangen. Es war fast geschafft und als die Maschine anfing zu fahren, wachte in Jeb wieder neue Hoffnung auf, denn die Erwartungen, dass seine Mitbewohnerin in dieser Klinik sein würde, standen höher als bei den letzteren, die er besucht hatte. Als sich nach Ewigkeiten, so schien es Jeb auf jeden Fall, die Türe zischen öffnete, war er der erste, der aus der U-Bahn ausstieg. Mit schnellen Schritten hatte er wieder die Treppen überwunden und machte sich auf dem Weg, das Krankenhaus ein zweites Mal an diesem Tag zu begehen.

12 Minuten der Endlosigkeit, Jeb hatte sie nicht gezählt, jedoch wusste er, dass man etwas mehr als
10 Minuten brauchte, damit das Hospital in Sichtweite stand. Als er dann zu guter Letzt vor das Gebäude stand, erinnerte er sich, wie er ein paar Stunden zuvor noch hier mit Sab gewesen war. Er merkte selbst nicht, wie sehr Isabel ihm durch den Kopf spukte. Eigentlich dachte er an alle. An Renia, an Irina, an Kim...aber am meisten verbrachten seine Gedanken doch bei dieser hübschen, jungen, blonden Frau. Ohne noch weiter zu zögern, trat Jeb in das Haus hinein. Die Türe fiel von allein wieder zu, als er sie hinter sich losließ und zum Schalter trat.

Der Schalter war voll besetzt, 9 Leute standen noch vor ihm an. Jedes mal wenn eine Person endlich fertig war, schaute Jeb ungeduldig auf die Uhr. Nein, das dauerte ihm zu lange, vielleicht war es besser, sich selbst auf die suche zu machen. Er trat einen Schritt zur Seite und beobachtete kurz die Situation, ehe er sich in das Innere des Krankenhauses begab.

Möglicherweise würde es ihm wirklich mehr bringen, das Personal zu befragen, als Minutenlang in der Schlange zu warten. Das fünfte Krankenhaus in Folge. Jeb verabscheute normalerweise diese sterilen, kalten Häuser, die eine seltsame Atmosphäre ausbreiteten. Hier wurden Menschen geboren und hier endete ihr Leben meist. Menschen, die vom Schicksal getroffen wurden, manche durch Eigenschuld, andere hingegen nur von Pech. Vielleicht machte Jebediah dies Angst, dass es ihm, von einer Sekunde auf die andere, genau so ergehen konnte. Doch das war in diesem Moment nicht wirklich seine Sorge, er hoffte nur, möglichst bald Renia finden zu können. Jeb ließ sein Ball von seinem linken Arm, in der rechten wandern, weil es ihm allmählich Mühe kostete, den Gegenstand ständig nur unter einem Arm zu halten. Mit einem langsamen Schritttempo ging er durch den langen Gang, während er die Umgebung um sich beobachtete. Da saß eine alte, weißhaarige Frau auf einem Rollstuhl, ganz allein neben einer Tür. Ihre Brille lag etwas schief auf und ihre stahlblauen Augen musterten für einen kurzen Moment Jeb, ehe sie sich entschied auf die gegenüberliegende Wand zu starren. Einige Leute kamen flüchtig an ihm vorbei, doch er konnte keinen, in einem weißen Kittel erkennen.

Er kaum sich vor, wie in einem schlechten Film und er war mittendrin. Etwas absent lief er durch den nächsten Gang, den er gewählt hatte, als er an einer Kreuzung angekommen war. Wohin nur lief er? Eigentlich wusste er es selbst nicht, er hielt nur Ausschau nach den nächsten Arzt oder der nächsten Krankenschwester, die ihm vor die Nase laufen würde.

Endlich, da lief gerade ein in weiß bekleideter Mann, mit einem Block unter den linken Arm geklemmt und in der rechten eine dampfende Tasse Kaffee. Jeb beeilte sich, den Mann einzuholen und schon von weitem rief er ihn etwas zu: „Halt Mister, hätten sie kurz Zeit für mich?“

Stephen Stone wandte sich verwirrt um, wobei er darauf achten musste, dass sein Kaffe sich nicht über seine Kleidung verteilen würde, als er eine männliche Stimme im Gang hinter sich rufen hörte. Er wusste nicht ob er oder sonst wer gemeint war, doch als sich gleich mehrere in seiner Nähe ebenfalls der Stimme zuwandten, zögerte er, ehe er seinen Weg wieder aufnahm um weiter auf sein nun schon nahes Büro zuzugehen. Gleich hätte er es geschafft ohne einen Tropfen zu verkleckern. Schon war der Rufer wieder vergessen.

