Was ist ein Wort?

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;phonologisches Wort oder Phonemkette
 
;phonologisches Wort oder Phonemkette
:Wenn du den Teil zur Lautlehre gelesen hast oder bereits Vorkenntnisse in dieser Richtung besitzt, wirst du dir wahrscheinlich schon denken können, was ein phonologisches Wort ist. Es handelt sich dabei um eine lautliche Einheit, ein Konstrukt aus einer Reihe von Lauten bzw. Silben, das zum Beispiel als Grundlage für die Wortbetonung eine Rolle spielt.
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:Wenn du den Teil zur Lautlehre gelesen hast oder bereits Vorkenntnisse in dieser Richtung besitzt, wirst du dir wahrscheinlich schon denken können, was ein phonologisches Wort ist. Es handelt sich dabei um eine lautliche Einheit, ein Konstrukt aus einer Reihe von Lauten bzw. Silben, das zum Beispiel als Grundlage für die Vokalharmonie oder die Wortbetonung eine Rolle spielt. - Wie in der polnischen Sprache, in der immer die vorletzte Silbe betont wird: prze-''pra''-szam (= Entschuldigung).
 
;lexikalisches Wort oder Lexem und
 
;lexikalisches Wort oder Lexem und
 
;morphemisches Wort oder Wortform
 
;morphemisches Wort oder Wortform
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:Man kann sich das so vorstellen, wie das Wort ''Pferd''. Es bezeichnet zunächst ein theoretisches Tier, eine Idee im Sinne Platons ([http://de.wikipedia.org/wiki/Ideenlehre Ideenlehre]). Das einzelne Pferd, sagen wir mal es heißt Nero, ist eine konkrete Form der Idee ''Pferd''. Genauso müssen wir uns das auch mit den Wörtern vorstellen: ''sagen'', ''sagt'' und ''gesagt'' sind drei Wortformen eines Lexems, wir können aber nicht sagen, was denn nun genau das Lexem ist, denn das ist eben nur theoretisch vorhanden.
 
:Man kann sich das so vorstellen, wie das Wort ''Pferd''. Es bezeichnet zunächst ein theoretisches Tier, eine Idee im Sinne Platons ([http://de.wikipedia.org/wiki/Ideenlehre Ideenlehre]). Das einzelne Pferd, sagen wir mal es heißt Nero, ist eine konkrete Form der Idee ''Pferd''. Genauso müssen wir uns das auch mit den Wörtern vorstellen: ''sagen'', ''sagt'' und ''gesagt'' sind drei Wortformen eines Lexems, wir können aber nicht sagen, was denn nun genau das Lexem ist, denn das ist eben nur theoretisch vorhanden.
 
;syntaktisches Wort
 
;syntaktisches Wort
:Als syntaktisches Wort wird ein Wort unter dem Gesichtspunkt seines Verhaltens im Satz bezeichnet, also im Zusammenspiel mit anderen Wörtern. Eine wichtige syntaktische Eigenschaft von Wörtern ist z.B., an welcher Stelle im Satz sie auftauchen können und an welcher Stelle nicht. Als eigenständiges syntaktisches Wort gilt ein Wort immer dann, wenn es im Satz verschoben oder ersetzt werden kann, ohne dass der Satz dadurch ungültig wird.
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:Als syntaktisches Wort wird ein Wort unter dem Gesichtspunkt seines Verhaltens im Satz bezeichnet, also im Zusammenspiel mit anderen Wörtern. Eine wichtige syntaktische Eigenschaft von Wörtern ist z.B., an welcher Stelle im Satz sie auftauchen können und an welcher Stelle nicht. Als eigenständiges syntaktisches Wort gilt ein Wort immer dann, wenn es im Satz verschoben oder ersetzt werden kann, ohne dass der Satz dadurch ungültig wird. Wenn wir den Satz "Hans liest." haben, können wir problemlos sowohl 'Hans' (z.B. durch 'Maria') als auch 'liest' (z.B. durch 'schwimmt') durch andere Wörter ersetzen. Der neue Satz "Maria schwimmt." hat zwar eine komplett andere Bedeutung, aber der Satz ist nach wie vor gültig.
 
;graphemisches Wort oder Graphem(kette)
 
;graphemisches Wort oder Graphem(kette)
 
:Das ist wahrscheinlich die einfachste Form von Wort, nämlich das, was das Schreibprogramm auch zählt. Die kurze Bezeichnung Graphem ist leider nicht ganz eindeutig, da sie zum einen die tatsächlich einzelnen Zeichen im Sinne unseres Alphabets bezeichnen kann, zum anderen aber auch die gruppierten Zeichenketten, also die graphemischen Wörter. Da es in diesem Tutorial aber nicht um Schriften geht, können wir dieses Wortwort getrost beiseite schieben. Wir sollten uns nur darüber bewusst sein, dass unter einem Wort auch das graphemische Wort verstanden werden kann und dass dieses für die Sprache an sich (also die gesprochene Sprache) erst einmal keine Rolle spielt.
 