Scheinbar hatte der Angesprochene nicht viel Beachtung für seine laut gesprochenen Worte gehabt. Jeb lief nun etwas schneller als zuvor und versuchte den Mann einzuholen.

Gerade noch sah er ein paar Metern davon entfernt, wie der Mann mit seiner heißen Tasse durch eine Türe verschwand und diese schließen wollte, jedoch war er rechzeitig an Ort und konnte diese mit seiner Hand aufhalten. „Es tut mir wirklich leid, wenn ich sie gerade jetzt störe...“, schnaufte Jeb etwas verbraucht aus, „...ich suche eine Frau Namens Renia Winter und ich dachte mit vielleicht das sie...“, Jeb stoppte seine Worte und sah ihn getrost an.

Etwas überrascht stoppte Stone in seiner Bewegung, wobei er nun doch fast den Inhalt seiner Tasse verringert hätte, rasch und mit einigen übereilten Handlungen aber brachte er die Lage wieder unter seine Kontrolle ehe er sich dem Störenfried zuwandte, welcher sich wohl eindeutig verirrt hatte. "Sie dachten das ich was?", fragte er interessiert darüber, wie das Ende des Satzes des jungen Mannes wäre. Daraufhin machte er sich zu seinem kleinen von Akten und Ordnern etwas zugedeckten Pult zu und räumte gerade soviel Platz frei, als dass genügend Raum für seine Tasse und den Notizhalter gewonnen war, und stellte sogleich beides darauf ab, bevor er den dreadlockigen Weißen erneut ansah.

„Nun ja...“, sagte Jeb etwas kleinlaut, da er nicht wirklich wusste, wie er seinen Satz vervollständigen sollte, „...vielleicht wissen sie, wie es meiner Mitbewohnerin geht...seit gestern Nacht kam keine Nachricht von ihr und ihrer Begleiterin.“ Bei den letzteren Worten kam wieder ein wenig von seiner Verzweiflung und seiner Sorge hervor, die er schon seit einer ganzen Weile in sich trug. Deswegen fehlte ihm Isabel so, denn sie war in der Lage, genau diese Gefühle, die ihm etappenartig immer wieder hochstiegen, abzulenken oder gar ganz verschwinden so lassen.

Sein Gesichtsausdruck zeigte nun nur noch Überraschung und Unverstehen. Es brauchte einen Moment ehe Stephen zu einer weiteren Frage in der Lage war. "Sie soll also eine meiner Patientin sein?", kam es nachdenkend und ungläubig, da er sich solches nicht vorstellen konnte.

„Ich weiß nicht, ob sie eine ihrer Patienten ist...“, sagte Jeb, dessen Hoffnung wieder den Bach hinunterfloss. Ein wenig angeschlagen stand er zwischen den Rahmen der Tür. Sein Arm ruhte immer noch auf dem Holz, den er zu anfangs gestoppt hatte. Zwar wusste er nicht, ob ihn sein Gefühl täuschte, aber er hatte den Eindruck, wieder im falschen Krankenhaus zu sein und vielleicht hätte er passendere Informationen an den Stand erhalten, wenn er gewartet hätte. Seine Hand rutschte die Türe entlang, bis er von dieser losließ.

"Guter Mann, ich glaube sie sollten sich besser an jemand anderen wenden, mit solcherlei Auskünften, wie sie anscheinend suchen, kann ich ihnen nicht dienen. Wenn sie mir aber kurz einen Teil meiner Pause gönnen, führ ich sie dorthin, wo man ihnen sicher besser helfen kann.", meinte Stephen Stone nun freundlich, da er sah, wie ratlos sein unerwarteter Besuch wohl nun war und bot ihm an, sich auf den freien Stuhl an seiner Seite zu setzen, während er sich auf seinem eigenen niederließ und sich seiner Tasse widmete aus welcher er sogleich genüsslich einen kleinen Schluck nahm bevor er den vor Wärme noch dampfenden Kaffe in seinem Becher wieder abstellte.

Jeb sah ihn etwas konfus an, nickte dann jedoch er einstimmend und lief langsam in das Zimmer des Arztes hinein. Links war ein großer Regal, der von Arztbüchern, Aktenordner und Mappen so überladen war, dass sich die Holzbretter leicht nach unten bogen. Rechts hinten im Eck hingen zwei reinweiße, saubere Kittel. Und hinter dem, von weiteren Mappen, Ordnern und lose Blätter überladenen Pult war ein großes Fenster, dass viel Sonnenlicht hineinließ. Zwei Pflanzen, eine davon blühend, standen auf dem Fenstersims und machten die Atmosphäre des kleinen Arztzimmers freundlicher. Er nährte sich dem Holzstuhl, sah den Mann dankbar an, ehe er sich darauf niederließ. „Es ist mittlerweile das 5. Krankenhaus dass ich heute gesehen habe...“, sprach Jeb und war froh, dass man ihn aufgefordert hatte, sich zu setzen, schließlich war er auch seit einer ganzen Weile unterwegs und hatte bis jetzt keine Pause eingelegt.

Stephen sah den jungen Mann lange an. Er schien wirklich ziemlich fertig. Doch er wusste auch nichts über ihn, nichts darüber, was geschehen war. Rein gar nichts, außer, dass eine Renia Winter wohl in irgendeinem Krankenhaus sein sollte. Mit leicht verlegenem Lächeln meinte er dann nach zwei weiteren Schlucken seines Kaffees: "Verzeihen sie, dass ich ihnen nichts anbieten kann.. außer sie mögen einen Lolly..", wobei er selbst über sein nicht ganz ernst gemeintes Angebot grinsen musste, schwieg dann aber kurz ehe er vorsichtig fragte: "Wieso schon im 5. Krankenhaus? Wollen sie mir die ganze Geschichte erzählen, während ich meine erste Tasse Kaffee heute genieße?"

„Nein, vielen Dank...“, Jeb grinste selbst kurz auf, ehe sein Blick kurz auf dem Schreibtisch des Arztes wanderte. „Nun...“, Jeb blickte direkt in das schwarze Gesicht des jungen und freundlichen Mannes, „...heute Nacht ereignete sich in unserer WG ein...kleiner Unfall, wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob das wirklich ein kleiner Unfall war.“, sprach Jeb besorgt, „...es hat sich seit heute Nacht keiner mehr gemeldet, weder Renia selbst, noch ihre Begleitung...mir blieb nichts anderes übrig als sie suchen zu gehen.“ Nervös faltete Jebediah seine Finger zusammen und sah geradeaus Richtung Boden.

Über soviel erschütterndes senkte Stephen betroffen für einen Moment seinen Kopf, hob ihn dann aber wieder und meinte leise: "Mal ehrlich, bei meinem Patienten ist solch eine Geschichte ein Fall für drei Lollys, verzeihen sie diese Reaktion meinerseits, nur sind die Leute auf dem Stuhl auf dem sie gerade sitzen deutlich jünger als sie.. und diesen kann ich für gewöhnlich auch helfen. Nun... lassen wir das... kommen sie, ich bringe sie zu jemanden, der über die Patienten unseres Krankenhauses bescheid wissen dürfte.", wobei er sich erhob und den Jugendlichen mit dem Basketball dazu einlud gleiches zu tun.

Jeb stand von seinem Stuhl auf und hielt seinen Ball fester in der Griff, als sonst. Ein wenig Hoffnung schaukelte sich wieder in seinem Kopf, der vorhin so voller Zweifel über seinen Besuch hier gewesen war, dass er eigentlich gar nicht erst auf diesem Stuhl hatte sitzen wollen. Er folgte den Schwarzen langsam zur Tür hinaus.

Stone führte den jungen weißhäutigen Mann
mit sicheren, schnellen Schritten zurück in die Eingangshalle, hielt hier aber nicht an, sondern führte ihn weiter in ein kleines Büro an der Seite, wo er an der Tür stehen blieb. "Charles, kannst du diesem Herrn hier mal helfen? Ich muss auf meine Station zurück!", rief er hinein, verabschiedete sich wortlos mit einer kleinen Schleckstange in der Hand, welche er sogleich dem Jugendlichen in eine Tasche steckte und kehrte an seine Arbeit zurück. Bei Charles dürfte dieser Fall ohnehin am besten aufgehoben sein.