:Das ist wahrscheinlich die einfachste Form von Wort, nämlich das, was das Schreibprogramm auch zählt. Die kurze Bezeichnung Graphem ist leider nicht ganz eindeutig, da sie zum einen die tatsächlich einzelnen Zeichen im Sinne unseres Alphabets bezeichnen kann, zum anderen aber auch die gruppierten Zeichenketten, also die graphemischen Wörter. Da es in diesem Tutorial aber nicht um Schriften geht, können wir dieses Wortwort getrost beiseite schieben. Wir sollten uns nur darüber bewusst sein, dass unter einem Wort auch das graphemische Wort verstanden werden kann und dass dieses für die Sprache an sich (also die gesprochene Sprache) erst einmal keine Rolle spielt.
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Wir sollten uns also vor Augen führen, dass Wortarten nicht universal gültig sind und grundsätzlich abklären, was wir in unserer eigenen Sprache haben wollen. In den Wortarten stecken eigentlich drei Unterteilungen der Wörter:
 
Wir sollten uns also vor Augen führen, dass Wortarten nicht universal gültig sind und grundsätzlich abklären, was wir in unserer eigenen Sprache haben wollen. In den Wortarten stecken eigentlich drei Unterteilungen der Wörter:
 
;Die Bedeutung
 
;Die Bedeutung
:Aus dieser Sicht können wir die Wörter in zwei große Kategorien einteilen: Wörter, die Weltinhalt haben (lexikalische Bedeutung) und Wörter, die grammatische Bedeutung haben. Daneben kann ein Wort auch sowohl Weltinhalt als auch grammatische Bedeutung enthalten. Als Weltinhalt bezeichne ich in diesem Zusammenhang alles, was in der Welt ist (Weltwissen) und alles, was die Welt formt oder formen soll.  
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:Aus dieser Sicht können wir die Wörter in zwei große Kategorien einteilen: Wörter, die Weltinhalt haben (lexikalische Bedeutung; z.B. 'Haus') und Wörter, die grammatische Bedeutung (z.B. 'der') haben. Daneben kann ein Wort auch sowohl Weltinhalt als auch grammatische Bedeutung enthalten (z.B. 'abgehauen'). Als Weltinhalt bezeichne ich in diesem Zusammenhang alles, was in der Welt ist (Weltwissen) und alles, was die Welt formt oder formen soll.  
 
;Die Form
 
;Die Form
 
:Es gibt Wörter, die dekliniert werden, die kompariert werden und die konjugiert werden. Je nachdem, wie ein Wort gebeugt wird, kann es unterschiedlichen Kategorien angehören.
 
:Es gibt Wörter, die dekliniert werden, die kompariert werden und die konjugiert werden. Je nachdem, wie ein Wort gebeugt wird, kann es unterschiedlichen Kategorien angehören.
:Wir sollten uns jedoch nicht dazu verleiten lassen, eine einzelne Sprache also Grundlage für unsere Wortarteneinteilung zu machen. Zu sagen, Nomen und Adjektive können dekliniert werden und Verben konjugiert, trifft zwar auf die indogermanischen Sprachen zu, ist aber nicht allgemeingültig. Es gibt Sprachen, bei denen Nomen nicht dekliniert werden und Sprachen, in denen Konjugationsinformationen immer an das erste Wort im Satz gehängt werden, egal welche Wortart dieses Wort hat.
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:Wir sollten uns jedoch nicht dazu verleiten lassen, eine einzelne Sprache als Grundlage für unsere Wortarteneinteilung zu machen. Zu sagen, Nomen und Adjektive können dekliniert werden und Verben konjugiert, trifft zwar auf die indogermanischen Sprachen zu, ist aber nicht allgemeingültig. Es gibt Sprachen, bei denen Nomen nicht dekliniert werden (das trifft z.B. auf viele asiatische Sprachen zu) und Sprachen, in denen Konjugationsinformationen immer an das erste Wort im Satz gehängt werden, egal welche Wortart dieses Wort hat.
 
;Der Gebrauch im Satz
 
;Der Gebrauch im Satz
 
:Oft nicht wirklich von der Form zu trennen ist der Gebrauch im Satz. Adjektive schmiegen sich gerne an das Substantiv an, das sie näher bezeichnen, und Verben stehen in vielen Sprachen immer an der gleichen Stelle im Satz. Diese Einteilung sollten wir an dieser Stelle aber fallen lassen, da sie mehr verwirrt als dass sie uns nützen würde, und da die Satzstellung im nächsten Kapitel näher beleuchtet wird.
 
:Oft nicht wirklich von der Form zu trennen ist der Gebrauch im Satz. Adjektive schmiegen sich gerne an das Substantiv an, das sie näher bezeichnen, und Verben stehen in vielen Sprachen immer an der gleichen Stelle im Satz. Diese Einteilung sollten wir an dieser Stelle aber fallen lassen, da sie mehr verwirrt als dass sie uns nützen würde, und da die Satzstellung im nächsten Kapitel näher beleuchtet wird.
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*''Evidentialität'' - Die Herkunft des Wissens; im einfachsten Fall, ob man es direkt erlebt (gesehen, gefühlt, etc.) oder indirekt aus anderer Quelle erhalten hat.
 
*''Evidentialität'' - Die Herkunft des Wissens; im einfachsten Fall, ob man es direkt erlebt (gesehen, gefühlt, etc.) oder indirekt aus anderer Quelle erhalten hat.
  
In den meisten Sprachen gibt es eine Wortart, das '''Verb''', das die Satzinformationen enthält. Es gibt allerdings auch andere Systeme, bei denen die Informationen beispielsweise an das erste Wort des Satzes gehängt werden, oder es werden eigene Hilfsverben generiert, die die Informationen enthalten.
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In den meisten Sprachen gibt es eine Wortart, das '''Verb''', das die Satzinformationen enthält. Es gibt allerdings auch andere Systeme, bei denen die Informationen beispielsweise an das erste Wort des Satzes gehängt werden (wie oben bereits erwähnt), oder es werden eigene Hilfsverben generiert, die die Informationen enthalten. (Im Deutschen wird z.B. das Tempus der Zukunft über das Hilfsverb 'werden' ausgedrückt.)
  
 
Wörter können darüber hinaus noch andere, für sie spezifische Informationen enthalten:
 
Wörter können darüber hinaus noch andere, für sie spezifische Informationen enthalten:

Aktuelle Version vom 15. Dezember 2015, 17:30 Uhr

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