Der junge Mann merkte nicht, wie der Schwarze den Lolly in seiner rechten Jackentasche steckte. Erst nachdem er ihn hinterher geschaut hatte und dann etwas näher an die Türe gegangen war, fühlte er ein leichtes Stechen an der Seite. Er kramte in seiner Tasche und fühlte sogleich ein kleiner Gegenstand, dass normalerweise nicht dorthin gehörte. Er zog den Lolly ans Licht und betrachtete es. Ein Orange-Roter Lutscher in form eines Teddybärs blickte ihn entgegen. Jeb musste kurz lächeln, eher er, die heimlich versteckte Gabe wieder zurück in seine Tasche steckte und seinen Kopf in die Richtung des davon laufenden Arztes drehte. Dieser war längst verschwunden. Seine Aufmerksamkeit widmete er nun der Person, die im Zimmer des Büros in einer dunklen Ecke saß und deshalb schwer zu erkennen war. Er bleib nah an der Tür, sein Ball dabei immer noch in der linken haltend und wartend.

Geduldig wartete Jeb an der Tür und hoffte, dass er bald einige nützliche Informationen bekommen würde und wenn nicht, würde er weiter nach Renia suchen, im nächsten Krankenhaus. Kurz sah er auf die Uhr. Es war 17.17 Uhr und er glaube nicht, dass er heute noch Sab anrufen konnte, wenn sich die Sache weiter verzögerte würde es noch ein paar Stunden mehr dauern und sie zu spät anrufen, dass wollte er auch nicht.

Wieder sah er auf die Uhr. Der Zeiger hatte sich kein Stück bewegt, trotzdem wurde er schon langsam ungeduldig, auch wenn es außen, außer seinem nervösen Fuß, der alle paar Sekunden auf der Boden tippte, kaum zu sehen war.

Jeb tat ein paar Schritte in das Zimmer hinein, das Büro hatte links und rechts metallene Aktenschränke, die sich bis unter die Decke hochzogen. In der Mitte, etwas nach rechts versetzt, stand ein schöner dunkler Schreibtisch und dahinter ein großes Fenster, dessen Rollos schon fast ganz heruntergerollt waren. Nur ein paar Sonnenstrahlen konnten durch die kleinen Schlitze durchdringen, weil man diese nicht verschlossen hatte. Die Gestalt, die auf dem Stuhl hinter dem Computer saß, war nicht zu identifizieren, da es zu finster war, um das Gesicht vollständig erkennen zu können. Eine Halbdunkle Atmosphäre, die Jeb jedoch keinesfalls zurückschreckte. „Hallo...Sind sie Charles?“, fragte der junge Mann, der noch ein paar Schritte hineintrat und dann in der Mitte des Raumes stehen blieb.

"Ah da sind sie ja, und ja, ich bin Charles... also, wo liegt ihr Problem?", fragte Charles King nach, als der junge Mann, der zuvor halb im Türrahmen gestanden und wohl auf irgendetwas gewartet hatte, eintrat und ihn ansprach. Er selbst hatte ihn zwar beobachtet, fand es aber witziger zu warten, bis sein Gegenüber ein Gespräch anfing, da er auch ohne weiteres so seinem Computerspiel mit einer Hand nachgehen konnte, mittlerweile war er darin geübt genug. Gerade landete der Fußball auf dem Bildschirm wieder im grobkarierten Netz des Tores. Die Grafik war mies, doch ein besseres Spiel würde auf diesem Rechner einfach nicht laufen wollen.

„Oh...mein Problem ist...“, Jeb versuchte die richtigen Worte zu sammeln, jedoch gelang ihm das anfangs nicht gut, „...ich laufe schon seit Stunden von einem Krankenhaus ins nächste, weil ich meine Mitbewohnerin finden möchte, die diese Nacht verunglückt ist.“ Jeb lockerte den Griff seiner Finger, die schon seit einer ganzen Weile am Ball festgekrallt waren. „Sie heisst Renia Winter.“, erwähnte er dann kurz und voller, neu erweckter Hoffnung, als er seinen Blick fest auf dem Mann gerichtet hatte.

"Einen Moment, lassen sie mich kurz noch diese.. ähm Arbeit fertig stellen, dann werde ich gleich nachsehen, dauert nur eine knappe Minute!", sagte King rasch, als er den jungen Mann dazu einlud sich doch ihm gegenüber zu setzen, wobei er fast wie ertappt lächelte.

Jeb, der etwas nachdenklich platz genommen hatte, sah seinen Gegenübersitzenden genauer an. Nun, da er mehr erkennen konnte, blickte er in das Gesicht eines ungefähr 25 jährigen Mannes, der ihn irgendwie bekannt vorkam. Er wusste nur nicht, wohin er dieses Gesicht stecken konnte. Geduldig wartete er, den Ball auf seinem Schoß nehmend, bis der Mann seine Arbeit erledigt hatte und überlegte derweil, wohin er als nächstens gehen würde, wenn dieses Krankenhaus wieder nicht in Frage kommen würde.

Er schielte immer wieder am Bildschirm vorbei zu dem dreadlockigen Kopf und konnte sich ein Grinsen nicht so recht verkneifen. Offenbar schien er ihn nicht recht zuordnen zu können. Nun, er würde ihm dabei nicht helfen, wollte lieber den Moment genießen, wenn dieser dann doch von selbst dahinter kam. Die Runde war beendet. 4:5 für Charles King's Team. Wieder einen Sieg mehr, denn er errungen hatte. Rasch schloss er das Programm und rief dann die Datenbankverwaltungsordner auf, machte sich dann auf in die Karteiliste und fragte da sein Namensgedächtnis nicht gerade seine Stärke war nach: "Der Name war Rita Winther? Mit einem 'h'?"

Jeb schüttelte den Kopf. „Renia Winter, ohne ‚h’.“, meinte dieser und buchstabierte die Wörter schon fast, dabei rätselte er immer noch, von woher er nun dieses Gesicht kennen konnte. „Sag mal, kennen wir uns nicht? Du kommst mir irgendwie bekannt vor...“, fragte Jeb hartnäckig nach, weil er wissen wollte, ob er sich dies nur einbildete, oder diesen Mann doch von irgendwoher kannte. Sein Blick blieb stur und neugierig zugleich auf dem Gesicht des Gegenübersitzenden liegen.

"Schade, mit 'h' sah' s irgendwie besser aus. Na dann eben ohne.", meinte er, wie er die Buchstaben zügig eintippte und bald nicht mehr vor Grinsen konnte. "Also, ohne 'h' sind sie heute ausverkauft.. und,", kurz änderte er seine Eingaben um, ".. mit 'h'.. naja ich glaub nicht, dass sie über 80 ist, oder?". Dann schloss er die Krankenakte der älteren Dame wieder, verständlicherweise nachdem er sich angesehen hatte, was den ihr Leiden war und beugte sich übern Tisch vor, meinte dann leise und andeutend: "Ist sie der Grund.. ? Na du weißt schon... ."

Jebediah kniff im ersten Moment seine Augen zusammen, weil er nicht verstand, was dieser Mann vor ihm meinte. Dann plötzlich machte es ‚Klick’ und Jeb wusste wieder, woher er ihn kannte. Natürlich, er saß schließlich im gleichen Kurs wie er, genau den, den er heute versäumt hatte. „Professor Zanoni wird mich nicht vermisst haben...“, sprach er zynisch, ohne seine Frage richtig beantwortet zu haben.

"Nee, der vermisst nie eins seiner Schäfchen, so viele wie der immer in seinem Hörsaal hat...., aber wieso diese Laune?", fragte Charles nun doch etwas vorsichtiger nach. Er kannte den Studenten vor sich nicht wirklich, da er Informatik nur als Nebenfach zur Ethik belegt hatte und so auch nur zwei Kurse mit dem dreadlockigen Kopf teilte, doch hätte er gedacht, dass dieser, da er seiner Meinung nach noch etwas jünger als er selbst war, seine Späße auch als solche auffassen würde.

„Das stimmt, eins seiner schwarzen Schafe wird er noch weniger vermisst haben...“,meinte Jeb und sah den Mann an, dabei schüttelte er seinen Kopf und grinste leicht. „...mir ist nicht klar, warum man immer guter Laune sein muss.“ Er seufzte, ließ sich in dem Stuhl sinken und starrte nur auf dem Monitor, der mit dem Rücken zu ihm stand. „Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie es meiner Mitbewohnerin geht...und seit heute nacht habe ich auch keine Nachricht von ihr und ihrer Freundin erhalten.“

Betroffenes Schweigen folgte. Charles sah etwas verlegen auf die Tastatur an seiner Seite. Wobei er auch gleich dachte, was denn er wäre, wenn sich dieser Junge schon als Schwarzes Schaf betitelte. Seines Wissens war dieser immerhin in der Lage dem Stoff zu folgen, er selbst war es nicht, zumindest nicht sogleicht und doch nahm er das Leben leicht. Vor einem Jahr war der Tag gekommen, an dem er zu sich selbst gesagt hatte: 'Egal was ist, egal was du kannst oder nicht, egal ob du fliegst oder bleibst. Egal was, Kumpel, vergiss eines nicht - du lebst!'. Nur dieser Eigenmotivation verdankte er wohl, dass er durch die letzen beiden Semester kam und die Prüfungen immer noch bestanden hatte und dass er wieder nen halbwegs anständigen Nebenjob gefunden hatte.

Jeb sah wieder den jungen Mann, der nur wenig älter war als er selbst an. „Sorry...wenn ich dich...bei deiner Arbeit gestört habe...“, sagte er betrübt und stand etwas schneller als gewöhnlich von seinem Stuhl auf, dabei spürte er den Lolly, den ihn der schwarze Arzt eingesteckt hatte. Nun, dann müsste er eben im nächsten Krankenhaus nachfragen, irgendwann, da war sich Jeb sicher, würde herauskommen wo sich Renia befand.

"Du hast nicht gestört... ich wünsche dir jedenfalls alles Gute bei der Suche nach deiner Mitbewohnerin!", sagte King überrascht darüber, wie schnell der Informatikstudent aufgestanden war, seine Finger ließen nun von den Tasten ab, und verschwanden unter der Tischplatte.

Jeb nickte, unter seinen dunklen und ernsten Augen zeigte sich ein flüchtiges Lächeln. „Das werde ich brauchen...viel Spaß noch hier.“, meinte er nur, nahm sein Ball in die rechte Hand und lief aus dem Zimmer, dabei die Türe hinter sich schließend. Enttäuscht, das er wieder keinen Erfolg hatte, ließ Jebediah den Kopf hängen und schritt auf den Ausgang des Gebäudes zu. Nun blieben nur noch drei Möglichkeiten: Das NYU Medical Center, das Bellevue Hospital und das VA Hospital waren noch übrig. Sollte er sie dort immer noch nicht gefunden haben dann... Jeb konnte
sich aber nicht vorstellen, dass er sie irgendwo dort nicht finden konnte, denn schließlich waren es die letzten Möglichkeiten, die in der Nähe ihrer Wohnung waren. Außerdem rechnete er immer noch damit, dass Kim sich endlich auf seinem Handy melden würde.

Er war schon fast sauer über sich selbst, da er es immer noch nicht auf die Reihe gebracht hatte, Renia und Irina zu finden. Die nächsten Schritte würden nun wie zuvor ablaufen: Das nächste Krankenhaus musste ins Visier genommen und befragt werden. Jeb fühlte seine Füße irgendwie nicht mehr, weil er schon den ganzen Tag auf den Beinen gestanden war und schon seit etlichen Stunden umherlief. Genervt stieß er die Glastüre des Ausgangs auf und begab sich mit einem eiligen Tempo auf dem Gehsteig, auf dem nicht gerade wenig los war. Fast alles nur arbeitende Menschen, die zurück zu ihren Häusern wollten. Auch das Arbeitsleben war nicht leicht, jeder freute sich über ein wenig Freizeit. Jeb begab sich in die, rechts und links fließende Menge, um wieder den Weg zurück zur U-Bahn zu laufen.

Zwei Dinge beschäftigten ihn immer noch, Dinge, die er einfach nicht abstellen konnte. Was nur sollte er unternehmen, wenn sich weder Renia, noch Irina sich im Laufe dieses Tages melden würden? Und wann würde ihn Kim endlich anrufen? Er fühlte sich schon von fast allen Geistern verlassen, wie gerne wäre er jetzt am liebsten woanders gewesen. Einfach weg, fort von diesem Ort, von diesen fremden Menschen die ihn so umgaben, als würden sie nur sich selbst sehen, wie als wäre jeder andere unsichtbar. Jeb musste in diesen Moment wieder an Sab denken. Die kleine blonde Frau hatte ihn den Kopf verdreht und das auf eine seltsame Weise musste Jeb feststellen, weil er sich fragte, wer nun wen in der U-Bahn aufgegriffen hatte. Er sie, oder sie ihn. Jebediah lief langsamer als die meisten anderen, die sich, meist mit Eile, von hinten an ihm vorbeidrängten.


wird fortgesetzt ...